Der linke Flügel, unter Buxhövden, bestand aus Kienmayers Vorhut und den drei russischen Divisionen Doktoroff, Langeron und Pribischefsky, alles in allem 30 000 Mann: er sollte von den Höhen von Pratzen in drei Kolonnen über Aujest auf Telnitz und Sokelnitz vorrücken, den Bach, der links zwei Seen bildet, überschreiten und sich auf Turas zuwenden.
Die vierte Kolonne, unter Kollowrats Befehlen, bei der sich das Hauptquartier befand, bildete das Zentrum; sie sollte etwas hinter der dritten Kolonne über Pratzen auf Kobelnitz vorrücken: sie bestand aus 12 schwachen russischen Bataillonen von der letzten Aushebung.
«Die fünfte, aus 80 Schwadronen unter dem Fürsten Johann Liechtenstein bestehend, sollte das Zentrum, hinter dem sie die Nacht über gestanden hatte, verlassen und den rechten Flügel durch ihre Bewegung gegen die Brünner Straße zu unterstützen.
Die sechste, am äußersten rechten Flügel, begriff Bagrations Vorhut in sich und bestand aus 12 Bataillonen und 40 Schwadronen, die dazu bestimmt waren, von der großen Brünner Straße her die Höhen des Santon und die von Bosenitz anzugreifen. Die siebente enthielt die Garden unter dem Großfürsten Konstantin; sie sollte als Reserve des rechten Flügels auf der Brünner Straße verbleiben.
Man sieht, daß der Feind meine rechte Flanke überflügeln wollte, die er bis Melnitz ausgedehnt glaubte, während meine Armee, für jeden Fall gerüstet, zwischen Schlapanitz und der Brünner Straße in Massen beisammen stand.
Dieser Disposition gemäß hatte sich Buxhövden, der ohnedies schon der übrigen Armee voraus war, noch vor den andern Kolonnen in Bewegung gesetzt: auch war Liechtensteins Reiterei vom Zentrum nach dem rechten Flügel abmarschiert, so daß die Höhen von Pratzen, der Schlüssel des ganzen Schlachtfeldes, gänzlich entblößt waren.
Im Augenblicke, wo ich das Zeichen dazu gebe, brechen alle meine Kolonnen auf. Bernadotte geht durch den Engpaß von Girskowitz und rückt, in seiner linken Flanke durch Murat gedeckt, auf Blasowitz vor; in gleicher bähe marschiert Lannes zu beiden Seiten der Brünner Straße: meine Garde und meine Reserven folgen in einiger Entfernung Bernadottes Korps: sie sind bestimmt, über das Zentrum des Feindes herzufallen, sowie er dieses wieder verstärken will.
Wie ein Wetterstrahl bricht Soult aus der Schlucht bei Kobelnitz und Puntowitz mit den Divisionen St. Hilaire, und Vandamme hervor: die Brigade Levasseur unterstützt ihn. Zwei andere Brigaden von der Division Legrand bleiben, in Plänklerketten aufgelöst, zurück, um Buxhövden die Engpässe von Telnitz und Sokelnitz zu verdecken und streitig zu machen. Da mit Gewißheit angenommen werden kann, daß er sie erstürmen wird, so erhält Marschall Davoust den Befehl, mit der Division Friant und Bourciers Dragonerdivision von Raygern aufzubrechen und die Spitzen der russischen Kolonnen so lange im Schach zu halten, bis der passende Augenblick zum ernstlicheren Angriffe gekommen ist.
Kaum hat Soult die Höhen von Pratzen erklommen, als er unvermutet auf Kollowrats Kolonne (die vierte) stößt, die hinter der dritten im Zentrum marschiert und, in der Meinung, durch diese gesichert zu sein, sich, in Marschkolonne mit Zügen vorwärts bewegt. Kaiser Alexander, Kutusoff und sein Generalstab befinden sich bei ihr. Alles, was unerwartet in einem Hauptquartier selbst vorfällt, erregt Staunen und Bestürzung. Miloradovich, der an der Spitze marschiert, gewinnt kaum Zeit, seine Bataillone nacheinander zu formieren und ins Gefecht zu führen, er wird über den Haufen geworfen, und ein gleiches widerfährt den auf ihn folgenden Österreichern. Kaiser Alexander gibt Beweise von Kaltblütigkeit und setzt sich persönlicher Gefahr aus, um die Truppen wieder zu sammeln: allein er hat, dank Weyrothers lächerlichen Dispositionen, keine einzige zur Reserve verwendbare Division zur Hand. Die verbündeten Truppen werden bis Hostiradek gejagt: die zur dritten Kolonne gehörige Brigade Kamensky, in ihrer rechten Flanke angegriffen, vereinigt ihre Anstrengungen mit Kutusoff und stellt auf einen Augenblick die Ordnung wieder her. Aber diese Unterstützung ist St. Hilaires, Vandammes und Levasseurs vereinigten Angriffen gegenüber nur von kurzer Dauer. Kollowrats Kolonne, die befürchtet, in das sumpfige Tal bei Birnbaum hinabgeworfen zu werden, zieht sich nach Vorschrift der Disposition auf Wischau zurück, wobei die ganze Artillerie dieser Kolonne, die tief in den halbgefrornen Lehmboden eingesunken ist, uns zur Beute wird, und die ihrer Kanonen und Reiterei beraubte Infanterie vermag nichts mehr gegen den siegreichen Soult.
Zu gleicher Zeit, als dieser entscheidende Schlag geschah, hatten sich die Kolonnen des rechten Flügels unter Buxhövden gekreuzt und sich bei Sokelnitz den Weg versperrt: dessenungeachtet und trotz der Anstrengungen der Division Legrand gelang es ihnen durch Sokelnitz vorzubrechen. Buxhövden selbst entwickelte sich über Telnitz, und die vier ihm entgegengestellten Bataillone waren nicht imstande, ihn aufzuhalten.
In diesem Augenblicke traf Davoust von Raygern ein, und die Division Friant warf die feindliche Vorhut auf Telnitz zurück. Da aber das Gefecht bei Sokelnitz eine ernstlichere Wendung zu nehmen droht, läßt Davoust nur Bourciers Dragoner vor Telnitz stehen und zieht sich mit der Division Friant den Bach hinauf. Hier entspinnt sich ein äußerst hitziges Gefecht; Sokelnitz, genommen und wieder genommen, verbleibt einen Augenblick in den Händen der Russen. Langeron und Pribischefsky brechen sogar gegen die Marxdorfer Höhen vor, wogegen unsere in einem Halbmond aufgestellten Truppen mehrere Flankenangriffe mit Vorteil gegen sie ausführen. Aber dieser ganze, wenn auch blutige Kampf war nur Nebensache, es genügte, den Feind festzuhalten, ohne ihn gerade zurückzuwerfen: es hätte nicht einmal was getan, wenn man ihn noch etwas weiter vorgelassen hätte.
Während so die Dinge auf unserm rechten Flügel eine günstige Wendung nahmen, machten wir auch im Zentrum und auf dem linken Flügel keine geringeren Fortschritte. Hier widerfuhr dem Großfürsten Konstantin und den russischen Garden genau das gleiche, was kurz vorher dem Hauptquartier und der vierten Kolonne widerfahren war: sie sollten die Reserven bilden und waren die zuerst Angegriffenen.
Bagration verlängerte seinen rechten Flügel gegen Dwaroschena zu, um die Stellung am Santon zu umfassen und anzugreifen. Liechtensteins Reiterei, zu seiner Unterstützung vom Zentrum herbeigerufen, hatte sich auf ihrem Marsche mit den übrigen Kolonnen gekreuzt, so daß der Großfürst, der vor ihr mit seinen Garden bei Krug anlangte, sich in dem Augenblicke in erster Linie befand, wo Bernadotte auf Blasomitz und Lannes zu beiden Seiten der Brünner Straße vorrückten; sogleich entspann sich ein lebhaftes Gefecht.
«Fürst Liechtenstein, der nach einem langen Spazierritt endlich auf dem rechten Flügel des Großfürsten eintraf, war im Begriffe aufzumarschieren, als die russischen Gardeulanen, von unzeitiger Kampflust hingerissen, sich zwischen Bernadottes und Lannes' Divisionen warfen, um Kellermanns leichte Reiterei, die sich vor ihnen zurückzog, einzuholen. Sie wurden ein Opfer ihrer Hitze; Murats Reserven hieben auf sie ein, warfen sie und jagten sie unter das Feuer unserer beiden Infanterielinien zurück, wodurch die Hälfte zu Boden gestreckt wurde.
Unterdessen hatte sich Kutusoff durch unsere Fortschritte bei Pratzen genötigt gesehen, Liechtenstein zur Unterstützung des Zentrums zurückzurufen, und dieser, rechts und links gleich stark bedroht, wußte nicht, auf wen er hören und wohin er zuerst zu Hilfe eilen sollte; zunächst entsandte er vier Reiterregimenter, die gerade noch ankamen, um Zeugen von Kollowrats Niederlage zu sein. General Uwarroff wurde mit 30 Schwadronen zwischen Bagration und dem Großfürsten aufgestellt, und die übrige Reiterei nahm ihre Stellung auf dessen linkem Flügel.