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»Nur das nicht«, murmelte Robin und starrte bestürzt die Figur an.

»Das wäre mehr, als ich zu hoffen wage«, sagte Marko und beugte sich interessiert vor, »aber... mon Dieu, vielleicht hat er ein Geheimfach...« Er setzte sich zu Robin auf die Couch und seine Finger bewegten sich tastend über den Buddha. »Ich tippe auf den Kopf - was meint ihr? Das ist der einzige Teil des Buddhas, der offensichtlich nicht aus dem gleichen Teil Elfenbein geschnitzt ist.« Er fischte eine Schnappmesser aus seiner Jackentasche und sagte: »Darf ich mal?«

Mrs. Pollifax zuckte zusammen, als er die Klinge des Messers unterhalb des kunstvollen Kopfschmucks am Hals des Buddhas ansetzte. Zunächst versuchte er es auf der linken Seite des Halses, dann führte er das Messer zur rechten Seite und drückte die Spitze gegen die Figur.

Mit einem klickenden Geräusch löste sich der Kopfschmuck von der Figur und fiel zu Boden.

»Und hier. Freunde«, sagte sie stolz und deutete auf die Vertierung im Kopf des Buddhas, »haben wir Detwilers Geheimfach. Er ist tatsächlich auf unserer Seite.«

»Da ist was drin«, flüsterte Robin.

»Tatsächlich!« sagte Marko und zog vier winzige, fest zusammengerollte Papierstreifen hervor. »Die Götter sind uns wohlgesinnt«, murmelte er, während er sie flach strich. Nach einem kurzen Blick auf die ersten beiden Papierstreifen reichte er sie Mrs. Pollifax. »Die sollte ich besser nicht lesen; anscheinend sind das die Originalberichte Detwilers, die er nicht an Ihre Vorgesetzten geschickt hat... Es geht um irgendwelche ausländische Schiffe im Hafen von Hongkong.«

»Aber der hier nicht!« rief Robin und griff nach dem dritten Papierstreifen. »Namen, Marko! Namen - hör' zu!« Er las sie laut vor. »Eric Johansen - das ist Eric der Rote. Xian Pi - er ist neu. Charles Szabö - oh, den kennen wir nur zu gut. Jan von Damm. John Yonomoto. Hoban Holloway - das ist ein Killer. Miguel Valentos, John D'Eon, Carl Eberhardt, Henri Duval und Angelo Gregorio.«

»Elf«, nickte Mrs. Pollifax, »das stimmt genau mit den elf Pässen überein.«

»Die ganze verdammte Terroristenbrut der >Befreiungsfront '8o<!« zischte Marko.

»Und hier ist noch mehr - das ist ja unglaublich!« rief Robin. »Das müssen die Ziele ihrer Anschläge sein.«

Über seine Schulter hinweg starrten sie alle auf den letzten der vier Papierstreifen:

1. Turm/Peak. Kommandozentrale

2. Regierungsgebäude?

3 Rundfunksender

4- Elektrizitätswerk

»Jetzt wissen wir also... welch ein Fund!« flüsterte Marko. »Mrs. P., wir stehen zutiefst in Ihrer Schuld.«

»Aber kein Hinweis, wann«, wandte Mrs. Pollifax ein. »Daß die Terroristen ihre Anschläge für Ende nächster Woche planen, ist eine pure Annahme, die sich allein darauf stützt, daß Detwilers Haushälterin ihn bis dahin zurück erwartet. Das ist reichlich dürftig und vage und außerdem aus zweiter Hand; wir können daraus unmöglich konkrete Schlüsse ziehen.«

»Das nicht; aber wir werden kein Risiko eingehen«, sagte Robin. »Ich werde sofort den Gouverneur anrufen - und keine Sorge, er wird mich auch ohne viel Worte verstehen.« Er erhob sich, ging zum Telefon und wählte eine Nummer.

Mit einem Lächeln wandte sich Marko an Mrs. Pollifax: »Ich schätze, es liegt ein arbeitsreicher Tag vor uns, wenn wir über Ihren Mr. Feng etwas herausfinden wollen. Und Sie? Sind Sie immer noch entschlossen, sich in die Höhle des Löwen zu wagen? Sie kennen das Risiko.«

Mit dem Hörer in der Hand rief Robin quer durch den Raum: »Risiko? Selbstmord! Glaubst du, du kannst einen leeren Buddha bei Feng-Imports abliefern, und dann unbehelligt einfach wieder gehen?«

»Ich denke nicht einmal im Traum daran, den Buddha, den mir Detwiler gegeben hat, zurückzubringen«, erklärte Mrs. Pollifax würdevoll. »Unten in der Ladenstraße habe ich eine zum Verwechseln ähnliche Figur gesehen; zwar nicht so perfekt gearbeitet, doch sonst hat sie die gleiche Größe, dieselbe Pose und ist auch aus edlem weißen Elfenbein geschnitzt. Mr. Detwiler wird natürlich sofort erkennen, daß es nicht derselbe Buddha ist, aber ich bezweifle, daß es Mr. Feng bemerken wird.«

»Unsinn!« knurrte Robin. Im selben Augenblick kam seine Verbingung zustande, und er kehrte ihnen den Rücken zu und berichtete mit leiser Stimme über das, was sie soeben erfahren hatten.

»Aber Mr. Feng wird den Unterschied sehr wohl bemerken, sobald er versucht, den Buddha zu öffnen und feststellt, daß er nicht zu öffnen ist«, bemerkte Marko eindringlich.

»In dem Laden halten sich keine Terroristen auf«, erinnerte ihn Mrs. Pollifax entschieden, »nur Detwiler und Feng - und Sheng Ti und Lotus natürlich. Außerdem habt ihr doch Beobachtungsposten rund um Feng-Imports eingerichtet. Sollte ich der Situation nicht gewachsen sein...«

Robin legte den Hörer auf und gesellte sich wieder zu ihnen. »Schlag dir diese verrückte Idee aus dem Kopf, Mrs. P.!« sagte er eindringlich. »Begreif doch endlich, daß das zu gefährlich ist. Wenn Feng tatsächlich hinter dieser Geschichte steckt, dann wartet er doch nur darauf, dich in seine Finger zu kriegen!«

»Sicher tut er das«, antwortete sie. »Und zweifellos hat er jedes Wort mitgehört, das Detwiler mit mir am Telefon gewechselt hat; wahrscheinlich hat er ihn dabei mit einer Pistole in Schach gehalten, wenn ich das richtig einschätze.«

»Weshalb also?« wollte Robin wissen.

Sie überlegte, wie sie ihm ihr Vorhaben verständlich machen konnte. Schließlich sagte sie: »Wenn ich nicht gehe, ist es durchaus möglich, daß Detwiler umgebracht wird, weil er mir den Buddha gegeben hat... Seine Nützlichkeit für Feng dürfte allmählich erschöpft sein. Ich muß hingehen, weil ich ja schließlich wegen Detwiler nach Hongkong gekommen bin... , weil sein Anruf einem Hilferuf gleichkommt... und weil ich dann unter Umständen von Detwiler den Tag und die genaue Stunde der Terroranschläge erfahre.«

»Und du glaubst tatsächlich, daß Feng dich unbehelligt wieder gehen läßt?« fragte Robin skeptisch.

Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. »Ich werde natürlich versuchen, meine Rolle als naive Touristin weiter zu spielen«, sagte sie beschwichtigend und fügte dann entschlossen hinzu: »Sollte ich jedoch gezwungen sein, Gewalt anzuwenden, dann muß das noch lange nicht bedeuten, daß Feng aufgrund meiner Karatekenntnisse gleich auf den Gedanken kommt, ich könnte eine amerikanische Agentin sein. Und wie gesagt, sind Krugg und Upshot nicht weit; und Sheng Ti und Lotus sind außerdem auch noch da.«

»Vorausgesetzt, sie verlassen ihren Posten nicht«, bemerkte Robin düster.

Marko räusperte sich. »Das ist etwas, dessen du dich vergewissern solltest. Robin - ehe sie geht«, schlug er vor.

»Mein Gott!« fluchte Robin. »Jetzt fang du nicht auch noch damit an, Marko!«

Mrs. Pollifax erhob sich. »Allmählich erinnerst du mich an einen übertrieben ängstlichen Vater«, bemerkte sie trocken. »Du weißt ganz genau, Robin, daß es in diesem Geschäft keine Garantien gibt! Und inzwischen ist es nun mal so, daß ich die einzige bin, die überhaupt Zugang hat zu... zur Höhle des Löwen, wie Marko so schön sagt... Und vielleicht kann ich tatsächlich etwas in Erfahrung bringen, das uns hilft, ein Blutbad wie die Geiselaffäre in Frankreich zu verhindern.«

Sie sah erneut auf die Uhr. »Könntet ihr mir dreihundert Hongkong-Dollar leihen, damit ich diese Buddhafigur kaufen kann? Es ist bereits halb elf, und ich habe versprochen, um elf bei Feng-Imports zu sein. Der Buddha ist nicht billig, und ich habe im Moment nicht so viel Geld bei mir...«

Mit einem breiten Grinsen fischte Marko seine Brieftasche hervor und zählte ihr die Banknoten ab. »Wir werden hier sein und Sie erwarten«, sagte er. »Zumindest ich... und inzwischen werde ich ein ernstes Wörtchen mit Robin reden.«