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»Donnerwetter«, rief der Händler voller Bewunderung, »das ist die richtige Ware! Mit diesem Mädchen könnten Sie sich jeden Tag ein Vermögen in Orleans verdienen. Ich habe es seinerzeit erlebt, wie man über tausend Dollar zahlte für Mädchen, die nicht die Spur hübscher waren.«

»Ich habe gar kein Verlangen, mir ein Vermögen zu verdienen«, sagte Mr. Shelby trocken; und um der Unterhaltung eine andere Wendung zu geben, entkorkte er eine neue Flasche Wein und fragte seinen Besucher, was er von diesem halte.

»Großartig, erstklassig«, lobte der Händler. Dann klopfte er Mr. Shelby vertraulich auf die Schulter und fügte hinzu: »Hören Sie, für wieviel träten Sie das Mädchen ab? Was soll ich bieten? Was verlangen Sie?«

»Mr. Haley, sie ist nicht zu verkaufen. Meine Frau würde sie nicht hergeben, auch nicht, wenn Sie sie in Gold aufwiegen.«

»Ach, hören Sie auf! Das behaupten Frauen immer, weil sie keinen Geschäftssinn haben. Man zeige ihnen mal, was so ein lebendes Gewicht an Schmucksachen und Putz bedeutet, das wird sie umstimmen, da gehe ich jede Wette ein!«

»Ich sage Ihnen doch, Mr. Haley, davon kann keine Rede sein. Wenn ich nein sage, meine ich nein«, sagte Shelby energisch.

»Dann lassen Sie mir wenigstens den Buben«, drängte der Händler. »Sie müssen zugeben, daß ich Ihnen dann sehr weit entgegenkomme.«

»Was in aller Welt können Sie denn mit dem Kind anfangen?« fragte Shelby.

»Nun, ich habe da einen Freund, der sich besonders mit diesem Geschäft befaßt, der kauft hübsche Kinder, um sie auf den Markt zu bringen. Nur eine Sache für Kenner, um sie als Diener an die Reichen zu verkaufen, die sich so hübsche Burschen leisten können; damit prunken sie dann in ihren großen Häusern, wenn solch ein hübscher Kerl die Tür öffnet, aufwartet und bedient. Die bringen ein gutes Stück Geld, und dieser kleine Schlingel ist obendrein noch komisch und musikalisch, ganz die richtige Ware.«

»Ich möchte ihn lieber nicht verkaufen«, sagte Mr. Shelby nachdenklich. »Tatsache ist, ich bin ein humaner Mensch und mag der Mutter das Kind nicht wegnehmen.«

»Wahrhaftig? Aha, von dieser Art! Verstehe vollkommen. Es ist auch manchmal schrecklich unangenehm mit den Weibern. Wenn sie einem die Ohren vollheulen, schrecklich unangenehm. Ich ziehe mein Geschäft meist so auf, daß ich sie ganz aus dem Spiele lasse. Können Sie nicht das Mädchen für einen Tag oder eine Woche fortschicken? Dann macht man die Sache im stillen ab, und alles ist vorbei, wenn sie zurückkommt. Ihre Frau kann ihr dann ein paar Ohrringe oder ein neues Kleid oder irgendeinen Plunder schenken, das wird sie trösten.«

»Ich fürchte, kaum.«

»Doch, doch. Diese Leute, wissen Sie, sind nicht wie wir Weiße. Die überwinden schnell, man muß sie nur richtig anfassen. Da behauptet man«, Haley sprach mit treuherziger, vertraulicher Miene, »daß diese Art von Geschäften das Gefühl abstumpft. Das habe ich nie gemerkt. Tatsächlich habe ich diese Dinge nie so gehandhabt, wie das gewisse Brüder tun. Die reißen der Mutter das Kind aus den Armen und verkaufen es kaltlächelnd, während die Mutter ihnen die Ohren vollgellt, ich hab' es mit eigenen Augen gesehen. Das ist die falsche Linie, das ruiniert die Ware und macht sie untauglich für den Dienst. Ich kannte mal ein sehr hübsches Mädchen in Orleans, die hatte man mit dieser Behandlung völlig verdorben. Der Kerl, der sie kaufen wollte, hatte keine Lust, auch ihr Baby zu nehmen; ich sage Ihnen, sie geriet ganz außer sich, preßte ihr Kind in die Arme und schrie und tobte. Es geht mir heute noch durch Mark und Bein, wenn ich nur daran denke. Als sie ihr dann das Kind forttrugen und sie einschlossen, schnappte sie völlig über und starb innerhalb einer Woche. Tausend Dollar glatt hinausgeschmissen, nur wegen falscher Behandlung. Das kommt davon. Die humane Art ist immer die beste, das ist meine Erfahrung.« Damit lehnte sich der Händler in seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme mit einem Ausdruck tugendhafter Entschlossenheit, als sei er wahrhaftig der reine Menschenfreund.

»Man hat mich schon ausgelacht wegen meiner humanen Grundsätze«, fuhr er fort, »man hat mich darauf angesprochen. Sie sind ja sonst nicht üblich und auch nicht beliebt. Aber ich halte mich daran. Ich bin immer gut dabei gefahren; und die Fahrt hat sich jedesmal bezahlt gemacht.« Der Händler lachte über seinen Witz.

Diese Bemerkungen über die Humanität wirkten so originell und grotesk, daß auch Mr. Shelby in das Gelächter einstimmte. Vielleicht, lieber Leser, mußt du auch lachen. Humanität nimmt heutzutage mancherlei Gestalt an, und es ist noch kein Ende abzusehen, was die Menschen unter dieser Parole noch sagen und tun werden.

»Und Ihre Art von Behandlung ist dem Geschäft einträglicher als die der anderen Händler?« fragte Mr. Shelby.

»Aber klar, das kann ich wohl sagen. Wenn ich nur irgend kann, bin ich bei dem unangenehmen Teil sehr vorsichtig, bei dem Verkauf der Kleinen usw. — die Mädels müssen dann weg -, aus den Augen, aus dem Sinn, wissen Sie. Wenn es dann geschehen und nicht mehr zu ändern ist, dann gewöhnen sie sich daran. Wissen Sie, es ist ja nicht wie bei den Weißen, die erwarten können, daß sie ihre Frauen und Kinder behalten. Die Nigger, wissen Sie, wenn man sie richtig gezogen hat, erwarten gar nichts, denen fällt das leichter.«

»Dann, fürchte ich, sind meine nicht richtig gezogen«, sagte Mr. Shelby.

»Wahrscheinlich nicht. Ihr in Kentucky verzieht eure Nigger. Ihr meint es gut mit ihnen. Aber schließlich tut ihr ihnen keinen Gefallen. Sehen Sie, ein Nigger, der in der Welt herumgeschubst und schließlich an Hinz und Kunz verkauft wird, erwartet keine Freundlichkeit und keine Gefühle. Wird er aber gut gehalten, dann trifft ihn später der rauhe Wind um so härter. Ich behaupte, eure Nigger sind völlig aufgeschmissen auf einer Stelle, wo die Plantagennigger wie die Besessenen noch singen und springen würden. Wissen Sie, Mr. Shelby, jedermann hält seine Methode für die richtige, und ich, behaupte ich, behandle die Nigger, wie man sie behandeln muß.«

»Es ist ein schönes Ding um die eigene Zufriedenheit«, sagte Mr. Shelby mit einem leichten Achselzucken und einem deutlichen Ausdruck inneren Unbehagens.

»Also«, fing Haley wieder an, nachdem sie eine Weile schweigend ihre Nüsse geknackt hatten, »was sagen Sie?«

»Ich werde mir die Sache überlegen und mit meiner Frau reden«, erwiderte Mr. Shelby. »So lange aber, Haley, wenn Sie die Dinge im stillen erledigen wollen, wie Sie sagen, schweigen Sie am besten von Ihrem Geschäft in der Nachbarschaft. Sonst erfahren es meine Jun–gens, und dann wird es nicht gerade ein stilles Geschäft, einen meiner Leute mitzunehmen, das garantiere ich Ihnen.«

»O gewiß! Natürlich! Auf alle Fälle! Aber ich muß Ihnen sagen, es eilt mir; sobald es geht, lassen Sie mich wissen, womit ich zu rechnen habe.« Er stand auf und zog sich seinen Mantel an.

»Schön. Dann kommen Sie heute abend zwischen 6 und 7 Uhr vorbei, dann sollen Sie meine Antwort haben«, sagte Mr. Shelby, und der Händler verließ den Raum unter tiefen Bücklingen.

»Ich wollte, ich hätte den Kerl die Treppe hinunterwerfen können«, sprach Mr. Shelby zu sich selbst, als er sah, daß die Tür sich schloß. »Er hatte eine unverschämte Sicherheit, er weiß, daß er mich in der Zange hat. Wenn mir einer gesagt hätte, daß ich Tom eines Tages an einen dieser gemeinen Händler in den Süden verkaufen würde, hätte ich geantwortet: Ist dein Diener ein Hund, daß du ihn so behandelst? Und nun habe ich keinen anderen Ausweg; und Elizas Kind noch obendrein! Ich weiß, da werde ich mit meiner Frau noch manchen Strauß auszufechten haben. Auch wegen Tom noch. Das kommt von den Schulden — zum Teufel. Der Bursche kennt seinen Vorteil und will ihn wahrnehmen.«

In Kentucky gab es gewiß die mildeste Form der Sklaverei. Während in südlichen Landstrichen die Bestellung der Felder unter dem jähen Wechsel der Jahreszeiten immer im Zeichen drängender Eile vor sich ging, gestatteten es hier die landwirtschaftlichen Verhältnisse dem Neger, bei einem gemäßigten Klima seiner Arbeit ruhig und stetig nachzugehen. Auch lebte er gesünder und vernünftiger. Sein Herr aber war zufrieden mit dem regelmäßigen Ertrag seiner Felder und kam nicht in Versuchung, zugunsten eines plötzlichen und schwindelnden Gewinns in Hartherzigkeit die Interessen der Hilflosen und Bedürftigen zu opfern.