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Kleschtsch: Hab sie nicht gesehen …

Kostylew  nähert sich behutsam der Tür von Pepels Kammer: Wieviel Platz du mir wegnimmst für deine zwei Rubel monatlich! Das Bett dort … du selber sitzt ewig hier - n-ja! Wenigstens für fünf Rubel Raum, bei Gott! Ich werde dich um 'nen halben Rubel steigern müssen …

Kleschtsch: Leg mir doch gleich 'nen Strick um den Hals … und erwürg mich! Wirts bald krepieren und denkst nur ans Geldmachen …

Kostylew:: Warum soll ich dich erwürgen? Wer hätte davon einen Nutzen? Lebe in Gottes Namen und sei vergnügt … Ich steigre dich um 'nen halben Rubel, kaufe Öl für die heilige Lampe - und mein Opfer wird brennen vor dem Heiligenbilde … zur Vergebung meiner Sünden und auch der deinigen … du selber denkst doch nie an deine Sünden, siehst du … Ach, Andrjuschka, was für ein schlechter Kerl bist du doch! Deine Frau hat die Auszehrung gekriegt, so hast du ihr zugesetzt … kein Mensch hat dich gern, kein Mensch achtet dich … deine Arbeit ist so geräuschvoll, für jedermann störend …

Kleschtsch  schreit: Bist du gekommen … um auf mich loszuhacken? Satin brüllt laut.

Kostylew  fährt zusammen: Ach …was fällt dir ein, mein Lieber!

Der Schauspieler  kommt herein: Im Hausflur hab ich sie untergebracht, die arme Frau … hab sie hübsch eingemummelt …

Kostylew: Was für ein guter Mensch du bist! Sehr löblich von dir … Wird dir alles vergolten werden …

Der Schauspieler: Wann?

Kostylew: Im Jenseits, Brüderchen … Dort wird über alles, über jede unsrer Handlungen genau Rechnung geführt …

Der Schauspieler: Wie wär's, wenn du mich schon hier für mein gutes Herz belohntest?

Kostylew: Wie könnt ich das?

Der Schauspieler: Laß mir die Hälfte meiner Schuld nach …

Kostylew: He, he! Mußt immer deine Späßchen machen, kleiner Schäker, immer necken! … Kann man Herzensgüte überhaupt mit Geld bezahlen? Herzensgüte steht höher als alle Schätze dieser Welt. Na, und deine Schuld - ist eben eine Schuld! Die mußt du einfach begleichen … Herzensgüte mußt du mir altem Manne unentgeltlich erweisen.

Der Schauspieler: Bist 'n Filou, alter Mann … Ab in die Küche. Kleschtsch erhebt sich und geht in den Hausflur.

Kostylew  zu Satin. Wer ging da eben fort? Der Raspler? Er kann mich nicht leiden, he he …

Satin: Wer könnte dich leiden - außerm Teufel …

Kostylew  lächelt spöttisch: Du mußt nicht gleich schimpfen! Ich hab euch doch alle so gern … meine lieben Brüderchen, ihr meine Galgenvögel und Taugenichtse … Plötzlich, rasch. Sag mal … ist Wasjka zu Hause?

Satin: Sieh nach …

Kostylew  geht nach der Tür von Wasjkas Kammer und klopft: Wasjka! Der Schauspieler erscheint in der Tür, die nach der Küche führt; er kaut irgend etwas.

Pepeclass="underline"  Wer ist da?

Kostylew: Ich bin's … ich, Wasjka …

Pepeclass="underline"  Was willst du?

Kostylew  zurücktretend: Mach mal auf …

Satin  ohne Kostylew anzusehen: Er würde schon aufmachen, aber … sie ist drin … Der Schauspieler räuspert sich.

Kostylew  unruhig, leise: He? Wer ist drin? Was … sagst du?

Satin: Hm? Sprichst du zu mir?

Kostylew: Was sagtest du?

Satin: Nichts weiter … nur so … für mich …

Kostylew: Nimm dich in acht, mein Lieber! Laß deine Späße … ja! Klopft langsam an die Tür. Wassilij! …

Pepel  öffnet die Tür: Na, warum störst du mich?

Kostylew  guckt in Pepels Kammer: Ich wollte dir nämlich … verstehst du …

Pepeclass="underline"  Hast du das Geld gebracht?

Kostylew: Ich möchte mit dir was besprechen …

Pepeclass="underline" : Hast du das Geld gebracht?

Kostylew: Was für Geld? Erlaub mal …

Pepeclass="underline" : Die sieben Rubel für die Uhr - na?

Kostylew: Für welche Uhr, Wasjka? … Ach du …

Pepeclass="underline"  Sieh dich vor, du! Nur keine Winkelzüge! Ich hab dir gestern vor Zeugen eine Taschenuhr verkauft für zehn Rubel … Drei hab ich bekommen, die übrigen sieben verlang ich jetzt. Nur raus damit! Was plinkerst du denn so? Schleicht hier rum, beunruhigt die Leute … und vergißt die Hauptsache …

Kostylew: Ss-st! Nicht gleich so böse, Wasjka … Die Taschenuhr war doch …

Satin:: Gestohlen …

Kostylew  streng: Ich kaufe niemals gestohlene Sachen … wie kannst du …

Pepel  faßt ihn an der Schulter: Sag mal - was belästigst du mich? Was willst du von mir?

Kostylew: Ich? Gar nichts … ich geh schon … wenn du so bist …

Pepeclass="underline"  Scher dich fort, hol das Geld!

Kostylew  im Abgehen: Ist das ein grobes Volk! Oh, oh!

Der Schauspieler: Die richtige Komödie!

Satin: Sehr gut! So hab ich's gern …

Pepeclass="underline"  Was wollte er hier eigentlich?

Satin  lachend: Das hast du noch nicht begriffen? Seine Frau sucht er … Sag mal, Wassilij - warum bringst du den Kerl nicht um die Ecke?

Pepeclass="underline"  Um so 'nen Schuft mein Leben verpfuschen? Ne …

Satin: Mußt es natürlich schlau anfangen. Heiratest dann die Wassilissa … und wirst unser Herbergsvater …

Pepeclass="underline"  Da hätt ich mal was Rechtes! Ihr würdet meine ganze Wirtschaft versaufen und mich selber dazu … bin viel zu gutherzig für euch … Setzt sich auf die Pritsche. So 'n alter Satan! Weckt mich aus 'm besten Schlaf auf … Ich hatte grade so 'nen schönen Traum: ich träumte, daß ich angelte, und mit einemmal saß mir 'n mächtiger Blei an der Angel! Ein Blei, sag ich euch … nur im Traume gibt's solche Riesenkerle … Ich zieh und zieh ihn und hab Angst, daß die Schnur zerreißt … und wie ich eben mit 'm Handnetz zufassen will, da … mit einemmal …

Satin: … war's gar kein Blei, sondern die Wassilissa …

Der Schauspieler: Die ist ihm schon längst ins Netz gegangen …

Pepel  ärgerlich: Schert euch zum Teufel mit eurer Wassilissa!

Kleschtsch  kommt aus dem Hausflur: Ist das 'ne Hundekälte …

Der Schauspieler: Warum hast du die Anna nicht reingeführt? Die erfriert ja draußen …

Kleschtsch: Nataschka hat sie zu sich in die Küche genommen …

Der Schauspieler: Der Alte wird sie rauswerfen …

Kleschtsch  setzt sich an seine Arbeit: Nataschka wird sie schon herbringen …

Satin: Wassilij, spendier mal 'nen Fünfer …

Der Schauspieler  zu Satin: Ach was, 'nen Fünfer. Wasja, gib uns 'nen Zwanziger …

Pepeclass="underline"  Ich muß mich beeilen … sonst verlangt ihr noch 'nen ganzen Rubel … da! Gibt dem Schauspieler ein Geldstück.

Satin: Giblartarr. 's gibt keine besseren Menschen auf der Welt als die Diebe!

Kleschtsch: Die kommen auf leichte Art zu Gelde … Sie arbeiten nicht …

Satin: Zu Gelde kommen viele auf leichte Art, aber nicht viele können sich auf leichte Art davon trennen … Arbeit! Richt es so ein, daß die Arbeit mir Freude macht, dann werde ich vielleicht auch arbeiten … ja! Vielleicht! Ist die Arbeit ein Vergnügen - dann ist das Leben schön! Ist die Arbeit aber erzwungen - dann wird das Leben zur elenden Sklaverei! Zum Schauspieler. Komm, Sardanapal! Wir wollen gehen …

Der Schauspieler: Komm, Nebukadnezar! Ich will mich betrinken - wie vierzigtausend Säufer … Beide ab.

Pepel  gähnt: Na, was macht deine Frau?

Kleschtsch: Es geht zu Ende, scheint's … Pause.

Pepeclass="underline"  Wenn ich dir so zuseh - kommt deine ganze Raspelei mir zwecklos vor …

Kleschtsch: Was soll ich denn sonst tun?

Pepeclass="underline"  Gar nichts …

Kleschtsch: Wovon soll ich leben?

Pepeclass="underline"  Sieh die andre Leute an - die quälen sich nicht und leben doch!

Kleschtsch: Andre Leute? Meinst wohl das Lumpenpack hier, die Gauner und Tagediebe … nette Leute das! 'ne Schande ist's, wenn man's so mit ansieht … Ich bin ein Mensch, der arbeitet … von Kindesbeinen an hab ich gearbeitet … Meinst du, ich krabble mich nicht mehr raus aus dem Loch hier? Ganz gewiß tu ich's - und wenn meine Haut dabei in Fetzen geht, aber raus muß ich … Laß nur erst meine Frau sterben … ein halbes Jahr hab ich hier zugebracht … und mir ist's, als wären es sechs Jahre gewesen …