Er hat eine Komik des Nichttuns entwickelt, die ganz ungeheuerlich ist. Der Mann, der sich nicht traut, durch eine Tür zu gehen, dreimal ansetzt und viermal umkehrt, ist noch niemals so gespielt worden wie von ihm. Er sitzt in der Heilsarmee und muss über irgend etwas lachen, das neben ihm vorgeht – der strafende Blick des Predigers fällt auf ihn – Großaufnahme: man sieht ihn fröhlich grinsen, und dann ist das Lachen wie mit einer Zange abgekniffen[2]. Unruhig ruckelt ein gerüffelter Schuljunge auf seinem Platz, und ganze Völkerschaften liegen unter dem Tisch.
Womit er das alles erreicht, ist völlig unbegreiflich. Manchmal nur mit einer kleinen Bewegung – er kann mit den Schultern weinen. Einmal wird einer massiert – Chaplin sieht den riesigen Bademeister und sein beklatschtes und malträtiertes Opfer. Er wird der Nächste sein… Und in den unergründlichen Augen liegt eine solche Angst, eine solche tiefe und fast tierische Furcht und dazu eine Gran Ironie, dass es so etwas gibt… Und er bewegt sich nicht, und man hört ihn jeden Gedanken denken.
Er ist so gütig und so freundlich zu aller Welt! Neben ihm steht ein kleiner Spielhund aus Tuch, ein Spielzeug, wie es die Kinder haben. Eine Flasche läuft aus und bekleckert ihm die Hosen. Ingrimmig und chokiert sieht er den Hund an. Dann stellt es sich heraus, dass es doch die Flasche war. Und leise streichelnd, mit einer unendlich zarten Bewegung bittet er das Hündchen um Verzeihung…
Der Mensch muss eine unerhörte Beobachtungsgabe haben, ein stehlendes Auge. Er kann die Bewegungen aller Handwerke nachmachen. Einmal frisiert er den Kopf eines Bärenbettvorlegers: mit welch femininer Grazie und mit welch gelangweilter Selbstverständlichkeit er Kamm und Bürste handhabt und nach dem Schamponieren leicht und elegant und oberflächlich den nassen Kopf abtrocknet! Das zeigt die natürliche Komik dieses großen Künstlers. Wenn unsere Mimen auf der Bühne einen Handwerker nachmachen, dann sieht man, dass sie ihn niemals beobachtet haben: so klopft kein Schuster, so schreibt kein Schreiber, so bewegt sich kein Kutscher. Chaplin kennt sie alle.
Er bekommt es fertig[3], nur durch seine Erscheinung andere Leute lächerlich zu machen. Er braucht nur aufzutreten, mit dem kleinen Hütchen, mit dem kleinen Stöckchen, mit dem kleinen Schnurrbärtchen, watscheln auf seinen unmöglichen Beinen – und alles drum herum[4] hat plötzlich unrecht, und er hat recht, und die ganze Welt ist lächerlich geworden. Es gibt ein Bild von ihm aus dem Kriege, auf dem der Zeichner den deutschen Kaiser abgebildet hat und seine Generäle – mit starrenden Schnurrbärten und furchteinflößenden Helmen. Ihre Augen kullern ihnen fast aus dem Kopf, sie sehen alle auf eine Sache. Denn vor ihnen latscht[5] Chaplin durch den Saal, sich leise einen pfeifend und unbeschreiblich frech sein Stöckchen schwingend. Und der ganze Militarismus ist hinten heruntergefallen.
„All der Unsinn, den Mister Chaplin macht, kommt aus den misslingenden Versuchen, so zu sein, wie andere Leute auch.“ Er hat einmal gesehen, wie der Mixer mixt und wie er in dem Affentanz von Eisstückchen, Cherrycoblern[6], Silberbechern und Herumhantieren an jedem Ei kurz riecht, bevor er es in den Topf schlägt… Aha, das macht man so. Und wenn er, Chaplin, mixt, riecht er auch an dem Ei. Aber bevor er es aufschlägt. Das kommt in der Fixigkeit nicht so genau darauf an…[7]
Man sagt, dass er alle seine Filme probeweise Kindern vorspiele. Wenn das nicht wahr ist, ist es brillant erfunden. Denn diese Filme mit der nachdenklichen Komik, mit der lustigen Tragik wenden sich an das Kind im Menschen, an das, was wohl bei allen Völkern gleich geblieben ist: an die unverwüstliche Jugendkraft. Er stellt das primitivste dar, aber das genial. Und er zeigt, wie lächerlich es ist, ein erwachsener Mensch zu sein, der sich ernst nimmt.
Als er einmal von Europa zurück nach Los Angeles fuhr, begrüßten ihn auf einer kleinen amerikanischen Station zweihundert kleine Jungen, alle als Mister Chaplin verkleidet: mit dem kleinen Hütchen, mit dem kleinen Bärtchen und mit dem kleinen Stöckchen. So watschelten sie auf ihn zu… Und weil er sehr kinderlieb ist, hat er ihnen allen Guten Tag gesagt.
Er ist, wie alle großen Komiker, ein Philosoph. Versäumen Sie nicht, ihn sich anzusehen. Sie lachen sich kaputt[8] und werden ihm für dieses Lachen dankbar sein, solange Sie leben.
Da geht er hin und ruckt nach all dem Kummer an einem kleinen Hut und watschelt ab und sagt mit den Beinen: „Auf Wiedersehn —!“
I. Übersätzen Sie ins Deutsch:
1. Самый известный человек в мире – не изобретатель, не политик и не философ. Это актер.
2. Все, что делает мой друг, выглядит как полная чепуха и путаница. Еще немного, и он сдастся.
3. С недавних пор маленькая Тина стала все копировать за взрослыми.
4. Смех помогает победить самый чудовищный страх.
5. Этот новый парень молниеносно учится всем ремеслам.
II. Ergänzen Sie mit einem Partizip I:
1. singen: Er ging zu Hause, leise _________ vor Freude.
2. schweigen: ______________ verlaß sie das Zimmer.
3. pfeifen: Der Teekessel benachrichtigte uns _________, dass das Wasser aufgekocht ist.
4.winken: Die Verkehrsampel leuchtete ____________, als wir fuhren vorbei.
5. lachen: ________ Menschen sehen junger aus.
III. Welches Wort fehlt?
1. ___________ sie hat noch niemand niemals gelacht. Sie ist so ________ (скучная).
2. Jetzt komme ich an die Reihe. Du bist die ____________.
3. So singt _________ Singer! Er ist total einzigartig.
4. Ich muss ______ jemandem wenden. Ich weiß nicht mehr, wo wir uns befinden.
5. Sei nicht _______! Sag deinen Freunden ”Auf Wiedersehen”.
I.
1. Der berühmteste Mensch der Welt ist kein Erfinder, kein Politiker und kein Philosoph. Er ist Schauspieler.
2. Alles, was mein Freund macht, sieht wie voller Unsinn und Gewirr aus. Es dauert nicht lange und er wird ducken.
3. Neuerdings macht die kleine Tina alles der Erwachsenen nach.
4. Lachen hilft die ungeheuerste Angst zu besiegen.
5. Dieser neue Bursche lernt blitzschnell alle Handwerke.
II.
1. singend
2. schweigend
3. pfeifend
4. winkend
5. lachende
III.
1. Über; fade
2. Nächste
3. kein
4. an
5. roh
Der liebe Gott in Frankreich
Wie verschieden ist es doch so im menschlichen Leben —!
Bringt in Deutschland jemand die Gedankenvorstellungen der Kirche mit dem Humor in nähern Zusammenhang[9], dann finden sich nicht nur etliche Domdechanten, sondern noch mehr Richter, die aus einem politischen Diktaturparagraphen – dem §166 – herausinterpretieren, was man nur wünscht. In Frankreich gibt es doch immerhin dieselbe katholische Kirche (über den Erdkreis hinweg), aber da sieht es nun so aus:
In den „Deux Anes[10]“ steigt eine der kleinen Revuen, über die wir uns schon manchmal unterhalten haben. Siebentes Bild: „Restaurant zum bekränzten Bürzel.“ Und weil ja in den feinen Hotels die Speisen feierlich dargebracht werden, dort also nicht gegessen, sondern das Essen zelebriert wird, so sehen wir nunmehr ein ganzes Diner auf eine recht absonderliche Weise serviert.
6
cherry cobbler – (
7
Das kommt in der Fixigkeit nicht so genau darauf an — это не так просто довести до автоматизма