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»Danke«, erwiderte sie mit müder Stimme und vergoß eine weitere Träne. »Ich hasse es zu weinen. Aber ich muß dauernd daran denken, daß er nie die Chance hatte, zu heiraten und Kinder zu haben.« Sie stellte ihre Tasse auf den Couchtisch. »Ich rufe Mim an. Sie hat es bestimmt schon gehört.«

Harry, Fair und die Tiere beobachteten, wie sie wählte. Es folgte ein langes Gespräch, aber da Mim den größten Teil bestritt, waren Mirandas Zuschauer auf Vermutungen angewiesen.

»Sie ist hier. Ich frag sie.« Mrs. Hogendobber legte die Hand über die Sprechmuschel. »Mim möchte, daß wir uns morgen mit dem Sheriff treffen. Oliver Zeve ist schon vernommen worden. Gegen Mittag?«

Harry nickte.

Miranda fuhr fort: »Geht in Ordnung. Wir sehen uns dann bei dir. Sollen wir was mitbringen? Ist gut. Wiedersehen.«

»Nehmen Sie doch was von diesem Kuchen mit«, schlug Fair vor.

»Gute Idee.« Sie blieb beim Telefon. »Sheriff Shaw nimmt eine Dingsda vor, wie heißt das, ballistische Untersuchung? Sie hoffen, die Waffe zu finden.«

»Keine Chance.« Harry stützte das Gesicht in die Hände.

»Vielleicht doch.« Fair überlegte laut: »Vielleicht hat der Mörder ja überstürzt gehandelt.«

»Auch wenn er überstürzt gehandelt hat. So dumm ist er - oder sie - bestimmt nicht«, konterte Harry. »Und um es noch schlimmer zu machen, der Regen hat alle Reifenspuren weggewaschen, so daß man keine Abdrücke nehmen kann.«

»Und die Witterung hat er auch weggewaschen«, klagte Tucker.

»Eine merkwürdige Geschichte.« Mrs. Hogendobber setzte sich wieder zu ihnen auf das Sofa.

»Wir müssen die Papiere durchsehen, die Kimball gelesen hat. Rick Shaw hat bestimmt auch schon daran gedacht, aber da wir eini­germaßen vertraut sind mit jener Zeit und ihren Personen, können wir ihm vielleicht helfen.«

»Und euch damit in Gefahr bringen? Das erlaube ich nicht«, sagte Fair entschieden.

»Fair, als wir verheiratet waren, hast du mir auch keine Befehle er­teilt. Bitte fang nicht jetzt noch damit an.«

»Als wir verheiratet waren, Mary Minor, war dein Leben nicht in Gefahr. Du begreifst vielleicht nicht, wohin dies alles führen könnte, aber ich! Ein Mann ist tot, weil er etwas aufgedeckt hat. Wenn er es gefunden hat, spricht alles dafür, daß du es auch findest, vor allem bei deinem Spürsinn.«

»Es sei denn, der Mörder beseitigt den Beweis.«

»Falls das möglich ist«, sagte Mrs. Hogendobber zu Harry. »Viel­leicht muß man bloß die Berichte und Tagebücher durchlesen und zwei und zwei zusammenzählen. Es muß sich nicht um ein einziges Dokument handeln - oder vielleicht doch.«

»Und ich sage euch zwei Schwachköpfen« - Fair hob die Stimme, so daß Tucker die Ohren spitzte - , »was Kimball entdeckt hat, mag durchaus heute noch von Interesse sein. Bei seinen Nachforschungen könnte er auf etwas gestoßen sein, das hier und heute für jemand gefährlich ist. Es ist schwer zu glauben, daß man Kimball wegen eines 1803 begangenen Mordes getötet hat.«

»Da ist was dran«, pflichtete Mrs. Hogendobber ihm bei. Aber sie hatte ein sehr, sehr mulmiges Gefühl.

»Ich sehe die Papiere durch.« Harry war genauso dickköpfig wie Pewter. Die graue Katze staunte. Mrs. Murphy, die schon etliche Szenen zwischen Mr. und Mrs. mitbekommen hatte, war nicht ganz so erstaunt.

»Harry, ich verbiete es!« Fair schlug mit der Hand auf den Couch­tisch.

»Tu das nicht«, bellte Tucker, aber auch sie wollte nicht, daß ihre Mutter sich in Gefahr brachte.

»Immer mit der Ruhe, ihr zwei, immer mit der Ruhe.« Mrs. Ho­gendobber lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Wir wissen, daß Kim­ball Mims Familiengeschichte und die der Coles durchgelesen hat. Ich weiß nicht, ob er zu den Papieren der Randolphs gekommen ist. Sonst noch jemand?«

»Er hat sich eine Liste gemacht. Wir sollten uns diese Liste besor­gen oder Rick um eine Fotokopie bitten.« Harry war zwar wütend auf Fair, aber es freute sie doch, daß er um sie besorgt war; aller­dings wußte sie nicht recht, weshalb sie das so glücklich machte. Harry war langsam in diesen Dingen.

Fair verschränkte die Arme. »Du hörst mir überhaupt nicht zu, überlaß den Fall der Polizei.«

»Ich hör dir zu, aber ich mochte Kimball gern. Wir haben ihm auch geholfen, die Tatsachen zu rekonstruieren. Wenn ich helfen kann, den zu schnappen, der ihn umgebracht hat, dann tu ich es.«

»Ich mochte ihn auch, aber nicht genug, um für ihn zu sterben. Und das bringt ihn auch nicht zurück.« Das war die reine Wahrheit.

»Du kannst mich nicht davon abhalten.« Harry streckte das Kinn vor.

»Nein, aber ich kann mitkommen und helfen.«

Mrs. Hogendobber klatschte in die Hände. »Das laß ich mir gefal­len!«

»Was meinst du, Tucker?« Mrs. Murphy faßte ihren Schwanz mit einer Vorderpfote.

»Er liebt sie noch immer.«

»Unverkennbar.« Pewter legte sich hin, das Gebäck interessierte sie viel mehr als menschliche Gefühle.

»Ja, aber wird er sie zurückerobern?« fragte die Tigerkatze.

39

»Nein.« Sheriff Shaw schüttelte entschieden seinen kahl werdenden Kopf.

»Rick, sie haben ein vernünftiges Argument«, verteidigte Mim Harry und Mrs. Hogendobber. »Sie und Ihre Leute sind mit den Nachkommen von Thomas Jefferson und der Geschichte seiner Sklaven nicht vertraut. Die zwei kennen sich da aus.«

»Meine Abteilung wird einen Experten hinzuziehen.«

»Der Experte ist tot.« Mim preßte die Lippen fest zusammen.

»Ich werde Oliver Zeve bitten«, erklärte der frustrierte Sheriff.

»Ach, und was glauben Sie, wie lange das gutgeht? Außerdem lag ihm nicht besonders an diesem Fall, und er hat sich auch nicht so für Ahnenforschung interessiert wie Kimball. Harry und Mrs. Hogen­dobber haben ja schon mit Kimball zusammengearbeitet.«

»Fair Haristeen hat mich heute morgen angerufen und gesagt, die zwei gehören eingesperrt. Mit Ihnen sind es drei.« Er sah Mim fest an, doch sie gab nicht nach. »Außerdem hat er gesagt, daß das, was Kimball entdeckt hat, hier und heute für jemanden eine Bedrohung sein muß. Und Sie sind alle von dieser Monticello-Sache besessen.«

»Sie etwa nicht?« schoß Harry zurück.

»Hm - naja...« Rick Shaw schob die Hände in sein Lederkoppel. »Ich bin damit befaßt, aber nicht davon besessen. Jedenfalls, dies ist mein Job, und ich muß an die Gefahr für Sie denken, meine Damen.«

»Ich kann ja mit ihnen zusammenarbeiten«, erbot sich Cynthia Cooper fröhlich.

Er schlug sich mit seinem Hut auf den Schenkel. »Ihr Weiber haltet auch immer zusammen.«

Mim lachte. »Männer etwa nicht?«

»Ja, ich wette, Fair hat Ihnen in den Ohren gelegen, weil er glaubt, wir sind in Gefahr. Er ist ein Angsthase.«

»Er ist vernünftig und verantwortungsbewußt.« Rick kämpfte ge­gen den Drang an, noch ein Stück von Mrs. Hogendobbers Kuchen zu essen. Der Drang siegte. »Miranda, Sie sollten das professionell betreiben.«

»Oh, danke.« »Weiß jemand, ob es einen Trauergottesdienst für Kimball geben wird?« fragte Harry.

»Seine Eltern haben ihn zu sich nach Hartford, Connecticut, über­führen lassen. Sie wollen ihn dort begraben. Dabei fällt mir ein, Mrs. Sanburne, Oliver möchte, daß Sie ihm bei der Vorbereitung einer Gedenkfeier zur Hand gehen. Ich bezweifle, daß jemand bis Hartford fahren würde, und er sagte, er würde hier auch gern etwas veranstal­ten.«

»Natürlich. Ich bin sicher, Reverend Jones wird sich zur Verfügung stellen.«

»Nun?« Harrys Gedanken waren schon wieder beim Wesentlichen.

»Was, nun?«

»Sheriff, bitte.« Sie hörte sich an wie ein kluges, bettelndes Kind.

Rick sah zuerst Harry und Mrs. Hogendobber stumm an, dann Cyn­thia, die hoffnungsvoll grinste. »Weiber.« Sie hatten gewonnen. »Die Coles sind damit einverstanden, daß wir ihre Bibliothek einsehen, die Berrymans, Foglemans und Venables auch, und ich habe hier eine Liste mit Namen, die Kimball zusammengestellt hat. Mim, Sie sind die erste auf der Liste.«