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Nachdem er dem Bürgermeister geantwortet hatte, begab er sich mit seinem Gefolge in die Kathedrale, wo man das Te Deum sang. Sodann verfügte er sich nach dem Austritt aus der Kirche in das Haus des Bürgermeisters, das ihm vorläufig zur Wohnung bestimmt war. Abends war die Stadt und der Hafen durch die Einwohner von freien Stücken erleuchtet.

Am nämlichen Tage veröffentlichte General Dalesme folgende von Napoleon abgefaßte Bekanntmachung:

«Bewohner der Insel Elba!

Die Wechselfälle des Lebens haben den Kaiser Napoleon in eure Mitte geführt: seine eigene Wahl gibt ihn euch zum Herrscher. Vor dem Eintritt in eure Mauern hat euer neuer Monarch folgende Worte an mich gerichtet, die ich mich beeile, euch kundzutun, weil sie die Bürgschaft eures künftigen Glückes sind.

«General «sagte der Kaiser zu mir,»ich habe meine Rechte dem Interesse des Vaterlandes geopfert und mir als mein Reich und Eigentum nur die Insel Elba vorbehalten. Alle Mächte haben hierzu ihre Zustimmung gegeben. Indem Sie die Bewohner mit diesem Stand der Dinge bekannt machen, sagen Sie ihnen, daß ich diese Insel zu meinem Aufenthalt gewählt habe wegen der Sanftheit ihrer Sitten und ihres Klimas: versichern Sie ihnen, daß sie stets der Gegenstand meines lebhaften Wohlwollens sein werden.«

Bewohner Elbas, solche Worte bedürfen keiner Erläuterung, sie werden euer Glück begründen. Des Kaisers Urteil ist treffend: ich bin euch diese Anerkennung schuldig und gebe sie euch.

Bewohner Elbas, ich werde bald von euch scheiden, und dieses Scheiden wird mir wehe tun: aber der Gedanke an euer Glück versüßt mir das Bittere meines Scheidens, und wo ich auch immer sein werde, überall werde ich das Andenken an die Tugenden der Bewohner der Insel Elba bewahren.

Dalesme.«

Die 400 Grenadiere langten am 26. Mai an, und am 28. zog General Dalesme mit der alten Besatzung ab. So war die Insel völlig ihrem neuen Beherrscher übergeben.

Napoleon konnte nicht lange untätig bleiben. Nachdem er die ersten Tage den notwendigsten Geschäften, die mit der Besitzergreifung verbunden waren, gewidmet hatte, stieg er am 18. Mai zu Pferde und besuchte alle Teile der Insel. Er wollte sich selbst von dem Stande des Ackerbaus überzeugen, und was sonst zum mehr oder minder sicheren Ertrag der Insel beitrage, wie Handel, Fischfang. Ausbeutung von Marmor und Metall. Mit besonderer Aufmerksamkeit nahm er die Brüche und die Bergwerke, die ihren Hauptreichtum ausmachen, in Augenschein.

Nachdem er alles bis auf das letzte Dorf besichtigt und überall den Bewohnern Beweise seiner Fürsorge gegeben hatte, kehrte er wieder nach Portoferrajo zurück und beschäftigte sich damit, seinen Hof zu organisieren und die öffentlichen Einkünfte für die dringendsten Bedürfnisse anzuwenden. Diese Einkünfte flossen aus Eisenminen, von denen man jährlich eine Million ziehen konnte; aus dem Thunfischfang, der für 4–500 000 Franken verpachtet wurde; aus Salinen, deren Benutzung fast die gleiche Summe ergeben konnte, endlich aus Grundsteuern und einigen Zöllen. Alle diese Einnahmen, nebst den zwei Millionen, die er sich vorbehalten hatte, konnten ihm jährlich ungefähr 4 ½ Millionen bringen. Napoleon sagte oft, er sei niemals so reich gewesen.

Das Rathaus hatte er gegen eine hübsche bürgerliche Wohnung, die er pomphaft seinen Stadtpalast nannte, vertauscht. Dieses Haus lag auf einem Felsen zwischen dem Fort Falcone und dem Fort Etoile in einer Bastion. Mühlenbastion genannt, und bestand aus zwei Pavillons und einem Hauptgebäude, das beide verband. Von seinen Fenstern aus übersah man die zu den Füßen gelegene Stadt und den Hafen so genau, daß keine neue Erscheinung dem Auge des Herrn entgehen konnte.

Sein Landpalast stand in San Martino. Vor seiner Ankunft war dies nur eine Hütte, die er neu aufbauen und mit Geschmack möblieren ließ. Indes übernachtete dort der Kaiser nie, es war nichts als das Absteigequartier auf seinen Spazierritten. Am Fuße eines sehr hohen Berges, von dem ein Waldbach herabrauschte, inmitten einer Wiese gelegen, bot es eine Aussicht über die ganze amphitheatralisch gebaute Stadt, auf den Hafen darunter sowie am fernen Horizont, über die dampfende Oberfläche des Meeres hinweg, auf die Gestade Toskanas.

Nach Verlauf von 6 Wochen langte die Kaiserinmutter auf der Insel Elba an und einige Tage darauf Prinzessin Pauline. Diese war zum Kaiser nach Frejus gekommen und hatte sich mit ihm einschiffen wollen; aber sie war damals so leidend, daß der Arzt sich widersetzt hatte. Der englische Kapitän hatte sich aber verpflichtet, zurückzukehren und die Prinzessin an einem bestimmten Tage zu holen. Da dieser Tag verflossen war, ohne daß die Fregatte erschien, so bediente sich die Prinzessin eines neapolitanischen Schiffs, um ihre Überfahrt zu bewerkstelligen. Sie blieb nur zwei Tage und reiste dann nach Neapel ab; aber am ersten November kehrte sie auf der Brigg L'Inconstant zurück, um den Kaiser nie mehr zu verlassen.

Man kann sich denken, daß Napoleon, aus dem Zustand größter Tätigkeit in völlige Ruhe versetzt, das Bedürfnis hatte, sich regelmäßige Beschäftigung zu schaffen. So füllte, er auch alle seine Stunden regelmäßig aus. Mit dem Tage stand er auf, schloß sich in seine Bibliothek ein und arbeitete bis 8 Uhr morgens an seinen militärischen Memoiren. Dann ging er aus, um die öffentlichen Arbeiten zu besichtigen, blieb stehen, um an die Arbeiter, die sämtlich Soldaten seiner Garde waren, Fragen zu richten. Gegen 11 Uhr nahm er sein sehr bescheidenes Frühstück. In der Zeit der größten Hitze schlief er, wenn er viel gelaufen war oder gearbeitet hatte, nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden und machte regelmäßig um 3 Uhr, sei es zu Pferde oder im Wagen, vom Großmarschall Bertrand und dem General Drouot begleitet, einen Ausflug. Unterwegs hörte er alle Gesuche an, die man da an ihn richten konnte, und ließ nie jemand unbefriedigt. Um 7 Uhr kehrte er zurück, speiste mit seiner Schwester, die das erste Stockwerk seines Stadtpalastes bewohnte, zu Mittag und zog bald den Intendanten der Insel, bald Herrn von Balbiani, bald den Kammerherrn Vantini, bald den Maire von Portoferrajo, bald den Hauptmann der Nationalgarde, mehrmals auch die Maires von Portolongone und von Rio zur Tafel.

Was die Kaiserinmutter betrifft, so bewohnte sie ein besonderes Haus, das ihr der Kammerherr Vantini abgetreten hatte.

Indessen war die Insel Elba für alle Neugierigen Europas ein Reiseziel geworden, und bald wurde der Zudrang der Fremden so groß, daß man Maßregeln ergreifen mußte, um die bei der Anhäufung so vieler Fremden, darunter einer guten Anzahl Abenteurer, die ihr Glück machen wollten, unvermeidlichen Schwierigkeiten abzustellen. Die Erzeugnisse des Bodens reichten bald nicht mehr aus, und man mußte sich Lebensmittel vom Kontinent verschaffen; der Handel von Portoferrajo nahm dadurch zu, und diese Zunahme hob den allgemeinen Wohlstand.

So war Napoleon selbst in der Verbannung eine Quelle des Wohlstandes für das Land, das ihn besaß. Bis zu den letzten Klassen der Gesellschaft machte sich dieser Einfluß wohltätig bemerkbar; es war, als umgebe die Insel ein neuer Luftkreis.

Unter diesen Fremden waren die Engländer am zahlreichsten; sie schienen den höchsten Wert darauf zu legen, ihn zu sehen und zu hören. Napoleon empfing sie seinerseits wohlwollend. Lord Bentinck, Lord Douglas und mehrere andere Herren des hohen Adels nahmen eine wertvolle Erinnerung an die Art, wie sie aufgenommen worden waren, nach England mit.

Von allen Besuchen, die der Kaiser empfing, blieben die angenehmsten die einer großen Zahl von Offizieren aller Nationen, Italiener, Franzosen, Polen, Deutsche, die ihm ihre Dienste anboten. Er antwortete, daß er weder Stellen noch Grade für sie zu vergeben habe. — »Gut, wir dienen als Soldaten!«sagten sie. Und fast immer nahm er sie unter seine Grenadiere auf. Diese Verehrung seines Namens schmeichelte ihm am meisten.