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»Abendessen?« hauchte Mrs. Pollifax.

»Wir erwarten Sikota, wissen Sie, und das ist der Grund, warum wir Sie in Sicherheit gebracht haben. Jetzt erzählen Sie aber um Himmelswillen, Herzogin, wie Sie und Cyrus hierhergekommen sind, und warum.«

Mrs. Pollifax berichtete gern. Sie beschrieb kurz ihre Ankunft in Lusaka und konzentrierte dann ihren Bericht auf die letzten vierundzwanzig Stunden. Als sie geschlossen hatte, sah Farrell sie verblüfft an.

»Das darf nicht wahr sein«, sagte er. »Sie haben eine Suchanzeige nach mir aufgegeben?«

»Ich fand das ganz logisch«, erklärte sie ihm.

Er schüttelte den Kopf. »Diese Direktheit, Herzogin, wird Sie eines Tages noch das Leben kosten.«

»Hat es beinah«, sagte Cyrus. »Sieht jedenfalls so aus.«

»Und Sie haben die Anzeige nicht einmal zu Gesicht bekommen«, jammerte Mrs. Pollifax. »Ich dachte - jedenfalls einen

Augenblick lang -, Sie wären gekommen, um uns zu retten! Was hat Sie denn hierhergeführt, und warum heißen Sie Mulika?«

Er zögerte. »Ob Sie's glauben oder nicht, mulika bedeutet Lichtbringer auf nyanja. Das überrascht Sie?« Er sah sie an und fuhr fort: »Sie wissen, was man unter der Leidenschaft der besten Jahre versteht? Na ja, mich hat die Leidenschaft für Afrika im allgemeinen - dem reinen, unverdorbenen -und für Sambia im besonderen erfaßt. Eigentlich wollte ich hier Farmer werden -« »Keine Kunstgalerie?« fragte Mrs. Pollifax. »- Und ich besitze achtzig Hektar Land in der Südprovinz, aber ich komme nicht oft hin. Ich habe Freiheitskämpfer ausgebildet.«

»Freiheitskämpfer!« rief Mrs. Pollifax. »Das ist es also.« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber das kann doch nicht der Grund sein, warum Simon und Amy zu einem Mord bereit waren, nur um herauszufinden, wie Sie aussehen. Es muß doch noch mehr Männer geben, die das tun und... «

»... und auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt ist?« Er grinste: »Es ist ein Jammer, Herzogin, Sie sehen es. Ja, natürlich steckt mehr dahinter, weil Leidenschaften einen immer ins Gedränge bringen. Sehen Sie, es ist begeisternd, Sambias wirtschaftlichen Aufschwung zu erleben, aber nebenan liegt Simbabwe - oder Rhodesien, unter diesem Namen kennen Sie es -, und die Leute kommen von drüben über unsere Grenze. Manche sind sehr schlecht behandelt worden, die meisten kommen unmittelbar aus dem Gefängnis oder stehen vor der Verhaftung oder Einkerkerung. Diese Menschen wollen nämlich auch Selbstbestimmung. Sie leiden unter der Rassentrennung.

Und so bin ich da hineingeraten. Mit meiner Vergangenheit und meiner weißen Haut bin ich so etwas wie ein Spion geworden. Schon mal was von Spionen gehört?« fragte er boshaft. »Ich gab mich als Tourist aus, begann hin und her über die Grenze zu reisen, staunte über Simbabwes Naturwunder - sie sind beträchtlich - und half Jonesi, einen sicheren, geheimen Fluchtweg zu finden. Ich habe sogar eine Weile in Salisbury gelebt. Unglücklicherweise sprach es sich herum, daß ein Weißer namens Mulika Männer aus Rhodesien herausbringt, und schließlich erfuhr man auch meinen richtigen Namen. Als dann Ihre Anzeige erschien, schlugen die Wellen natürlich hoch.«

»Nicht zuletzt bei der sambischen Polizei«, berichtete sie ihm. »Ich wurde verhört von einem - Oh«, - sie schnappte förmlich nach Luft - »jetzt begreife ich erst, was nicht stimmte! Er wollte gar nichts über Sie wissen, sondern nur erfahren, woher ich wußte, daß Sie in Sambia sind.«

»Wer?«

»Ein Leutnant Dunduzu Bwanausi«, sagte sie.

Farrell brach in Gelächter aus. »Dundu? Himmel, müssen Sie den aufgeregt haben. Ich wette, er hielt Sie für eine rhodesische Agentin. Muß ihm über Funk sagen, daß alles in Ordnung ist.«

»Sie kennen ihn?«

»Ein sehr guter Freund von mir. Sein Bruder Qabaniso ist Mitbesitzer meiner Farm.«

Ihr kleines Lagerfeuer lag an einem Hang weit vom Friedhofsgelände entfernt. Von dort aus konnten sie ein größeres, ein paar hundert Meter entferntes Lagerfeuer sehen, an dem Amy Lovecraft und ihre Verbündeten saßen, die Hände noch gefesselt. Und Mrs. Pollifax sah, daß Jonesi sie alle mit Knebeln versah.

Farrell war ihrem Blick gefolgt: »Die Ziegen werden festgebunden, um den Löwen anzulocken. Der Löwe ist Sikota. Dürfte ein ziemlich großer Löwe sein, den es zu fangen lohnt.«

»Recht hart für Mrs. Lovecraft, wie?« fragte Cyrus.

»Nicht härter als für Simon, Reuben und Mainza«, erklärte Farrell, »aber natürlich glauben Sie immer noch, sie sei Amy Lovecraft, nicht wahr? Das ist sie nicht.« Seine Stimme war härter geworden.

»Und wer ist sie?« wollte Mrs. Pollifax wissen.

»Eine Rhodesierin namens Betty Thwaite. Sie hat uns tüchtig zu schaffen gemacht, bis wir ihr auf der Spur waren. Denn unseren Informationen nach ist sie nicht nach Sambia gekommen, um jemanden zu entführen. Und der Busch war der letzte Ort, wo wir nach ihr Ausschau gehalten hätten.«

»Dann sind Sie also hinter Amy hergewesen?«

»Und wie! Rund um die Uhr während der letzten sechs Tage.«

»Wieso?« fragte Cyrus.

»Nun ja, um Ihnen ein Bild von ihr zu geben: Sie ist der Kopf einer fanatischen, rechtsgerichteten rhodesischen Gruppe, eine jener Gruppen, die eine extremere Haltung einnimmt als die Regierung selbst und sich dann, wie die Herstigte Nasionale Party, von ihrer eigenen Partei löst, um eine eigene zu gründen. Und nun sind

Sie mitten drin in der fanatischen Szene. Sie finden Betty Thwaites Gruppe, bei der es einfach heißt: Nieder mit jedem, der kompromißbereit und einsichtig ist. Selbst die rhodesische Regierung ist gegen Betty. Wir wissen von ihr nur, daß sie vergangene Woche über die Grenze nach Sambia eingeschmuggelt worden ist, entweder bei Nacht in einem Boot über den Sambesi bei Livingstone oder durch die Sümpfe nach Botswana und von dort nach Sambia. Wir wußten auch, daß sie Rhodesien mit einem falschen Paß verlassen und ihren Namen und ihre Haarfarbe verändert hatte. Was sie aber veranlaßt haben mag, Sie zu entführen, Herzogin, das weiß ich nicht. Es war bestimmt nicht der Grund, nach Sambia zu kommen.«

»Aber sie hat mich entführt!«

»Ja, und das verblüfft mich«, sagte er stirnrunzelnd. »Nein, immerhin muß ich zugeben, daß ihr Wahnsinn nicht ganz ohne Methode war, denn wenn Sie ihnen gesagt hätten, was sie wissen wollten, dann wären Sie ein großer Fang für sie gewesen. Sie ist eine sehr ehrgeizige Frau. Wenn ich das nächstemal die rhodesische Grenze überschritten hätte...« Er fuhr sich mit der Hand über die Kehle: »Vorhang!«

»Aber sie ist nicht mit diesem Plan hierhergekommen?« fragte Cyrus.

Farrell schüttelte den Kopf. »Nein. Und das ist ja das Rätselhafte. Nach Aussage unseres Informanten - und er hat sich bisher noch nie geirrt - ist sie nach Sambia gekommen, um Präsident Kaunda zu ermorden.«

»Ermorden?« fragte Mrs. Pollifax plötzlich alarmiert.

»Gütiger Himmel«, meinte Cyrus. »Warum denn?«

»Warum Kenneth Kaunda ermorden? Weil KK, wie er liebevoll genannt wird, eine sanfte, aber beharrliche Macht gegen die Rassentrennung darstellt. Er hat sich inoffiziell sowohl an Rhodesien wie an Südafrika gewandt, um diplomatische Gespräche wegen dieser Sache zu führen. Und sie beginnen auf ihn zu hören.«

»Ermorden«, wiederholte Mrs. Pollifax nachdenklich.

Er nickte: »Unsere Panik können Sie sich vorstellen. Wir hatten nur ein altes Foto von ihr, und die Zeit arbeitete gegen uns. Wir hatten das Gefühl, eine Nadel im Heuhaufen zu suchen, bis wir im Flughafenrestaurant von Livingstone einen Kellner fanden, der sich an sie erinnerte. Bei der Gelegenheit erfuhren wir, daß sie nun eine Blondine war, und dann haben wir herausgefunden, daß sie als Mrs. Amy Lovecraft reiste. Sie übernachtete ein paarmal in Ngomo Lodge und flog dann nach Lusaka. Wir entdeckten, daß sie gerade rechtzeitig angekommen war, um sich - ausgerechnet! - einer Safari anzuschließen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ergibt einfach keinen Sinn«, sagte er. »Daß sie auf Safari gegangen ist, ergibt einfach keinen Sinn.«