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Rapp läßt sich vor den Kaiser tragen.

«Wie? Rapp, «ruft Napoleon,»schon wieder verwundet!«

«Immer, Sire,! Sie wissen, das ist meine Gewohnheit.«

«Was tut man da oben?«

«Wunder! Aber um fertigzumachen, bedürfte man der Garde.«

«Ich werde mich wohl hüten, «entgegnet Napoleon mit einer Bewegung, als schauderte ihn,»ich mag sie nicht zugrunde richten lassen; ich werde die Schlacht ohne sie gewinnen.«

Jetzt wirft sich Ney mit seinen 3 Divisionen in die Ebene und rückt, staffelförmig vordringend, an der Spitze der Division Ledru auf jene verhängnisvolle Schanze, die die Division Compans bereits ihre drei Generale gekostet hat: er nimmt sie von der linken Seite, während die Tapfern, die den Angriff begonnen, sie von der rechten ersteigen. Ney und Murat werfen die Division Razout auf die beiden andern Schanzen; eben ist sie auf dem Punkt, sich ihrer zu bemächtigen, als sie von den russischen Kürassieren angefallen wird. Ein Augenblick erwartungsvoller Ungewißheit! Das Fußvolk macht halt, aber weicht nicht zurück: Bruyères Reiterei kommt ihm zu Hilfe; die russischen Kürassiere werden geworfen: Murat und Razout dringen vor, und die Verschanzungen sind erstürmt.

Zwei Stunden sind während dieser Angriffe verflossen: Napoleon wundert sich, Poniatowskys Kanonen nicht zu hören und keine durch dessen Angriff hervorgerufene Bewegung zu bemerken. Inzwischen hat Kutusoff, der die gegen seinen linken Flügel bereitstehenden dichten Massen leicht zu entdecken vermocht, Bagawuts Korps dahin entsendet: eine seiner Divisionen marschiert nach Ustiza, die andere wirft sich in das Gehölz. In diesem Augenblick kommt Poniatowsky zurück, der den Weg durch den Wald nicht hat finden können und nun von Napoleon auf die äußerste Rechte Davousts entsendet wird.

Übrigens ist die linke Seite der russischen Linie überwältigt und die Ebene offen, die drei Schanzen sind in Neys, Murats und Davousts Händen, aber Bagration beharrt in drohender Haltung und erhält Verstärkung über Verstärkung: man muß ihn schleunigst hinter die Schlucht von Semenowsko ë werfen, oder er kann wieder zum Angriff schreiten.

Was nur von grobem Geschütz in die Schanzen geschleppt werden kann, wird herbeigeführt, um ihre Bewegung zu unterstützen. Ney stürzt sich vorwärts, 15–20 000 Mann ihm nach.

Statt ihn aber zu erwarten, fliegt Bagration, der durch den Stoß überworfen zu werden fürchtet, an die Spitze seiner Linie und marschiert ihm mit gefälltem Bajonett entgegen. Die beiden Massen begegnen sich, das Handgemenge beginnt, man ficht Mann gegen Mann: es ist ein Duell zwischen 40 000 Soldaten. Bagration wird schwer verwundet, und die russischen Truppen, einen Augenblick ohne Führer, wenden sich zur Flucht. Da tritt Konownitzin an ihre Spitze, führt sie hinter die Schlucht von Semenowskoë zurück und zwingt durch eine gut aufgestellte Artillerie unsere heranstürmenden Kolonnen zum Stillstand. Murat und Ney sind erschöpft; beide haben übermenschliche Anstrengungen gemacht und lassen Napoleon um Verstärkung bitten. Der Kaiser läßt die junge Garde aufbrechen: aber fast in demselben Augenblick glaubt er, als er sein Augenmerk auf Borodino richtet und einige Regimenter von Eugens Soldaten durch Uwaroffs Kavallerie zurückgedrängt sieht, das ganze Korps des Vizekönigs sei auf dem Rückzug, und befiehlt der jungen Garde zu halten. Statt der jungen Garde schickt er Ney und Murat die ganze Reserveartillerie: 100 Kanonen enteilen im Galopp, um auf den eroberten Höhen Aufstellung zu nehmen.

Folgendes war der Verlauf der Dinge auf dem Flügel Eugens.

Nachdem er gegen eine Stunde durch das Gefecht der Brigade Plausonne aufgehalten worden war, überschritt der Vizekönig die Kaluga auf vier kleinen, vom Geniekorps geschlagenen Brücken. Auf dem andern Ufer rückt er eiligst in schräger Linie nach rechts hin, um die große zwischen Borodino und Semenowskoë befindliche Schanze, die das feindliche Zentrum deckt, zu nehmen. Die Division Morand, die zuerst die Hochebene erreichte, schickt das 30. Regiment gegen die Schanze vor und rückt in tiefen Kolonnen zu seiner Unterstützung nach. Es sind alte Soldaten, die diese Kolonnen bilden, ruhig im Feuer wie auf der Parade, sie marschieren Gewehr im Arm und dringen, ohne einen Schuß zu tun in die Schanze trotz des fürchterlichen Feuers der ersten Linie von Paskewitsch. Aber dieser hat den Fall vorausgesehen und wirft sich mit der zweiten Linie auf die Flanken der Kolonnen, während Jermanoff mit einer Brigade der Garden zu seiner Unterstützung nachrückt. Wie sie den neuen Feind sieht, wendet die erste Linie ihre Front, und die Division Morand steht so mitten in einem Feuerdreieck. Sie macht kehrt und läßt den General Bonami und das 30. Regiment in der Schanze, wo Bonami fällt und die Hälfte des 30sten um ihn her. In diesem Augenblick hatte Napoleon einige Regimenter über die Kaluga zurückgehen sehen, darum seine Rückzugslinie bedroht geglaubt und seine junge Garde zurückgehalten.

Inzwischen hat Kutusoff den Moment benutzt, wo er Ney und Murat schwanken sieht. Während sie bemüht sind, ihre Stellungen zu halten, ruft der feindliche General alle seine Reserven und selbst die russische Garde seiner Linien zu Hilfe. Mit allen diesen Verstärkungen stellt Konownitzin, der den verwundeten Begration ersetzt, seine Linien wieder her. Sein rechter Flügel lehnt an der großen, von Eugen angegriffenen Schanze, sein linker berührt das Gehölz: 50 000 Mann scharen sich keilförmig und drücken vor, um uns zurückzudrängen: ihre Artillerie donnert, ihr Pelotonfeuer zischt, Stücke und Kugeln zerreißen unsere Reihen: Friants Soldaten, die in erster Linie stehen und von einem Kartätschenhagel überschüttet werden, zaudern, verwirren sich, ein Oberst reißt sein Pferd herum und befiehlt den Rückzug: aber Murat, der allgegenwärtige, ist hinter ihm, hält ihn an, faßt ihn am Kragen und fragt ihn mit dem Auge durchbohrend:

«Was machen Sie da?«

«Sie sehen ja, daß man hier nicht stehenbleiben kann!«antwortete ihm der Oberst, auf den von seinen Leuten bedeckten Boden weisend.

«Ei, zum Henker! Ich bleibe da, ich, «entgegnet Murat.

«Gut, «sagt der Oberst.»Soldaten, rechts um! Lassen wir uns totschießen!«

Und er nimmt mit seinem Regiment unter den Kartätschenkugeln seine Stellung wieder ein.

In diesem Augenblick entflammen sich unsere Schanzen, 80 neue Feuerschlünde speien auf einmal, die von Murat und Ney erwartete Verstärkung ist angelangt, zwar in anderer Gestalt, aber nur um so furchtbarer.

Nichtsdestoweniger setzen die dichten und tiefen in Bewegung gesetzten Massen des Feindes ihren Marsch fort. Wohl sieht man unsere Kugeln in ihren Reihen tiefe Furchen ziehen, ganz gleich, sie gehen vorwärts. Aber den Kugeln folgt die Kartätsche; von diesem eisernen Orkan zermalmt, suchen sich die feindlichen Reihen wieder zu bilden, aber doppelt fällt der Todesregen. Da halten sie, wagen nicht weiterzugehen und wollen doch keinen Schritt rückwärts tun. Entweder hören sie die Kommandostimme ihrer Generale nicht mehr, oder ihre Generale sind unfähig, mit so großen Massen zu manövrieren. und verlieren den Kopf. Wie dem auch sei, 40 000 Mann stehen zwei lange Stunden da und lassen sich vom Blitze zerschmettern: es ist ein schauderhaftes Gemetzel, eine endlose Zerfleischung. Endlich meldet man Ney und Murat, daß die Munition ausgeht. Die Sieger sind es, die zuerst müde werden.

Ney stürmt wieder vorwärts, seine rechte Linie dehnt sich, um die Linke des Feindes zu umgarnen. Murat und Davoust unterstützen diese Bewegung; Bajonett und Flinte zerstören, was der Artillerie entronnen ist, und die russische Armee hat keinen linken Flügel mehr. Die Sieger, die mit lauten Rufen nach der Garde verlangen, wenden sich nach dem Zentrum und eilen Eugen zu Hilfe, alles rüstet sich zum Angriff auf die große Schanze.