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«Dieser Sieg wird unserm Feldzug ein Ende machen, und wir werden Winterquartiere beziehen können, wo die neuen Armeen, die sich in Frankreich bilden, zu uns stoßen, und dann werde ich einen Frieden schließen, der meines Volkes, euer und meiner würdig ist.«

Lassen wir jetzt Napoleon selbst reden; hören wir, wie Cäsar von Pharsalus erzählt!

«Den 30. bezogen die Feinde ein Biwak bei Hogieditz. Diesen ganzen Tag über durchritt ich die Gegend; ich sah, daß es bloß von mir abhing, meinem rechten Flügel einen guten Stützpunkt zu verschaffen und das Vorhaben des Feindes zu vereiteln, wenn ich nämlich die Hochebene von Pratzen, vom Santon an bis Kresenowitz, mit starker Macht besetzte, um ihn in der Front aufzuhalten. Dadurch wäre aber bloß ein Zusammenstoß mit gleichen Aussichten für beide Teile herbeigeführt worden, und ich wollte etwas Besseres. Die Absicht der Verbündeten, sich um meine rechte Flanke zu ziehen, lag zutage; ich glaubte, einen ganz sicheren Streich führen zu können, wenn ich sie ungestört ihren linken Flügel ausdehnen ließ, und stellte nur eine Reiterabteilung auf den Höhen von Pratzen auf.

Am 1. Dezember rückte der Feind aus Austerlitz vor und stellte sich uns gegenüber in der Stellung von Pratzen auf, indem er seinen linken Flügel bis Aujest ausdehnte. Bernadotte, der aus Böhmen zurückkam, rückte in die Linie ein, und Davoust erreichte mit einer seiner Divisionen die Abtei Raigern, Gudins Division biwakierte bei Nikolsburg.

Die von allen Seiten über den Marsch der feindlichen Kolonnen einlaufenden Berichte bestätigten mich in meiner Meinung. Um 9 Uhr abends durchritt ich meine Linie, sowohl um die Richtung der feindlichen Feuer zu erkennen, als um meine Truppen anzufeuern. Ich hatte ihnen eben erst einen Tagesbefehl verlesen lassen, der ihnen nicht nur den Sieg verhieß, sondern auch mitteilte, welches Manöver ihn uns verschaffen sollte. Es war dies wohl das erstemal, daß ein General seiner ganzen Armee den Plan kundgab, wodurch er den Sieg zu erreichen hoffte. Ich befürchtete nicht, daß der Feind davon Kenntnis erhalte; er würde auch nicht daran geglaubt haben. Dieser Ritt war die Veranlassung zu einer der rührendsten Begebenheiten, die ich je erlebt habe. Meine Anwesenheit vor der Front der Armeekorps teilte ihnen einen elektrischen Schwung mit, der, von einem zum andern fortschwingend, mit Blitzesschnelle zum äußersten Ende der Linie gelangte; in unwillkürlicher Bewegung schwangen alle Infanteriedivisionen brennende Strohbunde an langen Stangen in die Höhe und bereiteten mir so ein Feuerwerk, dessen erhabener und sonderbarer Anblick etwas Majestätisches hatte. Es war der erste Jahrestag meiner Krönung!!

Der Anblick dieser Feuer erinnerte mich an die Reisigbüschel, durch die Hannibal die Römer täuschte, und an die Biwaks bei Liegnitz, wo Daun und Laudon sich dadurch anführen ließen und Friedrichs Armee gerettet wurde. Bei meinem Vorüberreiten erschallt der Ruf:» Es lebe der Kaiser!«, und dieser Ruf, den jedes Korps, dem ich mich näherte, immerfort wiederholt, trägt den lauten Beweis von der Begeisterung meiner Soldaten ins feindliche Lager hinüber. Nie machte ein kriegerischer Auftritt einen feierlicheren Eindruck, und jeder Soldat teilte das Vertrauen, das eine solche Ergebenheit mir einflößen mußte.

Es erstreckte sich diese von mir bis Mitternacht durchrittene Linie von Kobelnitz bis an den Santon. Soults Korps bildete deren rechten Flügel; zwischen Sokelnitz und Puntowitz aufgestellt, befand er sich demnach dem feindlichen Zentrum gerade gegenüber. Bernadotte biwakierte hinter Girskowitz. Murat links von diesem Dorfe und Lannes auf beiden Seiten der Straße nach Brünn; meine Reserven stellten sich hinter Soult und Bernadotte auf.

Dadurch, daß ich meinen rechten Flügel unter Soult dem Zentrum des Feindes gegenüberstellte, mußte die schwerste Aufgabe der Schlacht natürlich ihm zuteil werden. Damit aber seiner Begegnung der von mir gehoffte Erfolg nicht fehle, mußte man damit anfangen, die feindlichen Truppen, die sich auf Blasowitz zu und über die Austerlitzer Heerstraße entwickelten, von ihm abzuhalten. Wahrscheinlich befanden sich die Kaiser und das Hauptquartier in Austerlitz, vor allem mußte daher ein Streich dorthin geführt werden, um sich sodann mit einer Frontveränderung gegen ihren linken Flügel wenden zu können: auch wurde hierdurch jener linke Flügel von der Olmützer Straße abgeschnitten.

Ich faßte daher den Entschluß, zuerst die Bewegung von Bernadottes Korps auf Blasowitz mit meinen Garden und der Grenadierreserve zu unterstützen, um den feindlichen rechten Flügel zurückzutreiben und mich dann gegen seinen linken zu wenden, der, je weiter er über Telnitz herausrückte, um so mehr preisgegeben war.

Schon den Abend vorher war mein Plan gefaßt, den ich ja auch meinen Soldaten mitgeteilt hatte. Nun kam es aber hauptsächlich darauf an, den rechten Augenblick zu treffen. Die Nacht hatte ich im Biwak zugebracht, und die Marschälle hatten sich bei mir eingefunden, um meine letzten Befehle einzuholen.

Um vier Uhr morgens stieg ich zu Pferde: der Mond war untergegangen, die Nacht kalt und ziemlich dunkel, das Wetter jedoch heiter. Es lag mir daran, zu erfahren, ob der Feind keine nächtliche Bewegung gemacht habe, die meinen Plan hätte stören können. Die Berichte der Feldwachen kamen darin überein, daß sich alles Geräusch vom rechten Flügel des Feindes nach dem linken hingezogen habe, die Feuer schienen mehr gegen Aujest zu ausgedehnt. Mit Tagesanbruch verdunkelte ein leichter Nebel den Horizont ein wenig, besonders in den Gründen. Plötzlich fällt dieser Nebel, die Sonne beginnt mit ihren Strahlen die Gipfel der Berge zu vergolden, während ein dunstiges Gewölk noch auf den Tälern lag. Wir erkennen ganz deutlich die Höhen von Pratzen. Unlängst noch mit Truppen bedeckt, sind sie jetzt vom linken Flügel des Feindes verlassen; es ist klar, daß er seinen Vorsatz, seine Linie bis jenseits Telnitz auszudehnen, verfolgt hat. Jedoch zugleich entdecke ich eine andere Masse, die sich vom Zentrum aus gegen den rechten Flügel in der Richtung nach Holubitz bewegt. Nun ist es zweifellos, daß der Feind sein entblößtes Zentrum allen Streichen, die ich dagegen führen will, selbst preisgibt. Es war 8 Uhr morgens; Soults Truppen waren im Hintergrunde von Puntowitz auf zwei Linien, in Bataillonsangriffskolonnen zusammengedrängt. Ich frage den Marschall, wieviel Zeit er bedürfe, um die Höhen von Pratzen zu erreichen; er verspricht mir, in weniger als 20 Minuten dort zu sein. — Wir wollen noch warten, antwortete ich ihm… solange der Feind eine falsche Bewegung macht, muß man sich wohl hüten, ihn darin zu unterbrechen.

Bald wird das Kleingewehrfeuer gegen Sokelnitz und Telnitz zu lebhafter; ein Adjutant meldet mir, daß der Feind mit drohender Macht daraus hervorbreche. Darauf hatte ich gewartet; ich gebe das Zeichen, und im Augenblick sprengen Murat, Lannes, Bernadotte und Soult davon. Auch ich steige zu Pferde, um mich zum Zentrum zu begeben: beim Vorüberreiten bei meinen Truppen feuere ich sie aufs neue mit den Worten an: Der Feind stellt sich in seiner Unklugheit euren Streichen selbst bloß; beendigt den Feldzug durch einen Donnerstreich! Der Ruf: Es lebe der Kaiser! bezeugt, daß man mich verstanden habe, und gibt die eigentliche Losung zum Angriffe; bevor ich aber diesen schildere, wollen wir sehen, was bei der Armee der Verbündeten vorgegangen ist.

Wenn man dem von Weyrother stammenden Entwurfe Glauben schenken darf, so war ihre Absicht, nach demselben Plane, den sie anfänglich durch strategische Manöver ausführen wollten, nun taktisch zu verfahren, das heißt, sie wollten durch ihren verstärkten linken Flügel meinen rechten zu fassen suchen, mir die Straße nach Wien abschneiden und mich, geschlagen, auf Brünn zurückwerfen. Obwohl mein Schicksal nicht an jene Straße gebannt war, und ich, wie schon früher bemerkt, die Straße nach Böhmen vorgezogen hätte, so ist es doch gewiß, daß jener Plan den Verbündeten mehrfach günstige Aussichten bot. Sollte er aber gelingen, so mußte man den hauptsächlich zum Handeln bestimmten linken Flügel nicht abtrennen, sondern es war im Gegenteil wesentlich, ihm nach und nach das Zentrum und den rechten Flügel, die sich in derselben Richtung hätten ausdehnen müssen, folgen zu lassen. Weyrother manövrierte, wie früher bei Rivoli, mit beiden Flügeln, oder, wenn dies nicht seine Absicht war. so verfuhr er wenigstens so, daß man es glauben mußte.