Выбрать главу

Wie aber der Großfürst die französische Infanteriekolonnen nach Blasowitz eindringen und daraus sich entwickeln sieht, faßt er den Entschluß, sich von den Höhen herabzuziehen und ihnen die Hälfte des Wegs zu ersparen. Es scheint ihm diese Bewegung zu seiner eigenen Sicherheit ebenso notwendig, wie um dem Zentrum, dessen Lage Anlaß zur Beunruhigung gibt, Luft zu verschaffen.

Während sich nun ein wütendes Infanteriegefecht zwischen den russischen Garden und der Division Erlon entspann, befiehlt der Großfürst dem Gardekürassierregiment, in die rechte Flanke der letzteren einzuhauen, wo das vierte Linienregiment zur Deckung des Abstandes von der Division Vandamme aufgestellt war. Auf dieses Regiment warfen sich die russischen Kürassiere und sprengten das eine Bataillon: allein mit dem Leben ihrer Tapfersten bezahlen sie die Ehre, diesem Bataillon seinen Adler genommen zu haben. Gefährlich war dieses abgesonderte Scharmützel an sich nicht, da ich jedoch nicht wußte, ob es der Feind nicht fortsetzen würde, so hielt ich für nötig, den Marschall Bessières mit meiner Gardereiterei dorthin zu senden. Es mußte dem Dinge ein Ende gemacht werden, und so erteilte ich ihm den Befehl zum Angriffe. Nach der ehrenvollsten Verteidigung sieht sich die russische Linie genötigt, Bernadottes und Bessières' vereinten Anstrengungen zu weichen. Die Gardeinfanterie, deren Widerstandskraft erschöpft ist, zieht sich auf Krzenowitz zurück. Die Reitergarden, die in diesem Augenblicke von Austerlitz hier eintrafen, schmeichelten sich vergeblich, eine günstige Wendung herbeizuführen. Es war diesem Musterregiment unmöglich, noch etwas auszurichten: meine Grenadiere zu Pferde, die ich unter Rapps Befehlen dagegen ansprengen lasse, werfen es, und nun schlägt das ganze Zentrum den Weg nach Austerlitz ein.

Mittlerweile hatten Murat und Lannes Bagrations Korps und Uwaroffs Reiterei mit Erfolg angegriffen, und unsere Kürassiere waren in die linke Flanke dieses durch die Divisionen Suchet und Caffarelli hart gedrängten Flügels eingebrochen. Auf allen Seiten krönte der Sieg unsere Schritte.

In der Überzeugung, daß Bernadotte, Lannes und Murat mehr als genügten, um mit dem Feinde auf dieser Seite vollends fertigzuwerden, wendete ich mich mit meinen Garden und Oudinots Reserve rechts, um Soult bei der Bedrängung des im Rücken gefaßten und mitten zwischen Seen schwer bloßgestellten linken Flügels hilfreiche Hand zu leisten. Es war 2 Uhr; Soult, durch unsere Annäherung neu belebt, zog die Divisionen St. Hilaire und Legrand zusammen, um Sokelnitz von hinten anzugreifen, während Davousts Truppen von vorn darauf einstürmen sollten, Vandamme seinerseits wirft sich auf Aujest und meine Garde und die Grenadiere folgen, um bei diesen Angriffen im Notfälle beistehen zu können.

Die in Sokelnitz eingeschlossene Division Pribischefsky streckt das Gewehr; nur einige Flüchtlinge überbringen die Kunde von diesem Unfalle. Langeron, den nunmehr die Reihe trifft, ist nicht viel glücklicher, und nur der Hälfte seiner Mannschaft gelingt es, zu Buxhövden zu entkommen. Dieser, der 5–6 Stunden mit unnötigen Scharmützeln bei Telnitz verloren hatte, statt sich schon um 10 Uhr auf Sokelnitz zurückzuziehen, glaubt endlich, es sei Zeit, auf sein eigenes Heil bedacht zu nehmen. Zwischen 2 und 3 Uhr beginnt er seinen Marsch zurück nach Aujest und sucht, indem er sich längs des Grundes zwischen den Höhen und den Seen fortzieht, aus der Mausefalle, in die er geraten war, zu entkommen. Seine Kolonne bricht aus dem Dorfe hervor, als Vandamme sich mit Ungestüm auf seine Flanke wirft, nach Aujest eindringt und die Kolonne durchbricht. Buxhövden, nicht mehr imstande, umzukehren, setzt mit den vordersten zwei Bataillonen seinen Weg zu Kutusoff fort; dagegen sehen sich Doctoroff und Langeron nun mit den übrigen 28 Bataillonen in den Schlund zwischen den Seen und den von St. Hilaire, Vandamme und meinen Reserven besetzten Höhen eingezwängt. Die Spitze der nach Aujest marschierenden Kolonne, die das Geschütz geleitete, will über die nach der Austrocknung des Sees verbliebenen Kanäle flüchten, aber unter der Last der Kanonen stürzt die Brücke ein. Nun suchen die wackern Leute, um ihr Geschütz zu retten, über das äußerste Ende des gefrornen Sees wegzukommen, allein das von unseren Kanonenkugeln durchfurchte Eis bricht unter dem Gewichte jener Masse ein. so daß Mann und Pferd und Kanonen versinken und mehr als 200 Mann ihren Tod finden. Nur ein Ausweg bleibt Doctoroff übrig, nämlich der, sich unter unserem Feuer längs des Seeufers bis nach Telnitz zu ziehen und einen Damm, der den Telnitzer See vom Melnitzer scheidet, zu erreichen. Mit ungeheurem Verluste gelang es ihm so, nach Satschann zu entkommen, das durch Kienmayers Reiterei gedeckt war: es zeichnete sich diese hierbei sehr vorteilhaft aus. Von dort schlugen sie miteinander den Weg über die Gebirge nach Czeitsch ein, wobei sie von den unsrigen lebhaft verfolgt wurden. Die wenige Artillerie, die der Feind vom Zentrum und von dem linken Flügel gerettet hatte, ging bei diesem Rückzuge verloren, der über furchtbare, vom Regen des vergangenen Tages und durch Tauwetter unfahrbar gewordene Wege führte.

Des Feindes Lage war schrecklich; ich hatte ihm die Straße nach Wischau verlegt, die er aber sowieso nicht hätte benützen können, da sie schon völlig zerstört war, und die Trümmer seines linken Flügels nicht mehr imstande waren, sie noch zu erreichen. Er war daher gezwungen, den Weg nach Ungarn einzuschlagen: allein Davoust, dessen eine Division nach Nikolsburg kam, konnte durch einen Flankenmarsch vor ihm nach Göding gelangen, während wir ihn von hinten lebhaft bedrängten. Die ganze, durch einen Verlust; von 180 Kanonen und 25 000 Toten, Verwundeten und Gefangenen, ohne die zahlreichen Versprengten, sehr geschwächte Armee befand sich in der größten Unordnung.«

So lautet Napoleons eigener Bericht. Er ist klar, einfach und ernst, wie es sich für eine solche Tat schickt; seine Voraussicht hatte ihn keinen Augenblick getäuscht, die Schlacht entwickelte sich wie auf einem Schachbrett, und ein einziger Donnerschlag zerblitzte, wie er sich ausgedrückt hatte, die dritte Koalition.

Am dritten Tag erschien der Kaiser von Österreich in Person, um wieder den Frieden zu begehren, den er gebrochen hatte. Die Zusammenkunft der beiden Kaiser fand bei einer Mühle, neben der Heerstraße und unter freiem Himmel statt.

«Sire, «sagte Napoleon, Franz II. entgegengehend,»ich empfange Sie in dem einzigen Palast, den ich seit zwei Monaten bewohne.«

«Sie ziehen aus ihrer Wohnung solchen Nutzen, daß sie Ihnen gefallen muß, «erwiderte Franz.

Bei dieser Besprechung kam man über einen Waffenstillstand überein, und die Hauptbedingungen des Friedens wurden festgesetzt. Die Russen, die man bis auf den letzten Mann hätte vertilgen können, durften an dem Waffenstillstand teilnehmen auf die Bitte des Kaisers Franz und das einfache Versprechen des Kaisers Alexander, daß er Deutschland sowie das österreichische und preußische Polen räumen werde. Die Vereinbarungen wurden eingehalten, und er zog sich in Tagesmärschen zurück.

Der Sieg von Austerlitz war für das Kaiserreich, was der von Marengo für das Konsulat gewesen war, Bestätigung für die Vergangenheit, Verheißung für die Zukunft.

König Ferdinand von Neapel wurde, weil er im Laufe des letzten Krieges den Friedensvertrag mit Frankreich gebrochen hatte, seiner Königswürde über die beiden Sizilien für verlustig erklärt, und Joseph, des Kaisers ältester Bruder, als sein Nachfolger eingesetzt. Die Batavische Republik, zum Königreich erhoben, kam an Ludwig. Murat erhielt das Großherzogtum Berg; Marschall Berthier wurde Fürst von Neufchâtel und Herr von Talleyrand Fürst von Benevent. Dalmatien, Istrien, Friaul, Cadore, Conegliano, Belluno, Tréviso, Feltre, Bassano, Vicenza, Padua und Rovigo stiegen zu Herzogtümern empor, und das große Kaiserreich mit den abhängigen Königreichen, den Lehen, dem Rheinbund [Fußnote] und seiner Schweizer Mediation erreichte in weniger als zwei Jahren den Umfang dessen, was einst Karl der Große beherrschte.