verjüngt sich hingegen zu den Schultern hin und wird aufrecht getragen. Der Hals ist sehr dick und der Kopf relativ klein. Der Alien verfügt zudem über zwei tiefliegende, nach vorne gerichtete Augen, einen Mund mit sehr großen Zähnen und über andere Öffnungen, bei denen es sich wahrscheinlich um Hör- oder Geruchsorgane handelt. Die Beine sind.“
„Freund Fletcher“, meldete sich Prilicla. „Würden Sie bitte Ihre Kamera und den Scheinwerfer einschalten und beides ganz ruhig auf den Alien halten? Wir möchten das, was Cha Thrat da gerade beschreibt, gerne sehen.“
Plötzlich wurde jede äußere Einzelheit des toten FGHJ von einem Licht erhellt, das noch gleißender als das des Gangs war.
„Sie werden wahrscheinlich kein sehr gutes Bild empfangen“, bedauerte der Captain. „Die abschirmende Wirkung des Schiffsrumpfs wird einige Unscharfen und Verzerrungen hervorrufen.“
„Verstanden“, erwiderte der Empath. „Freundin Naydrad bereitet bereits die große Drucktrage vor. Wir werden schon sehr bald bei Ihnen sein. Bitte fahren Sie fort, Cha Thrat.“
„An den Beinenden befinden sich große, rötlich braune Hufe“, setzte Cha Thrat ihren Bericht fort, „von denen drei in dicken, stark gepolsterten Säcken stecken, die oben fest zugebunden sind, wahrscheinlich um die Geräusche abzudämpfen, die die Füße auf dem Metallboden hervorrufen. Alle vier Beine sind direkt unter der Höhe des Knies von Metallzylindern mit Innenfutter umschlossen, an denen kurze Ketten befestigt sind. Die Endglieder sind auseinandergebrochen oder — gerissen worden.
Die Hände des Aliens sind groß, weisen vier Finger auf und erwecken nicht gerade den Eindruck von Geschicklichkeit. Rings um den Oberkörper ist ein komplizierter Harnisch gebunden, der auch über die Flanken reicht und an dem verschieden große Beutel hängen. Einer von ihnen ist offen, und rings um das tote Wesen schweben kleine Werkzeuge in der Luft.“
„Cha Thrat, Sie bleiben hier, bis das medizinische Team eintrifft, und folgen uns dann später nach“, befahl Fletcher. „Wir sollen schließlich die Überlebenden finden, um ihnen helfen und.“
„Nein!“ erwiderte Cha Thrat, ohne nachzudenken. Dann fügte sie entschuldigend hinzu: „Tut mir leid, Captain. Ich meine nur, daß Sie besonders vorsichtig sein müssen.“
Chen entfernte sich bereits den Gang entlang, als der Captain, der ihm gerade folgen wollte, plötzlich innehielt.
„Ich bin immer vorsichtig, Cha Thrat“, sagte er ruhig. „Aber wieso meinten Sie eben, wir sollten besonders vorsichtig sein?“
„Eigentlich habe ich keinen besonderen Grund, sondern lediglich einen Verdacht“, antwortete sie, wobei sie mit drei Augen die Leiche und mit einem den Terrestrier ansah. „Auf Sommaradva gibt es gewisse Leute — sowohl Krieger als auch Sklaven —, die sich gegenüber ihren Mitbürgern schlecht und ehrlos verhalten und sie, wenn auch nur selten, schwer verletzen oder sogar töten. Diese Rechtsbrecher werden auf einer Insel ausgesetzt, von der es kein Entkommen gibt. Bei allem Respekt, aber die Parallelen zum gegenwärtigen Fall liegen auf der Hand.“
Fletcher schwieg einen Moment lang und sagte dann: „Spielen wir Ihren Verdacht doch noch etwas weiter durch. Sie vermuten, dies könnte ein Gefangenenschiff sein, das nicht aufgrund einer technischen Funktionsstörung in Not geraten ist, sondern weil die Gefangenen ausgebrochen sind und vielleicht die ganze Besatzung oder einen Teil getötet oder verwundet haben, bevor ihnen klargeworden ist, daß sie das Schiff selbst gar nicht manövrieren können. Möglicherweise sind irgendwo Besatzungsmitglieder eingesperrt, die dringend medizinisch behandelt werden müssen, nachdem sie den Flüchtlingen schwere Verluste beigebracht haben.“
Fletcher warf einen kurzen Blick auf die Leiche und blickte dann wieder auf Cha Thrat.
„Das scheint mir tatsächlich eine einleuchtende Theorie zu sein. Falls sie zutrifft, stehen wir vor der Aufgabe, die Schiffsbesatzung und eine Horde aufsässiger Gefangener, die alles andere als ein freundschaftliches Verhältnis zueinander haben, davon zu überzeugen, daß wir ihnen allen gerne helfen würden, ohne selbst Opfer zu werden. Aber trifft sie auch wirklich zu? Die Beinfesseln untermauern Ihre Theorie zwar, aber der Harnisch mit den Werkzeugbeuteln deutet doch eher auf ein Besatzungsmitglied als auf einen Gefangenen hin.
Danke, Cha Thrat“, fügte er noch hinzu und wandte sich ab, um Chen zu folgen. „Ich nehme mir Ihre Befürchtungen zu Herzen und werde besonders vorsichtig sein.“
Als der Captain fertig war, sagte Prilicla schnelclass="underline" „Freundin Cha Thrat, wir können überall an der Leiche Verletzungen erkennen, aber die Einzelheiten sind zu verschwommen. Beschreiben Sie uns die Wunden bitte genauer. Erhärten die Ihre Theorie? Gehören sie zu der Art, die durch das gewaltsame Umherschleudern eines Körpers in einem trudelnden Schiff hervorgerufen werden kann, oder könnten sie vorsätzlich von einem anderen Angehörigen derselben Spezies beigebracht worden sein?“
„Von Ihrer Antwort hängt es ab, ob ich nicht doch lieber umkehre, um mir einen schweren Raumanzug anzuziehen“, ergänzte Murchison.
„Und ich auch“, fügte Naydrad rasch hinzu.
Danalta, der einer körperlich unverwundbaren Spezies angehörte, verzichtete auf einen Kommentar.
Einen Moment lang musterte Cha Thrat die hell beleuchteten Wand—, Boden- und Deckenoberflächen des Gangs genau und drehte dann behutsam die Leiche ein Stück herum, bis die Kamera den ganzen Körper erfassen konnte. Sie bemühte sich, wie eine Chirurgin für Krieger zu denken, und erinnerte sich gleichzeitig an eins der Videos über die Grundelemente der Physik, das sie als auszubildende Wartungstechnikerin gesehen hatte.
„Der Körper weist eine große Anzahl oberflächlicher Quetschungen und Abschürfungen auf, insbesondere an den Körperseiten, den Knien und den Ellbogen. Anscheinend sind sie durch das Entlangschürfen an den Metallwänden des Gangs verursacht worden, doch die Verletzung, die zum Tod geführt hat, ist eine große, eingedrückte Fraktur, die sich über die gesamte Schädeldecke erstreckt. Dabei sieht sie nicht so aus, als ob sie durch irgendein Metallwerkzeug oder — instrument hervorgerufen worden wäre, sondern eher durch einen heftigen Stoß gegen die Korridorwand. Zudem befindet sich an der Wand, auf die ich jetzt die Kamera richte, ein geronnener Blutfleck, der von der Größe her zur Wunde paßt.
Da sich der Leichnam ungefähr in der Mitte des Schiffs befindet“, fuhr sie fort, wobei sie sich fragte, ob es sich bei der Vortragssucht des Captains um ein ansteckendes psychisches Leiden handelte, „ist wahrscheinlich das Trudeln des Schiffs für eine derart schwere Schädelverletzung verantwortlich. Meine Schlußfolgerung lautet: Der Alien, der ja über sehr kräftige Beine verfügt, hat sich bei einem Sprung in der Schwerelosigkeit verschätzt und ist mit dem Kopf gegen die Wand geprallt. Die geringfügigeren Verletzungen könnte er sich dann zugezogen haben, als er bereits bewußtlos war und sterbend im trudelnden Schiff umhergeschleudert worden ist.“
„Sie wollen uns also damit sagen, daß der Alien einen Unfall hatte und ihm kein asozialer Zeitgenosse den Schädel eingeschlagen hat, stimmt's?“ erkundigte sich Murchison erleichtert.
„Ja“, bestätigte Cha Thrat.
„Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen“, sagte die Pathologin.
„Freundin Murchison, ich weiß nicht, ob.“, begann Prilicla sie besorgt.
„Keine Angst, Doktor“, besänftigte ihn die Terrestrierin. „Falls uns durch irgend jemand oder irgendwas Gefahr droht, wird uns Danalta schon beschützen.“
„Selbstverständlich“, versicherte der Gestaltwandler.
Während Cha Thrat auf die Ankunft des medizinischen Teams wartete, fuhr sie mit der Untersuchung der Leiche fort und hörte dem Gespräch zwischen Prilicla, Fletcher und dem Kommunikationsoffizier der Rhabwar zu. Mit seinen empathischen Fähigkeiten hatte der Cinrussker die ungefähre Lage der Überlebenden ermittelt, die sich, abgesehen von dem einzelnen Besatzungsmitglied auf dem Kommandodeck, zu drei kleinen Gruppen von jeweils vier oder fünf Individuen pro Deck zusammengeschlossen hatten. Doch der Captain hatte entschieden, daß es besser wäre, zuerst mit dem einzelnen Besatzungsmitglied in Verbindung zu treten, bevor man sich einer der Gruppen näherte, und steuerte nun direkt auf den Überlebenden auf dem Kommandodeck zu.