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»Sie war eigentlich nicht schwachsinnig. Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft, und dann irrte sie ziellos umher. Sie ist im Februar losgezogen und wahrscheinlich erfroren, die Ärmste. Nein, Randolph war vermutlich nicht hochintelligent, aber er scheint Freude an sei­nen Fähigkeiten gehabt zu haben. Er hat in Buckingham County gelebt, und er hat gerne Geige gespielt. Das ist so ziemlich alles, was ich weiß.«

Harry lachte. »Miranda, wie hätte es Ihnen gefallen, Thomas Jef­fersons jüngerer Bruder zu sein?«

»Vermutlich nicht besonders. Nein. Ich glaube, wir sind hier fertig. Morgen abend bei Samson?«

43

Während sie mit Harry, Mrs. Murphy und Tucker zur Arbeit mar­schierte, knurrte Pewter unaufhörlich. Bewegung hieß für die dicke Katze, von Markets Hintereingang zum Hintereingang des Postamts zu gehen.

»Sind wir bald da?«

»Halt bloß den Mund!« herrschte Mrs. Murphy sie an.

»He, guckt mal«, sagte Tucker, als sie Paddy erblickte, der mit ei­nem Affenzahn auf sie zugerast kam. Seine Ohren lagen flach an, sein Schwanz war ausgestreckt, seine Pfoten berührten kaum die Erde. Er kam aus der Stadt gerannt.

»Murph«, rief Paddy,»komm mit!«

»Du gehst doch nicht mit ihm, oder?« Pewter, die Unannehmlich­keiten kommen sah, ließ ihre Schnurrhaare nach vorn schnellen.

»Was gibt's?« rief Mrs. Murphy.

»Ich hab was gefunden - was Wichtiges.« Er bremste vor Harrys Füßen.

Harry bückte sich und kraulte Paddys Ohren. Weil er nicht unhöf­lich sein wollte, rieb er sich an ihrem Bein.»Komm mit, Murph. Du auch, Tucker.«

»Würdest du mir vielleicht mal sagen, worum es geht?« fragte der kleine Hund vorsichtig.

Pewter rümpfte die Nase.»Gute Frage.«

»In Larry Johnsons und Hayden McIntires Praxis« - Paddy ver­schnaufte -,»ich hab was gefunden.«

»Was hast du da gemacht?« Tucker wollte erst sicher sein, daß es wirklich wichtig war.

»Hab bloß mal vorbeigeschaut. Ich erklär euch das unterwegs. Wir müssen da sein, bevor die Arbeiter kommen.«

»Gehen wir.« Mrs. Murphy stellte ihren Schwanz ruckartig senk­recht und sauste los.

»He, he«, rief Tucker und fügte nach kurzem Überlegen hinzu: »Warte auf mich!«

Pewter setzte sich wütend hin und heulte.»Ich will nicht rennen. Ich geh keinen Schritt weiter. Meine Pfoten tun weh, und ich hasse euch alle. Ihr könnt mich hier nicht allein lassen!«

Verblüfft über die wilde Jagd der Tiere in Richtung Stadtmitte, setzte Harry dazu an, ihnen nachzurufen, doch dann besann sie sich, daß die meisten Leute eben erst aufwachten. Sie fluchte leise vor sich hin. Harry wunderte sich allerdings nicht über Pewters standhafte Weigerung, noch einen Schritt weiterzugehen, nachdem ihre trainier­teren Freundinnen sie so überstürzt verlassen hatten. Sie kniete sich hin und hob das Katzenpaket auf. »Komm, ich trag dich, du faules Stück.«

»Du bist die einzige Person auf dieser weiten Welt, die ich mag«, schnurrte Pewter.»Mrs. Murphy ist ein egoistisches Miststück. Wirk­lich, du solltest mehr mit mir Zusammensein. Sie rennt mit ihrem nichtsnutzigen Exmann davon, und der dämliche Köter dackelt wie ein fünftes Rad am Wagen hinterher.« Die Katze lachte.»Also, ich würde diesen ehebrecherischen Kater nicht mal grüßen.«

»Pewter, du hast ja offenbar ein wirklich schweres Los zu tragen.« Harry war erstaunt, daß die nicht besonders große Katze ein solches Gewicht haben konnte.

Während die drei Tiere durch die quadratischen Stadtviertel rann­ten, informierte Paddy Mrs. Murphy und Tucker.

»Larry und Hayden Mclntire bauen den Praxisflügel des Hauses aus. Ich geh dort gern auf die Jagd. Da gibt's massenhaft Spitzmäu­se.«

»Die muß man genau an der richtigen Stelle packen, denn die kön­nen gemein zubeißen«, unterbrach Mrs. Murphy ihn.

»Man kommt leicht in den Anbau rein und wieder raus«, fuhr er fort.

Vor ihnen erschien das schmucke Haus mit dem kurvigen, mit Plat­ten belegten Weg, der sich dann teilte, um zur Haustür und zum Pra­xiseingang zu führen. Das Schild DR. LAWRENCE JOHNSON & DR. HAYDEN MCINTIRE schwang quietschend im leichten Wind. »Noch keine Arbeiter da«, miaute Paddy triumphierend. Er duckte sich unter der dicken Plastikplane durch, die die Außenmauer be­deckte, und sprang in die erweiterte Fensteröffnung. Das Fenster war noch nicht eingesetzt worden. Zentrum des jüngsten Anbaus war der Kamin. Nun wurde als Gegenpol auch am Ende des neuen Raumes ein neuer Kamin gebaut.

»He, und ich?«

»Wir machen die Tür auf, Tucker.« Mrs. Murphy glitt anmutig hin­ter Paddy durch das Fenster und landete auf dem mit Sägemehl be­deckten Fußboden. Sie lief zur Tür des Anbaus, die noch kein Schloß hatte; das komplizierte Baldwin-Schloß lag noch eingepackt auf dem Fußboden. Mrs. Murphy stieß an die Latte, die gegen die Tür ge­stemmt war. Sie fiel klappernd auf die Erde, und die Tür ließ sich leicht öffnen. Die Corgihündin eilte hinein.

»Wo bist du?« Mrs. Murphy konnte Paddy nicht sehen.

»Hier«, tönte es dumpf.

»Total verrückt«, kommentierte Tucker lakonisch das Geräusch, das aus dem großen Steinkamin kam.

»Verrückt oder nicht, ich geh rein.« Mrs. Murphy trottete zu der höhlenartigen Öffnung. Auf den Schamottsteinen hatte ich vom jahr­zehntelangen Gebrauch eine Kaskade aus seiden- und satinartig schimmernden Schwarz- und Brauntönen gebildet. Das Haus war ursprünglich 1824 erbaut worden der erste Anbau war 1852 hinzuge­kommen.

Tucker plazierte sich in der Feuerstelle.»Als wir das letzte Mal in einem Kamin standen, war eine Leiche drin.«

»Hier oben«, rief Paddy. Seine tiefe Stimme hallte vom Rauchfang wider.

Mrs. Murphys Pupillen wurden weit, und sie bemerkte links von dem großen Rauchfang eine schmale Öffnung. Während des Umbaus waren ein paar lockere Ziegel entfernt worden, so daß für eine sport­liche Katze gerade genug Platz war, sich hindurchzuzwängen.»Ich komme.« Sie stieß sich von ihren kräftigen Hinterbeinen ab, hatte die Entfernung aber falsch abgeschätzt.»Verdammt.« Die Tigerkatze hielt sich an der Öffnung fest, ihr Hinterteil hing über der Seite. Sie krallte sich mit den Hinterpfoten ein und hangelte sich den Rest des Weges hoch.

Paddy lachte.»Gar nicht so einfach.«

»Du hättest mich ruhig warnen können«, beschwerte Mrs. Murphy sich.

»Und mir den Spaß entgehen lassen?«

»Was gibt's so Wichtiges hier oben?« wollte sie von ihm wissen, doch sobald ihre Augen sich an das spärliche Licht gewöhnt hatten, sah sie, daß sie direkt darauf saß. Eine dicke gewachste Ölhaut, ähn­lich wie die äußere Schicht eines teuren Regenmantels, ein Barbour etwa oder ein Dri-as-a-Bone, umhüllte etwas, das wie Bücher oder Kisten aussah.»Kriegen wir das auf?«

»Hab ich versucht. Erfordert Menschenhände«, bemerkte Paddy betont lässig, obwohl er völlig hingerissen war, weil seine Entdeckung die erhoffte Erregung in Mrs. Murphy erzeugt hatte.

»Was gibt es da oben?« jaulte Tucker.