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Der alte Lehnsadel war verschwunden, Napoleon schuf einen neuen volkstümlichen. Die verschiedenen Ritterorden waren in Mißachtung gesunken. Napoleon setzte die Ehrenlegion ein. Seit zwölf Jahren war der Generalsrang die höchste militärische Auszeichnung, Napoleon setzte zwölf Marschälle ein.

Diese zwölf Marschälle waren die Gefährten seiner Mühen, Geburt und Gunst hatten keine Stimme bei ihrer Wahl. Alle hatten ihre Tapferkeit zur Mutter und den Sieg zum Vater. Die Auserkorenen waren Berthier, Murat, Moncey, Jourdan, Massena, Augereau, Bernadotte, Soult, Brune, Lannes, Mortier, Ney, Daooust, Bessieres, Kellermann, Lefèvre, Pérignon und Serrurier. [Fußnote]

Heute, nach 39 Jahren, leben noch drei, die die Sonne der Republik aufgehen und den Stern des Kaiserreichs sinken sahen; der erste ist zur Stunde, wo wir diese Zeilen schreiben, Gouverneur der Invaliden (Moncey), der zweite Präsident des Ministerrats (Soult) und der dritte König von Schweden (Bernadotte), als die einzigen und letzten Reste der kaiserlichen Plejaden; die beiden ersten haben sich auf ihrer Höhe gehalten, und der dritte ist noch höher gestiegen.

Am 2. Dezember 1804 fand die Salbung in der Kirche Notre-Dame statt; der Papst Pius VII. war ausdrücklich von Rom gekommen, um die Krone auf das Haupt des neuen Kaisers zu setzen. Von seiner Garde begleitet, in einem achtspännigen Wagen, Josephine neben ihm, begab sich Napoleon in die Hauptkirche. Der Papst, die Kardinäle und die Erzbischöfe, die Bischöfe und alle großen Staatskörperschaften erwarteten ihn in der Kathedrale, auf deren Stufen er einige Augenblicke stillhielt, um eine Anrede anzuhören und darauf zu antworten. Sodann trat er in die Kirche ein und stieg, die Krone auf dem Haupt und das Szepter in der Hand, auf den für ihn bereiteten Thron. In dem durch das Zeremoniell bezeichneten Augenblick kam ein Kardinal, der Groß-Almosenier, und ein Bischof, um ihn abzuholen, und geleiteten ihn zum Fuße des Altars; jetzt nahte sich ihm der Papst und sprach, indem er ihm auf Haupt und beide Hände die dreifache Salbung erteilte, mit lauter Stimme folgende Worte:

«Gott, Allmächtiger, der du Hasael gesetzt hast, Syrien zu regieren, der du Jehu gemacht hast zum König in Israel und ihnen geoffenbaret deinen Willen durch den Mund des Propheten Elias, du, der gleichermaßen ausgegossen hat die heilige Ölung der Könige auf das Haupt von Saul und David durch die Hand des Propheten Samuel, gieße durch meine Hände die Schätze deiner Gnade und deiner Segnungen über deinen Knecht Napoleon aus. den wir trotz unserer persönlichen Unwürdigkeit heute in deinem Namen zum Kaiser weihen.«

Darauf stieg der Papst langsam und majestätisch wieder auf seinen Thron. Man brachte dem neuen Kaiser die heiligen Evangelien: er streckte die Hand darüber aus und leistet den durch die Konstitution vorgeschriebenen Eid. Nach Leistung des Eides rief der Oberste der Wappenherolde mit starker Stimme:

«Der sehr glorreiche und sehr erhabene Kaiser der Franzosen ist gekrönt und auf den Thron gesetzt. — Es lebe der Kaiser!«

Sofort ertönte die Kirche von demselben Rufe; eine Artilleriesalve erwiderte ihn mit eherner Stimme, und der Papst stimmte das Te Deum an. Ganz aus war es von dieser Stunde an mit der Republik; die Revolution hatte sich verkörpert.

Aber an einer Krone genügte es nicht; der Riese mit den hundert Armen des Geryon hatte, schien es, auch dessen drei Köpfe. Am 17. März 1805 kam Herr von Melzi, Vizepräsident per Staatskonsulta der Zisalpinischen Republik, ihm die Vereinigung des Königreichs Italien mit dem französischen Kaiserreiche anzubieten, und am 26. Mai empfing er zu Mailand in dem Dome, dessen Stein Galeas Visconti gelegt hatte, und dessen letzte Verzierungen er selbst meißeln lassen sollte, die eiserne Krone der alten Lombardenkönige, die Karl der Große getragen hatte, und die er nun auf sein Haupt setzte, mit den Worten:»Gott hat sie mir gegeben, wehe dem, der sie berührt!«

Von Mailand, wo er Eugen mit dem Titel eines Vizekönigs zurückläßt, begibt sich Napoleon nach Genua, das seiner Souveränität entsagt, und dessen mit dem Kaiserreich vereintes Gebiet fortan die drei Departements Genua, Montenotte und Apenninen bilden. Bei dieser Gelegenheit machte er auch die Republik Lukka zum Fürstentum Piombino. Napoleon, der aus seinem Stiefsohn einen Vizekönig und aus seiner Schwester eine Prinzessin macht, schickt sich an, aus seinen Brüdern Könige zu machen.

Mitten in dieser Neugestaltung von Ruinen erfährt Napoleon, daß England, um der ihm angedrohten Landung zu entgehen, Österreich abermals zu dem Entschluß bewogen hat, Frankreich mit Krieg zu überziehen. Nicht genug! Paul I., unser ritterlicher Bundesgenosse, war ermordet worden; Alexander hat des Vaters Doppelkrone als Hoherpriester und Kaiser geerbt. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war der Abschluß eines Allianzvertrages mit dem britischen Ministerium am 11. April 1805 gewesen; und eben diesem Vertrag, der Europa zu einer dritten Koalition aufbietet, ist Österreich am 9. August beigetreten.

Diesmal sind es wiederum die verbündeten Monarchen, die den Kaiser zwingen das Szepter niederzulegen, und den General, wieder zum Degen zu greifen. Napoleon begibt sich am 25. September in den Senat, erwirkt eine Aushebung von 80 000 Mann, reist am folgenden Tag ab, geht am 1. Oktober über den Rhein, betritt am 6. Bayern, entsetzt München am 12., nimmt Ulm am 20. und bemächtigt sich Wiens am 13. November. Am 29. d. M. vereinigt er sich mit der italienischen Armee und steht am 2. Dezember, dem Jahrestag seiner Krönung, den Russen und Österreichern in den Ebenen von Austerlitz gegenüber.

Am Abend zuvor hatte Napoleon den Fehler entdeckt, den seine Feinde begingen, indem sie alle ihre Streitkräfte um das Dorf Austerlitz zusammenzogen, um den linken [Fußnote] Flügel der Franzosen zu umgehen.

Gegen Mittag war er mit den Marschällen Soult, Bernadotte und Bessières zu Pferde gestiegen, durch die Reihen der Gardeinfanterie und — kavallerie, die auf der Ebene von Schlapanitz unter den Waffen standen, geritten und hatte sich dabei bis auf die Vorpostenlinie von Murats Reiterei, die einige Karabinerschüsse mit dem Feinde wechselte, hinausgewagt. Von da hatte er mitten in dem Kugelregen die Bewegungen der verschiedenen Kolonnen beobachtet und, von einem plötzlichen Geistesblitz erleuchtet, wie sie seinem Genie eigen waren, Kutusoffs ganzen Plan geahnt. Von diesem Augenblick an war Kutusoff in seiner Vorstellung geschlagen, und als er in seine Baracke, die er sich inmitten seiner Garde auf einer die ganze Ebene beherrschenden Plattform hatte aufschlagen lassen, zurückkehrte, sagte er, sein Roß umwendend, mit einem letzten Blick auf den Feind:»Bevor morgen die Sonne untergeht, wird diese ganze Armee mein sein.«

Gegen 5 Uhr nachmittags wurde der Armee folgender Tagesbefehl bekanntgegeben:

«Soldaten, die russische Armee steht vor euch, um den Unfall der Österreicher bei Ulm zu rächen. Es sind dieselben Bataillone, die ihr bei Hollabrunn geschlagen und seither ununterbrochen verfolgt habt.

Unsere Stellungen sind furchtbar, und während der Feind versuchen wird, meinen rechten Flügel zu umgehen, wird er mir seine Flanke preisgeben.

Soldaten, ich selbst werde eure Bataillone führen; ich werde weit vom Feuer bleiben, wenn ihr mit eurer gewohnten Tapferkeit Verderben und Verwirrung in den feindlichen Reihen verbreitet; sollte aber der Sieg nur einen Augenblick zweifelhaft sein, so würdet ihr sehen, wie sich euer Kaiser den ersten Streichen aussetzt; denn der Sieg darf nicht ungewiß sein, am wenigsten an einem Tage, wo es sich um die Ehre der französischen Infanterie handelt, die so viel zur Ehre der ganzen Nation beiträgt.

«Keiner verlasse unter dem Vorwand, die Verwundeten fortzubringen, die Reihen, und jeder durchdringe sich mit dem Gedanken, daß diese Söldlinge Englands überwunden werden müssen, die von so großem Hasse gegen unsere Nation beseelt sind.