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»Bitte«, sagte Amy, sprang auf und folgte Simon ins Gebüsch.

Als die beiden außer Sicht waren, schaute Mrs. Pollifax auf den am Boden sitzenden Jonesi hinunter und dann auf Cyrus, der seinen Platz neben ihm hatte. Nicht weit entfernt von ihnen saßen Mainza und Reuben, in ein ernstes Gespräch vertieft. Ihre Gewehre lagen daneben. Mrs. Pollifax dachte: die Kappe. Sie sah Cyrus an. »Jetzt oder nie«, sagte sie laut zu ihm.

»Wie?« fragte Cyrus verwirrt.

Sie trat hinter Jonesi und tat, als stolperte sie und im Fallen schob sie seine Kappe vom Kopf. Diese fiel zu Boden und zugleich ein schwerer Gegenstand.

Es war sein blutbeflecktes Taschenmesser und sowohl Jonesi als auch Cyrus griffen gleichzeitig danach. »Hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte Cyrus höflich und nahm es an sich. »Handelt sich nur um ein paar kleine Fesseln. Emily?«

Sie setzte sich neben den Wilderer und hielt Cyrus ihre gefesselten Hände entgegen. Mit seinen eigenen zusammengebundenen Händen kam er nur langsam voran, aber schließlich fielen ihre Fesseln herunter, und sie streckte die Hände mit einem Gefühl der Erleichterung aus. Dann befreite sie Cyrus' Hände.

»Natürlich werden sie die fehlenden Fesseln bemerken, wenn sie aus dem Wald kommen«, murmelte Mrs. Pollifax.

»Jonesi deckt uns wunderbar, aber ich wollte, er hörte auf zu grinsen«, klagte Cyrus. »Was soll ich machen, meine Liebe? Mich auf Simon stürzen?«

»Oh nein«, sagte Mrs. Pollifax schwer atmend. »Schaffen Sie nur Amy irgendwie aus dem Wege. Oh, liebe Zeit, da kommen sie schon. Cyrus... viel Glück oder lebe wohl, ich weiß nicht, was, aber... «

»Ruhe bewahren«, sagte er ernst, stand auf und hielt seine Handgelenke zusammen, als wären sie noch gefesselt. Auch Mrs. Pollifax erhob sich und stellte sich mit wild klopfendem Herzen unter den Baum.

»Wer geht als nächster?« fragte Amy und trat, gefolgt von Simon, auf Cyrus zu. Sie lächelte zu ihm auf.

In Sekundenschnelle ergriff Cyrus sie und benutzte Amy als Deckung. »Nun Simon?« sagte er.

Als Simons Blick auf Cyrus' Handgelenke fiel, hob er sein Gewehr. Aber ehe er es in Anschlag bringen konnte, trat Mrs. Pollifax vor und versetzte Simon ihren bislang besten Handkantenschlag gegen die Halsschlagader. Ein Ausdruck äußerster Verwunderung glitt über Simons Gesicht, das Gewehr entfiel ihm, und er sank zu Boden.

»Nicht zu glauben«, sagte Cyrus.

»Mein Gott, was haben Sie im Sinn?« fragte Amy. Sie schaute zu Reuben und Mainza hinüber, die von alledem nichts bemerkt hatten, und begann zu schreien. Mrs. Pollifax schnappte sich Simons Gewehr und rief Reuben und Mainza zu: »Keine Bewegung, oder ich schieße!«

Starr blickten die beiden Männer am Rand der Lichtung sie an, zu verblüfft, um sich zu regen. Amy schrie, aber Cyrus lockerte seinen Griff nicht und ging langsam mit ihr auf die beiden Männer zu. Mrs. Pollifax folgte mit dem Gewehr, und Jonesi tanzte lachend neben ihr her.

»Komme mir vor wie Mr. Muskelmann persönlich«, knurrte Cyrus.

»Die beiden hätten mich erschießen können!« rief Amy.

»Oh, seien Sie doch still«, sagte Mrs. Pollifax ärgerlich. »Sie wissen ganz genau, daß die Sie niemals erschossen hätten, Amy. Ich weiß es jedenfalls seit letzter Nacht, als Sie dachten, ich schliefe.«

»Oh«, sagte Amy, schnappte nach Luft und brach dann in eine Flut von Verwünschungen aus, die, wie Mrs. Pollifax feststellen mußte, einen ganz erheblichen Mangel an Fantasie verrieten.

»Amys Hände sind noch gebunden«, sagte Cyrus, »aber wir brauchen Fesseln für Reuben und Mainza.« Er blickte zu ihnen hinüber und rief laut: »Jonesi, sei vorsichtig mit dem Gewehr.« Jonesi hatte Mainzas Gewehr aufgehoben und wiegte es liebevoll in den Armen. Jetzt trat er zurück und setzte sich, das Gewehr auf den Knien, mit herausfordernder Miene hin.

»Lassen Sie ihn ein paar Minuten damit spielen - wir können es später holen«, sagte Mrs. Pollifax zu Cyrus. »Die Fesseln sind wichtiger.«

Sie knoteten die Stricke ihrer ehemaligen Fesseln zusammen und banden Reuben und Mainzas Handgelenke. Danach trat Cyrus zurück und sagte mit vergnügter Stimme: »In Ordnung. Was jetzt, meine Liebe?«

Mrs. Pollifax sah ihn entsetzt an. Seine Frage verwirrte sie. Sie hatte vergessen, daß Sikota jeden Augenblick auftauchen mußte, daß sie sich im Busch verirrt hatten und daß es bald dunkel würde. »Was jetzt?« stammelte sie.

»Diese Frage kann ich Ihnen beantworten, Madam«, sagte eine Stimme hinter ihnen. »Werfen Sie die Gewehre weg, und heben Sie die Hände.«

Sie fuhren herum. »Jonesi?« sagte Mrs. Pollifax entgeistert.

»Ja, Madam.« Jonesis Englisch war einwandfrei. »Sie waren mir sehr behilflich. Herzlichen Dank.« Er holte einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und setzte ihn an die Lippen. Ein durchdringender Pfiff, und aus einem ein paar hundert Meter entfernten Wäldchen kamen mehrere bewaffnete Männer gelaufen.

»Polizei?« fragte Mrs. Pollifax atemlos.

»Nein, Madam«, sagte Jonesi und schien über ihre Frage belustigt. »Die Polizei ist weit weg, weit weg. Sie sind jetzt unsere Gefangenen.«

»O nein«, protestierte Mrs. Pollifax. »Ich dachte, ich hoffte...«

»Dies«, sagte Cyrus und blinzelte, »ist genau so, wie wenn jemand von einem Hai verschluckt wird, der dann wiederum von einem Wal verschluckt wird, der dann... Was ist los, meine Liebe?«

»Ich bin nicht sicher«, flüsterte Mrs. Pollifax und starrte zu den Männern hinüber, die aus dem Dunkel aufgetaucht waren und sie jetzt umkreisten. Einer von ihnen erregte ihre Aufmerksamkeit. Er war größer als die anderen, trug Khakishorts, Wickelgamaschen, einen dicken Pullover und einen Kavalleriehut aus Filz, der sein Gesicht beschattete. Etwas an seiner Art, sich zu bewegen... Jetzt kam er auf sie zu, das Gewehr über der Schulter, er blieb bei Amy Lovecraft stehen, betrachtete sie lange mit hartem Blick und ging dann weiter zu Jonesi.

Innerlich begann Mrs. Pollifax zu lächeln, und ganz langsam breitete sich das Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Dann sah der Mann sie an. Er blieb wie angewurzelt stehen. »Mein Gott, ich sehe Gespenster«, rief er.

»Durchaus nicht«, erwiderte sie, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.

»Aber... Herzogin?« fragte er ungläubig. »Emily Pollifax aus New Brunswick, New Jersey? Hier?«

Er begann zu lachen. »Ich kann's nicht glauben, Herzogin, was um Himmels willen haben Sie mitten in Afrika mit dieser Bande von Halsabschneidern zu schaffen? Oder, um es deutlicher auszudrücken«, sagte er, während er sie samt Gewehr stürmisch umarmte, »was zum Teufel haben Sie jetzt wieder vor, Herzogin?«

13

Als Farrell ein paar Minuten später zu ihnen trat, saßen sie an einem Lagerfeuer, das einer seiner jungen Männer für sie angezündet hatte. Er ließ sich mit gekreuzten Beinen nieder: »So, Geschäfte erledigt«. Er betrachtete Cyrus und dann Mrs. Pollifax und grinste: »Finde, daß Sie nie besser ausgesehen haben, Herzogin, bis auf die Prellung auf Ihrer Wange, die sich immer dunkler färbt...«

»Eine Erinnerung an Simon«, erwiderte sie. »Hab' ich richtig gehört, daß Sie Mulika genannt werden?«

»Den Namen haben sie mir gegeben.« Sein Lächeln war atemberaubend in seinem sonnenverbrannten Gesicht. Sie hatte vergessen, wie schön er war. Er sah frisch und gesund aus, und sein Schnurrbart wirkte viel verwegener, als in ihrer Erinnerung. »Und übrigens: Jonesi bittet mich, ihn bei Ihnen zu entschuldigen. Sie möchten doch bitte bedenken, daß Sie in schlechter Gesellschaft gereist sind und wenn Ihre Hände gefesselt waren, so doch auch die der anderen Dame.«

»Durchaus verständlich«, räumte Cyrus ein.

»Er fand die ganze Situation sehr verwirrend. Übrigens, es tut uns leid, daß wir das Abendessen verschieben mußten... «