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»Das ist nicht wahr«, quengelte die graue Katze.

»Zank und Streit, und das am Sabbat«, tadelte Mrs. Hogendobber die zwei Katzen. »Harry, was ist bloß mit Ihrer Tucker los? Wenn ich gehe, geht sie auch. Wenn ich anhalte, hält sie auch an. Wenn ich stehe, steht sie und beobachtet mich.«

»Tucker, was machst du da?« fragte Harry ihre Corgihündin.

»Beschatten«, antwortete der Hund.

Mrs. Murphy lachte.»Mrs. Hogendobber?«

»Übung macht den Meister.« Der Hund kehrte den Katzen den Rücken. Tucker war sicher, daß Gott die Katzen zuerst erschaffen hatte, zur Übung. Danach, als er aus seinem Fehler gelernt hatte, schuf er den Hund.

»Wer war's?« Pewter versetzte Mrs. Murphy einen Klaps. Mrs. Murphy, die auf ihrem Hinterteil saß, schlug umgehend zurück. In Sekundenschnelle war ein grimmiger Boxkampf im Gange, der die zwei Menschen veranlaßte, ihre Aufmerksamkeit den Kontrahentin­nen zuzuwenden.

»Ich setze auf Pewter.« Mrs. Hogendobber zog einen zerknitterten Dollarschein aus ihrer geräumigen Rocktasche.

»Auf Mrs. Murphy.« Harry angelte einen gleichermaßen zerknitter­ten Geldschein aus ihrer Levi's.

»Pewter ist größer. Sie hat mehr Schlagkraft.«

»Dafür ist Murphy schneller.«

Die zwei Katzen umkreisten und boxten sich gegenseitig, dann sprang Pewter auf die Tigerkatze, warf sie zu Boden, und sie rangen miteinander. Mrs. Murphy entwand sich dem Fettkloß und sauste mitten durch den Garten und einen Tupelobaum hinauf. Pewter, dicht auf ihren Fersen, raste zum Baum, beschloß aber, unten zu warten, bis Mrs. Murphy wieder herunterkam, statt ihr nachzuklettern.

»Sie wird rückwärts den Baum runterkommen und über deinen Kopf weg türmen«, sagte Tucker zu Pewter.

»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« fauchte Mrs. Murphy von oben.

»Da, wo was geboten wird.«

Mrs. Murphy kletterte rückwärts herunter, genau wie Tucker vor­ausgesagt hatte, aber dann ließ sie sich direkt auf die pummelige graue Katze fallen und wälzte sie herum. Die Kämpfenden gaben gewaltiges Gefauche und Gekeuche von sich. Diesmal war es Pew­ter, die sich befreite: Sie lief geradewegs zu Mrs. Hogendobber. Mrs. Murphy jagte bis zu den Beinen der Dame, dann langte sie um Mrs. H.'s flache Schnürschuhe herum, um Pewter eine zu knallen. Pewter zahlte es ihr mit gleicher Münze heim.

»Sie werden mich kratzen, und ich habe neue Nylonstrümpfe an.« »Halt den Mund, Mrs. Hogendobber, wir tun deinen Nylons schon nichts«, fuhr Pewter sie mißmutig an, wenngleich sie sich über die Beachtung freute.

»Angstmieze«, spottete Mrs. Murphy.

»Was, wegen so einem dürren Gassenkätzchen? Daß ich nicht la­che!« Es folgte ein neuerlicher linker Haken.

»Fettsack, Fettsack, breit wie hoch, paßt nicht mehr durchs Keller­loch!« johlte Mrs. Murphy.

»Das ist kindisch und plump.« Pewter kehrte ihr den Allerwertesten zu und stolzierte davon.

»He, du hast angefangen, Arschbacke«, brüllte Mrs. Murphy ihr nach.

»Bloß, weil du dich so aufspielen mußtest, von wegen, wer der Mörder ist. Was soll mich das kümmern? Das ist Menschensache. Ich bin doch nicht lebensmüde.«

»Ätsch, du weißt es nicht!« trällerte Mrs. Murphy.»Es ist Warren Randolph.«

»Nein!« Die graue Katze machte kehrt und lief geradewegs zu Mrs. Murphy.

Mrs. Murphy nickte zu Tucker hinüber.»Wir sind ganz sicher.«

Als Tucker herbeitappte, um Pewter über die Einzelheiten aufzu­klären, lachten Mrs. Hogendobber und Harry über die Tiere.

»Frühling, wundersamer Frühling - nicht gerade die Jahreszeit, die man mit traurigen Dingen verbindet, aber uns hat er reichlich Kum­mer beschert.« Miranda blinzelte heftig, dann konsultierte sie ihren Gartenplan. »Also, Harry, was wollten Sie mir von Patsy Jefferson Randolph erzählen, bevor die kleinen Racker diese köstliche Vorstel­lung gaben?«

»Ach, bloß daß ihr Vater vielleicht nicht gewußt hat, wie man mit jungen Frauen spricht. Aber sie soll ihm sehr ähnlich gewesen sein, deswegen schätze ich, es war nicht so schlimm für sie. Die jüngere Schwester stand ihm nicht so nahe, wenngleich sie ihn natürlich ge­liebt hat.«

»Es muß wundervoll gewesen sein für Patsy, eine teure französi­sche Schule zu besuchen. Wann war das gleich? Helfen Sie mal mei­nem Gedächtnis nach.«

»Sie haben sich Patsys und Pollys Kinder vorgenommen. Mit Thomas Jeffersons Brüdern und seiner Schwester sowie seinen Kin­dern habe ich mich befaßt. Sonst würden Sie die Daten parat haben. Mal sehen, ich glaube, sie wurde 1784 in Panthemont eingeschrie­ben. Offenbar waren dort auch Prinzessinnen, die königsblaue Schärpen trugen. Sie haben die Amerikanerin in ihrer Mitte>Jeffy< genannt.«

»Patsy hatte wirklich großes Glück.«

»Das empfand sie aber nicht so, als sie Livius lesen mußte. Mir ist es übrigens genauso ergangen. Für Livius und Tacitus hatte ich keine Antenne.« Harry streckte den Zeigefinger hoch, als würde sie eine Antenne ausfahren.

»Ich habe bei Vergil aufgehört. Ich habe kein College besucht, sonst hätte ich weitergemacht mit Latein. Was gibt es sonst noch von Patsy?«

»Mrs. Hogendobber, Sie wissen, ich würde Ihnen gern helfen. Ich komme mir dämlich vor, wie ich hier herumsitze, während Sie Ihren Garten planen.«

»Ich bin die einzige, die ihn planen kann. Ich möchte die Japankä­fer unschädlich machen, bevor sie überhaupt aufkreuzen.«

»Dann pflanzen Sie keine Rosen.«

»Reden Sie keinen Unsinn, Harry. Ein Garten ohne Rosen, das geht einfach nicht. Die verdammten Käfer. Verzeihen Sie, wenn ich flu­che.« Sie lächelte verschmitzt.

Harry nickte. »Also, wir waren bei Panthemont stehengeblieben. Patsy wollte Nonne werden. Es war eine katholische Schule. Da wurde ihr Vater nervös, und am 20. April 1789 hat er für Patsy und ihre Schwester die volle Rechnung für das laufende Jahr bezahlt und die Kinder schleunigst von der Schule genommen. Komische Ge­schichte. Ach ja, etwas habe ich vergessen. Sally Hemings, die unge­fähr in Patsys Alter war, ist mit ihr nach Frankreich gereist, als Leib­diener sozusagen. Wie hieß doch gleich das weibliche Pendant?«

»Kammerzofe.«

»Ach ja. Wie auch immer, ich habe mir überlegt, daß das Erlebnis der Freiheit, der französischen Kultur und des engen Zusammenseins mit Patsy in einem fremden Land die zwei einander nahegebracht haben muß. Ähnlich, wie Jefferson seinen Diener Jupiter geliebt hat, der auch in seinem Alter war. Sie waren von Kindheit an unzertrenn­lich.« »Das Ich auf der anderen Seite des Spiegels«, sagte Miranda mit verträumtem Blick.

»Wie bitte?«

»Die Sklavinnen und Sklaven, die ihre Zofen und Leibdiener wa­ren. Sie müssen ihre Alter egos gewesen sein. Ich hatte mir nie klar­gemacht, wie vielschichtig, wie tief und wirr die Gefühle auf beiden Seiten des Spiegels gewesen sein müssen. Und heute sind die Rassen auseinandergedriftet.«

»Auseinandergerissen trifft es eher.«

»Was auch immer, es ist nicht recht. Wir sind alle Amerikaner.«

»Sagen Sie das dem Ku-Klux-Klan.«

»Ich wäre eher geneigt, denen zu sagen, sie sollen sich bessere Bet­tücher kaufen.« Miranda war heute in bester Verfassung. »Wissen Sie, wenn man sich die Argumente dieser Extremistengruppen oder des militanten rechten Flügels anhört findet man darin oft ein Körn­chen Wahrheit. Sie haben viele Übel unserer Gesellschaft auf den Punkt gebracht, das muß ich ihnen lassen. Sie denken wenigstens nach über die Gesellschaft, in der wir leben. Harry, sie haben nicht nur ihr Vergnügen im Sinn. Aber ihre Lösungen, die sind fanatisch und absurd.«