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Unterstehen Sie sich nicht, mir zu folgen oder nachzuspren Sie wrden es bereuen. Und schon krachte hinter ihr die Tre zu.

Wieder ein Zgern. Wieder ein Schweigen Wieder nur dies Rauschen, als ob das Mondlicht strmte. Und dann endlich wieder die Stimme.Die Tr schlug zu aber ich stand unbeweglich an der Stelle ich war gleichsam hypnotisiert von dem Befehl ich hrte sie die Treppe hinabsteigen, die Haustr zumachen ich hrte alles, und mein ganzer Wille drngte ihr nach sie ich wei nicht was sie zurckzurufen oder zu schlagen oder zu erdrosseln aber ihr nach ihr nach Und doch konnte ich nicht. Meine Glieder waren gleichsam gelhmt wie von einem elektrischen Schlag ich war eben getroffen, getroffen bis ins Mark hinein von dem herrischen Blitz dieses Blickes Ich wei, das ist nicht zu erklren, nicht zu erzhlen es mag lcherlich klingen, aber ich stand und stand ich brauchte Minuten, vielleicht fnf, vielleicht zehn Minuten, ehe ich einen Fu wegreien konnte von der Erde Aber kaum da ich einen Fu gerhrt, war ich schon hei, war ich schon rasch im Nu eilte ich die Treppe hinab Sie konnte ja nur die Strae hinabgegangen sein zur Zivilstation ich strzte in den Schuppen, das Rad zu holen, sehe, da ich den Schlssel vergessen habe, reie den Verschlag auf, da der Bambus splittert und kracht und schon schwinge ich mich auf das Rad und sause ihr nach ich mu sie ich mu sie erreichen, ehe sie zu ihrem Automobil gelangt ich mu sie sprechen Die Strae staubt an mir vorbei jetzt merke ich erst, wie lange ich oben gestanden haben mute da auf der Kurve im Wald knapp vor der Station sehe ich sie, wie sie hastig mit steifem geradem Schritt hineilt, begleitet von dem Boy Aber auch sie mu mich gesehen haben, denn sie spricht jetzt mit dem Boy, der zurckbleibt, und geht allein weiter Was will sie tun? Warum will sie allein sein? Will sie mit mir sprechen, ohne da er es hrt? Blindwtig trete ich in die Pedale hinein Da springt mir pltzlich quer von der Seite etwas ber den Weg der Boy ich kann gerade noch das Rad zur Seite reien und krache hin

Ich stehe fluchend auf unwillkrlich hebe ich die Faust, um dem Tlpel eines hinzuknallen, aber er springt zur Seite Ich rttle mein Fahrrad hoch, um wieder aufzusteigen Aber da springt der Halunke vor, fat das Rad und sagt in seinem erbrmlichen Englisch:You remain here.

Sie haben nicht in den Tropen gelebt Sie wissen nicht, was das fr eine Frechheit ist, wenn ein solcher gelber Halunke einem weienHerrndas Rad fat und ihm, demHerrn, befiehlt, dazubleiben. Statt aller Antwort schlage ich ihm die Faust ins Gesicht er taumelt, aber er hlt das Rad fest seine Augen, seine engen, feigen Augen sind weit aufgerissen in sklavischer Angst aber er hlt die Stange, hlt sie teuflisch festYou remain here, stammelt er noch einmal. Zum Glck hatte ich keinen Revolver bei mir. Ich htte ihn sonst niedergeknallt.Weg, Kanaille!sage ich nur. Er starrt mich geduckt an, lt aber die Stange nicht los. Ich schlage ihm noch einmal auf den Schdel, er lt noch immer nicht. Da fat mich die Wut ich sehe, da sie schon fort, vielleicht schon entkommen ist und versetze ihm einen regelrechten Boxerschlag unters Kinn, da er hinwirbelt. Jetzt habe ich wieder mein Rad aber wie ich aufspringe, stockt der Lauf bei dem gewaltsamen Zerren hat sich die Speiche verbogen Ich versuche mit fiebernden Hnden sie geradezudrehen Es geht nicht so schmeie ich das Rad quer auf den Weg neben den Halunken hin, der blutend aufsteht und zur Seite weicht Und dann - nein, Sie knnen nicht fhlen, wie lcherlich das dort vor allen Menschen ist, wenn ein Europer nun, ich wute nicht mehr, was ich tat ich hatte nur den einen Gedanken: ihr nach, sie erreichen und so lief ich, lief wie ein Rasender die Landstrae entlang vorbei an den Htten, wo das gelbe Gesindel staunend sich vordrngte, einen weien Mann, den Doktor, laufen zu sehen. Schweitriefend kam ich in der Station an Meine erste Frage: Wo ist das Auto? Eben weggefahren Verwundert sehen mich die Leute an: als Rasender mu ich ihnen erscheinen, wie ich da na und schmierig ankam, die Frage voranschreiend, ehe ich noch stand Unten an der Strae sehe ich wei den Qualm des Autos wirbeln es ist ihr gelungen gelungen, wie alles ihrer harten, grausam harten Berechnung gelingen mu.

Aber die Flucht hilft ihr nichts In den Tropen gibt es kein Geheimnis unter den Europern einer kennt den ndern, alles wird zum Ereignis Nicht umsonst ist ihr Chauffeur eine Stunde im Bungalow der Regierung gestanden in einigen Minuten wei ich alles Wei, wer sie ist da sie unten in - nun in der Regierungsstadt wohnt, acht Eisenbahnstunden von hier da sie - nun sagen wir, die Frau eines Grokaufmannes ist, rasend reich, vornehm, eine Englnderin ich wei, da ihr Mann jetzt fnf Monate in Amerika war und nchster Tage eintreffen soll, um sie mit nach Europa zu nehmen Sie aber - und wie Gift brennt sich mir der Gedanke in die Adern hinein - sie kann hchstens zwei oder drei Monate in anderen Umstnden sein

Bisher konnte ich Ihnen noch alles begreiflich machen vielleicht nur deshalb, weil ich bis zu diesem Augenblicke mich noch selbst verstand mir als Arzt immer die Diagnose meines Zustandes selbst stellte. Aber von da an begann es wie ein Fieber in mir ich verlor die Kontrolle ber mich das heit, ich wute genau, wie sinnlos alles war, was ich tat; aber ich hatte keine Macht mehr ber mich ich verstand mich selbst nicht mehr ich lief nur in der Besessenheit meines Zieles vorwrts brigens, warten Sie vielleicht kann ich es Ihnen doch begreiflich machen Wissen Sie, was Amok ist?Amok? ich glaube mich zu erinnern eine Art Trunkenheit bei den MalaienEs ist mehr als Trunkenheit es ist Tollheit, eine Art menschlicher Hundswut ein Anfall mrderischer, sinnloser Monomanie, der sich mit keiner anderen alkoholischen Vergiftung vergleichen lt ich habe selbst whrend meines Aufenthaltes einige Flle studiert - fr andere ist man ja immer sehr klug und sehr sachlich - ohne aber je das furchtbare Geheimnis ihres Ursprungs freilegen zu knnen Irgendwie hngt es mit dem Klima zusammen, mit dieser schwlen, geballten Atmosphre, die auf die Nerven wie ein Gewitter drckt, bis sie einmal losspringen Also Amok ja, Amok, das ist so: Ein Malaie, irgendein ganz einfacher, ganz gutmtiger Mensch, trinkt sein Gebru in sich hinein er sitzt da, stumpf, gleichmtig, matt so wie ich in meinem Zimmer sa߅ und pltzlich springt er auf, fat den Dolch und rennt auf die Strae rennt geradeaus, immer nur geradeaus ohne zu wissen wohin Was ihm in den Weg tritt, Mensch oder Tier, das stt er nieder mit seinem Kris, und der Blutrausch macht ihn nur noch hitziger Schaum tritt dem Laufenden vor die Lippen, er heult wie ein Rasender aber er rennt, rennt, rennt, sieht nicht mehr nach rechts, sieht nicht nach links, rennt nur mit seinem gellen Schrei, seinem blutigen Kris in dieses entsetzliche Geradeaus Die Leute in den Drfern wissen, da keine Macht einen Amoklufer aufhalten kann so brllen sie warnend voraus, wenn er kommt:Amok! Amok!, und alles flchtet er aber rennt, ohne zu hren, rennt, ohne zu sehen, stt nieder, was ihm begegnet bis man ihn totschiet wie einen tollen Hund oder er selbst schumend zusammenbricht

Einmal habe ich das gesehen, vom Fenster meines Bungalows aus es war grauenhaft aber nur dadurch, da ichs gesehen habe, begreife ich mich selbst in jenen Tagen denn so, genau so, mit diesem furchtbaren Blick geradeaus, ohne nach rechts oder links zu sehen, mit dieser Besessenheit strmte ich los dieser Frau nach Ich wei nicht mehr, wie ich alles tat, in so rasendem Lauf, in so unsinniger Geschwindigkeit flog es vorbei Zehn Minuten, nein, fnf, nein zwei nachdem ich alles von dieser Frau wute, ihren Namen, ihr Haus, ihr Schicksal, jagte ich schon auf einem rasch geborgten Rad in mein Haus zurck, warf einen Anzug in den Koffer, steckte Geld zu mir und fuhr zur Station der Eisenbahn mit meinem Wagen fuhr, ohne mich abzumelden beim Distriktbeamten ohne einen Vertreter zu ernennen, lie das Haus offen stehen und liegen, wie es war Um mich standen Diener, die Weiber staunten und fragten, ich antwortete nicht, wandte mich nicht um fuhr zur Eisenbahn und mit dem nchsten Zug hinab in die Stadt Eine Stunde im ganzen, nachdem diese Frau in mein Zimmer getreten, hatte ich meine Existenz hinter mich geworfen und rannte Amok ins Leere hinein Geradeaus rannte ich, mit dem Kopf gegen die Wand um sechs Uhr abends war ich angekommen um sechs Uhr zehn war ich in ihrem Haus und lie mich melden Es war Sie werden es verstehen das Sinnloseste, das Stupideste, was ich tun konnte aber der Amoklufer rennt ja mit leeren Augen, er sieht nicht, wohin er rennt Nach einigen Minuten kam der Diener zurck hflich und khl die gndige Frau sei nicht wohl und knne nicht empfangen