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»Er hat recht, Jean«, stöhnte Howard. »Misch dich nicht ein. Es ... es ist mein freier Wille.«

»Howard!« brüllte ich. »Was soll das heißen? Was geschieht hier?«

Howard sah auf, als würde er mich erst jetzt erkennen. Ein mattes Lächeln huschte über seine Züge und verschwand wieder unter dem Ausdruck von Qual. »Misch dich nicht ein, Robert«, flüsterte er. »Was hier geschieht, geht dich nichts an.«

Einen Moment lang starrte ich ihn an, dann befreite ich mich - ganz langsam, um ihn nicht zu einer Unbesonnenheit zu verleiten - aus Looskamps Griff, trat vollendes an die Brüstung heran und starrte auf den dunkelhäutigen Mann herab, der wenige Schritte neben Howard stand.

»De Laurec«, murmelte ich. »Was tun Sie da? Ich warne Sie - ich werde Sie eigenhändig umbringen, wenn Sie Howard -«

»Halten Sie den Mund, Craven«, unterbrach mich de Laurec kalt. »Ein Mann, der eigentlich schon tot sein müßte, sollte keine Drohungen ausstoßen. Um so weniger, wenn er nicht in der Lage ist, sie wahr zu machen. Aber wenn es Sie beruhigt, sage ich es noch einmaclass="underline" Ihr Freund« - er betonte das Wort auf eine Art, die allein Grund genug für mich gewesen wäre, ihn umzubringen - »ist vollkommen freiwillig hier. Ich gab ihm die Chance, um sein Leben zu spielen, und das ist schon mehr, als ihm zusteht.«

»Spielen?« sagte ich. »Was für eine Art von Spiel soll das sein?«

De Laurec lachte abfällig. »Ein Intelligenzspiel, Craven. Machen Sie sich nichts daraus, wenn Sie es nicht verstehen. Man nennt es Schach. Vielleicht haben Sie schon davon gehört.« Er grinste, kam ein paar Schritte näher und wandte sich wieder an Balestrano. »Natürlich kann ich ihn auch gleich töten, wenn Ihr es befehlt, Bruder Jean.«

Balestranos Gesicht war wie aus Stein. »Warum hast du meinen Befehl mißachtet, Sarim?« fragte er, als hätte er de Laurecs Frage gar nicht gehört. »Warum hast du den Eliminator auf Craven angesetzt? Du weißt, daß diese Maschine niemals ohne meine Einwilligung benutzt werden darf.«

»Das ist eine lange Geschichte«, erklärte de Laurec. »Wenn Ihr gestattet, erzähle ich sie Euch, sobald ich mit Howard fertig bin. Es dauert nicht mehr lange.«

»Nein - ich gestatte nicht«, sagte Balestrano ärgerlich. »Ich verlange eine Antwort, Sarim! Ich habe ausdrücklich befohlen -«

»Verzeiht, Bruder«, fiel ihm de Laurec ins Wort. »Aber Ihr habt nichts mehr zu befehlen.«

Balestrano erstarrte. Ein Schlag ins Gesicht hätte ihn kaum weniger überraschend treffen können als die Worte de Laurecs. »Was«, murmelte er. »Was ... was soll das heißen?«

»Das, was ich gesagt habe«, sagte de Laurec kalt. »Ich verweigere dir den Gehorsam, du alter Narr. Du wirst niemandem mehr befehlen.«

Looskamp war mit einem einzigen Schritt neben mir. »Dafür wirst du dich verantworten müssen, Sarim!« sagte er drohend.

»Ich befehle dir, mit diesem grausamen Spiel aufzuhören und hierher zu kommen.«

»Ach ja?« sagte die Laurec lächelnd. »Und wenn ich nicht gehorche?«

Looskamp legte die Hand auf das Schwert. »Dann töte ich dich«, sagte er leise.

Sarim de Laurec lachte leise. »Warum versuchst du es nicht, Bruder?« sagte er. »Vorausgesetzt, du bringst das Kunststück fertig, lebendig hier zu mir herunter zu kommen«, fügte er hinzu. Damit hob er die Arme und klatschte in die Hände.

Looskamp stieß ein zorniges Knurren aus, riß sein Schwert aus dem Gürtel und rannte, Balestranos Rufe, der ihn zurückhalten wollte, ignorierend, zum Ende der Galerie und auf die Treppe zu, die hinunter in die Halle führte.

Er hatte noch nicht einmal die erste Stufe erreicht, als unten ein schreckliches Klirren und Scheppern anhob. Eine rasche, zuckende Bewegung ging durch den Haufen zermalmter Riesenfiguren, der neben dem Schlachfeld aufgeschichtet war - und dann erhoben sich zwei, drei der grausigen Metallskulpturen und bewegten sich wie ungeschickte Riesen auf die Treppe und den heranstürmenden Templer zu!

»Um Gottes willen!« keuchte Balestrano. »Zurück, Bruder Looskamp! Zurück!«

Aber Ger schien taub geworden zu sein. Mit unverminderter Geschwindigkeit stürmte er die Treppe hinab, schwang sein gewaltiges Schwert und griff die vorderste der Riesenfiguren an. Seine Klinge schnitt einen silbernen Blitz in die Luft, traf mit ungeheurer Kraft auf den stachelbewehrten Stahlschädel des Ungeheuers - und brach ab.

Looskamp schrie, prallte, von der Wucht seines eigenen Hiebes nach vorne gerissen, gegen die Maschine - und schrie gleich darauf ein zweites Mal und jetzt vor Schmerz, als sich der gekrümmte Dolch, den das Ding anstelle eines Armes hatte, in seinen Oberschenkel bohrte.

De Laurec klatschte abermals in die Hände. Der Stahlgigant erstarrte.

»Ihr seht, Brüder«, sagte er kalt, »es gibt nichts, was ich zu fürchten hätte. Nicht hier.«

»Was soll das heißen, Sarim?« sagte Balestrano.

De Laurecs Blick war so hart wie der Stahl, aus dem seine Horrorgeschöpfe geschmiedet waren. »Begreifst du das wirklich nicht, du alter Narr?« fragte er. »Deine Tage sind gezählt.« Er deutete erst auf mich, dann auf Balestrano. »Wäre es diesem jungen Narren nicht gelungen, den Eliminator zu vernichten, dann wärest du der nächste gewesen, den er besucht hätte. Aber nun seid ihr ja alle freiwillig gekommen. Das erleichtert mir die Sache. Ihr werdet sterben.«

»Und dann?« fragte Balestrano, so ruhig, als hätte er die Drohung in de Laurecs Worten gar nicht gehört. »Was hättest du davon? Es würden andere kommen. Du kannst nicht alle töten.«

»Wer sagt, daß ich das vorhabe?« fragte de Laurec lächelnd. »Ich werde der einzige sein, der der Heimtücke Cravens entgeht. Nicht, ohne ihn vorher zu töten, versteht sich.«

»Du Verräter!« brüllte Looskamp. »Damit kommst du nicht durch.«

»O doch, Bruder Looskamp«, murmelte Balestrano dumpf. »Ich fürchte, er könnte es.«

De Laurec verbeugte sich spöttisch. »Euer Zutrauen ehrt mich, Bruder«, sagte er. »Um so mehr, als Ihr recht habt. Wenn dies alles hier vorbei ist, dann werde ich der neue Herr der Templerloge sein. Und ich fürchte, es wird ein paar ... Veränderungen geben. Zum ersten werden wir diesen lästigen Necron und seine närrischen Anhänger vernichten. Dann sehen wir weiter.«

»Du Narr«, murmelte Balestrano. »Du hast nichts verstanden. Der Orden der Tempelherren war niemals eine Bruderschaft des Schwertes. Du wirst keinen Erfolg haben, wenn du versuchst, ihn dazu zu machen.«

»Überlaßt das getrost mir«, sagte de Laurec lakonisch.

»Bringt ihn um!« kreischte Looskamp. »Nehmt eure Waffen und erschlagt diesen Verräter endlich, Brüder!« Drei, vier Männer aus Balestranos Begleitung zogen auch unverzüglich ihre Schwerter und machten Anstalten, seiner Aufforderung zu folgen.

De Laurec schürzte nur abfällig die Lippen und klatschte wieder in die Hände. Neben dem Schachfeld erhob sich ein gutes Dutzend der eisernen Kreaturen und näherte sich klappernd und scharrend der Treppe, und auch aus dem Gang, durch den wir gekommen waren, ertönten plötzlich metallisch klingende Laute. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, mich herumzudrehen. Ich wußte, was hinter uns war. Und auch die Templer schienen zu begreifen, wie sinnlos es wäre, gegen diese seelenlosen Maschinen kämpfen zu wollen. Einer nach dem anderen blieb wieder stehen, während die Maschinen rasselnd durch den Saal glitten und die Treppe hinaufzuscheppern begannen. Schließlich bildeten sie an beiden Seiten der Galerie eine undurchdringliche Mauer und blieben weiter stehen.

»Nun, wo die Verhältnisse geklärt wären«, sagte de Laurec spöttisch, »werdet ihr gestatten, daß ich erst einmal eine Angelegenheit zu Ende bringe, ehe ich mich der nächsten zuwende.« Er kicherte, ging wieder zu seinem Feld zurück und winkte mit der Hand.

»Auf, Bruder Howard«, sagte er spöttisch. »Zeig unseren Gästen, wie meisterlich du das königliche Spiel beherrschst.«

Howard stöhnte. Vergeblich versuchte er, sich auf die Füße zu stemmen, brach wieder zusammen und murmelte etwas, das ich nicht verstand. Aber sein letzter verbliebener Offizier - ein Springer - setzte sich rasselnd in Bewegung und bedrohte de Laurecs König. Der Puppet-Master machte nicht einmal den Versuch, dem drohenden Schach zu entgehen, sondern zog seine Dame über das Feld, um Howards Springer zu jagen.