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„Gehen Sie weiter, wir halten nur den Verkehr auf“, bat Timmins. „Es gibt überhaupt keinen Grund, so wütend zu sein. Seit dieser Sache bei der Hudlarer-Demonstration gibt es kein einziges Wesen mehr im Hospital, das nicht über ihre Taten, Untaten, Fähigkeiten oder den Mangel daran und über Ihre äußerst Ungewissen Zukunftsaussichten im Hospital gesprochen hätte. Sie bei all diesen Gesprächen dabeizuhaben war gar nicht möglich. Aber falls Sie das, was über Sie gesagt worden ist — das heißt die ernsthaften Erörterungen, nicht den bloßen Hospitaltratsch —, bis in die kleinsten und letzten Einzelheiten wissen wollen, O'Mara hat die Aufzeichnungen Ihrem psychologischen Persönlichkeitsdiagramm hinzugefügt und spielt Sie Ihnen unter Umständen auf Wunsch vor. Möglicherweise aber auch nicht.“

„Andererseits“, fuhr er fort, während sie weitergingen, „möchten Sie vielleicht, daß ich Ihnen eine kurze Zusammenfassung dieser Besprechungen gebe, die natürlich insofern ungenau ist, weil es mir an dem reichen Wortschatz und dem abwechslungsreichen Stil unseres geschätzten Chefpsychologen fehlt.“

„Genau das ist mein Wunsch“, drängte Cha Thrat.

„Na schön“, willigte Timmins ein. „Lassen Sie mich damit beginnen, daß die Angehörigen des Monitorkorps und alle betroffenen höheren Mitglieder des medizinischen Personals für diese Situation verantwortlich sind. Beim ersten Gespräch hatten Sie gegenüber O'Mara erwähnt, daß Sie Ihre Entscheidung, Chiang zu behandeln, so lange hinausgezögert hätten, weil Sie auf keinen Fall den Verlust einer Gliedmaße riskieren wollten. O'Mara nahm fälschlich an, Sie hätten damit ausschließlich Chiangs Bein gemeint, und glaubt jetzt, daß er in den Gesprächen mit Lebewesen anderer Spezies mehr auf die genaue Bedeutung der dabei gefallenen Äußerungen hätte achten sollen und deshalb die Hauptverantwortung für Ihre Selbstamputation trägt.

Conway wiederum fühlt sich verantwortlich, weil er Ihnen die Entfernung des Hudlarerglieds aufgetragen hat, ohne auch nur das Geringste über Ihr außerordentlich strenges Berufsethos gewußt zu haben.

Cresk-Sar glaubt, er hätte sie über genau dieses Thema eingehender befragen sollen. Beide sind der Meinung, daß Sie eine ausgezeichnete Alienchirurgin abgeben würden, wenn man Sie von dem Einfluß, den die sommaradvanische Gesellschaft auf Sie gehabt hat, befreien und umerziehen könnte. Hredlichli gibt sich die Schuld, weil sie die besondere Freundschaft, die sich zwischen Ihnen und AUGL-Eins-Sechzehn entwickelt hatte, nicht richtig bewertet hat. Und zu guter Letzt hat das Monitorkorps, das sich als Urheber des ganzen Problems für Sie verantwortlich fühlt, eine Lösung vorgeschlagen, die allen Beteiligten den geringstmöglichen Verdruß bereiten sollte.“

„Und die bestand in meinem Wechsel zum Wartungsdienst“, beendete Cha Thrat die Zusammenfassung für Timmins.

„Ja, aber eigentlich haben wir den Vorschlag nie richtig ernstgenommen“, fuhr der Terrestrier fort, „weil wir nicht glauben konnten, daß Sie ihn akzeptieren würden. Nein, wir wollten Sie nach Hause zurückschicken.“

Ein kleiner Teil des Gehirns steuerte Cha Thrats Körper geradeaus und um die kräftigeren oder ranghöheren Personalmitglieder herum, während der Rest über das Wesen neben ihr, das sie gerade erst angefangen hatte, für einen Freund zu halten, verärgert und bitter enttäuscht war.

„Natürlich haben wir versucht, Ihre Gefühle zu berücksichtigen“, fuhr Timmins fort. „Sie sind daran interessiert, mit außerplanetarischen Lebensformen zusammenzutreffen und zu arbeiten, deshalb würden wir Ihnen die Stelle einer kulturellen Verbindungsoffizierin, also als eine Art Ratgeberin in sommaradvanischen Angelegenheiten, auf unserem dortigen Stützpunkt oder auf der Descartes geben. Das ist unser größter spezialisierter Kontaktkreuzer für fremde Spezies, der sich auf der Umlaufbahn um Ihren Planeten befindet, bis irgendwo eine neue intelligente Spezies entdeckt wird. In dieser Position müßten Sie erhebliche Verantwortung übernehmen, und die Sommaradvaner, die etwas gegen Sie haben, könnten keinerlei Einfluß auf Sie ausüben.

Selbstverständlich kann man zu diesem Zeitpunkt noch nichts garantieren. Aber vorbehaltlich Ihrer zufriedenstellenden Zusammenarbeit mit uns würde man Ihnen die Wahl zwischen einer festen Anstellung als Beraterin für zwischenkulturelle Beziehungen bei der sommaradvanischen Vertretung des Korps oder als Mitglied des Kontaktteams auf der Descartes lassen. Wir haben versucht, für Sie zu tun, was wir für Sie und alle Beteiligten als das Beste erachtet haben.“

„Das stimmt allerdings“, räumte Cha Thrat ein, und sie spürte, wie sich ihr Zorn und ihre Enttäuschung allmählich legten.

„Diese Regelung haben wir für einen vernünftigen Kompromiß gehalten“, fuhr Timmins fort. „Aber O'Mara hat seine Zustimmung verweigert und darauf bestanden, daß Sie zunächst eine Stelle hier beim Wartungsdienst im Hospital bekommen, damit sie so schnell wie möglich die Aufnahmeformalitäten zum Beitritt ins Monitorkorps erledigen können.“

„Weshalb?“

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Timmins. „Wer weiß schon, was im Gehirn eines Chefpsychologen vorgeht?“

„Weshalb soll ich dem Monitorkorps beitreten?“ wiederholte Cha Thrat ihre Frage.

„Ach so, das meinen Sie. nur verwaltungstechnischer Bequemlichkeit halber. Wir sind für die Versorgung und Wartung des Orbit Hospitals zuständig, und jeder, der kein Patient ist oder nicht zum medizinischen Personal gehört, ist automatisch Mitglied des Monitorkorps. Der Personalcomputer muß schließlich Ihren Namen, Rang und Ihre Nummer wissen, damit er Ihnen das Gehalt auszahlen und O'Mara Ihnen ganz offiziell den Marsch blasen kann.

wenn er ein Instrument beherrschen würde“, fügte er noch hinzu.

„Ich habe noch nie den rechtmäßigen Befehl eines Vorgesetzten verweigert.“, begann Cha Thrat, doch Timmins wehrte mit erhobener Hand ab.

„Das ist nur ein Scherz des Korps, machen Sie sich nichts daraus“, beruhigte er sie. „Was ich damit sagen wollte, ist, daß unser Chefpsychologe verwaltungstechnisch zwar den Rang eines Majors bekleidet, seine Machtbefugnisse innerhalb des Hospital aber nur schwer einzugrenzen sind, denn er kommandiert Colonels und Diagnostiker gleichermaßen herum, und das nicht immer auf die netteste Art. Ihr eigener Dienstgrad als rangniedrige Technikerin zweiter Klasse beim Wartungsdienst für Umweltbedingungssysteme, der bereits automatisch in Kraft getreten ist, als wir O'Maras Anweisungen erhielten, wird Ihnen in Zukunft nicht viel Spielraum für Ihre Eskapaden lassen.“

„Bitte, das ist eine sehr ernste Angelegenheit“, drängte Cha Thrat Timmins zur Sachlichkeit. „Wenn ich es richtig verstehe, ist das Monitorkorps eine Organisation von Kriegern. Auf Sommaradva sind die Bürger der Kriegerklasse schon seit vielen Generationen nicht mehr gemeinsam in den Kampf gezogen, aber der Frieden und die moderne Technik bergen noch immer genug Gefahren. Als Chirurgin für Krieger soll ich Verletzungen heilen, nicht zufügen.“

„Also, jetzt mal im Ernst, Cha Thrat. Ich glaube, Ihre Kenntnisse vom Monitorkorps haben Sie hauptsächlich aus den Unterhaltungskanälen. Raumschlachten und Nahkämpfe kommen äußerst selten vor. Die Bibliotheksvideos werden Ihnen ein viel zutreffenderes und langweiligeres Bild von unseren Aktivitäten und von den Gründen dafür vermitteln. Befassen Sie sich damit. Sie werden feststellen, daß es keinen Loyalitätskonflikt zwischen Ihren Pflichten gegenüber dem Korps und denen gegenüber Ihrem Heimatplaneten oder Ihren ethischen Grundsätzen gibt.

Wir sind da“, fügte er rasch hinzu und deutete auf das Zeichen an der schweren Tür direkt vor ihnen. „Von hier an brauchen wir schwere Strahlenschutzanzüge. Ach, Sie haben offenbar noch eine Frage, richtig?“

„Ja, es handelt sich dabei um mein Gehalt“, sagte Cha Thrat zögernd.