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6 die Flinte ins Korn werfen — капитулировать, сдаться

7 in die Tinte geraten — попасть впросак, садиться в лужу

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Freunde, ich freue mich sehr, daß ich etwas für Sie tun kann. Es wird schon alles in Butter sein 1. Unser Weizen wird blühen. 2 Wann nehmen wir die Sache in Angriff 3, damit sie so schnell wie möglich in Fluß kommt 4?»

Eine Sekunde lang schauten wir einander fragend an. Dann begannen wir laut zu lachen. Nur Nadja lachte nicht, im Gegenteil, sie war sehr verwundert und sah ernst von einem zum anderen. «Was ist denn eigentlich los? Habe ich falsch gesprochen?»

«In dieser Situation — ja», meinte Kurt. «,In Angriff nehmen‘ und ,in Fluß kommen‘ sind Ausdrücke der Zeitungssprache, geschriebenes Deutsch, nicht gesprochenes. Hier wirken diese Wendungen komisch. Ja, das ist das richtige Wort.»

«Komisch?»

«Sehen Sie», fuhr Kurt fort. «Mit Redewendungen muß man sehr vorsichtig sein. Man darf nie verschiedene Bilder vermengen, z. B. ,Butter‘ und ,Weizen‘, oder ,Angriff‘ und ,Fluß‘. Das paßt nicht zueinander, verstehen Sie?»

«Ich glaube — ja.»

«Und noch etwas: ,Alles ist in Butter‘ können sie zu ihren Kameraden und Geschwistern sagen, das ist ein Ausdruck der Umgangssprache. Aber ,Unser Weizen blüht‘ ist gehobener Stil; es klingt etwas pathetisch.»

«Noch eine Bemerkung, Nadja», sagte Herta freundlich. «Lieben Sie Suppe mit sehr, sehr viel Salz?»

«Ach so! Ich gebrauche Ihrer Ansicht nach zu viele Redewendungen?»

«Ja», meinte Kurt, «auch das. Kennen Sie nicht das alte Sprichwort: ,Allzu viel ist ungesund‘? Als wir Ihre vielen Redewendungen hörten, Nadja, da haben wir große Augen gemacht.»

Kaum hatte er dies gesagt, so rief Nadja: «Da hört aber die Gemütlichkeit auf! 5 Das schlägt dem Faß den Boden aus! 6 Sie kritisieren mich, dabei sprechen Sie ja selbst so! Schöne Sache!» Blitzschnell hatte sie ihr Notizbuch genommen und etwas aufgeschrieben. Und jetzt sagte sie stolz: « ,Große

1 alles (ist) in Butter (разг.) — всё идёт как по маслу

2 Unser Weizen wird blühen. — Всё будет в порядке.

3 in Angriff nehmen — (энергично) приступить к чему-либо

4 in Fluß kommen — налаживаться

5 Da hört aber die Gemütlichkeit auf! — Это уж чересчур!

6 Das schlägt dem Fden Boden aus! — Это переходит все границы!

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Augen machen‘ — sich sehr wundern — das ist meine 502te deutsche Redewendung! Hurra!»

«Und wieviel Redewendungen wollen Sie sammeln?» fragte Herta.

«Tausend. Und wenn ich das erste Tausend gesammelt habe, dann beginne ich gleich das zweite Tausend. Und so weiter, bis ich alle deutschen Redewendungen kenne, ohne Ausnahme — alle durch die Bank 1.»

TAUSEND DEUTSCHE REDEWENDUNGEN

K u r t: Tausend!.. Oho, ich denke, das ist viel zu viel!

N a d j a (notiert schnell): «Viel zu viel» — Слишком много. 503! (Zu Kurt:) Sehen Sie, das ist heute schon Ihre zweite Redewendung. Sie sprechen also genau so, wie ich gern sprechen möchte.

K u r t: Fräulein Nadja, ich darf es, weil ich es kann. Es ist meine Muttersprache.

N a d j a: Und ich will sie erlernen. Verstehen Sie das? Ich will genau so deutsch sprechen lernen, wie ein Deutscher spricht, und alle Deutschen durch die Bank 1 gebrauchen Redewendungen.

K o r n e j e w: Ja, es ist wirklich sehr schön, viele Redensarten zu wissen, aber dieses Wissen ist zwecklos, wenn man sie nicht richtig gebrauchen lernt.

K u r t: Gerade hierin liegt die große Schwierigkeit.

H e r t a: Wir wollen Ihnen gern helfen, Nadja.

N a d j a: Wirklich? Ich bin Ihnen sehr dankbar.

H e r t a: Sie werden also unsere Dolmetscherin sein?

N a d j a: Ja. Das wird für mich die beste Schule sein. Ich bin im siebenten Himmel.

K o r n e j e w: So, nun kann ich ruhig gehen. Ich habe alle Hände voll zu tun 2.

N a d j a (notiert): Das heißt wohl «Ich habe sehr viel Arbeit»?

K u r t: Ja. (Ironisch): Nummer 504! Es bleiben nur noch 496!

H e r t a: Herr Kornejew, vielen Dank für Ihre Mühe.

K o r n e j e w: Bitte sehr, keine Ursache 3.

1 alle durch die Bank — все без исключения

2 alle Hände voll zu tun haben — быть занятым по горло; хлопот полон рот

3 Keine Ursache! — Не за что!

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N a d j a (notiert): Keine Ursache — Не за что!

K u r t: 505! Das wächst ja wie eine Lawine. So ein Tempo! Was schreiben Sie denn noch auf, Nadja?

N a d j a: «Vielen Dank». Ich kenne auch Synonyme: «besten Dank» und «danke bestens», «danke schön» und «danke sehr». Ich bin der Ansicht, je mehr Synonyme man kennt, desto leichter ist es, in jedem einzelnen Fall den passendsten Ausdruck zu finden.

Kornejew fragte mich, ob ich noch bleiben wolle. Ich hatte aber ebenfalls keine Zeit und verabschiedete mich von Nadja und den deutschen Freunden.

Alles, was ich weiter berichten werde, habe ich später von Nadja, Kornejew und den zwei Deutschen erfahren.

NEHMEN SIE PLATZ 2!

Sie blieben also zu dritt im Hotelzimmer — Nadja, Herta und Kurt.

H e r t a: Liebe Nadja, nehmen Sie bitte Platz! Jetzt wollen wir uns ein wenig über unsere Aufgabe unterhalten. Wir, Kurt und ich, können zwar ein wenig Russisch, aber...

K u r t: ... brauchen doch eine gute Dolmetscherin. Sie sprechen fließend 3 deutsch. Wir hoffen, Sie werden uns gute Hilfe leisten 4, Ach, sehen Sie, das ist wieder so eine Redewendung!

N a d j a: Ich kenne sie schon lange. Was ist aber besser, «helfen», oder «Hilfe leisten»?