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»Was ist in dem Geschäftsbuch?«

»Nichts, was dich betrifft. Meine Geschäfte haben dich früher nie interessiert, warum jetzt auf einmal?«

»Ich bewirte deine Kunden oft genug.«

»Das ist etwas anderes. Es kann dir doch egal sein, wie ich das Geld verdiene, solange du es ausgeben kannst.«

»Du bist schlau, Samson, viel schlauer als ich, aber ich lasse mich nicht täuschen. Du wirst mich nicht vom Thema abbringen. Was steht in dem Buch?«

»Nichts.«

»Warum hast du es die drei dann eben nicht durchsehen lassen? Kimball hat es gelesen. Damit gehört es zu den Beweisstücken.«

Er führ aus seinem Sessel hoch und baute sich vor ihr auf; seine massige Gestalt bedrohte ihre zierliche Statur, ohne daß er auch nur eine Hand erhob. Er schrie: »Du hältst den Mund über das Buch, sonst helfe mir Gott, ich werde...«

Zum erstenmal in ihrer Ehe gab Lucinda nicht klein bei. »Mich tö­ten?« kreischte sie ihm ins Gesicht. »Entweder steckst du in Schwie­rigkeiten, Samson, oder du tust etwas Ungesetzliches.«

»Halt dich raus aus meinem Leben!«

»Du meinst,>verschwinde aus meinem Leben<«, stieß sie wütend hervor. »Würde dir das dein Verhältnis mit deiner Geliebten nicht erleichtern, wer immer sie ist?«

Samson war die leibhaftige Bedrohung. »Lucinda, wenn du einer Menschenseele etwas von diesem Buch sagst, dann wirst du es bitter bereuen, mehr, als du dir vorstellen kannst. Und jetzt laß mich al­lein.«

Lucinda erwiderte mit eisiger, erschreckender Ruhe: »Du hast Kimball Haynes getötet.«

47

Der Streifenwagen, mit Deputy Cooper am Steuer, empfing einen Notruf. Cynthia riß das Lenkrad herum, wendete scharf und sauste in Richtung White Hall Road. »Festhalten, Mrs. H.!«

Mrs. Hogendobber, die Augen weit aufgerissen, konnte nur nach Luft schnappen, als der Wagen mit heulender Sirene und blinkenden Lichtern losdüste.

»Juhuu!« Harry stemmte sich gegen das Armaturenbrett.

Die Fahrzeuge vor ihnen fuhren schleunigst an den Straßenrand. Ein uralter Plymouth trödelte weiter. Sein Fahrer hatte ebenfalls eine beträchtliche Kilometerzahl auf dem Buckel. Coop fuhr dicht hinter ihm auf und drückte gleichzeitig auf die Hupe. Der Mann erschrak dermaßen, daß er von seinem Sitz hochschnellte und scharf nach rechts schwenkte. Sein Plymouth schwankte von einer Seite auf die andere, blieb aber aufrecht.

»Das war Loomis McReady.« Mrs. Hogendobber drückte die Nase ans Fenster. Als Cynthia eine Kurve nahm, wurde sie auf die andere Seite des Wagens geschleudert. »Gott sei gedankt für die Erfindung der Sicherheitsgurte.«

»Der alte Loomis sollte nicht mehr Auto fahren.« Harry war der Meinung, ältere Leute müßten alljährlich eine Fahrprüfung ablegen.

»Da vorn«, sagte Deputy Cooper.

Mrs. Hogendobber klammerte sich an die Rückenlehne des Vorder­sitzes, um ihr Gleichgewicht zu halten, und spähte zwischen den Köpfen von Harry und Cynthia nach vorn. »Das ist Samson Coles.«

»Rast wie die Feuerwehr, und das mit seinem Wagoneer. Die Din­ger liegen schlecht in der Kurve und können die Spur nicht halten.« Harrys Schultern spannten sich. »Schauen Sie!« Nachdem sie eine weitere scharfe Kurve genommen hatten, konnte Mrs. Hogendobber sehen, daß der Wagen vor Samson noch schneller fuhr.

»Ach du Scheiße, das ist Lucinda! Entschuldigen Sie, Miranda, ich wollte nicht fluchen.«

»Unter den Umständen.« Miranda sprach den Satz nicht zu Ende, weil jetzt am anderen Ende der Straße eine zweite Sirene heulte.

»Jetzt haben Sie sie!« Harry freute sich hämisch.

Als Lucinda sah, daß Sheriff Rick Shaws Wagen ihr entgegenkam, blendete sie ihre Scheinwerfer auf und hielt an. Cooper, die sich dicht hinter Samson geklemmt hatte, ging mit dem Tempo herunter, weil sie dachte, er würde bremsen, aber das tat er nicht. Er schwenk­te um Lulus großen braunen Wagoneer nach rechts, die Räder auf der einen Seite knirschten im Abflußgraben. Gleich vorn lag die Beaver Dam Road, in die er scharf rechts einbiegen wollte.

Sheriff Shaw hielt bei Lucinda an, die heulte, schluchzte und schrie: »Er will mich umbringen!«

»Meine Damen, jetzt wird's brenzlig«, warnte Cooper, als auch sie rechts an Lucinda vorbei in den Abflußgraben schwenkte. Der Strei­fenwagen warf große Klumpen Erde und Sandstein auf, bevor er wieder auf die Straße gelangte.

Samson jagte den roten Wagoneer Richtung Beaver Dam Road, die nicht in einer Rechtsbiegung von neunzig Grad, sondern in einem scharfen Dreißig-Grad-Winkel nordöstlich von der Whitehall Road abging. Es war schon unter den günstigsten Umständen eine mörde­rische Kurve. Gerade als Samson die Abbiegung erreichte, bremste Carolyn Maki in ihrem schwarzen Ford Kombi am Stoppschild. Samson trat so heftig auf die Bremse, daß sein Wagen hinten aus­scherte. Um das auszugleichen, riß er das Steuer viel zu scharf nach rechts. Der Wagoneer überschlug sich zweimal und blieb schließlich auf der Seite liegen.

Wie durch ein Wunder war der Kombi unversehrt geblieben. Caro­lyn Maki öffnete ihre Wagentür, um Samson zu Hilfe zu kommen.

Cooper hielt quietschend neben dem Kombi und sprang, die Pistole in der Hand, aus dem Streifenwagen. »Bleiben Sie im Wagen!« rief sie Carolyn zu.

Harry wollte ihre Tür aufmachen, aber Mrs. Hogendobbers starke Hand faßte sie im Nacken. »Hiergeblieben.«

Das hinderte die beiden aber nicht, die Automatik zum Öffnen der Fenster zu bedienen, damit sie etwas hören konnten. Sie steckten die Köpfe hinaus.

Cooper sprintete zu dem Wagen, wo Samson sich an der Fahrertür zu schaffen machte und dabei himmelwärts deutete, weil der Wagen ja auf der rechten Seite lag. Ohne auf die kleinen Schnitte in seinem Gesicht und an den Händen zu achten, stieß er die Tür auf, kroch mit dem Kopf voran heraus und - starrte in den Lauf von Cynthia Coo­pers Pistole.

»Samson, nehmen Sie die Hände hinter den Kopf.«

»Ich kann alles erklären.«

»Hinter den Kopf!«

Er tat wie befohlen. Ein dritter Streifenwagen kam von der Beaver Dam Road und hielt an. Deputy Cooper war froh über die Verstär­kung. »Carolyn, alles in Ordnung mit Ihnen?«

»Ja«, rief Carolyn Maki, die Augen weit aufgerissen, aus ihrem Kombi.

»Wir brauchen Ihre Aussage. Wir sehen zu, daß einer von uns das in ein paar Minuten aufnehmen kann, dann können Sie nach Hause.«

»Ist gut. Kann ich jetzt aussteigen?«

Cooper nickte. Der dritte Beamte filzte Samson Coles. Die Räder seines Jeeps drehten sich noch.

Carolyn ging zu Mrs. Hogendobber und Harry, die unterdessen vor dem Streifenwagen warteten.

Harry hörte Sheriff Shaws Stimme am Funkgerät. Sie nahm den Hörer auf, der an der Spiralschnur hing. »Sheriff, hier spricht Harry.«

»Wo ist Cooper?« erwiderte er schroff.

»Sie hält Samson Coles in Schach.«

»Jemand verletzt?«

»Nein - abgesehen vom Wagoneer.«

»Ich bin gleich da.«

Der Sheriff überließ Lucinda Coles der Obhut eines seiner Hilfs­sheriffs. Er war keine achthundert Meter entfernt, darum war er in Minutenschnelle zur Stelle. Er schritt entschlossen auf Samson zu. »Lesen Sie ihm seine Rechte vor.«

»Jawohl, Sir«, sagte Cooper.

»So, und jetzt legen Sie ihm Handschellen an.«

»Muß das sein?« klagte Samson.

Der Sheriff ließ sich nicht herab, ihm zu antworten. Er schlenderte zu dem Wagoneer und stellte sich auf die Zehenspitzen, um hinein­zusehen. Auf dem Fenster der Beifahrerseite dicht über der Erde lag eine .38er mit kurzem Lauf.

48

»Er war außer sich vor Entrüstung.« Miranda hielt ihr Publikum in Bann. Sie war in ihrer Geschichte an dem Punkt angelangt, wo Sam­son Coles mit hinter dem Rücken gefesselten Händen zum Wagen des Sheriffs geführt wurde und zu brüllen anfing. Er wolle nicht ins Gefängnis. Er habe weiter nichts Unrechtes getan, als mit dem Auto seine Frau zu verfolgen, und außerdem: Welcher Mann verspüre nicht hin und wieder den Drang, seiner Frau den Schädel einzuschla­gen? Noel Coward habe geschrieben, Frauen seien wie Gongs, sie müßten regelmäßig geschlagen werden.