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Die schimmernden Flügel des Cinrusskers schlugen langsam und bewegten ihn schon vorwärts, als er fortfuhr: „Ziehen Sie sich bitte ein gutes Stück vom Haus zurück, damit Ihre bewußten Emotionen nicht die schwächere, unterbewußte Ausstrahlung der Patientin überlagern.“

„Warten Sie!“ rief der Lieutenant in eindringlichem Ton. „Wenn Sie Khone finden, und sie plötzlich aufwacht und Sie über sich schweben sieht.“

„Sie haben recht, Freund Wainright“, erwiderte Prilicla. „Das erschreckt Khone vielleicht so, daß sie einen Notruf ausstößt. Also setzen Sie die Klangverfälscher ein.“

Cha Thrat zog sich schnell mit dem medizinischen Team aus dem Bereich der maximalen Empfindlichkeit der empathischen Fähigkeiten des Cinrusskers zurück und stellte wie die übrigen den Kopfhörer so ein, daß er Außengeräusche abschirmte, die Verständigung untereinander aber ermöglichte. Als die Klangverfälscher rings ums Krankenhaus einen Höllenlärm aus Schreien, Jammern und Pfeifen veranstalteten, wunderte sich Cha Thrat über die Tiefe der Bewußtlosigkeit ihrer Patientin; der Krach war laut genug, um Tote zu erwecken.

Er war mehr als laut genug, um Khone wieder zu Bewußtsein zu bringen.

13. Kapitel

„Ich spüre Sie!“ rief Prilicla, dessen Schwebefug über dem Haus durch die eigene Aufregung völlig unruhig wurde. „Freundin Naydrad, schicken Sie die Sonde herein. Die Patientin befindet sich direkt unter mir, ich will es aber nicht riskieren, sie durch eine plötzliche, unmittelbare Annäherung zu erschrecken. Schnell! Sie ist sehr schwach und hat Schmerzen.“

Jetzt, wo sie Khones Aufenthaltsort genau bestimmen konnte, lenkte Naydrad die Sonde flink bis zu dem Raum, in dem sich die Gogleskanerin befand. Prilicla gesellte sich zu dem Kreis der anderen, die sich um den Repeaterschirm des Krankentransporters versammelt hatten, auf dem bereits die Sensordaten zu sehen waren.

Die Bilder zeigten das Innere eines der kleinen Untersuchungszimmer des Krankenhauses sowie die Gestalt Khones, die an der niedrigen Wand lag, die Arzt und Patient während der Behandlung voneinander trennte. Auf einem kleinen Tisch befand sich eine Anzahl verschiedenster, auf Hochglanz polierter Holzinstrumente mit sehr langen Griffen, bei denen es sich offenbar um Sonden, Dehnsonden und Spatel zur nichtoperativen Untersuchung von Körperöffnungen handelte, einige Gefäße mit einheimischen Medikamenten und — überhaupt nicht dazu passend — der leere Röntgenscanner, den Conway zurückgelassen hatte. Einige der Instrumente waren auf den Boden gefallen, und es hatte den Anschein, daß Khone gerade einen Patienten auf der anderen Seite der Wand untersucht hatte, als sie zusammengebrochen war. Zudem war es wahrscheinlich, daß die letzte Nachricht, die Wainright erhalten hatte, von diesem Patienten stammte.

„Freundin Khone, mein Name ist Prilicla“, sagte der Empath über den Kommunikator der Sonde. „Sie brauchen keine Angst zu haben.“

Wainright stieß einen unübersetzbaren Laut aus, um Prilicla daran zu erinnern, daß sich Gogleskaner bis auf die gegenseitige Vorstellung am Anfang eines Gesprächs nie direkt als Personen ansprachen und schon bei dem Versuch in seelische Bedrängnis gerieten.

„Dieses Gerät wird niemandem Schmerzen oder Schaden zufügen“, fuhr Prilicla unpersönlicher fort. „Sein Zweck ist es, die Patientin ganz sanft hochzuheben und an einen Ort zu transportieren, an dem sachkundige Hilfe geleistet werden kann. Das Gerät wird jetzt damit beginnen.“

Auf dem Repeaterschirm sah Cha Thrat, wie die Sonde zwei breite, flache Leisten ausfuhr und zwischen Khones liegenden Körper und den Boden schob.

„Stopp!“

Die beiden Stimmen — Khones, die über den Translator kam, und Priliclas, die als Reaktion auf den explosionsartigen Anstieg der emotionalen Ausstrahlung der Gogleskanerin ertönte — erschallten gemeinsam. Der zerbrechlich wirkende Körper des Empathen wurde gebeutelt, als wäre er von einem heftigen Wind erfaßt.

„Entschuldigen Sie, Freundin Khone.“, begann der Cinrussker. Dann besann er sich und fuhr fort: „Das schwere Unbehagen, das der Patientin verursacht worden ist, sei aufrichtig entschuldigt. In Zukunft wird man sich um noch größere Sanftheit bemühen. Aber ist die zu behandelnde Ärztin vielleicht imstande, Angaben über die genaue Stelle und die möglichen Ursachen der Schmerzen zu machen?“

„Ja und nein“, antwortete Khone mit schwacher Stimme. Da Prilicla nicht mehr zitterte, mußten ihre Beschwerden nachgelassen haben. „Die Schmerzen sitzen im Bereich des Gebärmutterhalses“, fuhr sie fort. „Die unteren Gliedmaßen haben den Dienst versagt und leiden unter eingeschränktem Gefühlsvermögen, und die oberen Glieder und der mittlere Körperbereich sind in gleicher Weise, aber nicht so deutlich betroffen. Die Herztätigkeit ist beschleunigt und die Atmung schwierig. Es wird angenommen, daß der Geburtsvorgang begonnen hatte und unterbrochen worden ist, aber der Grund dafür ist unbekannt, da der Scanner seit einiger Zeit nicht mehr funktioniert und Zweifel bestehen, ob die Finger der Patientin zum Austausch der Energiezelle noch geschickt genug sind.“

„Die Sonde enthält einen eigenen Scanner und sendet die optischen und klinischen Befunde zu den Ärzten draußen vor dem Haus“, beruhigte Prilicla sie. „Sie wird außerdem die Energiezelle in dem anderen Scanner austauschen, damit die Patientin den Ärzten draußen mit den eigenen gogleskanischen Beobachtungen und Fachkenntnissen helfen kann.“

Der Empath begann wieder zu zittern, aber Cha Thrat hatte den Eindruck, das Zittern entsprang eher seiner Sorge um die Patientin, als daß es durch die zurückkehrenden Schmerzen Khones hervorgerufen wurde.

„Jetzt wird der Scanner aktiviert“, fuhr Prilicla fort. „Er wird ganz dicht an die Patientin herankommen, sie aber nicht berühren.“

„Danke“, entgegnete Khone.

Während sie die immer ausführlicheren Ergebnisse der Abtastung von Khones Beckenbereich verfolgte, nahm Cha Thrats Verärgerung über ihre mangelnden physiologischen Kenntnisse von der gogleskanischen Spezies immer mehr zu. Da machte es nur wenig Unterschied, daß auch Prilicla, Murchison und Naydrad auf diesem Gebiet nur wenig beschlagener waren als sie. Das einzige Lebewesen, das jetzt noch imstande war, Khone zu helfen, befand sich viele Lichtjahre entfernt im Orbit Hospital, aber höchstwahrscheinlich hätte nicht einmal die Anwesenheit von Diagnostiker Conway dieses Problem aus der Welt geschafft.

„Die Patientin kann selbst sehen, daß der Fötus groß ist und nicht richtig zum Gebärmutterhals liegt“, sagte Prilicla freundlich. „Zudem drückt er gegen die Hauptnervenstränge und hemmt die Blutzufuhr zu den Muskeln in diesem Bereich und macht es dadurch unmöglich, in seiner gegenwärtigen Lage herausgepreßt zu werden. Würde sich die Patientin der Meinung anschließen, daß die Geburt nicht ohne einen sofortigen operativen Eingriff vonstatten gehen kann?“

„Nein! Sie dürfen mich nicht berühren!“ wehrte Khone vehement ab und vergaß dabei ganz, unpersönlich zu bleiben.

„Aber wir sind doch Ihre.“, begann Prilicla, zögerte einen Augenblick lang und fuhr dann korrekt fort: „Hier sind nur Freunde, die der Patientin helfen wollen und die die damit zusammenhängenden psychologischen Probleme verstehen. Falls nötig, kann die Sonde angewiesen werden, Betäubungsmittel zu verabreichen, damit die Patientin das Bewußtsein verliert und nicht merkt, daß sie während der Operation berührt wird.“