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Ich taumelte die Tre hinaus Eine Stunde schlich ich noch um das Haus herum, besessen von der wahnwitzigen Hoffnung, sie wrde vielleicht nach mir suchen dann nahm ich mir erst ein Zimmer im Strandhotel und zwei Flaschen Whisky auf das Zimmer die und eine doppelte Dosis Veronal halfen mir ich schlief endlich ein und dieser dumpfe, schlammige Schlaf war die einzige Pause in diesem Rennen zwischen Leben und Tod.

Die Schiffsglocke klang. Zwei harte, volle Schlge, die noch im weichen Teich der fast reglosen Luft zitternd weiterschwangen und dann verebbten in das leise, unaufhrliche Rauschen, das unter dem Kiele und zwischen der leidenschaftlichen Rede beharrlich mitlief. Der Mensch im Dunkeln mir gegenber mute erschreckt aufgefahren sein, seine Rede stockte. Wieder hrte ich die Hand hinab zur Flasche fingern, wieder das leise Glucksen. Dann begann er, gleichsam beruhigt, mit einer festeren Stimme.Die Stunden von diesem Augenblick an kann ich Ihnen kaum erzhlen. Ich glaube heute, da ich damals Fieber hatte, jedenfalls war ich in einer Art berreiztheit, die an Tollheit grenzte - ein Amoklufer, wie ich Ihnen sagte. Aber vergessen Sie nicht, es war Dienstag nachts, als ich ankam, Samstag aber sollte - dies hatte ich inzwischen erfahren - ihr Gatte mit dem P. O. -Dampfer von Yokohama eintreffen, es blieben also nur drei Tage, drei knappe Tage fr den Entschlu und fr die Hilfe. Verstehen Sie das: ich wute, da ich ihr sofort helfen mute, und konnte doch kein Wort zu ihr sprechen. Und gerade dieses Bedrfnis, mein lcherliches, mein tollwtiges Benehmen zu entschuldigen, das hetzte mich weiter. Ich wute um die Kostbarkeit jedes Augenblickes, ich wute, da es fr sie um Leben und Tod ginge, und hatte doch keine Mglichkeit, mich nur mit einem Flstern, mit einem Zeichen ihr zu nhern, denn gerade das Strmische, das Tlpische meines Nachrennens hatte sie erschreckt. Es war ja, warten Sie es war, wie wenn einer einem nachrennt, um ihn zu warnen vor einem Mrder, und der andere hlt ihn selbst fr den Mrder, und so rennt er weiter in sein Verderben sie sah nur den Amoklufer in mir, der sie verfolgte, um sie zu demtigen, aber ich das war ja der entsetzliche Widersinn ich dachte gar nicht mehr an das ich war ja schon ganz vernichtet, ich wollte ihr nur helfen, ihr nur dienen einen Mord htte ich getan, ein Verbrechen, um ihr zu helfen Aber sie, sie verstand es nicht. Als ich morgens aufwachte und gleich wieder hinlief zu ihrem Haus, stand der Boy vor der Tr, derselbe Boy, den ich ins Gesicht geschlagen, und wie er mich von ferne sah - er mute auf mich gewartet haben -, huschte er hinein in die Tr. Vielleicht tat er es nur, um mich im geheimen anzumelden vielleicht ah, diese Ungewiheit, wie peinigt sie mich jetzt vielleicht war schon alles bereit, mich zu empfangen aber da, wie ich ihn sah, mich erinnerte an meine Schmach, da war ich es wieder, der nicht wagte, noch einmal den Besuch zu wiederholen Die Knie zitterten mir. Knapp vor der Schwelle drehte ich mich um und ging wieder fort ging fort, whrend sie vielleicht in hnlicher Qual auf mich wartete. Ich wute jetzt nicht mehr, was tun in der fremden Stadt, die an meinen Fersen wie Feuer glhte Pltzlich fiel mir etwas ein, schon rief ich einen Wagen und fuhr zum Vizeresidenten, zu demselben, dem ich damals in meiner Station geholfen, und lie mich melden Irgend etwas mu schon in meinem uern Wesen befremdend gewesen sein, denn er sah mich mit einem gleichsam erschreckten Blick an, und seine Hflichkeit hatte etwas Beunruhigtes vielleicht erkannte er schon den Amoklufer in mir Ich sagte ihm kurz entschlossen, ich erbte meine Versetzung in die Stadt, ich knne auf meinem Posten nicht mehr lnger existieren ich msse sofort bersiedeln Er sah mich ich kann Ihnen nicht sagen, wie er mich ansah so wie eben ein Arzt einen Kranken ansiehtEin Nervenzusammenbruch, lieber Doktor, sagte er dann,ich verstehe das nur zu gut. Nun, es wird sich schon richten lassen; aber warten Sie sagen wir vier Wochen ich mu erst einen Ersatz finden. Ich kann nicht warten, nicht einen Tag, antwortete ich. Wieder kam dieser merkwrdige Blick.Es mu gehen, Doktor, sagte er ernst,wir drfen die Station nicht ohne Arzt lassen. Aber ich verspreche Ihnen, da ich noch heute alles einleiten Ich blieb stehen, mit verbissenen Zhnen: zum erstenmal sprte ich deutlich, da ich ein verkaufter Mensch, ein Sklave sei. Schon ballte sich alles zu einem Trotz zusammen, aber er, der Geschmeidige, kam mir zuvor:Sie sind menschenentwhnt, Doktor, und das wird schlielich eine Krankheit. Wir haben uns alle gewundert, da Sie nie herkamen, nie Urlaub nahmen. Sie brauchen mehr Geselligkeit, mehr Anregung. Kommen Sie doch wenigstens diesen Abend, wir haben heute Empfang bei der Regierung, Sie finden die ganze Kolonie, und manche mchten Sie lngst kennenlernen, haben oft nach Ihnen gefragt und Sie hierhergewnscht. Das letzte Wort ri mich auf. Nach mir gefragt? Sollte sie es gewesen sein? Ich war pltzlich ein anderer: sofort dankte ich ihm hflichst fr seine Einladung und sicherte mein Kommen pnktlich zu. Und ich war auch pnktlich, viel zu pnktlich. Mu ich Ihnen erst sagen, da ich, von meiner Ungeduld gejagt, der erste in dem groen Saale des Regierungsgebudes war, schweigend umgeben von den gelben Dienern, die mit ihren nackten Sohlen wippend hin und her eilten und mich - wie mir in meinem verwirrten Bewutsein dnkte - hinterrcks belchelten. Eine Viertelstunde war ich der einzige Europer inmitten all der geruschlosen Vorbereitungen und so allein mit mir, da ich das Ticken der Uhr in meiner Westentasche hrte. Dann kamen endlich ein paar Regierungsbeamte mit ihren Familien, schlielich auch der Gouverneur, der mich in ein lngeres Gesprch zog, in dem ich beflissen und, wie ich glaube, geschickt antwortete, bis bis ich pltzlich, von einer geheimnisvollen Nervositt befallen, alle Geschmeidigkeit verlor und zu stammeln begann. Ob-zwar mit dem Rcken gegen die Saaltr gelehnt, sprte ich mit einem Male, da sie eingetreten, da sie anwesend sein mte: ich knnte Ihnen nicht sagen, wieso mich diese pltzliche Gewiheit verwirrend fate, aber noch whrend ich mit dem Gouverneur sprach, den Klang seiner Worte im Ohr, sprte ich im Rcken irgendwo ihre Gegenwart. Glcklicherweise endete der Gouverneur bald das Gesprch - ich glaubte, ich htte mich sonst pltzlich brsk umgewandt, so stark war dieses geheimnisvolle Ziehen in meinen Nerven, so brennend gereizt meine Begier. Und wirklich, kaum da ich mich umwandte, sah ich sie schon ganz genau an jener Stelle, wo sie unbewut mein Gefhl geahnt. Sie stand in einem gelben Ballkleid, das ihre schmalen, reinen Schultern wie mattes Elfenbein vorleuchten lie, plaudernd inmitten einer Gruppe. Sie lchelte, aber doch, mir war, als htte ihr Gesicht einen gespannten Zug. Ich trat nher - sie konnte mich nicht sehen oder wollte mich nicht sehen - und blickte in dieses Lcheln, das gefllig und hflich um die schmalen Lippen zitterte. Und dieses Lcheln berauschte mich von neuem, weil es nun weil ich wute, da es Lge war, Kunst oder Technik, Meisterschaft der Verstellung. Mittwoch ist heute, fuhr mir durch den Kopf, Samstag kommt das Schiff mit dem Gatten wie kann sie so lcheln, so so sicher, so sorglos lcheln und den Fcher lssig in der Hand spielen lassen, statt ihn zu zerkrampfen in Angst? Ich ich, der Fremde ich zitterte seit zwei Tagen vor jener Stunde ich, der Fremde, lebte ihre Angst, ihr Entsetzen mit allen Exzessen des Gefhls mit und sie ging auf den Ball und lchelte, lchelte, lchelte