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Zu Portoferrajo ließ er die alten Mauern, die seinen Palast umgaben, und ein langes Gebäude, das den Offizieren als Behausung diente, bis auf die Höhe einer Terrasse niederreißen und deren Umfang so vergrößern, daß man einen Waffenplatz daraus machen und zwei Bataillone Revue passieren lassen konnte. Eine alte verlassene Kirche wurde den Einwohnern zur Errichtung eines Theaters überlassen, zu dem die besten Schauspieler Italiens kommen sollten. Alle Straßen wurden ausgebessert. Das Tor von Terre war nur für Maultiere gangbar; man erweiterte es, und durch Anlagen einer Terrasse wurde der Weg für alle Arten von Wagen gut benutzbar gemacht.

Während dieser Zeit ließ er zur weiteren Vorbereitung seines Plans die Brigg l' Inconstant, die er sich zu vollem Eigentum vorbehalten, und die Schebecke Etoile, die er gekauft hatte, häufige Fahrten nach Genua, Livorno, Neapel, an die afrikanischen Küsten und selbst nach Frankreich machen, um die englischen und französischen Kreuzer an ihren Anblick zu gewöhnen. Wirklich besuchten diese Schiffe nacheinander die Küsten des Mittelländischen Meeres mit der Flagge Elbas in allen Richtungen und in wiederholten Fahrten, ohne im mindesten beunruhigt zu werden. Das hatte Napoleon gewollt.

Nun beschäftigte er sich ernstlich mit den Zurüstungen zu seiner Abreise. Er ließ des Nachts und ganz insgeheim eine große Anzahl Waffen und Schießbedarf auf den Inconstant schaffen, er ließ die Kleider, die Wäsche und die Fußbekleidung seiner Garde ausbessern, er berief die Polen, die in Portocongone und auf der kleinen Insel Pianosa, deren Fort sie bewachten, standen, und beschleunigte die Bildung und Einübung des Jägerbataillons, zu dem er ausschließlich Leute aus Korsika und Italien nahm. In den ersten Tagen des Januar war alles bereit, um die erste günstige Gelegenheit, die die aus Frankreich erwarteten Nachrichten brächten, zu benutzen.

Endlich trafen diese Nachrichten ein: ein Oberst der alten Armee war ihr Überbringer und reiste sofort wieder nach Neapel ab.

Unglücklicherweise war in diesem Augenblick der Oberst Campbell mit seiner Fregatte im Hafen. Napoleon mußte warten, ohne die geringste Ungeduld sehen zu lassen, und ihn mit den gewöhnlichen Rücksichten behandeln, bis die Zeit seines gewohnten Aufenthalts verflossen war. Endlich, am Nachmittag des 24. Februar, ließ Campbell um die Erlaubnis bitten, dem Kaiser seine Aufwartung machen zu dürfen; er kam, um Abschied von ihm zu nehmen und um seine Aufträge für Livorno zu bitten. Napoleon begleitete ihn bis ans Tor, und die Leute vom Dienst konnten folgende letzten Worte, die er an ihn richtete, hören:»Leben Sie wohl, Herr Oberst; ich wünsche Ihnen eine glückliche Reise. Auf Wiedersehen!«Kaum hatte der Oberst Napoleon verlassen, so ließ dieser den Großmarschall rufen; er brachte einen Teil des Tages und der Nacht eingeschlossen mit ihm zu, legte sich um drei Uhr morgens nieder und stand mit Tagesanbruch auf.

Mit dem ersten Blick, den er auf den Hafen warf, sah er die englische Fregatte im Begriff, unter Segel zu gehen. Von da an wendete er, wie wenn eine magische Kraft seinen Blick an das Fahrzeug gefesselt hätte, kein Auge mehr von ihm ab. Er sah sie alle ihre Segel, eines nach dem andern, entfalten, die Anker lichten, sich in Bewegung setzen, mit einem guten Südostwind aus dem Hafen laufen und mit vollen Segeln gegen Livorno steuern.

Sodann stieg er mit einem Fernglas auf die Terrasse und verfolgte den Lauf des sich entfernenden Fahrzeugs: gegen Mittag schien die Fregatte nur noch ein weißer Punkt auf dem Meere, um ein Uhr war sie ganz verschwunden.

Sogleich gab Napoleon seine Befehle. Eine der hauptsächlichsten Anordnungen war, daß er alle Fahrzeuge, die sich im Hafen befanden, mit einer dreitägigen Sperre, einem» Embargo «von drei Tagen, belegte: auch die kleinsten wurden dieser Maßregel, die augenblicklich ausgeführt wurde, unterworfen.

Dann schloß man, da die Brigg Inconstant und die Schebecke Etoile für den Transport nicht hinreichten, mit den Eigentümern von drei oder vier Handelsschiffen, die man unter den besten Seglern auswählte, Verträge ab. Denselben Abend waren alle Käufe geschlossen, und die Fahrzeuge standen zur Verfügung des Kaisers.

In der Nacht vom 25. auf den 26., vom Samstag auf den Sonntag, berief Napoleon seine Vertrauensmänner und die angesehensten Einwohner, aus denen er eine Art Regierungsrat bildete. Dann ernannte er den Obersten der Nationalgarde Capi zum Kommandanten der Insel, vertraute den Bewohnern die Verteidigung des Landes an und empfahl ihnen seine Mutter und seine Schwester. Er versicherte zum voraus die Versammelten, ohne ihnen genau den Zweck seines Unternehmens anzugeben, des Erfolgs, der nicht ausbleiben könne, er versprach, im Falle eines Krieges Hilfe zur Verteidigung der Insel zu senden, und schärfte ihnen ein, die Insel keinesfalls an irgendeine Machte, es wäre denn auf einen von ihm ausgegangenen Befehl hin, zu übergeben.

Am Morgen verfügte er noch einiges über sein Haus, nahm Abschied von seiner Familie und gab Befehl zur Einschiffung.

Am Mittag ertönte der Generalmarsch.

Um 2 Uhr erfolgte das Signal zum Antreten. Jetzt kündigte Napoleon selbst seinen alten Waffengenossen an, zu welchen neuen Taten sie berufen seien. Als er Frankreich nannte und von der Hoffnung einer nahen Rückkehr ins Vaterland sprach, ertönt ein Ruf der Begeisterung, die sich in Tränen auflöst; die Soldaten brechen aus den Reihen, fallen einander in die Arme, springen vor Freude wie Rasende umher und stürzen sich dem Kaiser, als wär' er ein Gott, zu Füßen.

Die Kaiserinmutter und die Prinzessin Pauline sahen weinend diesem Auftritt von den Fenstern des Palastes zu.

Um 7 Uhr war die Einschiffung vollendet. Um 8 Uhr fuhr Napoleon aus dem Hafen auf einem Boote; einige Minuten später war er an Bord des Inconstant. Im Augenblick, wo er den Fuß darauf setzte, knallte ein Kanonenschuß; es war das Zeichen zur Abfahrt.

Sogleich spannte die kleine Flottille die Segel aus und verlieh mit einem frischen Südsüdostwinde die Reede, dann den Meerbusen, steuerte nordwestlich und segelte in einer gewissen Entfernung an den Küsten Italiens hin. In demselben Augenblick, wo sie unter Segel ging, fuhren Sendboten nach Neapel und Mailand, während ein Oberoffizier nach Korsika steuerte, um dort einen Aufstand zu erregen, der dem Kaiser im Fall seines Unterliegens in Frankreich eine Zuflucht sichern sollte.

Am 27. stieg jeder mit Tagesanbruch auf das Verdeck, um sich über den Weg, den man während der Nacht gemacht hatte, zu vergewissern. Groß und grausam war das Erstaunen, als man bemerkte, daß man höchstens 6 Meilen zurückgelegt hatte. Kaum hatte man das Kap St. André umschifft, so hatte der Wind angefangen, schwächer zu wehen, und eine verzweifelte Windstille war ihm gefolgt.

Als die Sonne den Horizont geklärt hatte, sah man nach Westen hin, an den Küsten Korsikas, die französische Kreuzerflottille, die aus zwei Fregatten bestand. Fleur de Lys und Melpomene.

Dieser Anblick verbreitete Schrecken über alle Fahrzeuge; auf der Brigg l'Inconstant, die den Kaiser trug, war er sehr groß, und die Lage schien so kritisch, die Gefahr so drängend, daß man zu erwägen anfing, ob man nicht nach Portoferrajo zurückkehren und daselbst günstigen Wind abwarten sollte. Aber der Kaiser machte augenblicklich der Beratung und Unschlüssigkeit ein Ende durch den Befehl, die Fahrt fortzusetzen, indem er prophezeite, die Windstille werde aufhören. Und wirklich, wie wenn der Wind ihm untertänig wäre, wehte er gegen 11 Uhr wieder, und um 4 Uhr befand man sich auf der Höhe von Livorno zwischen Capraja und Gorgone.