Einen neuen Ansatz seiner ökonomischen Studien fand Marx mit der Untersuchung der Arbeitsteilung. Die Aussagen darüber formulierte er fast am Ende der Niederschrift der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte». Aus Erkenntnissen von Smith, Say, Skarbek und Mill entwickelte Marx, daß nur das ausgebildete Privateigentum, das industrielle Kapital, eine umfassende Arbeitsteilung hervorbringen kann. Sie führt zu einer gewaltigen Steigerung der Produktion, aber gleichzeitig zur Verarmung, Reduzierung und Verkrüppelung der individuellen Fähigkeiten des Arbeiters. Jedoch ermöglicht die Arbeitsteilung, die Verschiedenartigkeit der Talente und Fähigkeiten zu respektieren und auszubilden. Die Arbeitsteilung verkörpert Wesenskräfte des Menschen, die von der Gesellschaft abgeleitet sind. Sie unterscheiden sich von den individuellen Fähigkeiten, der Intelligenz und den Arbeitsfertigkeiten des einzelnen, die das andere Moment der produktiven Wesenskräfte des Menschen darstellen. Demzufolge charakterisierte Marx die Teilung der Arbeit unter den Bedingungen des Privateigentums als «der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung», als die «entfremdete und entäusserte Gestalt der menschlichen Thätigkeit als Gattungsthätigkeit» (S. 309 und 429). Aus dieser Untersuchung schlußfolgerte Marx, daß das menschliche Leben zu seiner Verwirklichung des Privateigentums bedurfte, bei dem erreichten Stand der Arbeitsteilung jedoch der Aufhebung des Privateigentums bedarf.
Diese ersten zusammenhängenden Bemerkungen über die Teilung der Arbeit, obwohl von Marx nur skizziert, sind ein neuer Ausgangspunkt für die Ausarbeitung der materialistischen Geschichtsauffassung. Marx begann erstmals konkreter, die gesellschaftlichen Produktivkräfte zu untersuchen. Allein mit der Unterscheidung zwischen den individuellen, dem einzelnen Menschen inhärenten und den aus der Gesellschaft abgeleiteten produktiven Wesenskräften des Menschen – eine Unterscheidung, die Marx von Skarbek übernahm – und mit der Bestimmung der Gattungstätigkeit als Gesellschaftlichkeit der Arbeit führte Marx in seine Untersuchungen ein wesentliches empirisches, konkret-historisches Element ein. Ebenso wesentlich ist der Ansatz, daß Marx in der Arbeitsteilung die Notwendigkeit für das Entstehen und den Grund für die historische Überlebtheit des Privateigentums suchte.
Seine Gedanken über die Arbeitsteilung führte Marx im Zusammenhang mit den Exzerpten aus Mills Schrift «Élémens d’économie politique» weiter. Das Heft mit Auszügen aus Mill sowie aus Ricardos Schrift «Des principes de l’économie politique et de l’impôt» (MEGA2 IV/2. S. 392 – 470), das umfangreiche eigenständige Darlegungen von Marx enthält, kann vermutlich als unmittelbare Fortsetzung der «Ökonomisch-philosophischen Manuskripte» betrachtet werden. Marx kommentierte in diesem Heft erstmals einige ökonomische Kategorien, deren Inhalt er bisher nur in Form von Zitaten oder beschreibenden Darlegungen erfaßt hatte. Dazu gehörten die Kategorien Wert, Preis, Austausch, Geld sowie Kredit. Das führte auch zu einer konkreteren Interpretation der Kategorie der entfremdeten Arbeit, zur Präzisierung und Weiterentwicklung des Inhalts dieser Kategorie.
In den «Ökonomisch-philosophischen Manuskripten» versuchte Marx zum erstenmal umfassend, den Prozeß der Ablösung des Kapitalismus durch den Kommunismus theoretisch vorwegzunehmen und Wesenszüge der neuen Ordnung aufzuzeigen. Möglicherweise hing dieser Versuch mit Diskussionen zusammen, die der Weberaufstand hervorgerufen hatte und die sich auch im «Vorwärts!» widerspiegelten (siehe S. 557 – 562).
Marx stellte sich das Ziel, eine theoretische Begründung des Kommunismus zu geben. Als konsequenter Gegner der utopisch-kommunistischen Konstruktionen der Zukunft versuchte er, den gesetzmäßigen Prozeß der historischen Entwicklung zu erfassen. Die theoretische Vorwegnahme dieses Prozesses war mit Mängeln behaftet, die sich aus Marx’ unzureichenden Kenntnissen über die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft ergaben. Marx und Engels betonten später des öfteren, die theoretische Vorwegnahme muß sich auf exakte Analysen der Vergangenheit und Gegenwart stützen und ist vom Stand der Einsicht in die Bewegungsgesetze der menschlichen Gesellschaft und der Produktionsweise abhängig.
Marx begann seine theoretische Begründung mit einer Charakterisierung der ideengeschichtlichen Entwicklung von Sozialismus und Kommunismus. Diese Einschätzungen belegen erneut, wie er an die Geschichte des menschlichen Denkens heranging. Jedoch verfolgte Marx damit offensichtlich auch politische Absichten, die aus dem Ziel der sich formierenden kommunistischen Parteirichtung resultierten. Er nannte verschiedene historische Formen des Sozialismus und Kommunismus, die er als historische Etappen der Herausbildung der Theorie vom Kommunismus, als Etappen der theoretischen Aufhebung der Selbstentfremdung verstand.
Proudhon, Fourier und Saint-Simon wollten das soziale Verhältnis des Privateigentums nicht allseitig aufheben. Sie griffen nur eine Seite heraus und wollten diese verändern, Proudhon das Kapital, Fourier sowie Saint-Simon die Arbeit. Die nächst höhere Stufe der Entwicklung der Idee war deshalb nach Marx’ Ansicht der rohe und gedankenlose Kommunismus. Dessen positives Element war die Forderung nach Aufhebung des Privateigentums, aber nur als einfache Negation des Privateigentums. Das bedeutete gemeinsamen Besitz des Privateigentums durch alle, Liquidierung all dessen, was nicht von allen besessen werden kann. Dieser Kommunismus negiert die individuelle Persönlichkeit, die vielseitigen, verschiedenartigen und unterschiedlichen Fähigkeiten und Talente, die allseitige Aneignung des menschlichen Wesens. Die soziale Lage des Arbeiters, so bemerkte Marx, wird auf alle Menschen ausgedehnt. Durch Gleichmacherei in der Tätigkeit und Entlohnung werden die negativen Seiten der Arbeit auf alle übertragen. Der nächste Schritt in der theoretischen Entwicklung der kommunistischen Idee ist die Begründung der Aufhebung der politischen Entfremdung, der Aufhebung des Staats. Dieser Kommunismus bewältigt einen Schritt in der Aufhebung der Entfremdung; aber er erfaßt nicht das positive Wesen des Privateigentums und die menschliche Natur der Bedürfnisse, er will das politische, aber nicht das gesellschaftliche Wesen des Menschen ändern.
Die entwickelte Auffassung vom Kommunismus definierte Marx 1844 wie folgt: «Der Communismus als positive Aufhebung des Privateigentums, als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für d[en] Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichthums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d.h. menschlichen Menschen.» (S. 263 und 389.) Für Marx war der Kommunismus «die Position als Negation der Negation, darum das wirkliche, für die nächste geschichtliche Entwicklung nothwendige Moment der menschlichen Emancipation und Wiedergewinnung. Der Communismus ist die nothwendige Gestalt und das Energische Princip der nächsten Zukunft, aber der Communismus ist nicht als solcher das Ziel der menschlichen Entwicklung, – die Gestalt der menschlichen Gesellschaft.» (S. 275 und 398/399.)