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Eine Klausel im Testament seines Vaters lautete, daß kein Ran­dolph einer nachfolgenden Generation erben durfte, wenn er eine Person heiratete, die auch nur zu einem Zwanzigstel afrikanischen Ursprungs war.

Ansley lachte. So was Absurdes. Ihre Söhne würden keine Frauen aus Uganda heiraten. Ihre Söhne würden auch keine Afroamerikane­rinnen heiraten, Viertel-, Achtelnegerinnen, nichts dergleichen. Die Jungs wurden nicht nach St. Clement geschickt, um Freigeister zu werden, und bestimmt nicht, um Rassenmischung zu betreiben - zum Teufel mit den Gesetzen.

Warren, der aschfahl geworden war, als er die Klausel vernahm, stieß hervor: »Das ist rechtswidrig. Nach dem heutigen Gesetz ist das rechtswidrig.«

Der alte George Kleiser stapelte ordentlich seine Papiere. »Viel­leicht, vielleicht auch nicht. Man könnte das Testament anfechten, aber wer wollte das tun? Lassen Sie es, wie es ist. Es war der aus­drückliche Wunsch Ihres Vaters.« Offensichtlich hielt George die Bedingung für akzeptabel, oder er verfocht die Theorie, daß man schlafende Hunde nicht wecken soll.

»Warren, du wirst doch deswegen nichts unternehmen? Ich meine, welches Interesse hättest du daran?«

Wie in Trance schüttelte Warren den Kopf. »Nein - aber, Ansley, wenn das bekannt wird, sind meine Chancen, in den Senat gewählt zu werden, gleich null.«

Georges Stentorstimme erfüllte den Raum. »Kein Wort von die­sem, äh, Vorbehalt wird jemals aus diesem Raum nach außen drin­gen.«

»Was ist mit der Person, die das Testament aufgesetzt hat?« insi­stierte Warren.

Der verärgerte George ignorierte die Bemerkung mit Rücksicht auf Warrens kürzlich erlittenen Verlust. Er hatte Warren schon als Kind gekannt und wußte, daß der Mann mittleren Alters, den er hier vor sich hatte, nicht darauf vorbereitet war, die Verwaltung des großen, wenn auch schwindenden Vermögens der Familie zu übernehmen. »Unser Personal weiß, wie man mit heiklen Fragen umgeht, Warren. Fragen auf Leben und Tod.«

»Natürlich, natürlich, George - ich bin bloß vollkommen verdat­tert. Poppa hat nicht ein einziges Mal mit mir über so etwas gespro­chen.«

»Er war eben ein feiner und kein aggressiver Rassist.« Ansley wollte das Thema wechseln und konnte nicht verstehen, warum War­ren sich so aufregte.

»Und du, bist du etwa keine Rassistin?« blaffte Warren sie an.

»Nicht, solange wir nicht quer heiraten. Ich halte nichts von Rassenmischung. Davon abgesehen ist Mensch gleich Mensch.«

»Ansley, auch wenn du noch so wütend auf mich oder die Jungs bist - Menschen gehen sich nun mal ab und zu auf die Nerven -, du mußt mir versprechen, daß du nie, nie weitersagst, was du heute in diesem Zimmer gehört hast. Ich will meine Chancen nicht verlieren, weil Poppa diesen Rassenreinheitstick hatte.«

Ansley versprach zu schweigen.

26

Aber sie brach ihr Versprechen. Sie erzählte es Samson.

Die Frühnachmittagssonne fiel schräg auf Blair Bainbridges großen eichenen Küchentisch. Tulpen schwankten draußen vor den hohen Fenstern, und die Hyazinthen würden in wenigen Tagen aufgehen, wenn das schöne Wetter anhielt.

»Das überrascht mich nicht«, sagte Samson zu Ansley. »Der alte Herr hat sein Leben lang Stammbäume studiert, und für ihn wäre das gewesen, als würde man einen Esel mit einem Vollblutpferd kreu­zen.« Dann feixte er. »Fragt sich natürlich, wer ist der Esel und wer der Vollblüter?«

Sie hielt seine Hand, während sie ihren Kakao trank. »Es kommt mir so - extrem vor.«

Samson zuckte mit den Achseln. Der Inhalt von Wesleys Testa­ment interessierte ihn kaum. In zwanzig Minuten mußte er schon wieder unterwegs sein. Jedesmal, wenn er Ansley verließ, ver­krampfte sich sein Magen. »Hör zu, ich erwarte Leute aus Kaliforni­en, die sich Midale ansehen wollen. Ich denke, ich zeige ihnen auch ein paar Grundstücke in Orange County. Ist unheimlich schön da und noch nicht so erschlossen.« Er legte seine andere Hand schwer auf ihre. »Dann kannst du dich von Warren trennen.«

Ansley versteifte sich. »Nicht, solange er wegen seines Vaters in Trauer ist.«

»Danach. Sechs Monate sind eine angemessene Zeitspanne. Ich kann unterdessen meine Angelegenheiten ordnen und du deine.«

»Schatz« - sie tätschelte seine Hand -, »alles sollte bleiben, wie es ist - vorläufig. Lulu würde dich bis aufs Hemd schröpfen, und zwar in aller Öffentlichkeit. Es muß eine Möglichkeit geben, das zu ver­meiden, ich habe nur noch keine gefunden. Ich hoffe immer noch, daß Lulu jemanden findet, damit sie das Leben leichter nimmt - aber sie hat schon zuviel in ihre Opferrolle investiert. Und dann diese Szene auf Big Daddys Trauerfeier, mein Gott.«

Samson hustete. Sein Magen zog sich noch mehr zusammen. »Das war nur einer von ihren Auftritten. Sie hat mir ins Ohr geflüstert, sie würde das Parfüm einer anderen Frau riechen. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.«

»Sie kennt mein Parfüm. Diva. Aber wenn wir zwei zusammen sind, benutze ich überhaupt kein Parfüm.«

»Nur natürliches Parfüm.« Er küßte ihre Hand.

Sie küßte ihn auf die Wange. »Samson, du bist süß.«

»Das kriege ich von meiner Frau nie zu hören.« Er seufzte und senkte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushallen kann. Mein Leben ist eine einzige Lüge. Ich liebe Lulu nicht. Ich hab's satt, Leuten nach dem Mund zu reden, die selbst nichts zu sa­gen haben. Ich hab's satt, den ganzen Tag mit Fremden in meinem Wagen eingesperrt zu sein; egal, was sie dir für Kaufwünsche nen­nen, in Wirklichkeit wollen sie das genaue Gegenteil kaufen, das schwör ich dir. Käufer sind Täuscher, wie mein erster Makler immer gesagt hat. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.«

»Nur noch eine kleine Weile, Liebster.« Sie knabberte an seinem Ohr. »Und hattest du das Parfüm einer anderen Frau an dir?«

Er stieß hervor: »Bestimmt nicht. Ich weiß überhaupt nicht, wie sie darauf kommt. Ich schau andere Frauen nicht mal mehr an, Ansley.« Er küßte sie leidenschaftlich.

Während sie sich ihm entzog, murmelte sie: »Sie weiß es, sie weiß bloß nicht, daß ich es bin. Komisch, ich hab Lulu gern. Ich rufe sie fast jeden Morgen an. Schätze, sie ist meine beste Freundin, aber als deine Frau hat sie mir nie gepaßt. Ich habe es nie kapiert, verstehst du? Manchmal sieht man Eheleute und weiß sofort, weswegen sie zusammen sind. Harry und Fair zum Beispiel, als sie noch zusammen waren. Oder Susan und Ned - das ist ein gutes Ehepaar -, aber diese gewisse Glut, wie du wohl sagen würdest, habe ich zwischen Lulu und dir nie bemerkt. Ich habe nicht richtig das Gefühl, daß ich sie betrüge. Ich habe eher das Gefühl, daß ich sie befreie. Sie verdient diese Glut. Sie braucht den richtigen Mann für sich - und du bist der richtige Mann für mich.«

Er küßte sie wieder und wünschte, die Uhr würde nicht so laut ticken. »Ansley, ich kann ohne dich nicht leben, das weißt du. Ich wer­de niemals so reich sein wie Warren, aber arm bin ich nicht. Ich ar­beite hart.«

Sie streifte seine Wange mit ihren Lippen und sagte mit leiser Stimme: »Und ich will sichergehen, daß du dich nicht in die Schlan­ge der neuen Armen einreihst. Ich will nicht, daß deine Frau dich ausnimmt. Gib mir ein bißchen Zeit. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Oder jemanden.« Sie sprang vom Stuhl. »O nein!«

»Was ist?« Er trat hastig neben sie.

Ansley zeigte aus dem Küchenfenster. Mrs. Murphy und Tucker rasten vergnügt zum Stall. »Harry kann nicht weit weg sein. Und sie ist nicht blöd.«

»Verdammt!« Samson fuhr sich mit den Händen durch sein dichtes Haar.