Выбрать главу

Sie bejahte seine Frage.

Vor ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem neben einem Notizbuch eine halbgeleerte Colaflasche stand. Jetzt legte er sich das Notizbuch auf die Knie und zog einen Bleistift heraus.

»Ich komme, Madam (er sprach das Wort M'domm aus), um Sie nach der Anzeige in der heutigen Morgenausgabe der Times of Sambia zu fragen. Eine sehr merkwürdige Anzeige, nicht wahr?«

»Meine Anzei - Oh«, sagte sie, als sie die Frage begriff, »sie ist also heute erschienen. Das freut mich. Man hat es mir zwar gesagt, aber natürlich -«, sie hielt inne, weil sie merkte, daß er darauf wartete, zu Wort zu kommen. »Ich habe doch hoffentlich kein Gesetz gebrochen?«

Er sah aus, als säße er auf einer Gartengesellschaft und balancierte eine Tasse Tee anstatt eines Notizbuches auf den Knien. Seine Augen waren sehr wachsam.

»Dieser John Sebastian Farrell«, er sprach den Namen korrekt aus, »Sie kennen ihn?«

»Ja, natürlich, oder vielmehr, ich habe ihn gekannt. Sie sind wohl nicht gekommen, um mir mitzuteilen, wo er ist, nicht wahr?«

»Nein, Madam.«

»Übrigens«, fügte sie nach kurzem Nachdenken hinzu, »mein Name ist doch in der Anzeige gar nicht erwähnt.«

»Das Büro der Times gab mir Ihren Namen, Madam. Ich habe mich dann mit dem Reisebüro in Verbindung gesetzt, um Ihre Reiseroute zu erfahren. Zurück zu diesem Mann«, fuhr er fort, »was veranlaßt Sie anzunehmen, daß er in Sambia ist?«

Mrs. Pollifax setzte zu einer Antwort an, hielt dann aber, plötzlich ängstlich geworden, inne. »Ist etwas nicht in Ordnung? Ich verstehe nicht... «

»Würden Sie bitte antworten...«

»Ja, natürlich«, sagte sie. »Ein gemeinsamer Freund hat mir erzählt, er lebe in Sambia und er bekomme seine Post durch Barcleys Bank in Lusaka. Da sein Name nicht im Telefonbuch stand, bin ich zur Bank gegangen. Dort sagten sie mir, sie hätten keine Nachsendeadresse. So kam ich auf den Gedanken zu inserieren.« Sie schwieg und sah ihm zu, während er ihre Angaben in ein Notizbuch schrieb. »Wieso?« fragte sie. »Sie sind doch sicher nicht den ganzen Weg von Lusaka hergekommen, um...«

»Darf ich Sie nach dem Namen Ihres Freundes fragen?«

»Freundes?« wiederholte sie verwirrt.

»Des Freundes, der Ihnen gesagt hat, daß der Mann hier lebt.«

Das klang nun tatsächlich ernst. Nach ganz kurzem Zögern sagte sie: »Bishop. William Bishop.«

»Seine Adresse bitte?«

»Bishops Adresse?« Sie war perplex, kramte aber bereitwillig in ihrem Gedächtnis nach Bishops Privatadresse, an die sie ihre Weihnachtskarten richtete. »Georgetown, Washington D.C.«, sagte sie. »Seine Wohnung hat den schönen Namen Lorbeer-Apartment, glaube ich.«

»Danke«, sagte er.

»Nachdem ich Ihnen jetzt alles erzählt habe«, sagte sie bestimmt, »werden Sie mir wohl erzählen, warum das so wichtig ist.«

»Sie haben bemerkt, Madam, daß Sie überall Ihren Paß vorzeigen müssen, damit niemand in dieses Land illegal einreisen kann.«

»Aber das habe ich doch...« Sie unterbrach sich entsetzt. »Sie meinen, Mrs. Farrell könnte sich illegal in diesem Land aufhalten?«

»Das habe ich nicht gesagt, Madam«, antwortete er höflich. »Ich überprüfe diese Angelegenheit.«

»Ich verstehe«, sagte sie und fügte vorwurfsvoll hinzu: »Farrell ist ein sehr ordentlicher Mann, Leutnant...«

»Leutnant Bwanausi. Dunduzu Bwanausi.«

»Leutnant Bwanausi«, wiederholte sie tapfer und gewann ihm ein leises Lächeln ab, während er sich von seinem Stuhl erhob. Tatsächlich sah er jetzt viel freundlicher aus.

»Das ist gut möglich. Wir werden weitersehen. Ich hoffe, daß Sie Freude an Ihrer Safari haben. Guten Tag, Madam.«

Sie sah ihm nach, als er sich entfernte, und dachte teilnahmsvoll an den weiten, staubigen Weg von Lusaka hierher und den weiten, staubigen Weg zurück. Seinem Kommen lag bestimmt ein großes Interesse an Farrell zugrunde. Sie wußte auch, daß sie bei dem ganzen Verhör etwas versäumt hatte. Sie wußte aber nicht, was es gewesen war.

Ein Schwarm winziger, leuchtendbunter Vögel pickte Körner vom Boden vor ihren Füßen auf. Etwas bewegte sich in den Palmen hinter ihr, unüberhörbar, dann vernahm sie das regelmäßige Tuckern des Motorbootes, das den jungen Polizisten ans andere Ufer übersetzte. Die Sonne brannte vom Himmel, kein Lüftchen regte sich.

Aber hatte es nicht gerade bei den Palmen geraschelt, obwohl es doch völlig windstill war? Sehr sonderbar, fand sie und erhob sich lautlos von ihrem Stuhl. Die Palmen regten sich nicht mehr, auch war niemand zu sehen. Sie ging zwischen den Bäumen umher, stieß mit dem Finger einen Zweig an, um festzustellen, ob ein kleines Tier das Rascheln verursacht haben könnte, fand das aber ganz unmöglich. Ein menschliches Wesen mußte sich zwischen den Palmen aufgehalten haben, ein Lauscher.

Sie drängte sich durchs Gebüsch und maß die Entfernung bis zum Speisesaal. Groß war sie nicht, in wenigen Sekunden konnte man das Restaurant erreicht haben. Niemand war zu sehen. Als Mrs. Pollifax rasch am Büro vorbeiging, sah sie Amy Lovecraft an der Rezeption angeregt mit Julian plaudern. Mrs. Pollifax ging weiter durch die Bar in den Speisesaal und zählte die Köpfe. Hier war der Rest der Gesellschaft versammelt; alle lachten gerade über einen Ausspruch von Chanda.

Jeder von ihnen konnte zwischen den Palmen gestanden und sie belauscht haben. Cyrus Reed ließ sie offenbar nie aus den Augen. Und Amy Lovecraft hatte schon Klatsch über Mclntosh aufgespürt. Da aber Amy Männer ausgesprochen bevorzugte, konnte man sich schwer vorstellen, daß ihre Neugier sich auf ein weibliches Mitglied dieser Gesellschaft erstreckte.

Oder es konnte die einzige Person unter ihnen gewesen sein, die sich durch die Ankunft eines Polizisten gestört gefühlt hätte: Aristoteles.

Dieser Gedanke gefiel Mrs. Pollifax gar nicht. Aber da sie ja schon bald nach Kafwala aufbrechen mußten, eilte sie den Pfad zur Leopardenhütte hinauf, um fertigzupacken.

7

»Den mwamfuli... könnte ich tragen«, sagte Chanda, als Mrs. Pollifax sich nach dem Mittagessen anschickte, das Pontonboot zu besteigen. Sie hatte gerade antworten wollen, daß ein buntfarbiger Schirm für sie durchaus keine Last bedeute, als sie aber Chandas Gesichtsausdruck bemerkte, reichte sie ihn bereitwillig dem Jungen und zeigte ihm, wie er sich aufspannen ließ. Das Boot legte ab, sie saßen wiederum auf Holzkisten, nur der glücklich lächelnde Chanda machte die Überfahrt unter dem aufgespannten Sonnenschirm stehend am Bug.

Am anderen Ufer wurden sie von drei Landrovern erwartet. Mrs. Pollifax, die sich über das Verpflegungswesen einer Safari noch keine Gedanken gemacht hatte, sah zu, wie das ganze Gepäck in einen der Landrover verladen wurde. Dann folgten ein Sack Kartoffeln, ein dicker Sack voll grüner Bohnen, zwei Kästen Bier, und eine Kühlbox, die bis an den Rand mit gefrorenen Hühnchen und Steaks vollgestopft war.

»Sieht aus, als ob wir genug zu essen bekämen«, sagte Mr. Kleiber erfreut.

»Ja, nicht wahr?« meinte Mrs. Pollifax und nahm die besonders günstige Gelegenheit wahr, um von Mr. Kleiber eine Nahaufnahme zu machen.

»Meine Yoghurt-Mahlzeiten daheim kommen mir hier armselig vor«, meinte Lisa zu Dr. Henry, und Mrs. Pollifax schoß ein Foto von den beiden, wie sie in der Sonne saßen und einander anlächelten. Nicht zum erstenmal war Mrs. Pollifax dieses Lächeln aufgefallen, aber soviel sie wußte, hatten Lisa und Dr. Henry höchstens ein paar höfliche Floskeln gewechselt, und Lisa befand sich fast immer in der Gesellschaft von John Steeves, den sie offenbar völlig bezaubert hatte. Jetzt erwartete Mrs. Pollifax Tom Henrys Antwort auf Lisas Bemerkung. »Ja«, erwiderte er und sah sie an. Lisa lächelte, dann wandte sie sich ab.