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Spanien folgt. Sevilla erkannte durch eine Provinizialjunta Ferdinand VII. als König an und rief alle unbesetzten spanischen Provinzen unter die Waffen; die Provinzen erhoben sich, General Dupont mußte die Waffen strecken, und Joseph wurde gezwungen, Madrid zu verlassen.

Dann kam Portugal. Die Portugiesen standen am 16. Juni zu Oporto auf; Junot, dem es zur Behauptung seiner Eroberung an Truppen mangelte, mußte das Land gemäß dem Vertrag von Cintra räumen, und hinter ihm besetzte es Wellington mit 25 000 Mann.

Napoleon erachtete die Sachlage für ernst genug, um seine Gegenwart zu erheischen. Wohl wußte er, daß Österreich im geheimen waffne, aber vor Jahresfrist konnte es nicht gerüstet sein, wohl wußte er, daß Holland den Ruin seines Handels beklage, aber solange es sich mit Klagen begnügte, war er entschlossen, es unbeachtet zu lassen. So blieb ihm mehr als genug Zeit übrig, um Portugal und Spanien wiederzuerobern.

Napoleon erschien an den Grenzen Navarras und Biscayas mit 80 000 deutschen Veteranen, die Erstürmung von Burgos war das Signal seiner Ankunft. Ihr folgte der Sieg von Tudela. Darauf wurden die Linien der Somosierra mit dem Bajonette genommen, und am 4. Dezember hielt Napoleon seinen feierlichen Einzug in Madrid, wohin ihm folgende Kundgebung vorausgegangen war:

«Spanier!

«Ich komme nicht zu euch als Gebieter, sondern als Befreier, ich habe das Inquisitionstribunal, gegen das unser Jahrhundert und Europa laut ihre Stimme erhoben, abgeschafft, die Priester sollen die Gewissen leiten, aber keine äußerliche und körperliche Gerichtsbarkeit über die Bürger ausüben. Ich habe die Lehensrechte unterdrückt, und jeder kann fortan Herbergen, Bäckereien, Mühlen, Thunfischfänge und Fischereien errichten, überhaupt seine Betriebsamkeit betätigen.

Die Selbstsucht, der Reichtum und das Glück einer kleinen Zahl von Leuten schadeten eurem Ackerbau mehr als der Brand der Hundstagssonne. Wie es nur einen Gott gibt, so soll auch im Staat nur eine Gerechtigkeit sein: alle besonderen Gerichtsbarkeiten waren von Anfang an ein Machtraub und den Rechten der Völker zuwider; ich habe sie zerstört. Das lebende Geschlecht mag verschiedener Ansicht sein, allzu viele Leidenschaften sind erregt; aber eure Enkel werden mich segnen als den zweiten Vater eures Vaterlandes; als denkwürdige Tage werden sie die zählen, wo ich unter euch erschienen bin, und von diesen Tagen wird sich Spaniens Wohlergehen herschreiben.«

Das eroberte Spanien war stumm, und die Inquisition antwortete mit folgendem Katechismus:

«Sage mir, mein Kind, wer bist du?«»Ein Spanier durch Gottes Gnade.«»Wer ist der Feind unseres Glückes?«»Der Kaiser der Franzosen.«»Wie viele Naturen hat er?«»Zwei, die menschliche und die teuflische.«»Wie viele Kaiser der Franzosen gibt es?«»Einen wirklichen in drei trügenden Personen.«»Wie heißen sie?«»Napoleon, Murat und Manuel Godoy.«»Welcher von den dreien ist der schlimmste?«»Sie sind alle drei gleich.«»Von wem stammt Napoleon?«»Von der Sünde.«»Murat?«»Von Napoleon.«»Und Godoy?«»Aus der Kreuzung beider.«»Was ist der Geist des ersten?«»Stolz und Despotismus.«»Des zweiten?«»Raubsucht und Grausamkeit.«»Des dritten?«»Wollust, Verräterei und Unwissenheit.«»Was sind die Franzosen?«»Verketzerte Christen.«»Ist es eine Sünde, einen Franzosen zu ermorden?«»Nein, mein Vater, man verdient den Himmel, wenn man einen dieser ketzerischen Hunde totschlägt.«»Welche Strafe verdient der Spanier, der seinen Pflichten nicht nachkommt?«»Den Tod und die Schmach der Verräter.«»Wer wird uns von unseren Feinden befreien?«»Das gegenseitige Vertrauen auf uns selbst und die Waffen!«

Indessen ruhte Spanien scheinbar im Frieden und fügte sich fast ganz seinem neuen Könige: zudem riefen die feindlichen Rüstungen Österreichs Napoleon nach Paris zurück. Dort am 23. Januar 1809 angekommen, lies er sogleich den österreichischen Gesandten um Erklärungen ersuchen. Was dieser vorbrachte, schien ihm unzulänglich, und nach einigen Tagen erfuhr er, daß das österreichische Heer am 9. April über den Inn gesetzt sei und Bayern überfallen habe. Diesmal kam uns Österreich zuvor und war eher in Bereitschaft als Frankreich. Napoleon wendet sich an den Senat.

Am 14. entsprach der Senat seinem Ansuchen durch ein Gesetz, das die Aushebung von 40 000 Mann verordnete, am 17. war Napoleon in Donauwörth mitten unter seiner Armee: am 20. hatte er die Schlacht bei Thann, am 21. die bei Abensberg. am 22. die bei Eckmühl, am 23. die bei Regensburg gewonnen, und am 24. richtete er nachstehenden Tagesbefehl an seine Armee:

«Soldaten!

Ihr habt meine Erwartung gerechtfertigt, die geringere Zahl habt ihr durch eure Tapferkeit wettgemacht, glorreich habt ihr den Unterschied gezeigt zwischen den Legionen eines Cäsar und den bewaffneten Kohorten eines Xerxes. Im Laufe von vier Tagen haben wir in den Schlachten von Thann, Abensberg und Eckmühl, in den Gefechten von Landshut und Regensburg triumphiert. 100 Kanonen, 40 Fahnen, 50 000 Gefangene sind die Erfolge eurer schnellen Bewegungen und eures Mutes. Der durch ein meineidiges Kabinett betörte Feind schien nicht mehr zu wissen, wer ihr seid. Furchtbar schnell ist er aus seinem Wahn erwacht, ihr seid ihm entsetzlicher erschienen als je. Eben erst ist er über den Inn gesetzt und hat das Gebiet unserer Verbündeten überfallen, und heute flieht er geschlagen in tödlicher Angst und ohne Ordnung. Schon hat meine Vorhut den Inn überschritten; bevor ein Monat vergeht, werden wir in Wien sein.«

Am 27. waren Bayern und die Pfalz geräumt: am 3. Mai verlieren die Österreicher das Treffen bei Ebersberg, am 9. war Napoleon unter den Mauern Wiens, am 9. öffnete es seine Tore, und am 13. hielt Napoleon seinen Einzug.

Man sieht, Prophezeiungen galten damals noch mit Recht etwas. 10 000 Mann, unter den Befehlen des Prinzen Karl, hatten sich auf das linke Ufer der Donau zurückgezogen. Napoleon verfolgt sie und holt sie den 21. bei Eßling ein, wo Massena seinen Herzogstitel mit dem eines Fürsten vertauscht. [Fußnote] Während des Kampfes werden die Brücken der Donau durch das plötzliche Anschwellen des Stromes fortgerissen, aber in vierzehn Tagen schlägt Bertrand drei neue Brücken darüber, die erste mit 60 Jochen, auf der drei Wagen nebeneinander passieren können, die zweite auf Pfählen ist acht Fuß breit: die dritte endlich ruht auf Kähnen. Und der Tagesbefehl vom 3. Juli aus Wien meldet, daß es hinfort keine Donau mehr gebe, wie Ludwig XIV. das gleiche von den Pyrenäen erklärt hatte.

Wirklich wurde am 4. Juli die Donau überschritten, den 5. die Schlacht bei Engersdorff gewonnen, am 7. endlich lassen die Österreicher 4000 Tote und 9000 Verwundete auf dem Schlachtfeld von Wagram und 20 000 Gefangene, 10 Fahnen, 40 Kanonen in den Händen ihrer Besieger. [Fußnote]

Den 11. zeigte sich der Fürst von Liechtenstein bei den Vorposten, um einen Waffenstillstand zu verlangen: er war kein Unbekannter: am Tag nach der Schlacht von Marengo hatte er sich schon mit der gleichen Botschaft eingestellt. Den 12. wurde der Stillstand zu Znaim geschlossen. Alsbald begannen die Verhandlungen: sie dauerten drei Monate, während deren Napoleon Schönbrunn bewohnte, wo er wie ein Wunder dem Dolche des Thüringer Pfarrerssohnes Staps entging. Endlich wurde am 14. Oktober der Friede unterzeichnet.

Österreich trat an Frankreich alle auf dem rechten Ufer der Save gelegenen Länder, das Gebiet von Görz und von Montefeltro, Triest, die Krain und den Kreis Villach ab. Es erkannte die Vereinigung der illyrischen Provinzen mit dem französischen Reiche an sowie jede künftige Einverleibung italienischen, portugiesischen und spanischen Gebiets, die Eroberung oder diplomatische Kombinationen mit sich bringen konnten, und verzichtete unwiderruflich auf das Bündnis mit England, um dem Kontinentalsystem mit allen seinen Anforderungen beizutreten.

Man sieht, alles begann Napoleon entgegenzuwirken, aber noch vermochte ihm nichts zu widerstehen. Portugal hatte mit den Engländern gemeinschaftliche Sache gemacht. Er überschwemmte Portugal mit Truppen. Die Spanier hatten durch eine ungeschickte Schilderhebung ihre feindselige Gesinnung an den Tag gelegt: er nötigte Karl IV. abzudanken. [Fußnote] Der Papst hatte Rom zum allgemeinen Stelldichein der Sendboten Englands gemacht; er behandelte den Papst wie einen weltlichen Souverän und setzte ihn ab. Die Natur verweigerte Josephine aus ihrer Ehe mit Napoleon Kinder: er heiratete die Tochter des österreichischen Kaisers, Marie Luise und erhielt von ihr einen Sohn. Holland war, trotz seiner Zusagen, ein Stapelplatz für englische Waren geworden: er setzte Ludwig ab und schlug dessen Königreich zu Frankreich.