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Da dieser spezielle Scanner dafür konstruiert war, in die lebenswichtigen Organe von Maschinen mit Metallgehäuse zu sehen und nicht in die durchlässigeren Strukturen aus Fleisch und Blut, war er viel größer und schwerer als sein medizinisches Gegenstück. In ihrem Übereifer, einen schnellen und tüchtigen Eindruck zu machen, verschätzte sich Cha Thrat in der Massenträgheit und ließ den Scanner gegen die Luke krachen, in der er eine lange, tiefe Beule hinterließ, bevor ihn der Captain zum Stillstand brachte.

„Danke schön fürs Anklopfen“, sagte Fletcher trocken und fügte hinzu: „Natürlich machen wir aus unserer Anwesenheit kein Geheimnis. Wenn wir uns heimlich Zugang verschaffen und wie aus dem Nichts im Schiff auftauchen würden, könnten wir die Überlebenden ja erschrecken, falls es welche gibt.“

Chen stieß einen unübersetzbaren Laut aus und fügte hinzu: „Allerdings wäre es dann noch besser gewesen, mit einem Vorschlaghammer auf den Rumpf zu schlagen.“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Cha Thrat.

Hinter zwei der kleinen Klappen verbargen sich versenkbare Positionslichter, und die dritte stellte sich als ein mit der Außenhaut bündig abschließender Kippschalter heraus. Fletcher riet Chen und Cha Thrat, Abstand zu halten, und drückte dann mit dem Handballen abwechselnd auf beide Enden des Schalters. Er mußte sehr fest drücken, so fest, daß er schon die Arm- und Fußmagneten vom Rumpf gerissen hatte, bevor irgend etwas passierte.

Dann wurde Fletcher durch einen plötzlichen Luftstoß aus dem Spalt der sich langsam öffnenden Luke davongewirbelt. Cha Thrat, die den Vorteil hatte, von vier Fußmagneten am. Rumpf gehalten zu werden, ergriff ihn an einem Bein und brachte ihn wieder auf die Außenhaut zurück.

„Danke“, sagte der Captain, während sich der Dunst entweichender Luft auflöste. „Alles nach drinnen! Doktor Prilicla, kommen Sie schnell! Das Öffnen der Luke wird ganz bestimmt auf dem Kommandodeck angezeigt, falls es da oben irgendwelche Überlebenden gibt, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo sie am ehesten nervös werden und Schub geben.“

„Es gibt Überlebende, Freund Fletcher“, fiel ihm der Empath ins Wort. „Einer ist vorne, wahrscheinlich auf dem Kommandodeck, und weiter hinten befinden sich sogar mehrere Gruppen, allerdings nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe. Hier draußen bin ich zwar zu weit von den Ausstrahlungsquellen entfernt, um individuelle Emotionen feststellen zu können, aber die allgemein vorherrschenden Gefühle sind Angst, Schmerz und Zorn. Die Stärke dieses Zorns beunruhigt mich, Freund Fletcher, seien Sie also vorsichtig. Ich kehre zu meinen Leuten auf die Rhabwar zurück.“

Mit dem Scanner waren sie in der Lage, die Verkabelung des Öffnungsmechanismus zu erkennen und zu einem Paar Kippschalter zu verfolgen. Der erste der beiden war in seiner Position arretiert, und als sie auf den zweiten drückten, schloß sich hinter ihnen die Außenluke der Schleuse, woraufhin sich der erste Schalter ungehindert betätigen ließ und gleichzeitig die Innenluke öffnete und die Beleuchtung einschaltete.

Fletcher sprach ein paar Worte über das grelle, grünlich gelbe Licht auf Band, die für die spätere Analyse wertvolle Informationen über die Sehorgane der Besatzung und Hinweise auf den Typ und die Nähe der Sonne zu dem Heimatplaneten der Spezies liefern würden. Dann ging er den anderen von der Schleuse aus in den dahinterliegenden Gang voran.

„Der Gang ist etwa vier Meter hoch, von quadratischem Querschnitt, hell erleuchtet, ungestrichen und gravitationsfrei“, fuhr der Captain fort. „Wir gehen von einem künstlichen Schwerkraftsystem aus, das im Moment schlecht funktioniert oder womöglich abgeschaltet ist, da an Wänden, Decke und Boden keine Leitern, Kletternetze oder Handgriffe angebracht sind, die die Besatzung zur Fortbewegung in der Schwerelosigkeit benötigen würde. Auf dieser Höhe folgt der uns sichtbare Abschnitt des Gangs der seitlichen Krümmung der Innenhaut, und gegenüber vom Schleuseneingang befindet sich eine breite Öffnung, hinter der wir zwei Rampen erkennen können, von denen eine nach oben und eine nach unten führt und über die man vermutlich auf andere Decks gelangt. Wir nehmen die nach oben.“

Der Captain warf einen kurzen Blick auf den an seinem rechten Unterarm festgeschnallten Analysator. „Keine giftigen Substanzen in der Luft, Druck niedrig, aber für die Atmung noch ausreichend, Temperatur normal“, berichtete er weiter. „Öffnen Sie Ihre Visiere, damit wir uns unterhalten können, ohne die Anzugfrequenz zu blockieren.“

Fletcher und Chen katapultierten sich in die Luft über die nach oben führende Rampe. Mit sehr viel weniger Geschick ahmte Cha Thrat ihre Kollegen nach und hatte erst den halben Weg nach oben zurückgelegt, als die beiden anderen bereits oben ankamen — und plötzlich mit einem gedämpften Knallen von den Geräten und einer viel weniger leisen Salve von Kraftausdrücken auf den Boden stürzten. Durch diesen Vorfall war Cha Thrat genügend vorgewarnt, um weich auf den Füßen zu landen.

„In diesem Bereich funktioniert das künstliche Schwerkraftsystem noch“, stellte der Captain fest, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte. „Also bitte, Bewegung, wir suchen nach Überlebenden!“

Der vor ihnen liegende Gang war von großen, nach innen aufgehenden Türen mit einfachen Klinken und Schnappschlössern gesäumt, und unter Fletchers Anleitung entwickelte sich die Suche zur Routine. Als erstes waren die Türen aufzuklinken, dann weit aufzustoßen — wobei ein gewisser Sicherheitsabstand zu wahren war, für den Fall, daß irgend etwas Gefährliches herausgestürmt kam —, und schließlich mußte der Raum rasch nach Besatzungsmitgliedern durchsucht werden. Doch befanden sich in sämtlichen Räumen nur Geräteschränke oder Container verschiedenster Formen und Größen, deren Beschriftung man nicht entziffern konnte, aber nichts, das irgendeine Ähnlichkeit mit Möbeln, Wandschmuck oder Kleidungsstücken gehabt hätte.

Bisher, berichtete Fletcher, rufe die Innenausstattung des Schiffs einen äußerst spartanischen und auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Eindruck hervor, und er mache sich allmählich Sorgen über die Art von Lebewesen, die ein solches Schiff bauen und bemannen würden.

Oben auf der nächsten Rampe, in einem neuen, wieder gravitationsfreien Abschnitt des Gangs, entdeckten sie ein Besatzungsmitglied. Es schwebte schwerelos in der Luft, drehte sich langsam um die eigene Achse und stieß hin und wieder gegen die Decke.

„Vorsicht!“ warnte Fletcher, als sich Cha Thrat dem Alien näherte, um sich ihn genauer anzusehen. Aber es bestand keine Gefahr, denn Cha Thrat erkannte eine Leiche sofort, wenn sie eine sah, egal welcher Spezies diese angehörte. Ihre auf den dicken, stark geäderten Hals des Aliens gelegte Hand bestätigte das Fehlen des Pulsschlags und stellte eine Körpertemperatur fest, die für einen lebenden warmblütigen Sauerstoffatmer viel zu niedrig war.

Der Captain gesellte sich zu ihr und sagte: „Das sind ja riesige Wesen! Fast doppelt so groß wie die Tralthaner. Physiologische Klassifikation FGHL.“

„FGHJ“, korrigierte ihn Cha Thrat.

Fletcher verstummte, holte tief Luft und atmete langsam durch die Nase aus. Als er weitersprach, wußte Cha Thrat nicht mit Sicherheit, ob der Captain das war, was Terrestrier gern „sarkastisch“ nannten, oder ob er bloß eine Frage an eine Untergebene richtete, die auf einem speziellen Gebiet offenbar mehr Kenntnisse hatte als er.

„Technikerin Cha Thrat!“ sagte er, wobei er das erste Wort besonders stark betonte. „Möchten Sie gerne weitermachen?“

„Ja“, antwortete Cha Thrat dienstbeflissen und fuhr sogleich fort: „Der Alien hat sechs Gliedmaßen, vier Beine und zwei Arme, alle sehr muskulös, und ist bis auf einen schmalen Streifen steifer Borsten, der von der Schädeldecke am Rückgrat entlang zum Schwanz verläuft, vollkommen unbehaart. Der Schwanz ist offenbar in jungen Jahren operativ verkürzt worden. Der Körper ist zwischen den Vorder- und Hinterbeinen wie ein dicker Zylinder von gleichmäßigem Umfang gebaut, der vordere Teil