Ferner: Wann befindet sich eine Gesellschaft in fortschreitender Bereicherung? Mit dem Wachsthum von Capitalien und Revenuen eines Landes. Dieß ist aber nur möglich α) dadurch, daß viele Arbeit zusammen gehäuft wird, denn Capital ist aufgehäufte Arbeit; also dadurch, daß dem Arbeiter immer mehr von seinen Produkten aus der Hand genommen wird, daß seine eigne Arbeit ihm immer mehr als fremdes Eigenthum gegenübertritt und die Mittel seiner Existenz und seiner Thätigkeit immer mehr in der Hand d[es] Capitalisten sich concentriren. β) Die Häufung des Capitals vermehrt die Theilung der Arbeit, die Theilung der Arbeit vermehrt die Zahl der Arbeiter; umgekehrt vermehrt die Zahl der Arbeiter die Theilung der Arbeit, wie die Theilung der Arbeit die Aufhäufung der Capitalien vermehrt. Mit dieser Theilung der Arbeit einerseits und der Häufung der Capitalien andrerseits wird der Arbeiter immer mehr rein von der Arbeit und einer bestimmten, sehr einseitigen, maschinenartigen Arbeit abhängig. Wie er also geistig und leiblich zur Maschine herabgedrückt und aus einem Menschen eine abstrakte Thätigkeit und ein Bauch wird, so wird er auch immer abhängiger von allen Schwankungen des Marktpreisses, der Anwendung der Capitalien und der Laune d[es] Reichen. Ebensosehr wird durch die Zunahme der nur ||IV| arbeitenden Menschenklasse die Concurrenz der Arbeiter erhöht, also ihr Preiß erniedrigt. In dem Fabrikwesen erreicht diese Stellung des Arbeiters ihren Gipfelpunkt.
γ) In einer Gesellschaft, welche sich in zunehmendem Wohlstand befindet, können nur mehr die Allerreichsten vom Geldzins leben. Alle übrigen müssen mit ihrem Capital ein Geschäft treiben oder es in den Handel werfen. Dadurch wird also die Concurrenz unter den Capitalien grösser, die Concentration der Capitalien wird grösser, die grossen Capitalisten ruiniren die kleinen, und ein Theil der ehemaligen Capitalisten sinkt zu der Klasse der Arbeiter herab, welche durch diese Zufuhr theils wieder eine Herabdrückung des Arbeitslohns erleidet und in eine noch grössere Abhängigkeit von den wenigen grossen Capitalisten geräth; indem die Zahl der Capitalisten sich vermindert hat, ist ihre Concurrenz in Bezug auf d[ie] Arbeiter fast nicht mehr vorhanden und indem die Zahl der Arbeiter sich vermehrt hat, ist ihre Concurrenz unter sich um so grösser, unnatürlicher und gewaltsamer geworden. Ein Theil von dem Arbeiterstand fällt daher ebenso nothwendig in den Bettel oder Verhungerungsstand, wie ein Theil der mittleren Capitalisten in den Arbeiterstand.
Also selbst in dem Zustand der Gesellschaft, welcher dem Arbeiter am günstigsten ist, ist die nothwendige Folge für d[en] Arbeiter Ueberarbeitung und früher Tod, Herabsinken zur Maschine, Knecht des Capitals, das sich ihm gefährlich gegenüber aufhäuft, neue Concurrenz, Hungertod oder Bettelei eines Theils der Arbeiter. |
|V| Die Erhöhung des Arbeitslohns erregt im Arbeiter die Bereicherungssucht d[es] Capitalisten, die er aber nur durch Aufopferung seines Geistes und Körpers befriedigen kann. Die Erhöhung des Arbeitslohns sezt die Häufung des Capitals voraus, und führt sie herbei; stellt das Produkt der Arbeit also immer fremder dem Arbeiter gegenüber. Ebenso macht die Theilung der Arbeit ihn immer einseitiger und abhängiger, wie sie die Concurrenz nicht nur der Menschen, sondern auch der Maschinen herbeiführt. Da der Arbeiter zur Maschine herabgesunken ist, kann ihm die Maschine als Concurrent gegenübertreten. Endlich wie die Häufung des Capitals die Quantität der Industrie, also d[ie] Arbeiter vermehrt, bringt durch diese Accumulation dieselbe Quantität der Industrie eine grössere Quantität Machwerk herbei, die zur Ueberproduktion wird, und entweder damit endet, einen grossen Theil Arbeiter ausser Arbeit zu setzen oder ihren Lohn auf das kümmerlichste Minimum zu reduciren.
Das sind die Folgen eines Gesellschaftszustandes, der dem Arbeiter am günstigsten ist, nämlich des Zustandes des wachsenden, fortschreitenden Reichthums.
Endlich aber muß dieser wachsende Zustand doch einmal seinen Höhepunkt erreichen. Welches ist nun die Lage des Arbeiters?
3) «In einem Land, welches die leztmögliche Stufe seines Reichthums erreicht hätte, wären beide, Arbeitslohn und Capitalinteresse sehr niedrig. Die Concurrenz unter den Arbeitern, um Beschäftigung zu erhalten, wäre so groß, daß die Salaire auf das reducirt wären, was zur Erhaltung der nämlichen Zahl von Arbeitern hinreicht und da das Land schon hinreichend bevölkert wäre, könnte sich diese Zahl nicht vermehren.» Das Plus müßte sterben.
Also im abnehmenden Zustand der Gesellschaft progressives Elend des Arbeiters, im fortschreitenden Zustand complicirtes Elend, im vollendeten Zustand stationaires Elend. |
|VI| Da aber nach Smith eine Gesellschaft nicht glücklich ist, wo die Majorität leidet, da aber der reichste Zustand der Gesellschaft zu diesem Leiden d[er] Mehrzahl und da die Nationalökonomie (überhaupt die Gesellschaft des Privatinteresses) zu diesem reichsten Zustand führt, so ist also das Unglück der Gesellschaft der Zweck der Nationalökonomie.
In Bezug auf das Verhältniß zwischen Arbeiter und Capitalist ist noch zu bemerken, daß die Erhöhung des Arbeitslohnes dem Capitalisten durch die Verringerung der Quantität der Arbeitszeit mehr als compensirt wird, und daß die Erhöhung des Arbeitslohns und die Erhöhung des Capitalinteresses auf den Waarenpreiß wie einfaches und zusammengeseztes Interesse wirken.
Stellen wir uns nun ganz auf den Standpunkt des Nationalökonomen und vergleichen wir nach ihm die theoretischen und praktischen Ansprüche der Arbeiter.
Er sagt uns, daß ursprünglich und dem Begriff nach das ganze Produkt der Arbeit dem Arbeiter gehört. Aber er sagt uns zugleich, daß in der Wirklichkeit dem Arbeiter der kleinste und allerunumgänglichste Theil des Produkts zukömmt; nur so viel, als nöthig ist, nicht damit er als Mensch, sondern damit er als Arbeiter existirt, nicht damit er die Menschheit, sondern damit er die Sklavenklasse der Arbeiter fortpflanzt.
Der Nationalökonom sagt uns, daß alles mit Arbeit gekauft wird, und daß das Capital nichts als aufgehäufte Arbeit ist, aber er sagt uns zugleich, daß der Arbeiter weit entfernt alles kaufen zu können, sich selbst und seine Menschheit verkaufen muß.
Während die Grundrente des trägen Landbesitzers meistens den 3ten Theil des Erdproduktes und der Profit d[es] geschäftigen Capitalisten sogar das Doppelte des Geldzinses beträgt, beträgt das Mehr, was sich der Arbeiter im besten Fall verdient, so viel, daß auf 4 Kinder ihm 2 verhungern und sterben müssen. |
|VII| Während nach d[em] Nationalökonomen die Arbeit das Einzige ist, wodurch der Mensch den Werth der Naturprodukte vergrössert, während die Arbeit sein thätiges Eigenthum ist, ist nach derselben Nationalökonomie der Grundeigenthümer und Capitalist, die qua Grundeigenthümer und Capitalist, blos privilegirte und müssige Götter sind, überall dem Arbeiter überlegen und schreiben ihm Gesetze vor.
Während nach d[em] Nationalökonomen die Arbeit der einzig unwandelbare Preiß der Dinge ist, ist nichts zufälliger als der Arbeitspreiß, nichts grösseren Schwankungen ausgesezt.
Während die Theilung der Arbeit die produktive Kraft der Arbeit, den Reichthum und die Verfeinerung der Gesellschaft erhöht, verarmt sie d[en] Arbeiter bis zur Maschine. Während die Arbeit die Häufung der Capitalien und damit den zunehmenden Wohlstand der Gesellschaft hervorruft, macht sie den Arbeiter immer abhängiger vom Capitalisten, bringt ihn in eine grössere Concurrenz, treibt ihn in die Hetzjagd der Ueberproduktion, der eine eben solche Erschlaffung folgt.
Während das Interesse des Arbeiters nach d[em] Nationalökonomen nie dem Interesse der Gesellschaft gegenübersteht, steht die Gesellschaft immer und nothwendig dem Interesse des Arbeiters gegenüber.