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„Also können Sie mich doch hören“, sagte Fletcher mit eiskalter Stimme. „Und Sie haben auch meinen Befehl mitbekommen.“

„Ich habe die Tür geöffnet“, berichtete Cha Thrat schnell weiter, „und dahinter steckt der Vermißte auch nicht. Neben der Tür, direkt über dem Boden, befindet sich eine kleine, flache, rechteckige Klappe, hinter der sich wahrscheinlich eine versenkte Klinke für eine sich nach oben öffnende Tür verbirgt. Um sie zu untersuchen, muß ich mich flach auf den Boden legen und versuchen, den überall herumliegenden Körperausscheidungen auszuweichen.“

Sie hörte, wie der Captain einen unübersetzbaren, aber wenig mitfühlenden Laut von sich gab, und teilte dann mit: „Es handelt sich um eine genau eingepaßte, an der Oberkante eingehängte Klappe, die sich durch leichten Druck nach innen oder außen bewegen läßt. An den Außenkanten befindet sich eine Schwammschicht, die darauf hindeutet, daß die Klappe nahezu luftdicht ist. Ich bekomme den Kopf nicht weit genug auf den Boden, um hinter die Klappe sehen zu können, aber wenn ich sie öffne, schlägt mir ein starker Geruch entgegen, der mich an eine sommaradvanische Pflanze namens Glytt erinnert.

Oh, Entschuldigung“, fügte sie hinzu, „ganz abgesehen davon, daß Sie ja nicht wissen, wie eine Glytt riecht, erhebt sich natürlich die Frage, ob die Luke den unangenehmen Geruch der FGHJ-Exkremente in dem Schlafsaal zurückhalten oder den anderen Geruch aus dem Schlafsaal heraushalten soll. Vielleicht ist die Klappe aber auch nur eine Zufuhröffnung für eine Art Raumluftverbesserer…“

„Meine Freundin“, unterbrach Prilicla sie. „Ist in der kurzen Zeit, seit Sie den Geruch eingeatmet haben, bei Ihnen irgendeine Reizung der Atemwege, Übelkeit, eine Verminderung des Sehvermögens oder eine Trübung der Sinneswahrnehmung oder des Denkvermögens aufgetreten?“

„Welches Denkvermögen?“ murmelte Fletcher mit verächtlicher Stimme.

„Nein“, antwortete Cha Thrat. „Ich öffne jetzt die Tür zum letzten, noch nicht durchsuchten Stauraum. Er ist größer als die anderen und enthält Regale mit Werkzeugen und Gegenständen, die wie Ersatzteile für die Schlafmöbel aussehen, ist aber ansonsten leer. Die Besatzungsmitglieder nehmen immer noch keine Notiz von mir. Ich verlasse nun den Raum, um mich im nächsten Schlafsaal umzusehen.“

„Cha Thrat“, sagte Fletcher ruhig. „Da Sie in der Lage sind, Prilicla zu antworten, weiß ich, daß Sie mich hören können. Also, ich bin bereit, Ihren Ungehorsam von vorhin als vorübergehende geistige Verirrung, als einen Anfall von Übereifer und als geringfügige disziplinarische Angelegenheit zu betrachten. Aber wenn Sie die Suche fortsetzen und damit meinen Befehlen offen zuwiderhandeln, werden Sie in große Schwierigkeiten geraten. Weder das Monitorkorps noch das Orbit Hospital hat Zeit für verantwortungslose Untergebene.“

„Aber ich übernehme die volle Verantwortung für meine Handlungen, einschließlich der daraus resultierenden Ehre oder Schande“, wehrte sich Cha Thrat. „Ich weiß, daß mir die Ausbildung fehlt, um das Schiff einer fremden Spezies richtig zu untersuchen, aber ich öffne und schließe ja bloß Türen und gehe dabei sehr vorsichtig zu Werke.“

Der Captain erwiderte darauf nichts und schwieg sogar noch, als die Sensoren anzeigen mußten, daß Cha Thrat den zweiten Schlafsaal betrat. Es war Prilicla, der sich als erster zu Wort meldete.

„Freund Fletcher“, sagte der Empath ruhig, „ich stimme Ihnen zu, daß das, was Technikerin Cha Thrat gerade macht, ein kleines bißchen gefährlich ist. Aber sie hat einige ihrer Absichten mit mir besprochen und handelt mit meiner Erlaubnis und, nun ja, auch mit meiner eingeschränkten Zustimmung.“

Da sie die unter Beruhigungsmitteln stehenden FGHJs nicht beachtete und kein einziges Wort sprach, konnte Cha Thrat diesmal den Schlafsaal viel schneller durchsuchen, hatte aber genausowenig Erfolg wie beim erstenmal. In keinem der Stauräume hatte sich der vermißte Überlebende, ob nun Erwachsener oder Kind, versteckt, und auch hinter den schmalen Klappen über dem Boden verbarg sich nichts als der Geruch von Glytt, der nie zu Cha Thrats Lieblingsdüften gehört hatte.

Doch die Versuche des Cinrusskers, den Zorn des Captains auf sie zu zerstreuen, rief bei Cha Thrat plötzlich eine derartige Warmherzigkeit hervor, daß sie hoffte, der Empath würde ihre Dankbarkeit auch so spüren. Ohne sich in das Gespräch einzumischen und in der Hoffnung, daß der Empath nicht ihre wachsende Enttäuschung wahrnehmen konnte, machte sie sich an die Durchsuchung des dritten und letzten Schlafsaals.

„.jedenfalls, Freund Fletcher“, sagte der Empath gerade, „die Verantwortung für alles, was auf dem fremden Schiff passiert, bis die Überlebenden behandelt und geborgen worden sind, tragen nicht Sie, sondern ich.“

„Ich weiß, ich weiß“, gab ihm der Captain verärgert recht. „Am Unglücksort hat der Leiter des medizinischen Teams das Kommando. Unter den momentanen Umständen können Sie einem Kommandanten eines Korpsschiffs wie mir sagen, was er zu tun hat, und Ihre Anordnungen werden befolgt. Sie können sogar einer für das Monitorkorps arbeitenden Wartungstechnikern zweiter Klasse namens Cha Thrat Befehle erteilen, aber ich bezweifle ernsthaft, daß sie auch befolgt werden.“

Es trat erneut ein langes Schweigen ein, das erst von dem Diskussionsgegenstand selbst unterbrochen wurde. „Ich habe jetzt die Durchsuchung der Schlafsäle beendet“, meldete Cha Thrat. „In allen dreien sind die Stauräume für die verschiedenen Ausrüstungsgegenstände in gleicher Weise angeordnet, und in keinem davon steckt der FGHJ, nach dem wir suchen.

Doch der erste und der zweite Schlafsaal haben eine gemeinsame Wand, genau wie der zweite und dritte“, fuhr sie fort, wobei sie versuchte, hoffnungsvoll zu klingen. „Der erste und der dritte sind durch einen kurzen Gang miteinander verbunden, der auch ins Schiffsinnere auf einen Raum zuführt, bei dem es sich um einen weiteren, ziemlich großen Lagerraum handeln muß, den man von allen Schlafsälen aus leicht erreichen kann. Dort könnte der vermißte FGHJ stecken.“

„Das glaube ich nicht“, meldete sich Fletcher. „Den Sensoren zufolge ist das ein leerer Raum von etwa der halben Größe der Schlafsäle mit vielen auf oder in den Wänden verlegten Schaltkreisen und Schwachstromkabeln, die wahrscheinlich als Steuerleitungen für die Klimaanlage der Schlafsäle dienen. Mit „leer“ meinen wir, daß sich in dem Raum keine großen Gegenstände aus Metall befinden, obwohl natürlich organische Substanz vorhanden sein könnte, wenn sie in nichtmetallischen Behältern verstaut wäre. Aber ein Stück organischer Materie von der Körpergröße und Temperatur eines lebenden FGHJ würden die Sensoren, ob er sich nun bewegt oder nicht, ganz deutlich anzeigen.

Allen Anzeichen nach handelt es sich lediglich um einen weiteren Lagerraum“, schloß der Captain. „Aber bestimmt werden Sie ihn sowieso durchsuchen.“

Mit Mühe überhörte Cha Thrat Fletchers beißenden Unterton und sagte: „Bei meiner ersten Suche in dem Abschnitt hier habe ich einen Blick in diesen Gang geworfen und an der kahlen Wand am Ende eine Unregelmäßigkeit entdeckt, die ich irrtümlich für ein schlecht eingepaßtes Stück Wandverkleidung gehalten habe. Diesen Fehler kann ich nur damit entschuldigen, daß von außen kein Griff oder eine Klinke sichtbar gewesen ist. Bei näherer Untersuchung habe ich dann entdeckt, daß es sich nicht um eine schlecht eingepaßte Platte, sondern um eine nach innen aufgehende Tür handelt, die einen ganz kleinen Spalt offensteht und sich dem Scanner zufolge nur von innen verschließen läßt.

Die Kamera ist eingeschaltet“, fügte sie hinzu. „Ich stoße jetzt die Tür auf.“

Wie Cha Thrat sofort erkannte, herrschte im Raum ein heilloses Durcheinander, wobei sich zu der allgemeinen Unordnung noch die Schwerelosigkeit hinzugesellte, so daß man aufgrund des herumschwebenden Gerümpels nur mit Mühe Entfernungen ausmachen konnte, und es roch erneut sehr stark nach Glytt.