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Es war durchaus denkbar, daß Robins Auftrag und ihr Auftrag wesentlich mehr miteinander zu tun hatten, als sie beide glaubten, und daß bei Feng-Imports mehr Fäden zusammenliefen als vermutet.

Robin räusperte sich umständlich, dann sagte er: »Wir gehen am besten in meine Suite. Es wird Zeit, daß du Marko kennenlernst.« Er tastete nach dem Knopf des Autoradios und drehte ihn an. Eine unpersönliche Männerstimme berichtete über den Tod Inspektor Wis:

».. .heute morgen von Albert Hitchens entdeckt, einem amerikanischen Parapsychologen, den Inspektor Wis Sohn Alec nach Hongkong gebeten hatte, um bei der Suche nach seinem vermißten Vater behilflich zu sein. Mr. Hitchens war bereits im Laufe des gestrigen Nachmittags -gemeinsam mit Alec Wi - in der besagten Hütte gewesen. Gegenüber der Polizei erklärte Mr. Hitchens, er und Alec Wi seien dort überfallen worden. Während Alec Wi offenbar entführt worden sei, sei er - Mr. Hitchens -, nachdem er am späten Abend wieder zu sich gekommen war, in sein Hotel zurückgekehrt.«

»Eine völlig neue Erfahrung für ihn«, kommentierte Mrs. Pollifax trocken.

»Heute morgen«, fuhr die Stimme des Nachrichtensprechers fort, »so berichtete Mr. Hitchens weiter, sei er mit einem Taxi erneut zu der Hütte gefahren, um nach Alec Wi zu sehen, doch anstatt des jungen Mannes habe er dort die Leiche Inspektor Wis entdeckt. Nach Schätzung der Polizei wurde Inspektor Wi in den frühen Morgenstunden, zwischen 5 und 7 Uhr erschossen. Die Kugel von Kaliber 9 mm wurde aus kürzester Entfernung abgefeuert. Wie die Polizei mitteilt, ist ein Selbstmord auszuschließen.«

»Sehr gut«, knurrte Robin zufrieden. »Das wird seinen Mördern einen gehörigen Schrecken einjagen.«

»Inspektor Damien Wi war fünfundfünfzig Jahre alt und ein verdientes Mitglied der... «

Robin drehte das Radio ab. »Und noch immer keine Spur von Alec! Sollte tatsächlich die >Befreiungsfront 8o< ihre Hände im Spiel haben, dann...«

»Wir dürfen jetzt auf keinen Fall die Hoffnung aufgeben. Robin, und uns von Befürchtungen lahmen lassen«, unterbrach ihn Mrs. Pollifax. »Das würde uns nur demoralisieren.«

Robin brachte ein mattes Lächeln zustande. »Aus dir spricht die Erfahrung, wenn ich mich nicht irre?«

»Mehr oder weniger - ja«, erwiderte Mrs. Pollifax. »Auf jeden Fall ist es besser, jetzt unsere ganze positive Energie zu mobilisieren, denn, egal durch welche Hölle der Junge gerade geht, es ist seine Hölle, und wir können im Augenblick daran nichts ändern.«

»Problem klar erkannt«, konstatierte Robin, während er den Renault in eine Parklücke hinter dem Hotel manövrierte. »Also gut. Wir nehmen den Frachtaufzug zu meiner Suite und stürzen uns mit frischem Mut in die Krisensitzung - wenn es dir recht ist...«

»Gemeinsam mit Marko«, fügte sie hinzu.;

»Gemeinsam mit Marko«, nickte Robin.

Zehn Minuten später, nachdem sie unbemerkt die prunkvolle Suite erreicht hatten, die Robin unter dem Namen Lars Petter-son im Hilton gemietet hatte, machte Mrs. Pollifax die Bekanntschaft von Marko Constantine.

»Sie sind also die sagenhafte Mrs. Pollifax, von der mir Robin so viel erzählt hat«, lächelte Marko und musterte sie aufmerksam. Dann reichte er ihr die Hand. »Die unschuldige Schönheit und die große Erdmutter in einer Person - die mit Begeisterung über Mauern klettert und Meisterin in der Kunst des Karate ist. Salute!« murmelte er und küßte ihr die Hand.

»Und die überrascht ist von ihrem Charme«, lachte Mrs. Pollifax. »Freut mich. Sie kennenzulernen, Marko.«

»Was kann ich dagegen tun?« grinste Marko selbstironisch. »Der Charme wurde mir in die Wiege gelegt, denn ich bin zur Hälfte Franzose und zur Hälfte Grieche, müssen Sie wissen. Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mrs. Pollifax, dessen dürfen Sie sicher sein.« Er verbannte das freundliche Lächeln aus seinem Gesicht, und seine Stimme wurde plötzlich hart. »Nun sollten wir uns aber ernsthafteren Dingen zuwenden, denke ich«, fuhr er fort. »Ich habe die Nachrichten gehört. Robin, und ich nehme an, daß ihr beide bei diesem Mr. Hitchens wart, als er die Leiche entdeckte.«

»So ist es«, bestätigte Robin, »doch das ist nicht alles.«

»Heraus mit der Sprache«, sagte Marko und bot Mrs. Pollifax mit einer Handbewegung einen Sessel an. »Wollen wir uns nicht setzen?«

Sie ließ sich in den Sessel sinken und stellte fest, daß sie Markos Art zugleich amüsant und beeindruckend fand, denn sie fühlte, daß sich hinter seiner charmanten Fassade ein Mann aus Stahl verbarg. Er war nicht sehr groß, aber seine Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig; ein harter Mann, Mitte Dreißig, mit einem strahlenden Lächeln und einer tiefen Narbe, die sich vom linken Jochbein bis hinab zum Kinn zog. Seine Haut war dunkel, sein Haar schwarz und der Blick seiner dunkelbraunen Augen überraschend sanft. Sie fand, daß er ein wenig wie ein Affe aussah - ein sehr netter Affe allerdings ... Doch auf seine Art war er durchaus attraktiv - sehr attraktiv sogar, wenn sie es genau bedachte. Er trug offenbar noch immer die Chauffeursuniform; eine schwarze Hose und einen schwarzen Rollkragenpullover, doch als er sich ebenfalls in einen Sessel warf und die Füße unter die Beine zog, sah sie, daß er barfuß war.

Robin ließ sich auf der Couch nieder. »Zunächst solltest du wissen, was wir beide in Inspektor Wis Haus entdeckt haben, dem wir, nachdem wir die Leiche entdeckt hatten, einen kurzen und sehr unauffälligen Besuch abstatteten. Dann wird uns Mrs. Pollifax einiges über Feng-Imports erzählen.«

»Feng - was?«

Robin nickte in Richtung Mrs. Pollifax. »Ihr Auftrag, Marko. Der allerdings immer mehr Berührungspunkte mit unserem eigenen Auftrag aufweist, denn Eric der Rote...«

»Eric der Rote!« unterbrach ihn Marko bestürzt. »Mon Dieu...! Nein, ich will ganz offen sein: verdammte Scheiße!«

»So ist es«, stimmte Robin zu. Er angelte seine Brieftasche aus dem Jackett, zog das aus der Zeitung gerissene Bild hervor und reichte es Marko. Er berichtete, wie Mrs. Pollifax das Bild gefunden hatte und daß sie den Mann auf dem Foto an Bord derselben Maschine gesehen hatte, mit der sie nach Hongkong gekommen war. »Und gestern morgen, als sie vor Feng-Imports auf ihren Kontaktmann wartete, sah sie ihn aus dem Laden kommen«, fügte er triumphierend hinzu.

Marko stieß einen leisen Pfiff aus und wandte sich an Mrs. Pollifax. »Sie müssen verstehen, daß dies für uns äußerst verwirrend ist. Sie wissen, weshalb wir in Hongkong sind? Wahrscheinlich hat es Ihnen Robin erzählt. Sind Sie absolut sicher, daß dies derselbe Mann ist?«

»Ja«, erwiderte sie bestimmt. »Ich bin mir absolut sicher, denn ich hatte das Pech, ihm im Flugzeug in die Fersen zu treten. Mr. Hitchens wird dies bestätigen können, denn ich machte ihn später auf den Mann aufmerksam. Zeigen Sie ihm das Foto, wenn er zurück ist. Übrigens hatte der Mann einen kanadischen Paß.«

»Ihnen bleibt nichts verborgen!«

Mrs. Pollifax lächelte geschmeichelt. »Er beging den Fehler, ungewöhnlich barsch und feindselig auf meine Entschuldigung zu reagieren. Das erweckte meine Aufmerksamkeit. Jemand, der inkognito reisen will, darf sich solch gravierende Fehler nicht leisten, würde ich meinen. Seine Kleidung war nebenbei bemerkt auffallend elegant und stammte sicherlich von einem kanadischen Schneider. Als ich ihm auf die Füße trat, war seine Reaktion jedoch weniger elegant.«

»Bisher haben wir angenommen, daß er in Ostdeutschland untergetaucht ist; doch in letzter Zeit ging das Gerücht um, er habe sich nach Italien abgesetzt.«

»Und wann war er im Gefängnis?« fragte Mrs. Pollifax.

»Das ist mindestens zehn Jahre her, glaube ich«, antwortete Marko und wandte sich fragend an Robin. »In Westdeutschland - wenn ich mich nicht irre. Er konnte damals mit Hilfe einer Freundin entkommen und dann...« Er zuckte die Schultern. »Sie kennen die Geschichte: Wo er auftauchte, hinterließ er eine Spur von Gewalt und Terror... Aber noch einmal zu dem, was Sie sagten: Er ging nach seiner Ankunft direkt zu diesem.. » Feng-Imports?«