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„Freund Wainright“, unterbrach ihn Prilicla sanft, „wie geht es der Patientin?“

„Ich habe keine Ahnung, Doktor“, antwortete der Lieutenant. „Als ich Khone das letztemal getroffen habe, hat sie mir erzählt, daß das Kind sehr bald kommen würde, und mich gebeten, das Ambulanzschilf zu bestellen. Außerdem hat sie mir mitgeteilt, sie müsse noch Vorbereitungen treffen, damit für ihre Patienten gesorgt wäre, und sie wolle kurz vor der voraussichtlichen Ankunftszeit der Landefähre zum Stützpunkt kommen. Aber dann ist uns vor ein paar Stunden hierher auf den Stützpunkt die Nachricht überbracht worden, daß Khone nicht in der Lage sei, das Haus zu verlassen, aber der Bote konnte mir nicht sagen, ob der Grund dafür eine Krankheit oder eine Verletzung ist. Zudem hat Khone fragen lassen, ob Sie für den Scanner, den ihr Conway dagelassen hat, noch eine Energiezelle haben. Sie hat nämlich ihre Patienten mit diesem medizinischen Wunderwerk der Föderation mächtig beeindruckt, und nun ist die Zelle leer, was erklären würde, warum uns Khone keine klinischen Informationen über ihre eigene gegenwärtige Verfassung geben konnte.“

„Ich bin mir sicher, Sie haben recht, Freund Wainright“, meinte Prilicla. „Dennoch deutet der plötzliche Verlust der Bewegungsfähigkeit der Patientin auf einen möglicherweise ernsten Gesundheitszustand hin, der sich vielleicht weiter verschlechtert. Haben Sie einen Vorschlag, wie man Khone schnell und mit dem geringstmöglichen Risiko für sie und ihre Freunde in die Landefähre schaffen könnte?“

„Ehrlich gesagt, nein, Doktor“, antwortete Wainright. „Das ist von der ersten Minute an ein äußerst riskantes Unternehmen. Wenn es sich um eine Angehörige irgendeiner anderen uns bekannten Spezies handeln würde, könnte ich sie einfach in meinen Flieger setzen und in ein paar Minuten zu Ihnen bringen. Aber kein Gogleskaner, nicht einmal Khone, wäre imstande, so dicht neben einem Außerplanetarier zu sitzen, ohne einen Notruf auszustoßen, und Sie wissen ja, was dann passieren würde.“

„Ja“, bestätigte Prilicla und zitterte schon bei dem bloßen Gedanken an die ausgedehnten, von den Gogleskanern selbst verursachten Sachschäden in der Stadt und die darauf folgenden Seelenqualen der Bewohner.

„Das beste, was Sie tun können, wäre, den Stützpunkt zu vergessen und so nah wie möglich bei Khones Haus zu landen, auf einer kleinen Lichtung zwischen dem Gebäude und dem Ufer eines Binnensees. Ich werde das Gebiet in einem Flugzeug umkreisen und Sie nach unten leiten. Vielleicht können wir uns jetzt gleich etwas einfallen lassen. Sie werden auf jeden Fall ein paar spezielle ferngesteuerte Geräte brauchen, um Khone aus dem Haus zu holen, und bezüglich der äußeren Abmessungen von Khones Haus und der Türen kann ich Ihnen helfen.“

Während Cha Thrat zusammen mit den übrigen Mitgliedern des medizinischen Teams die Ausrüstung in die Landefähre brachte, rangen Prilicla und Wainright weiter um eine Lösung des Problems. Doch bald wurde klar, daß sie keine eindeutigen Antworten parat hatten, sondern statt dessen versuchten, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.

„Cha Thrat“, sagte Prilicla, nachdem er das Gespräch mit dem Kommandanten des Stützpunkts beendet hatte. „Da Sie kein Besatzungsmitglied sind, kann ich Ihnen keine Befehle erteilen, aber da unten werden wir so viele zusätzliche Hände brauchen, wie wir zusammenbekommen können. Sie sind besonders reichhaltig mit Greiforganen versehen und kennen sich zudem gut mit den Geräten zum Transport und der vorübergehenden Aufnahme der Patientin aus, und ich spüre in Ihnen die Bereitschaft, uns zu begleiten.“ „Ihr Gefühl täuscht Sie nicht“, entgegnete Cha Thrat, die wußte, daß die große Aufregung und die starke Dankbarkeit, die Priliclas Äußerung in ihr hervorgerufen hatte, verbale Dankesbekundungen überflüssig machten.

„Wenn wir auch nur noch ein Gerät mehr in die Landefähre laden“, gab Naydrad zu bedenken, „haben wir für die Patientin nicht mehr genügend Platz, geschweige denn für eine turmhohe Sommaradvanerin.“

Doch in der Landefähre war für alle Platz genug, insbesondere als diejenigen, die keinen G-Gürtel trugen — also alle außer Prilicla —, durch die drastische Geschwindigkeitsabnahme der Landefähre noch weiter zusammengedrückt wurden. Lieutenant Dodds, dem Astronavigationsofffizier der Rhabwar und Pilot der Landefähre, war eingeschärft worden, daß Geschwindigkeit Vorrang vor einem bequemen Flug habe, und diese Sonderanweisung befolgte er offensichtlich mit aufrichtiger Begeisterung. Der Sinkflug war so schnell und unbequem, daß Cha Thrat nichts von Goglesk sah, bis sie die Planetenoberfläche betrat.

Einige Augenblicke lang dachte sie, sie wäre wieder zu Hause auf Sommaradva und stünde in der Nähe des Ufers eines riesigen Binnensees auf einer grasbedeckten Lichtung, hinter der in mittlerer Entfernung die durch Bäume verdeckte Silhouette einer kleinen Sklavengemeinde aufragte. Aber der Boden unter ihren Füßen war nicht der ihres Heimatplaneten, und das Gras, die wild wachsenden Blumen und all die anderen Pflanzen ringsum wiesen zu ihren Gegenstücken auf Sommaradva leichte Unterschiede in Farbe, Duft und Blattstruktur auf Selbst die entfernten Bäume waren das Ergebnis eines grundverschiedenen Evolutionsprozesses, obwohl sie einigen der Baumarten des heimischen, Tieflands unglaublich ähnlich sahen.

Damals war Cha Thrat das Orbit Hospital seltsam und unheimlich vorgekommen, aber das war nur ein Bauwerk aus Metall, ein gigantisches künstliches Gebäude gewesen. Das hier war eine andere Welt!

„Leidet Ihre Spezies unter plötzlich auftretenden und unerklärlichen Lähmüngserscheinungen?“ erkundigte sich Naydrad unwirsch. „Trödeln Sie hier nicht herum, sondern holen Sie endlich den Krankentransporter heraus!“

Als Cha Thrat gerade mit dem Transporter die Laderampe hinunterfuhr, landete Wainrights Flugzeug und rollte neben der Fähre aus. Heraus sprangen die fünf Terrestrier, die auf dem Stützpunkt stationiert waren. Vier von ihnen schwärmten sogleich aus, rannten auf die Stadt zu und testeten noch im Laufen ihre Übersetzungs- und Lautsprecherausrüstung, während der Lieutenant auf die Fähre zueilte.

„Falls Sie noch irgend etwas zu tun haben sollten, bei dem zwei oder mehr von Ihnen eng zusammenarbeiten müssen, dann machen Sie das gleich, solange uns das Flugzeug als Sichtschutz dient und man Sie von der Stadt aus nicht sehen kann“, sagte er rasch. „Und wenn Sie aus der Deckung des Flugzeugs herauskommen, halten Sie voneinander mindestens fünf Meter Abstand. Falls die Gogleskaner sehen sollten, daß Sie zwischen sich eine geringere Distanz einhalten oder durch die Berührung der Gliedmaßen sogar direkten Körperkontakt herstellen, beschwört das zwar noch keinen Gruppenzusammenschluß herauf, führt bei denen aber zu tiefem Entsetzen und äußerstem Unbehagen. Deshalb müssen Sie.“

„Danke, Freund Wainright“, unterbrach ihn Prilicla sanft. „Wir können gar nicht oft genug daran erinnert werden, uns umsichtig zu verhalten.“

Das Gesicht des Lieutenants nahm einen dunkleren Farbton an, und er sagte kein Wort mehr, bis sie sich alle in einer ausreichend weit auseinandergezogenen Reihe nebeneinander dem Stadtrand näherten.

„Auf uns macht das da zwar keinen sonderlich großen Eindruck“, sagte Wainright leise, und die Empfindungen, die hinter seinen Worten steckten, brachten Prilicla zum Zittern, „aber um das zu erreichen, mußten die Gogleskaner Tag für Tag äußerst mühsam um ihr Leben kämpfen, und ich fürchte, sie verlieren ihren Kampf.“

Die Stadt nahm ein breites, halbmondförmiges, von Gras und Felsen bedecktes Gebiet ein, das einen kleinen natürlichen Hafen umschloß. Dort liefen mehrere Landestege bis ins tiefe Wasser hinein, und die an ihnen entlang vertäuten Schiffe hatten sowohl lange dünne Schornsteine und Schaufelräder als auch Segel. Eins der Schiffe, ganz offensichtlich das Vermächtnis eines vergangenen Gruppenzusammenschlusses, war rauchgeschwärzt und an der Vertäuung gesunken. Dicht am Rand des Hafenbeckens stand eine von großen Lücken unterbrochene Reihe drei- und viergeschossiger Häuser aus Holz, Stein und getrocknetem Lehm. Um alle vier Außenwände herum verliefen nach oben führende Rampen, die den Zugang zu den oberen Stockwerken ermöglichten, so daß die Gebäude aus bestimmten Blickwinkeln schmalen Pyramiden ähnelten.