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Dem Video über Goglesk zufolge handelte es sich bei diesen Bauwerken um die Lebensmittelverarbeitungs- und Fabrikationsanlagen der Stadt, und Cha Thrat dachte, daß der Geruch von rohem gogleskanischem Fisch genauso unangenehm wie der seines sommaradvanischen Gegenstücks war. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb die privaten Wohnhäuser, deren Dächer und Hauptbauelemente aus den Bäumen rings um die Lichtung gefertigt worden waren, so weit vom Hafen entfernt lagen.

Als sie über die Kuppe eines kleinen Hügels gingen, deutete Wainright auf ein niedriges, nur teilweise überdachtes Bauwerk, unter dem ein Fluß entlanglief.

Von ihrem erhöhten Standort aus konnten sie direkt in das Labyrinth aus Fluren und kleinen Räumen sehen, aus denen das Stadtkrankenhaus und Khones angrenzende Wohnung bestand.

Der Lieutenant begann behutsam in sein Anzugmikrofon zu sprechen, und Cha Thrat konnte die warnenden und beruhigenden Worte hören, die mit voller Lautstärke aus den von den vier Terrestriern getragenen Lautsprechern kamen, die ihnen vorausgegangen waren.

„Haben Sie bitte keine Angst“, sagte Wainright. „Die Wesen, die Sie hier sehen, werden Ihnen trotz ihres seltsamen und erschreckenden Erscheinungsbilds nichts tun. Wir sind hier, um die Ärztin Khone auf ihre eigene Bitte zur Behandlung in unserem Hospital abzuholen. Während wir Khone zu unserem Fahrzeug bringen, müssen wir uns ihr vielleicht sehr weit nähern, und dabei könnte sie versehentlich einen Ruf nach Zusammenschluß ausstoßen. Zu einem Zusammenschluß darf es aber unter keinen Umständen kommen, und deshalb bitten wir Sie alle dringendst, sich von Ihren Häusern zu entfernen und sich tief in den Wald oder weit vom Ufer zurückzuziehen, damit ein unbeabsichtigter Notruf Khones Sie nicht erreichen kann. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme werden wir rund um Khones Haus Geräte aufstellen, die einen lauten Dauerton aussenden. Dieser Ton wird Ihnen genauso unangenehm sein wie uns, aber er verschmilzt mit jedem in seiner Nähe ausgestoßenen Notruf und verändert dessen Klang, so daß er kein Aufruf zum Zusammenschluß mehr ist.“

Wainright blickte Prilicla an, und als der Empath seine Zustimmung signalisierte, schaltete der Lieutenant auf die interne Frequenz des Anzugfonks um und ordnete an: „Nehmen Sie das bitte auf, und spielen Sie es immer wieder ab, bis ich entweder die Nachricht ändere oder Ihnen die Anweisung gebe, die Aufzeichnung zu stoppen.“

„Werden die das alles glauben?“ rief Naydrad plötzlich von ihrem Platz in der Reihe. „Vertrauen die uns außerplanetarischen Ungeheuern überhaupt?“

Der Lieutenant ging mehrere Schritte den Hügel hinab, bevor er antwortete: „Die Gogleskaner vertrauen dem Monitorkorps, weil wir ihnen auf verschiedene Weise helfen konnten. Aus naheliegenden Gründen vertraut Khone Conway, und als bewährte Ärztin der Stadtbewohner konnte sie diese davon überzeugen, daß Conways scheußlich aussehende Freunde ebenfalls vertrauenswürdig seien. Das Problem ist, daß die Gogleskaner eine Spezies von Einzelgängern sind, die nicht immer das tun, was man ihnen aufgetragen hat.

Einige könnten gute Gründe haben, ihre Häuser nicht verlassen zu wollen. Beispielsweise aufgrund von Krankheit oder Gebrechlichkeit oder weil sie sich um kleine Kinder kümmern müssen oder aus Gründen, die nur einem Gogleskaner einleuchten. Deshalb müssen wir diese Klangverfälscher benutzen.“

Naydrad schien durch diese Erklärung zufriedengestellt zu sein, aber Cha Thrat war es nicht. Doch aus Rücksicht auf Prilicla, der nicht nur unter ihrer eigenen, sondern auch unter der Besorgnis der anderen leiden würde, wenn sie ihre Bedenken ausgesprochen hätte, sagte sie lieber nichts. Wie jeder Mitarbeiter des Wartungsdiensts wußte auch Cha Thrat über diese Klangverfälscher Bescheid. Die Geräte waren von Ees-Tawn, dem Leiter der Abteilung für Spitzentechnologie beim Wartungsdienst, als Antwort auf eine von Conways langfristigen Anforderungen für Goglesk entwickelt und gebaut worden und stellten immer noch Prototypen dar. Wenn sie erfolgreich waren, sollten sie in Serie gehen, bis jedes gogleskanische Haus, jede Fabrik und jedes Hochseeschiff damit ausgerüstet war. Man rechnete zwar nicht damit, daß die Geräte die Zusammenschlüsse vollkommen verhindern würden, hoffte aber, die auftretenden Gruppenbildungen durch empfindliche Geräuschdetektoren, die mit automatischen Einschaltern gekoppelt waren, auf einige wenige Gogleskaner begrenzen zu können. Das hätte zur Folge, daß das Zerstörungspotential der Gruppe relativ gering, von kürzerer Dauer und für die einzelnen Mitglieder psychologisch weniger schädlich sein würde.

Unter Laborbedingungen hatten die Klangverfälscher bei mehreren von Conway zur Verfügung gestellten Aufnahmen von FOKT-Notrufen gewirkt, doch auf Goglesk selbst waren sie noch nicht getestet worden.

Als sie sich dem Krankenhaus näherten, wurde der Fischgestank immer unerträglicher und die von den Monitoren über Lautsprecher ausgestrahlte Nachricht des Lieutenants lauter. Abgesehen von wenigen flüchtigen Blicken, die Cha Thrat von den zwischen den Häusern am Rand der Lichtung gehenden Terrestriern erhaschte, gab es in der ganzen Stadt kein einziges Lebenszeichen.

„Die Aufnahme jetzt stoppen!“ ordnete Wainright an. „Jeder, der bisher nicht auf die Nachricht reagiert hat, hat das auch nicht vor. Harmon, starten Sie mit dem Flugzeug und verschaffen Sie mir einen Blick von oben auf dieses Gebiet. Die übrigen stellen die Klangverfälscher rings ums Krankenhaus auf und halten sich dann in Bereitschaft. Cha Thrat, Naydrad! Sind Sie mit dem Transporter bereit?“

Cha Thrat fuhr sofort mit dem Krankentransporter dicht vor Khones Haustür, rannte über die Rampe am Heck hinaus und öffnete das Verdeck, damit alles zur Aufnahme der Patientin bereit war. Man konnte es nicht riskieren, Khone in Sichtweite anderer Gogleskaner zu berühren, und hoffte darauf, daß die kleine Ärztin selbst herauskommen und in den Krankentransporter einsteigen würde. Falls das nicht geschah, sollte Naydrad eine ferngesteuerte Sonde ins Haus schicken, um den Grund herauszufinden.

Weil sie die Verständigung nur erschweren würden — und bis jetzt nichts passiert war, das einen Gogleskaner zum Ausstoßen eines Notrufs hätte veranlassen können —, blieben die Klangverfälscher vorerst ausgeschaltet.

„Freundin Khone“, sagte Prilicla, wobei die Wogen der Zuneigung, der Beruhigung und der Freundschaft, die er ausstrahlte, beinahe greifbar waren, „wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen. Kommen Sie bitte heraus.“

Sie warteten eine ganze Weile, doch von Khone war weder etwas zu sehen noch zu hören.

„Naydrad.“, begann Wainright.

„Bin schon dabei“, meckerte die Kelgianerin und startete die Sonde.

Das kleine Fahrzeug, das von Schall—, Sicht- und Biosensoren sowie einer ansehnlichen Reihe verschiedener Greifvorrichtungen strotzte, rollte über den unebenen Boden und durch Khones Vordertür, wobei es den davor hängenden Vorhang aus geflochtenen Pflanzenfasern beiseite schob. Der Rundumblick der Sonde wurde auf den Repeaterschirm des Krankentransporters übertragen.

Nach Cha Thrats Auffassung müßte schon der Anblick der Sonde selbst jemanden in Angst und Schrecken versetzen, wenn er nicht über ihren Zweck Bescheid wußte. Aber dann rief sie sich in Erinnerung, daß Diagnostiker Conway — und durch ihn auch Khone — alles über derartige Geräte bekannt war.

Die Sonde zeigte nichts als ein leerstehendes Haus.

„Vielleicht hat Freundin Khone spezielle Medikamente aus dem Krankenhaus benötigt und ist losgegangen, um sie sich zu holen“, zählte Prilicla besorgt eine Möglichkeit auf. „Aber ihre emotionale Ausstrahlung kann ich nicht wahrnehmen, was bedeutet, daß sie entweder weit von hier weg oder bewußtlos ist. Trifft letzteres zu, dann braucht sie womöglich dringend Hilfe. Daher können wir es uns nicht leisten, kostbare Zeit zu vergeuden, indem wir jeden einzelnen Raum und Korridor im Krankenhaus mit der Sonde durchsuchen. Es geht schneller, wenn ich das selbst übernehme.“