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»Und simpel. Deswegen ist ihre Propaganda so wirksam, und ich denke auch, daß es immer leichter ist, gegen etwas zu sein als für etwas Neues. Ich meine, wir haben nie in einer Gemeinschaft gelebt, wo echte Rassengleichheit herrschte. Das ist etwas Neues, und Neues läßt sich schwer verkaufen.«

»Darüber habe ich noch nie nachgedacht.« Mrs. H. stützte das Kinn in die Hand und beschloß in diesem Augenblick, die Wicken auf die andere Gartenseite zu setzen.

»Das ist es, was Jefferson, Washington, Franklin, Adams und all diese Männer so bemerkenswert macht. Sie waren bereit, etwas abso­lut Neues zu versuchen. Sie waren bereit, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Sie hatten Courage. Die ist uns, glaube ich, abhanden ge­kommen. Die Amerikaner haben ihren Weitblick und ihren Kampf­geist verloren.«

»Ich weiß nicht, ich erinnere mich noch genau an den Zweiten Weltkrieg. Damals hat es uns nicht an Courage gefehlt.«

»Miranda, das ist fünfzig Jahre her. Sehen Sie uns heute an.« »Vielleicht sammeln wir Energie für den nächsten Vorstoß in die Zukunft.«

»Ich bin froh, daß wenigstens eine von uns optimistisch ist.« Har­rys Alter brachte es mit sich, daß sie keine Epoche der amerikani­schen Geschichte erlebt hatte, in der die Menschen für das Allge­meinwohl an einem Strang zogen. »Übrigens, da ist noch etwas. Sally und Betsey Hemings waren für die um einiges jüngere Medley Orion wie zwei Schwestern Sie waren offensichtlich alle drei sehr schön. Es muß ein Vergnügen gewesen sein, in der Abenddämme­rung im Freien zu sitzen, wenn die Grillen zirpten, und Sally vom vorrevolutionären Frankreich erzählen zu hören.«

Pewter war zu einem anderen Schluß gekommen als Mrs. Murphy und Tucker. Sie glaubte nicht, daß Warren Randolph der Mörder war. Sie hielt den beiden entgegen, daß ein Mann mit so viel Geld es doch nicht nötig habe, jemanden umzubringen. Er könne jemanden anheuern, der das für ihn erledigte.

Mrs. Murphy erwiderte, daß Warren irgendwann durchgeknallt sein müsse.

Pewter antwortete lapidar:»Blödsinn«

»Egal, was du denkst, ich will nicht, daß Mutter sich in Schwierig­keiten bringt.«

»Das wird sie nicht tun Sie weiß ja nicht, daß Warren der Mörder ist«, sagte Pewter.

Das leise Surren des Bentley Turbo R. lenkte sie ab. Mim stieg aus dem Wagen. »Miranda, hat Sheriff Shaw mit dir über Larrys Todes­anzeige und die Beerdigung gesprochen?«

Miranda, die die Hand mit der Stange mitten in der Luft verharren ließ, machte ein Gesicht, als wollte sie einem Vampir den Garaus machen. »Ja, und ich finde es höchst sonderbar.«

Mims Krokoslipper faszinierten Mrs. Murphy, die den Rasen über­querte, um sich zu Harry und Mrs. Hogendobber zu gesellen.

»Die sind hübsch«, bewunderte die Tigerkatze die Schuhe.

»Pipikram. 'ne große Skinkechse, weiter nichts.« Für Pewter war das exotische Krokodilleder nichts anderes als die Haut jener ge­schmeidigen Eidechsen, die in Virginia heimisch waren.

Während die drei Frauen sich über Rick Shaws eigenartiges Ansin­nen berieten, sorgten und wunderten, bemerkte Harry daß Mrs. Murphy um Mims Schuhe herumschlich. Sie bückte sich, um ihre Katze hochzuheben, aber Mrs. Murphy entzog sich blitzschnell ihrem Griff.

»Trantüte«, spottete die Katze.

Harry antwortete nicht, sondern sah die Katze nur streng an.

»Mach sie nicht wütend, Murph«, bat Tucker.

Statt zu antworten, legte Mrs. Murphy die Ohren an und kehrte Tu­cker den Rücken zu, während Mim zu ihrem Bentley schritt, um ihr Handy zu holen. Miranda ging ins Haus. Nach zehn Minuten am Telefon, während deren es Harry überlassen blieb, die Gartenstangen einzusetzen, erschien Miranda wieder.

»Nein, nein und nochmals nein.«

Mim hob ruckartig den Kopf. »Das gibt's doch nicht.«

Mirandas volle Altstimme dröhnte: »Hill und Woods haben die Leiche nicht. Im Thacker Funeral Home ist sie auch nicht, und ich habe sogar Bestattungsinstitute im westlichen Orange County ange­rufen. Keine Spur von Larry Johnson, und ich muß schon sagen, ich finde das schrecklich. Wie kann die Rettungsmannschaft eine Leiche verlieren?«

Harry griff nach Mims Handy. »Darf ich?«

»Ich bitte darum.« Mim überließ ihr das Gerät.

»Diana« - Harry hatte Diana Robb am Apparat -, »weißt du, bei welchem Bestattungsinstitut Larry Johnsons Leiche ist?«

»Nein - wir haben ihn bloß am Krankenhaus abgeliefert.« Dianas ausweichende Antwort machte Harry, die die Krankenschwester seit ihrer Schulzeit kannte, stutzig.

»Weißt du, wer bei der Aufnahme im Krankenhaus Dienst hatte?«

»Harry, Rick Shaw wird sich um alles kümmern, keine Sorge.«

Harry erwiderte bissig: »Seit wann arrangieren Sheriffs Beerdigun­gen? Diana, ich brauche deine Hilfe. Wir haben hier eine Menge Arbeit.«

»Besprich das mit Rick.« Diana legte auf.

»Sie hat einfach aufgelegt!« Harrys Gesicht lief dunkelrot an. »Ir­gendwas ist hier faul. Ich geh ins Krankenhaus.«

»Nein - warten Sie.« Mim lächelte. Sie griff nach dem Telefon; ihr mauvefarbener Metallicnagellack paßte genau zu ihrem pflaumen­blauen Pullover. Sie wählte. »Ist Sheriff Shaw da? Ach so. Und De­puty Cooper? Verstehe.« Mim hielt inne. »Sehen Sie nach, ob Sie sie aus der Besprechung herausholen können, nur für einen Augen­blick.«

Es folgte eine lange Pause, während deren Mim mit dem Fuß im Gras tappte und Mrs. Murphy erneut um die Krokoslipper herum­schlich. »Ah, Deputy Cooper. Ich brauche Ihre Hilfe. Weder Mrs. Hogendobber, Mrs. Haristeen noch ich können Larry Johnsons Lei­che in einem Bestattungsinstitut ausfindig machen, nicht in Albern­arie und nicht in Orange County. Es sind eine Menge Dinge zu erle­digen. Das werden Sie sicher verstehen, und.«

»Mrs. Sanburne, der Leichnam befindet sich noch im Krankenhaus. Sheriff Shaw wünscht, daß weitere Tests vorgenommen werden, und bevor er nicht überzeugt ist, daß die Pathologie alles hat, was sie braucht, wird die Leiche nicht freigegeben. Sie werden bis morgen warten müssen.«

»Ich verstehe. Danke.« Mim schob die Antenne ein und schaltete das Gerät aus. Sie wiederholte Cynthias Erklärung.

»Das kaufe ich ihr nicht ab.« Harry verschränkte die Arme.

Mim verzog das Gesicht. »Ich schätze, wenn die Blutzirkulation mal stillsteht, sind die Proben nicht mehr so, äh, frisch.«

Jetzt griff sich Miranda das Telefon. Sie zwinkerte den anderen zu. »Hallo, hier spricht Mrs. Johnson, ich möchte mich erkundigen, wie es um meinen Mann steht. Dr. Larry Johnson.«

»Larry Johnson, Zimmer 504?«

»Richtig.«

»Er ruht friedlich.«

Mrs. Hogendobber wiederholte die Antwort. »Er ruht friedlich - das will ich meinen, er ist tot.«

Das nervöse Stottern und die Hektik am anderen Ende der Leitung überzeugten Miranda endgültig, daß hier etwas faul war. Das Ge­spräch wurde abgebrochen. Mirandas Augenbrauen fuhren so hoch, daß sie fast in ihrer Frisur verschwanden. »Kommt, Mädels.«

Während Mrs. Hogendobber auf den Beifahrersitz des Bentley klet­terte, schloß Harry den Hintereingang des Postamtes auf und scheuchte die zwei Katzen und den niedergeschlagenen Hund hinein.

»Unfair!« riefen die Tiere im Chor.

Harry sprang auf den Rücksitz, Mim trat das Gaspedal durch.

»Bei Gott, jetzt wird der Sache auf den Grund gegangen!«

63

Die Frau an der Aufnahme des Martha-Jefferson-Krankenhauses versuchte, Mim abzufangen, aber Harry und Miranda überlisteten sie. Worauf Mim sich die Verblüffung der jungen Frau zunutze machte und ihr ebenfalls entkam.