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»Darüber habe ich nie nachgedacht«, sagte Sheriff Shaw.

Miranda konnte das Entsetzliche nicht fassen. »Es ist mir egal wer was gewußt hat. Man begeht wegen so etwas keinen Mord.«

»Warren hat immer im Schatten seines Vaters gelebt. Nur bei Ans­ley ging er aus sich heraus. Seien wir ehrlich, sie ist der einzige Mensch, der in Warren je einen Mann sah. Als er gleich nach dem Tod seines Vaters dahinterkam, daß sie einen anderen hatte, ich den­ke, das war zuviel für ihn. Warren ist nicht sehr stark«, sagte Harry.

»Ich dachte, Samson Coles war derjenige, der fremdging. Ansley doch nicht etwa auch?« Miranda wollte es genau wissen.

»Bloß nicht weiter dran rühren.« Mim schürzte die Lippen.

»Nein.« Wie Miranda fand auch Harry den Skandal, nun ja, son­derbar.

»Warum verhaften Sie Warren nicht?« fragte Mim den Sheriff streng.

»Erstens hat Dr. Johnson seinen Beinahe-Mörder nicht gesehen, wenngleich wir beide glauben, daß es Warren war. Zweitens, wenn ich Warren in eine Falle locken und ihn dazu bringen kann, sich zu verraten, erleichtert das das Strafverfahren erheblich. Warren ist so reich, daß er davonkommt, wenn ich ihn nicht festnageln kann. Er wird ein, zwei Millionen für die besten Verteidiger Amerikas lockermachen und sich garantiert herauswinden. Ich hatte gehofft, wenn wir die Tatsache, daß Larry lebt, für vierundzwanzig Stunden ge­heimhalten, würde mir das den Vorsprang verschaffen, den ich brau­che, aber viel weiter kann ich nicht gehen. Die Reporter werden je­manden bestechen, und außerdem ist es grausam, die Leute Larrys Tod betrauern zu lassen. Sehen Sie doch nur, wie Sie reagiert ha­ben.«

»Das hat mich sehr gefreut, meine Damen.« Wieder traten Larry die Tränen in die Augen.

»Warum können Sie nicht einfach zu Warren gehen und sagen, daß Larry lebt, und sehen, wie er reagiert?« wollte Mim wissen.

»Das könnte ich, aber er würde sich vorsehen.«

»Bei mir nicht. Er mag mich«, sagte Harry.

Rick hob die Stimme. »Nein.«

»Haben Sie vielleicht eine bessere Idee?« blaffte Mim den Sheriff an.

65

Während der supermannblaue Ford über die lange, kurvige, von Bäumen gesäumte Straße gondelte, schmiedeten Mrs. Murphy und Tucker Pläne. In lauten Selbstgesprächen war Harry den Plan immer wieder durchgegangen, daher wußten die Tiere, was sie im Kranken­haus erfahren hatte. Im Auto war eine Abhörvorrichtung; Sheriff Shaw und Deputy Cooper hatten sich auf einer Nebenstraße nahe der Einfahrt von Eagle's Rest postiert. Sie würden jedes Wort hören, das Harry und Warren sprachen.

»Wir könnten Warren ins Bein beißen und ihn von vornherein kampfunfähig machen.«

»Tucker, damit würdest du dich nur in Tollwutverdacht bringen.« Die Katze schlug dem Hund mit der Pfote auf die gespitzten Ohren.

»Ich bin gegen Tollwut geimpft.« Tucker seufzte.»Hast du viel­leicht eine bessere Idee?«

»Ich könnte einen Erstickungsanfall vortäuschen.«

»Versuch's mal.«

Mrs. Murphy hustete und keuchte. Ihre Augen tränten. Sie ließ sich auf die Seite plumpsen und hustete weiter. Harry fuhr den Transpor­ter an den Rand der Zufahrt. Sie nahm die Katze hoch und schob ihr den Finger in den Rachen, um den Fremdkörper zu entfernen. Als sie keinen Fremdkörper fand, legte sie Mrs. Murphy über ihre linke Schulter und klopfte sie mit der rechten Hand wie ein Baby, das Bäuerchen machen soll. »Schon gut, Miezekätzchen. Dir fehlt nichts.«

»Ich weiß, daß mir nichts fehlt. Um dich mach ich mir Sorgen.«

Harry ließ Mrs. Murphy wieder auf den Sitz herunter und setzte die Fahrt zum Haus fort. Ansley, die unter den hoch aufragenden korin­thischen Säulen auf der Seitenveranda saß, winkte flüchtig, als Harry unangemeldet in Sicht kam.

Harry sprang zusammen mit ihren Tieren aus dem Wagen. »Hallo, Ansley, entschuldige, daß ich nicht erst angerufen habe, aber ich bringe eine wunderbare Neuigkeit. Wo ist Warren?«

»Im Stall. Die Stute ist soweit, sie fohlt gerade«, teilte Ansley ihr lakonisch mit. »Du bist ganz rot im Gesicht. Muß ja was Tolles sein.« »Allerdings. Komm doch gleich mit. Dann muß ich die Geschichte nicht zweimal erzählen.«

Als sie zu dem imposanten Stall schlenderten, atmete Ansley tief durch. »Ist das nicht ein herrliches Wetter? So richtig Frühling.«

»Ich krieg immer Frühlingsgefühle«, gestand Harry. »Kann mich auf nichts konzentrieren, und von allen Menschen geht ein Schimmer aus - vor allem von gutaussehenden Männern.«

»Verdammt, dafür brauch ich keinen Frühling«, lachte Ansley. Sie traten in den Stall.

Fair, Warren und Vanderhoef, der Gestütsmeister der Randolphs, hockten in der Abfohlbox. Die Stute hielt sich wirklich wacker.

»Hallo«, grüßte Fair die Frauen, dann machte er sich wieder an die Arbeit.

Harry strahlte. »Ich bringe die beste Nachricht des Jahres.«

»Ich wünschte, sie würde das nicht tun.« Mrs. Murphy schüttelte den Kopf.

»Ich auch«, pflichtete die verzagte Tucker ihr bei.

»Nun sag schon.« Warren stand auf und ging aus der Box.

»Larry Johnson lebt!«

»Gott sei Dank!« jubelte Fair, dann fing er sich und senkte die Stimme. »Ich kann's nicht glauben.« Zum Glück hatte sein Juchzer die Stute nicht erschreckt.

»Ich auch nicht.« Warren wirkte einen Moment benommen. »Wie­so ihn überhaupt jemand umbringen wollte, ist mir ein Rätsel. So ein großartiger Mensch. Das ist wirklich eine gute Nachricht.«

»Ist er bei Bewußtsein?« erkundigte sich Ansley.

»Ja, er sitzt im Bett, Miranda ist bei ihm. Deswegen bin ich herge­kommen, ohne vorher anzurufen. Ich wußte, daß ihr euch freuen würdet.«

»Hat er gesehen, wer auf ihn geschossen hat?« fragte Warren, wäh­rend er von der Stalltür wegging.

»Ja.«

»Achtung!« bellte Tucker, als Ansley Harry über den Haufen rannte und zu ihrem Wagen lief.

»Herrgott, was. ?« Warren stürmte durch den Gang hinter ihr her. »Ansley, Ansley, was soll das?«

Sie sprang in Warrens Porsche 911, der im Scheunenhof parkte, ließ ihn an und raste aus der Einfahrt. Warren rannte ihr nach. In einer tückischen Kurve wendete sie - wie wendig dieses Auto doch war -, um auf ihren Mann loszusteuern. »Warren, lauf im Zickzack!« rief Harry am Ende des Ganges.

»Sag, er soll wieder herkommen«, befahl Fair, denn gerade kam das Fohlen.

Warren lief hin und her. Das Auto lenkte sich so flott, daß Ansley ihn beinahe erwischt hätte, aber er rettete sich hinter einen Baum, und sie wendete abermals und schoß die Einfahrt hinunter.

»Warren, Warren, hier rein!« rief Harry nach draußen. »Falls sie zurückkommt.«

Kreidebleich rannte Warren zurück in den Stall. Er ließ sich gegen die Stalltür sacken. »Mein Gott, sie hat es getan.«

Fair kam aus der Box und legte seinen Arm um Warrens Schulter. »Ich ruf den Sheriff an, Warren, und wenn's bloß wegen deiner Si­cherheit ist.«

»Nein, bitte nicht. Ich werde schon mit ihr fertig. Ich kümmere mich darum, daß sie in ein gutes Heim kommt. Bitte, bitte«, flehte Warren.

»Armer Trottel.« Mrs. Murphy rieb sich an Harrys Beinen.

»Zu spät. Rick Shaw und Coop stehen am Ende der Zufahrt«, er­klärte Harry ihm.

In diesem Moment hörten sie den Porschemotor dröhnen, Sirenen heulen und Reifen quietschen. Ansley, eine gute Fahrerin, war dem Sheriff und seiner Stellvertreterin mühelos ausgewichen; sie hatten keine Straßensperre errichtet, weil sie darauf vorbereitet gewesen waren, nach Eagle's Rest zu donnern und Harry zu Hilfe zu kom­men. Jetzt fanden sie, Harry könnte es allein bewältigen - und das tat sie. Die Sirenen verklangen.