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»Er bleibt stur bei seiner Geschichte.« »Hat jemand Lulu besucht?« fragte Susan Tucker. »Ich denke, ich gehe heute abend zu ihr.«

»Ich bin bei ihr gewesen.« Mim sprach als erste Bürgerin von Cro­zet, die sie tatsächlich war. »Sie ist furchtbar aufgewühlt. Ihre Schwester ist von Mobile hergeflogen, um ihr beizustehen. Ihre größte Sorge ist, was die Leute sagen werden, aber ich habe ihr ver­sichert, daß sie keine Schuld trifft. Lassen Sie sie noch ein, zwei Tage in Ruhe, Susan, und gehen Sie dann zu ihr.«

»Sie liebt Shortbread«, erinnerte sich Mrs. Hogendobber. »Ich werd ihr welches backen.«

Die anderen hoben die Hände, und Miranda lachte. »Da werd ich wohl bis Ostern in der Küche stehen!«

»Ich gebe die Suche nach der Wahrheit über die Leiche in Hütte Nummer vier noch nicht auf.« Harry ging zur Anrichte, um Kaffee zu machen.

»Und ich denke, ich lese mir mal Dr. Thomas Walkers Papiere durch«, sagte Larry. »Er hat Peter Jefferson auf dem Totenbett beige­standen. Ein sehr vielseitiger Mann, dieser Thomas Walker aus Castle Hill. Vielleicht finde ich ja einen Hinweis, daß er einen Bein­bruch behandelt hat. Es gab noch einen anderen Arzt, aber sein Na­me will mir nicht einfallen.«

»Wir sind es Kimball schuldig.« Harry mahlte Kaffee, und es roch köstlich danach.

»Harry, du gibst wohl nie auf.« Fair ging ihr zur Hand, stellte Tas­sen und Untertassen hin. »Ich hoffe, ihr kommt der Sache bald auf die Spur, damit es endlich vorbei ist, aber ich bin erst mal heilfroh, daß Kimballs Mörder hinter Gittern ist. Das hatte mir Sorgen ge­macht.«

»Ist es denn möglich, daß Samson Coles kaltblütig einen Menschen ermorden konnte?« Mim schenkte sich halb Milch, halb Kaffee in ihre Tasse.

»Mrs. Sanburne, stinknormal aussehende Menschen können die ab­scheulichsten Verbrechen begehen«, erklärte Deputy Cooper, die es wissen mußte.

»Scheint so«, seufzte Mim.

»Glaubst du, daß es Samson war?« fragte Pewter.

Mrs. Murphy schnippte mit dem Schwanz.»Nein, aber jemand will uns glauben machen, daß er es war.« »Aber die Waffe war doch in seinem Wagen.« Tucker wollte gern glauben, daß der Schlamassel vorbei war.

Die Tigerkatze steckte eine Sekunde ihre rosa Zunge heraus.»Es ist noch nicht vorüber -Katzenintuition.«

Miranda fragte: »Ist Kimball noch an die Randolph-Papiere ge­kommen?«

»Herrje, das weiß ich nicht.« Harry zögerte einen Moment, dann ging sie zum Telefon und wählte.

»Hallo, Ansley. Entschuldige die Störung. Hat Kimball eigentlich noch eure Familienpapiere gelesen?« Sie lauschte. »Aha, danke. Entschuldige noch mal.« Sie legte den Hörer auf. »Nein.«

»Wir haben noch ein paar Anhaltspunkte, um Kimballs Nachfor­schungen zu rekonstruieren.« Mrs. H. bemühte sich um einen zuver­sichtlichen Ton. »Irgend etwas wird schon auftauchen.«

54

»So ein Waschlappen«, beklagte sich Mrs. Murphy über Pewter.»Es ist zu weit. Es ist zu kalt. Dann bin ich morgen so müde.«

Im Hundetrab bewältigte Tucker die Kilometer spielend.»Sei froh, daß sie zu Hause geblieben ist. Sie hätte sich hingesetzt und gejam­mert, bevor wir auch nur drei Kilometer weit gekommen wären. So kriegen wir wenigstens unsere Arbeit getan.«

Ihr Katzeninstinkt sagte Mrs. Murphy, daß die ganze Geschichte noch lange nicht aufgedeckt war. Sie hatte Tucker vorgeschlagen, spätabends zu Samson Coles' Besitz zu laufen. Der beherzte kleine Hund bedurfte keiner Überredung. Auch war die Aufregung über den Bücherfund im Kamin noch nicht abgeklungen. Im Moment glaubten sie sich zu allem fähig.

Sie überquerten Felder, sprangen über Bäche, krochen unter Zäu­nen hindurch. Sie überholten Rehrudel; die Ricken hatten neugebo­rene Kitze neben sich. Und einmal fauchte Mrs. Murphy, als sie ei­nen Fuchsrüden witterte. Katzen und Füchse sind natürliche Feinde, weil sie einander die Nahrung streitig machen.

Auf dem von ihnen gewählten Weg waren es sieben Kilometer bis zu Lucindas und Samsons Haus, und so kamen sie gegen elf Uhr an. Oben im Wohnzimmer brannte Licht.

Mächtige Walnußbäume beschirmten das Haus. Mrs. Murphy klet­terte auf einen hinauf und spazierte auf einem Ast nach vorn. Durch das Wohnzimmerfenster sah sie Lucinda Coles und Warren Ran­dolph. Sie stieg rückwärts vom Baum und sprang auf das breite Fen­stersims. So konnte sie hören, was die beiden sprachen, denn das Fenster stand offen, damit die kühle Frühlingsluft das Haus durch­wehen und die muffige Winterluft vertreiben konnte. Die Katze at­mete kaum, als sie lauschte.

Tucker wußte, daß Mrs. Murphy auf diesem Gebiet einwandfreie Arbeit leistete, und sie beschloß, ihrerseits soviel wie möglich zu erschnuppern.

Lucinda, die sich mit dem Taschentuch die Augen abtupfte, nickte mehr, als daß sie sprach.

»Du hattest keine Ahnung?« »Ich wußte, daß er was mit einer Frau hatte, aber ich wußte nicht, daß es Ansley war. Meine beste Freundin. Gott, was für ein Kli­schee«, stöhnte sie.

»Ich habe nichts geahnt. Hör zu, ich weiß, du hast genug Ärger am Hals, und ich möchte nicht, daß du dir wegen Geld Sorgen machst. Wenn du gestattest, kann ich mich um den Besitz kümmern und tun, was getan werden muß, natürlich zusammen mit euren regulären Anwälten. Du darfst nichts überstürzen. Selbst wenn Samson verur­teilt wird, bedeutet das nicht, daß du alles verlieren mußt.«

»O Warren, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«

Er seufzte. »Ich kann es immer noch nicht fassen. Du glaubst je­manden zu kennen, und dann... wenn ich ehrlich sein soll, regt mich diese... Affäre viel mehr auf als der Mord.«

»Wie hast du es rausgekriegt?«

»Hinter dem Postamt. Am Dienstag. Samson hat sich verplappert, er machte eine Bemerkung über etwas, das nur meine Frau wissen konnte.« Er zögerte. »Neulich abends bin ich hinterhergefahren und habe die Scheinwerfer ausgeschaltet. Ich war drauf und dran, reinzu­kommen und es dir zu sagen, aber dann habe ich mittendrin Man­schetten gekriegt. Ich hab seinen Wagen in der Einfahrt gesehen. Worauf ich, wie gesagt, gekniffen habe. Ich weiß nicht, ob es was geändert hätte, wenn du es vor ein paar Tagen erfahren hättest anstatt heute.«

»Das hätte unsere Ehe auch nicht gerettet.« Sie fing wieder an zu weinen.

»Hat er wirklich gedroht, dich umzubringen?«

Sie nickte und schluchzte.

Warren rang die Hände. »Das dürfte das Scheidungsverfahren be­schleunigen.« Er sah zum Fenster. »Deine Katze will rein.«

Mrs. Murphy erstarrte. Lucinda sah hoch. »Das ist nicht meine Kat­ze.« Wie der Blitz schoß Mrs. Murphy vom Fenstersims. »Komisch, die sah aus wie Mrs. Murphy.«

»Tucker, nichts wie weg!«

Mrs. Murphy flitzte über den vorderen Rasen. Tucker, die rennen konnte wie der Teufel, holte sie ein. Sowohl aus Neugierde als auch aus dem Wunsch, ihren Kummer für einen Augenblick zu vergessen, öffnete Lucinda die Haustür und sah die beiden. »Das sind Harrys Schützlinge. Was haben die bloß hier draußen zu suchen?«

Warren stellte sich neben sie und beobachtete die beiden Tiere, de­ren Silhouetten sich vor dem Silbermond abhoben. »Sie jagen. Du würdest staunen, wie groß Jagdreviere sind. Bären gehen im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern auf Raubzug.«

»Man sollte meinen, daß es bei Harry genug Mäuse gibt.«

55

Die Menge hatte sich in den Gartenanlagen von Monticello versam­melt. Die Gedenkfeier für Kimball Haynes wurde an der Stätte ab­gehalten, die er gekannt und geliebt hatte. Monticello, jeglichen häuslichen Lebens beraubt, macht dies dadurch wett, daß es alle, die hier arbeiten, emotional in seinen Bann zieht.