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„Haben wir soviel Zeit?“

„Nein“, antwortete der Empath. Plötzlich rief er: „Der Fötus bewegt sich! Er drückt.“

„Auf zwei Ge Abstoßung schalten und nicht mehr wechseln“, ordnete Cha Thrat schnell an, womit sie Khone regelrecht auf den Kopf stellte.

„.jetzt gegen die Oberseite der Gebärmutter“, fuhr Prilicla fort. „Die Nabelschnur wird nicht mehr zusammengeschnürt, und der Druck auf die Blutgefäße und Nervenknoten hat in diesem Bereich nachgelassen. Die Muskeln beginnen mit raschen unwillkürlichen Kontraktionen.“

„Sind die stark genug, um den Fötus herauszudrücken?“ unterbrach ihn Cha Thrat.

„Nein“, antwortete Prilicla. „Die Muskeln sind zu schwach, um den Geburtsvorgang zum Abschluß zu bringen. Außerdem befindet sich der Fötus immer noch nicht in der richtigen Lage.“

Cha Thrat stieß einen Fluch aus, der ganz eindeutig nicht auf Sommaradvanisch war, und rief: „Können wir die Schwerkraftgitter nicht so anbringen und einstellen, daß sie den Fötus in die richtige Lage ziehen, damit er.“

„Ich brauchte Zeit, um den.“, begann Naydrad.

„Wir haben keine Zeit“, fiel ihr Prilicla ins Wort. „Mich überrascht es sowieso, daß Khone immer noch unter uns weilt.“

Die ganze Sache verlief nicht annähernd so gut wie damals der Fall auf der tralthanischen Entbindungsstation, an den sich Cha Thrat erinnerte, und sie konnte sich auch nicht damit trösten, sich vor Augen zu halten, daß es sich hierbei um eine ganz besondere Lebensform handelte und praktisch keine Möglichkeit zum Operieren bestand. Khones Gehirn empfing und übertrug keine Eindrücke mehr, so daß sich Cha Thrat nicht einmal mehr zum letztenmal für ihr Versagen entschuldigen konnte.

„Bitte machen Sie sich keine Sorgen, meine Freundin“, fuhr der Cinrussker heftig zitternd fort. „Ihnen kann man keine Vorwürfe machen, nur weil Sie eine Aufgabe übernommen haben, die wegen der besonderen Umstände niemand von uns hätte bewältigen können. Ihre momentane emotionale Ausstrahlung macht mir Sorgen. Denken Sie daran, Sie sind nicht einmal Angehörige des medizinischen Teams, Sie haben keine Handlungsvollmacht, und für die Erlaubnis, sich an dieser Behandlung zu versuchen, sind Sie auch nicht verantwortlich. Ihnen ist gerade etwas eingefallen?“

„Wir wissen beide, daß ich inzwischen die Verantwortung auf mich genommen habe“, erwiderte sie so leise, daß nur Prilicla sie hören konnte. „Ja, ich habe eine Idee.

Naydrad!“ fuhr sie rasch mit lauterer Stimme fort. „Diesmal brauchen wir eine schnell wechselnde Anziehungs- und Abstoßungskraft von einem Ge, gerade soviel, um den Fötus in Bewegung zu halten. Danalta, die Muskelschicht der Gebärmutterwand ist dünn und wegen der Bewußtlosigkeit der Patientin entspannt. Könnten Sie ein paar geeignete Arme und Hände ausstülpen? Prilicla wird Ihnen die benötigte Form und Größe beschreiben und Ihre Bewegungen, mit denen Sie den Fötus in die richtige Lage bringen sollen, mit Hilfe des Scanners dirigieren. Murchison, würden Sie sich bitte bereithalten, beim Herausziehen des Fötus mit Hand anzulegen, sobald oder falls das Kind überhaupt geboren wird?

Ich selbst kann Ihnen nicht helfen“, fügte sie entschuldigend hinzu. „Vorläufig ist es besser, wenn ich weiterhin in so engem Körperkontakt wie möglich mit der Patientin bleibe. Nach meinem Empfinden hat es auf sie eine beruhigende Wirkung und tut ihr gut, ob sie nun bewußtlos ist oder nicht.“

„Mit Ihrem Empfinden liegen Sie völlig richtig“, bestätigte Prilicla. „Aber die Zeit drängt, meine Lieben. Fangen wir an.“

Während Naydrad dafür sorgte, daß sich der Fötus in der Gebärmutter ununterbrochen leicht hin- und herbewegte, und Danalta mit ausgestülpten Gliedmaßen, die Cha Thrat noch viele künftige Nächte hindurch Alpträume bescheren sollten, versuchte, ihn in die optimale Lage zu drücken und zu drehen, bemühte sich die Sommaradvanerin verzweifelt, zu ihrer in tiefer Bewußtlosigkeit liegenden Gehirnpartnerin durchzudringen.

Bald wird es Ihnen wieder gutgehen. Ihrem Kind wird es gutgehen. Halten Sie durch, bitte, sterben Sie mir nicht weg!

Es war, als ob sich die Gedanken in einer schwarzen, bodenlosen Grube verlören. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Cha Thrat, ein kurzes Aufflackern des Bewußtseins gespürt zu haben, aber wahrscheinlich hatte sie diese Empfindung nur gehabt, weil sie sie unbedingt haben wollte. Sie drehte den Kopf, aber nur ein wenig, um nicht den Kontakt mit den langen, silbrigen Fühlern zu verlieren, und wünschte, sie wäre in einer Körperstellung, in der sie das Scannerdisplay sehen könnte.

„Jetzt befindet er sich in der optimalen Lage“, meldete Prilicla plötzlich. „Danalta, schieben Sie die Hände weiter nach unten. Halten Sie sich bereit, auf meine Anweisung hin zu drücken, wenn der Fötus wieder anfängt, sich zu drehen. Naydrad, zwei Ge Abstoßung!“ Bis auf das Pfeifen der Klangverfälscher, deren Lautstärke zu schwanken schien, während sie sich wie die Patientin mit nachlassender Leistungsfähigkeit abmühten, ihre Aufgabe zu erfüllen, herrschte einen Moment lang tiefe Stille. Die Zeit lief beiden davon. Alle Aufmerksamkeit war auf Khone gerichtet, und selbst Prilicla betrachtete das Scannerdisplay mit zu großer Konzentration, um beschreiben zu können, was er darauf sah.

„Ich sehe den Kopf!“ rief auf einmal Murchison. „Nur das oberste Stück vom Kopf. Die Kontraktionen sind zu schwach, die helfen nicht besonders viel. Die Beine sind so weit wie möglich gespreizt, aber der Kopf des Fötus bewegt sich bei jeder Kontraktion um Bruchteile von Zentimetern nach unten und dann wieder zurück. Soll ich versuchen, eine operative Vergrößerung der.“

„Keine Operation“, unterbrach Cha Thrat sie in entschiedenem Ton. Selbst wenn die Patientin überlebte, hatte sie doch mit ihr den Verstand geteilt, und Cha Thrat wußte deshalb, daß eine Operationswunde bei einem Lebewesen, dessen Spezies praktisch unantastbar war, ernsthafte psychische Schäden nach sich ziehen würde — ganz zu schweigen von den Nachwirkungen des engen Körperkontakts, der bei der späteren Behandlung und dem Wechseln der Kleidung unausweichlich wäre. Der kurze geistige und körperliche Kontakt mit Conway und Cha Thrat hatte zwar in Khones gogleskanische Persönlichkeitsstruktur ein großes Loch gerissen, aber psychologisch gesehen war sie nach wie vor ein robustes und äußerst stabiles Geschöpf.

Doch blieb Cha Thrat keine Zeit, ihren Gefühlseindruck zu erklären oder sich über ihren Standpunkt mit den anderen auseinanderzusetzen. Murchison hatte sich aufgerichtet und blickte fragend Prilicla an, der von dem Gefühlssturm, der von allen Seiten auf ihn einhagelte, hin- und hergeworfen wurde, aber kein Wort sagte.

„Es wäre besser, wenn wir versuchen würden, den natürlichen Geburtsvorgang zu unterstützen“, fuhr Cha Thrat fort. „Naydrad, ich möchte noch einmal abwechselnd Anziehung und Abstoßung haben, dieses Mal alternierend zwischen null und drei Ge und vorläufig nur für die nächsten fünf Kontraktionen. Achten Sie dabei auf größere Organverschiebungen. Diese Spezies ist noch nie erhöhten Gravitationskräften ausgesetzt gewesen.“

„Jetzt kann ich den ganzen Kopf sehen!“ rief Murchison aufgeregt dazwischen. „Und die Schultern! Verdammt, ich habe den kleinen Schreihals!“

„Naydrad!“ schrie Cha Thrat schnell. „Bleiben Sie noch einen Moment bei drei Ge Abstoßung, bis die Nachgeburt heraus ist, und schalten Sie dann wieder auf normale Schwerkraft. Murchison, legen Sie das Neugeborene zwischen die Fingerbüschel direkt links neben meinem Kopf. Ich habe den Eindruck, daß es Khone mehr beruhigt, sich an ihrem Kind festzuhalten, als wenn ich mich an ihr festhalte.“

Sie beobachtete, wie sich Khones Finger instinktiv um die winzige Gestalt schlossen, die für den sommaradvanischen Teil ihres Gehirns wie ein glitschiges, zuckendes kleines Scheusal aussah, auf das gogleskanische Kontingent aber eindeutig wie eine unbeschreibliche Schönheit wirkte. Schweren Herzens zog Cha Thrat ihren Kopf von Khones zurück und ließ die Haare der Gogleskanerin los.