Выбрать главу

Auf dem Schlachtfelde hatte er dreitausend Mann, vierzig Stücke schweres Geschütz, vierzig beladene Kamele, seine Zelte, seine Pferde, seine Sklaven gelassen. Die ganze mit Gold, Kaschmir und Seide bedeckte Ebene des Schlachtfeldes gab man den siegreichen Soldaten preis, die eine unermeßliche Beute machten, denn die Mamelucken waren in ihre allerschönsten Rüstungen gehüllt und trugen alles, was sie an Edelgestein, Gold und Silber besaßen, an sich.

Bonaparte schlief dieselbe Nacht in Gizeh, und am dritten Tag zog er durch das Tor des Sieges in Kairo ein.

Kaum ist er in Kairo, so träumt Bonaparte nicht allein von der Kolonisierung des kaum eroberten Landes, sondern auch von der Eroberung Indiens auf dem Wege der Euphratlinie. An das Direktorium richtet er eine Zuschrift, worin er Verstärkungen, Waffen, Kriegszeug, Wundärzte, Apotheker. Mediziner, Gießer, Destillateure, Schauspieler, Gärtner, Krämer, um Hampelmänner an das Volk zu verkaufen, und fünfzig Französinnen fordert. An Tippu Sahib [Fußnote] schickt er einen Kurier, um ihm ein Bündnis gegen die Engländer anzubieten. Dann machte er sich doppelt hoffnungsfroh, an die Verfolgung Ibrahims, des mächtigsten Beis nach Murad, zerschmettert ihn bei Saheleyh; aber während man ihm zu diesem Siege Glück wünscht, bringt ihm ein Bote die Nachricht von dem gänzlichen Verlust seiner Flotte. Nelson hat Brueys auf der Reede von Abukir in die Luft gesprengt, die Flotte ist, wie bei einem Schiffbruch, verschwunden: keine Verbindung mit Frankreich, keine Hoffnung auf Indiens Eroberung mehr!

In Ägypten bleiben muß er nun oder groß, wie die alten Helden, daraus hervorgehen.

Bonaparte kommt nach Kairo zurück und feiert den Geburtstag Mohammeds und die Gründung der Republik. Inmitten dieser Festlichkeiten empört sich Kairo, und während er, von der Höhe des Mokattam herab, auf die Stadt Blitze speit, kommt ihm Gott mit einem Gewitter zu Hilfe. In vier Tagen ist alles in Ruhe. Bonaparte reist nach Suez ab: er will das Rote Meer sehen und, nicht älter als Alexander, den Fuß nach Asien setzen. Fast geht er unter wie Pharao, ein Guide rettet ihn. Jetzt wenden sich seine Augen nach Syrien. Der Zeitpunkt einer Landung in Ägypten ist vom Feind verpaßt und kommt erst im Juli folgenden Jahres wieder; aber über Gaza und el Arisch könnten die Feinde heranziehen, denn Ali Pascha, genannt Djezzar, das ist der Schlächter, hat sich der letztgenannten Stadt bemächtigt. Diese Vorhut der Ottomanischen Pforte gilt es zu vernichten, die Wälle von Jaffa, Gaza und Acre umzustürzen, das Land zu verheeren und alle seine Hilfsquellen zu vernichten, um den Zug eines feindlichen Heeres durch die Wüste unmöglich zu machen. So weit ist der Plan bekannt; aber vielleicht verbirgt sich dahinter eine jener Riesenunternehmungen, wie sie Bonaparte immer im Grunde seiner Gedanken wälzt; wir werden ja sehen!

An der Spitze von zehntausend Mann bricht er auf, teilt das Fußvolk in vier Korps, die er unter Bon, Kleber, Lannes und Reynier stellt, überweist Murat die Reiterei, Dammartin die Artillerie und Cafarelli-Dufalga die Pioniere. El Arisch wird angegriffen und am 1. Ventose (20. Febr. 1799) genommen, am 7. Gaza ohne Widerstand besetzt und am 17. Jaffa erstürmt, dessen aus fünftausend Mann bestehende Besatzung über die Klinge springen muß. [Fußnote] Dann geht es im Triumph vorwärts; St. Jean d'Acre (Akka) wird erreicht, und noch am 30. desselben Monats werden die Laufgräben eröffnet. Hier beginnt das Unglück.

Ein Franzose befehligt den Platz, ein alter Kamerad Napoleons. Miteinander in der Militärschule geprüft, waren sie am gleichen Tage jeder zu seinem Korps geschickt worden. Als royalistischer Parteigänger läßt Phélipeaux den Engländer Sydney Smith aus dem Temple entrinnen, folgt ihm nach England und geht ihm nach Syrien voraus. An seinem Genie mehr als an Acres Wällen bricht sich Bonapartes Ungestüm: auch erkennt er auf den ersten Blick, daß die Verteidigung von einem höherstehenden Manne geleitet wird. Eine regelrechte Belagerung ist unmöglich, es gilt, die Stadt zu erstürmen. Dreimal hintereinander wird der Sturm versucht, vergeblich!

Während eines dieser Stürme fällt eine Bombe zu Bonapartes Füßen nieder. Augenblicklich werfen sich zwei Grenadiere auf ihn, schließen ihn in ihre Mitte, legen ihre Arme über sein Haupt und decken ihn von allen Seiten. Die Bombe platzt, und, wunderbar, ihre Splitter achten schonend solche Hingebung; niemand wird verwundet. Einer von diesen Grenadieren heißt Daumesnil; er wird im Jahre 1809 General; 1812 verliert er in Moskau ein Bein und 1814 ist er Kommandant in Vincennes.

Inzwischen erhält Djezzar von allen Seiten Beistand: die Paschas von Syrien haben ihre Macht gesammelt und marschieren gegen Acre, Sydney Smith eilt mit der englischen Flotte herbei, die Pest endlich, dieser schrecklichste aller Bundesgenossen, kommt dem Henker Syriens zu Hilfe. Zuerst gilt es, sich der Armee von Damaskus zu erwehren. Statt sie zu erwarten oder bei ihrem Herannahen zurückzuweichen, geht ihr Bonaparte entgegen, erreicht und zerstreut sie in der Ebene am Berge Tabor und kehrt dann zurück, um noch fünf Stürme zu wagen, die ebenso vergeblich wie die früheren sind. St. Jean d'Acre ist für ihn eine Stadt des Fluches, über die er nicht hinwegkommt.

Alles staunt, daß er sich so abringt, um ein Felsennest zu nehmen, daß er Tag für Tag sein Leben daran wagt, daß er seine besten Offiziere und seine tapfersten Soldaten in die Schanze wirft; alles tadelt ihn wegen dieser blutdürstigen Verstocktheit, die zwecklos scheint. Der Zweck aber — hier ist er, er erklärt ihn selbst nach einem jener fruchtlosen Stürme, wobei Duroc verwundet ward, denn er fühlt das Bedürfnis, einige ihm ebenbürtige Herzen wissen zu lassen, daß er nicht das Spiel eines Unsinnigen spiele.»Ja, «sagte er,»ich sehe, daß mir dieses elende Nest viele Leute und viel Zeit geraubt hat, aber schon sind die Dinge zu weit gediehen, als daß ich nicht eine neue Anstrengung wagen sollte. Gelingt mir's, so finde ich in der Stadt die Schätze des Paschas und Waffen für dreimal hunderttausend Mann. Ich empöre und bewaffne Syrien, das voll Entrüstung ist über die Abscheulichkeit des Djezzar, dessen Sturz die Bevölkerung bei jedem Sturme von Gott erfleht. Ich marschiere auf Damaskus und Aleppo; beim Vorrücken vermehre ich meine Armee durch alle Mißvergnügten. Ich verkünde dem Volke die Abschaffung der Sklaverei und der tyrannischen Herrschaft der Paschas. Mit bewaffneten Massen dringe ich nach Konstantinopel vor; ich stürze das türkische Reich, gründe im Orient ein neues, großes Kaiserreich, das meinen Namen bei der Nachwelt verewigt, und kehre über Adrianopel und Wien nach Paris zurück, nachdem ich das Haus Österreich vernichtet habe.«— Dann fährt er mit einem Seufzer fort:»Gelingt's mir nicht mit diesem letzten Sturme, den ich wagen will, so breche ich auf; die Zeit drängt. Vor Mitte Juni werde ich nicht in Kairo sein, und dann sind dem Feinde die Winde günstig, um nach dem Norden Ägyptens zu segeln. Konstantinopel wird Truppen nach Alexandria und Rosette schicken, ich muß dort sein; die Landarmee, die später anlangen wird, fürchte ich für dieses Jahr nicht. Bis zum Rand der Wüste werde ich alles mit Feuer und Schwert verwüsten lassen; zwei Jahre von heute an werde ich den Durchzug einer Armee unmöglich machen, denn unter Schutt und Trümmern kann man nicht leben.«

Und er muß sich zur Umkehr entschließen. Die Armee zieht sich auf Jaffa zurück, wo Bonaparte das Spital der Pestkranken besucht. Mitgenommen wird jeder, der transportiert werden kann, zur See über Damiette und zu Land über Gaza und el Arisch, an sechzig bleiben zurück, die nur noch einen Tag zu leben haben, aber in einer Stunde in die Hände der Türken fallen werden. Dieselbe stahlherzige Notwendigkeit, die die Besatzung von Jaffa über die Klinge springen ließ, erhebt abermals ihre Stimme. Der Apotheker R… läßt, sagt man, den Sterbenden einen Trank reichen: statt der Martern, die ihrer von den Türken warten, werden sie wenigstens einen sanften Tod haben.