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Sie unterdrückte ein Gähnen und brachte ein müdes Lächeln zustande. »Irgendwann mußt du mir mehr von Courts Interesse für den Zen-Buddhismus erzählen... Ja sicher, ich kann schlafen - nachdem ich einen Stuhl unter die Klinke geklemmt, den Tisch davorgeschoben und ähnliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen habe.«

Er nickte und küßte sie im Vorbeigehen auf die Stirn;;

»Also laß dich nicht aufhalten. Wir sehen uns dann um acht.«

Als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, begann Mrs. Pollifax Möbelstücke durch das Zimmer zu schieben, während sie sich den Kopf zerbrach, wodurch sie Mr. Detwilers Mißtrauen erregt haben konnte.

10

Als Mrs. Pollifax am nächsten Morgen um acht in Robins Suite trat, war Mr. Hitchens bereits da. »Schscht...«, machte Robin, der ihr die Tür öffnete, und deutete auf Mr. Hitchens, der kerzengerade und mit geschlossenen Augen auf der Couch saß.

Mrs. Pollifax ging auf Zehenspitzen zu einem der Stühle und setzte sich. Erst jetzt sah sie, daß Mr. Hitchens das aus einer Zeitung gerissene Foto Eric des Roten in der Hand hielt.

Er räusperte sich, und mit noch immer geschlossenen Augen sagte er: »Das Stück Papier, das Sie mir in die Hand gegeben haben, ohne es mir vorher zu zeigen... , ich habe ganz stark das Gefühl, daß es das Bild eines Mannes ist, und... es ist merkwürdig, aber ich glaube, ich habe den Mann schon einmal gesehen. Irgendwer hat das Bild sehr oft in den Händen gehabt... Er hat ein Wort auf das Bild gekritzelt; welches Wort, kann ich leider nicht sagen, aber er hat es in einer wütenden, frustrierten Stimmung getan - das fühle ich.« Er öffnete die Augen. »Sie haben sicherlich gehofft, ich könnte Ihnen einen genauen Zeitpunkt nennen, aber es tut mir leid... « Erst jetzt sah er Mrs. Pollifax. »Guten Morgen«, begrüßte er sie mit einem Lächeln.

»Guten Morgen«, erwiderte sie aufgeräumt.

»Sie können sich das Bild jetzt ruhig ansehen«, sagte Robin. »Das Wort heißt >WANN<, wie Sie sehen. Sie können uns also nichts Genaueres über dieses WANN sagen?«

Mr. Hitchens schüttelte den Kopf. »Nein. Denn wer immer dieses Wort geschrieben hat, er kannte die Antwort nicht. Und ich kann lediglich das erkennen, wai, der oder die Betreffende zu dem gegebenen Augenblick selbst wußte.« Sein Blick fiel auf das Bild in seinen Händen. »Aber das ist doch der Mann, den wir im Flugzeug gesehen haben!« sagte er verblüfft. »Erinnern Sie sich, Mrs. Pollifax? Sie haben mich auf ihn aufmerksam gemacht. Sie waren ihm auf den Fuß getreten.«

»Sie haben ihn also ebenfalls erkannt!« rief Mrs. Pollifax zufrieden. »Wir haben dieses Foto gestern in Inspektor Wis Haus gefunden. Offen gestanden, wir stiegen in das Haus ein, nachdem wir Sie abgesetzt hatten. Es war Inspektor Wi, der dieses >WANN< auf das Bild gekritzelt hat -Alecs Vater.«

»Mein Gott!« rief Mr. Hitchens bestürzt.

Robin nickte bekräftigend. »So ist es. Da ich aufgrund von Mrs. Pollifax' Identifizierung des Mannes auf dem Foto drei Männer einfliegen ließ und damit meinen Job aufs Spiel gesetzt habe, kann ich Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin, daß auch Sie den Mann wiedererkannt haben.«

»Aber... Wer ist das überhaupt?« fragte Mr. Hitchens verwirrt. »Sie haben Alec nicht gefunden, aber irgendwas haben Sie entdeckt! Was ist es? Und weshalb haben Sie drei Männer einfliegen lassen?«

Robin wandte sich an Mrs. Pollifax. »Könntest du das bitte erklären? Ich würde es gerne noch einmal laut hören; vielleicht kann ich dann beurteilen, ob ich verrückt geworden bin oder leider nur allzu recht habe... «

Mrs. Pollifax nickte. »Bei dem Fall geht es inzwischen um mehr als um Entführung und einen Mord, Mr. Hitchens. Wir glauben jetzt zu wissen, was Alecs Vater entdeckt hat und weshalb er entführt und schließlich erschossen wurde. Der Mann, den Sie und ich an Bord des Flugzeugs gesehen haben, ist der in der ganzen Welt gesuchte Terrorist, der die Morde von Kairo und die Geiselnahme in Frankreich organisiert hat. Und jetzt hält er sich in Hongkong auf.«

»Der Mann, hinter dem jeder Polizist und alle Geheimdienste der Welt her sind?« fragte Mr. Hitchens. »Er nennt sich.... warten Sie, Eric der Rote - nicht? Der Führer der Gruppe >Befreiungsfront 8o<!«

Mrs. Pollifax nickte. »Ja. Und Montag morgen, nachdem wir beide, Sie und ich, zusammen gefrühstückt hatten, sah ich den Mann aus Feng-Imports kommen - einem zwielichtigen Laden in einer zwielichtigen Straße der Altstadt, wo ich einen jungen Mann anzutreffen hoffte, den ich letztes Jahr in China kennengelernt habe. Dann habe ich, wie Sie wissen. Robin getroffen, der aufgrund von beunruhigenden Gerüchten in ganz Südostasien nach Hongkong gekommen war und zufällig... «

Mr. Hitchens schüttelte heftig den Kopf. »Nichts geschieht zufällig«, berichtigte er. »Gar nichts.«

Etwas verunsichert ging Robin über diese Bemerkung hinweg und sagte: »Wie auch immer, auf jeden Fall haben Mrs. Pollifax und ich uns getroffen, und wie es aussieht, decken sich unser beider Aufgaben mehr und mehr. Wir beobachten Feng-Imports rund um die Uhr in der Hoffnung, daß Eric der Rote dorthin zurückkehrt. Dahingestellt, ob er uns diesen Gefallen tut oder nicht; er hält sich auf jeden Fall hier in Hongkong auf. Vielleicht sehen wir alle Gespenster, doch setzt man die konkreten Tatsachen und Informationen, die wir haben, zu einem Bild zusammen, dann ist der Gedanke, daß sich hier irgend etwas zusammenbraut, gar nicht mehr so abwegig.«

Mr. Hitchens stieß einen Pfiff aus. »Nur wissen Sie nicht, was geschehen soll.«

»Oder wann«, fügte Robin hinzu. »Oder wo und auf welche Weise. Wir brauchen Ihre Hilfe, Mr. Hitchens.«

»Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht«, erwiderte Mr. Hitchens voller Eifer. »Ich versichere Ihnen...« Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.

»Das wird das Frühstück sein. Ich habe es für Punkt acht bestellt«, sagte Robin und warf einen Blick zur Uhr. Er erhob sich und ging zur Tür. »Ich schlage vor, wir sehen uns die AchtUhr-Nachrichten an, während der Kellner das Frühstück serviert, und warten mit unserer Beratung bis nach dem Frühstück. Vielleicht gibt's was Neues im Fall Inspektor Wi... Aber leise bitte - Marko schläft noch.«

Den Nachrichten zufolge hatte die Polizei Alec Wi noch immer nicht gefunden. In der Stadt wurden Flugblätter mit Alecs Bild verteilt - eines wurde eingeblendet -, und man suchte fieberhaft nach der Mordwaffe. An dieser Stelle flogen Mr. Hitchens' und Robins Blicke zum Sofa hinüber, wo Mrs. Pollifax' Handtasche lag. Sie verzog das Gesicht und nickte bekümmert. Sonst gab es im Fall Wi nichts Neues; die Polizei verfolgte noch immer eine Anzahl von Spuren. Um den Bericht abzurunden, erschien Mr. Hitchens' Konterfei noch einmal auf dem Bildschirm, und das Interview, das er tags zuvor gegeben hatte, wurde wiederholt.

»Gut gemacht!« sagte Robin und schaltete das Gerät ab. »Und jetzt kein Wort mehr über das Thema, bitte. Laßt uns über was anderes reden... «

Mrs. Pollifax lächelte. »Na schön. - Cyrus kommt!« berichtete sie freudestrahlend. »Ich habe gestern abend ein Telegramm erhalten.«

»Wie wunderbar«, lachte Robin. »Dann kann ich Court aus erster Hand über ihn berichten. - Wie war übrigens Ihr Abend, Mr. Hitchens?«

»Wundervoll«, erwiderte er fast verlegen. »Ruthie und ich redeten und redeten - fast die ganze Nacht -, hin und wieder haben wir auch getanzt. Ruthie bleibt bis Samstag.« Er wandte sich an Mrs. Pollifax. »Wir treffen uns nachher und machen eine kleine Hafenrundfahrt. Haben Sie Lust, uns zu begleiten? Ruthie würde Sie gerne wiedersehen, hat sie gesagt.«

Mrs. Pollifax unterbrach kurz ihre intensive Beschäftigung mit dem opulenten Frühstück aus Eiern mit Speck, Papaya, Wassermelone, Schinken, Wurst und Orangensaft, Toast und Kaffee und erklärte, sie wäre entzückt, sie zu begleiten.