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»Ziemlich schwierig... Und ich habe gehofft - was in aller Welt hat Sie auf den Gedanken gebracht?«

»Nun ja, es ist etwas Geheimnisvolles um Sie, stimmt das nicht, John? Etwas signalisiert mir: >Bitte draußen bleiben<.«

Nach einem langen Schweigen sagte Steeves leichthin: »Das ist ein Rückschlag für mich, Lisa. Ich dachte, ich könnte Sie am Ende der Safari bitten, mich zu heiraten.«

»Mich?«

»Haben Sie wirklich gedacht, daß ich mich jeden Tag so intensiv um hübsche junge Mädchen kümmere?«

»Nein - das heißt, sicherlich waren Sie sehr freundlich, John, ich fühle mich auch geschmeichelt, aber lassen Sie uns nicht mehr darüber reden. Das sollten wir wirklich nicht.«

»Warum sollten wir das nicht, wie Sie es ausdrücken?«

»Weil... nun ja, weil in Wirklichkeit in Ihrem Leben gar kein Platz für eine Ehe ist, nicht wahr?«

»Ich könnte mich ändern«, sagte er. »Ich muß nicht immer in der Welt herumflitzen.«

»In welcher Weise ändern?« fragte sie und fuhr ungehalten fort, »und warum sollten Sie auch? Sie sind ein prächtiger Mensch, John. Sie erfreuen viele Menschen, weil Sie alle die großartigen, verwegenen Dinge tun, von denen Ihre Leser nur tagträumen. Das ist herrlich.«

»Und macht sehr einsam«, erklärte er.

In diesem Augenblick beschloß Mrs. Pollifax, sich bemerkbar zu machen. Sie ließ einen Schuh auf den Zementboden fallen und sagte: »Liebe Zeit!« sie ließ weitere Dinge fallen, um Lisa und Steeves genügend Zeit zu geben, sich auf ihre Anwesenheit einzustellen. Als sie aus der Kabine herauskam, war John verschwunden und Lisa dabei, ihren Liegestuhl zusammenzuklappen. Sie drehte sich um und lächelte matt. »Vermutlich haben Sie alles mitangehört?«

»Es ließ sich leider nicht umgehen«, gab Mrs. Pollifax zu. »Ich habe so lange gewartet, wie es ging, aber langsam wurde es da drinnen sehr kalt. Die Sonne wird gleich untergehen, nehme ich an.«

»Ja, wieder Zeit für die Strickjacken. Ich danke Ihnen. Nun ja, dafür, daß Sie mich gerettet haben.« Sie ging neben Mrs. Pollifax her und nahm geistesabwesend den Liegestuhl mit. »Ist das Leben nicht sonderbar?« fuhr sie fort. »In diesem Winter habe ich Johns letztes Buch gelesen. Sein Bild füllte die ganze Rückseite des Schutzumschlages. Ich habe es betrachtet und diese traurigen Augen haben mich berührt. Ich wünschte mir damals, so einem Mann einmal begegnen zu können.«

»Und jetzt sind Sie ihm begegnet.« Mrs. Pollifax sah sie interessiert an, »und Sie spüren etwas in ihm, das sagt: >Bitte draußen bleiben?<«

»Sie haben wirklich alles gehört.« Lisa seufzte. »Ich frage mich, warum ich das gesagt habe. Nun ja, jetzt, wo ich ihn kenne, erscheint mir John wie ein Mann aus einem modernen Roman, der damit beginnt und endet, daß der Held in seinen Scotch mit Soda starrt, weil er wieder eine Frau verlassen will, um zu einem neuen Abenteuer aufzubrechen. Er scheint von irgend etwas besessen. Und schrecklich traurig darüber zu sein.«

»Besessen?« wiederholte Mrs. Pollifax. »Ein sonderbares Wort.«

»Es gibt Menschen, die sich von bestimmten Vorstellungen nicht lösen können. Aber er ist ein liebenswerter Mensch, nicht wahr?«

Mrs. Pollifax nickte. »John ist ein ungewöhnlicher Mann. Sehr anziehend, aber, wie Sie schon vermuteten, ein ausgesprochener Einzelgänger. Ich glaube, daß Sie nach jemandem Aueschau halten, der etwas gemütlicher ist, nicht wahr?«

Lisa brach in Gelächter aus. »Gemütlicher?«

»Jemand, der warmherzig ist und fürsorglich und weniger kompliziert.« Sie war vor ihrer Tür angelangt und öffnete sie. »Manchmal ist es wirklich sehr schwierig, sich selbst treu zu bleiben.«

»Oh, ich hoffe so sehr, daß Sie Vater ebenso gern mögen wie er Sie«, platzte Lisa heraus und hielt dann verwirrt inne. »Oh liebe Zeit, ich wollte gar nicht - warum in aller Welt schleppe ich diesen Stuhl herum?« fragte sie und bemerkte ihn erst jetzt. »Ich muß mich zum Abendessen umziehen.

Die Sonne war schon untergegangen, als Mrs. Pollifax den Hügel hinunter zu der Gruppe am Lagerfeuer ging. Die Flammen des Lagerfeuers schimmerten heute blau, und das Holz krachte lustig.

»Sie haben einen Silberreiher verpaßt«, verkündete ihr Cyrus mit einem Willkommenslächeln. »Unglaublicher Anblick.«

»Und eine Affenfamilie, die uns von ihrem Baum herunter beschimpft hat«, warf Tom Henry ein. »Bestimmt waren die ärgerlich, uns wieder hier vorzufinden; das muß wohl ihr Spielplatz sein.«

»Mindestens ein Dutzend«, ergänzte Lisa.

»Liebe Güte, bin ich hungrig«, sagte Amy Lovecraft. Sie trug an diesem Abend wieder einen schicken Anzug: blauer Rollkragenpullover zu dunkelblauen Hosen, eine flauschige, rote Wolljacke. Mrs. Pollifax fragte sich, wie viele Koffer sie wohl für diese Reise benötigt hatte.

Julian verkündete: »Ich habe angeordnet, das Abendessen heute zeitig zu servieren, nämlich vor sieben, weil alle so hungrig sind.«

»Wunderbar«, sagte Amy und sprach es >Wuhnderbar< aus.

»Und wieviel Uhr ist es jetzt?«

Julian sah nach der Zeit und sagte stirnrunzelnd: »Die Männer verspäten sich, sie sollten jetzt schon den Tisch gedeckt haben. Am besten gehe ich nach oben.

»Ja, tun Sie das. Offengestanden sterben wir alle fast vor Hunger.«

Er erhob sich halb von seinem Sitz - und erstarrte. Mrs. Pollifax, die seinem Blick gefolgt war, sah drei schwarze Männer lautlos aus dem Dunkel treten. Zuerst hielt Mrs. Pollifax sie für Arbeiter aus Kafwala, die sie noch nicht kannte, aber dann sah sie im Schein des Lagerfeuers einen langen Gewehrlauf. Und als die drei Männer die Gruppe umzingelten, spürte sie, wie ihre Kehle vor Angst trocken wurde.

»Was ist denn das?« fragte Steeves schwer atmend.

Sie waren so leise gekommen - das Rauschen der Wasserfälle hatte ihre Schritte übertönt -, daß es Mrs. Pollifax schwerfiel, an ihre Existenz zu glauben. Dann sagte Julian mit grimmiger Miene »Nguti?« und nun wußte sie, daß diese Männer wirklich und gefährlich waren.

In ausgezeichnetem Englisch sagte der Anführer: »Wenn Sie eine Bewegung machen, schießen wir. Wir wollen nur Geiseln. Sie« - er deutete auf Mrs. Pollifax -, »Sie gehen dort drüben hin.«

»Augenblick mal«, sagte Cyrus und wollte sich von seinem Stuhl erheben, aber einer der Männer stieß ihn zurück.

»Und Sie«, sagte der Sprecher und deutete auf Amy Lovecraft.

Als Mrs. Pollifax sich erhob und zögernd den Kreis durchschritt, registrierte sie, wie gemütlich die Gruppe um das Lagerfeuer doch war. Außerdem prägte sie sich den Gesichtsausdruck von jedem, an dem sie vorbeikam, scharf ein: John Steeves sah wütend aus, Willem Kleiber war in seinem Stuhl zusammengesunken, als wollte er sich unsichtbar machen; Lisa war einfach erschrocken, und Tom Henry studierte die Gesichter der bewaffneten Männer. Cyrus sah so empört aus, daß sie gelächelt hätte, wenn ihr nicht mehr nach Weinen zumute gewesen wäre. Schließlich war es Abendbrotzeit, und sie war hungrig. Sie ahnte, daß sie nichts zu essen bekäme.

Als Amy Lovecraft ihr folgte, sprach der Anführer zu Julian: »Verhalten Sie sich bitte ruhig. Ihre Männer sind in der Küche eingesperrt, Ihr Funkgerät ist kaputt, und Ihre Landrover haben wir außer Gefecht gesetzt. Ich halte mein Gewehr weiter auf Sie gerichtet. Versuchen Sie nicht, uns zu folgen.«

»Ihr seid keine Sambier«, sagte Julian kurz. »Wie seid ihr in den Park gekommen?«

»Das ist unsere Sache.«

Was sonst noch gesprochen wurde, sollte Mrs. Pollifax nicht erfahren. Einer der Männer zerrte sie hinter sich her, am Flußufer entlang und eine steile Anhöhe hinauf. Die Hände wurden ihr auf dem Rücken fest zusammengebunden, und dann stieß man sie in einen im Dunkeln geparkten Landrover. Auch Amy Lovecraft wurde hereingeschubst und landete neben ihr. Der Mann kletterte auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Bald hörte Mrs. Pollifax Schritte, unterdrücktes Lachen, und die beiden anderen Männer stiegen ebenfalls ein. »Schnell weg von hier«, sagte einer von ihnen. »Wir können Sikota nicht warten lassen.«