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Aber die sieben Onkel. Hier ist noch ein weiterer Gesang über das Reisen, der sein gesamtes Werk charakterisiert, Ausdruck der Qualen und Freuden einer Generation von Eisenbahnnarren, Schiffsnarren, Flugzeugnarren.

Ich habe Durst

Verflucht

Verflucht noch mal

Verflucht noch mal

Ich möchte das Feuille d’Avis de Neuchâtel oder den

   Correo de Pamplona lesen

Mitten auf dem Atlantik fühlt man sich nicht wohler als in

   einem Redaktionsbüro

Wie ein eingesperrtes Eichhörnchen drehe ich meine Runden im

   Käfig der Meridiane

Da, schau mal, ein Russe, der sympathisch wirkt

Wohin soll’s denn gehen

Auch er weiß nicht, wo er mit seinem Gepäck einmal landen wird

In Léopoldville, in der Sedjerah bei Nazareth, bei

   Mr Junod oder bei meinem alten Freund Perl

Im Kongo in Bessarabien auf Samoa

Ich kenne alle Fahrpläne

Alle Züge und ihre Anschlüsse

Ankunfts- und Abfahrtszeiten

Alle Dampfer alle Tarife und alle Gebühren

Egal wohin

Ich habe Adressen

Lebe von meiner Schreibmaschine

An Bord der Volturno reise ich von Amerika zurück,

   für 35 Francs von New York nach Rotterdam

Für Blaise Cendrars spielt Amerika anscheinend eine besondere Rolle, in den USA zog er den entspannteren Süden und Westen den bibelschweren Bergen von Neu-England vor. Hier ist ein Gedicht über den Mississippi, für das Old Kentucky die vielen Krokodile geliefert haben muss, immer noch eine gute Ergänzung der wunderbaren alten Ansichten von Raddampfern, mit einem Neger am Sicherheitsventil.

An dieser Stelle ist der Fluss fast so breit wie ein See

Zwischen zwei sumpfigen Böschungen wälzt er seine

   gelblich schlammigen Wasser

Wasserpflanzen, die übergehen in Baumwollplantagen

Da und dort tauchen Städte auf oder Dörfer, die sich

   mit ihren Fabriken in kleine Buchten verkrochen haben

Mit ihren hohen schwarzen Kaminen und langen Stegen

Mit ihren langen Stegen auf Pfählen

Die sich weit ins Wasser vorwagen

Drückende Hitze

Die Bordglocke läutet zum Lunch

Die Passagiere präsentieren sich in karierten Anzügen, mit

   buntschreienden Krawatten und glitzernden Westen

Die zu den scharfen Cocktails und ätzenden Saucen passen

Es gibt viele Krokodile

Die jungen munter und quicklebendig

Die alten lassen sich mit ihren grünbemoosten Rücken treiben

Die üppige Vegetation verweist auf die Nähe der Tropen

Riesenbambus, Palmen, Tulpen- und Lorbeerbäume, Zedern

Der Fluss ist jetzt doppelt so breit

Gespickt mit schwimmenden Inseln, von denen, sobald sich das

   Schiff ihnen nähert, ganze Schwärme von

   Wasservögeln aufstieben

Dampfschiffe, Segelschiffe, Kähne, Wasserfahrzeuge aller

   Art und riesige Floße

Gelber Dampf steigt aus den überhitzten Fluten des Stroms

Zu Hunderten tummeln sich nun die Krokodile um uns herum

Man hört das trockene Zuknallen ihres Gebisses und

   erkennt ihr grimmiges Auge

Die Passagiere machen sich einen Spaß daraus,

   mit Präzisionsgewehren auf sie zu schießen

Wenn einem erfahrenen Schützen das Kunststück gelingt,

   ein Tier zu töten oder tödlich zu verwunden

Stürzen sich seine Artgenossen auf das Opfer und reißen es

Wild in Stücke

Mit leisen Schreien, die wie das Gewimmer eines

   Neugeborenen klingen.

In Kodak (Dokumentarfilm) finden sich Gedichte über New York, Alaska, Florida, über die Jagd auf Wildenten und Auerhähne in Birkenwäldern bei Winnipeg, über eine neblige Nacht in Vancouver, über eine Dschunke in einem Pazifikhafen, die japanisches Porzellan und Schwalbennester, Bambussprossen und Ingwer geladen hat, über Sterne, die wie Zucker schmelzen am Himmel über einer Insel, an der Kapitän Cook vorbeikam, über Elefantenjagd in einem Dschungel, über den prasselnder Regen niedergeht, und am Ende eine Liste von Menüs, mit Leguan und grüner Schildkröte, Lachs und Haifischflossen, Spanferkel mit gebackenen Bananen, Flusskrebsen mit Chilipfeffer, Brotbaumfrüchten, gebratenen Austern und Guaven, datiert Auf Reisen 1887–1923. 1887 ist Cendrars’ Geburtsjahr.

Neunzehn elastische Gedichte. Paris ist, ob wir wollen oder nicht, bis heute ein Zentrum von Unruhe, hier wird unser Jahrhundert aufgebaut und eingerissen. Von hier hat sich das Esperanto einer sich als «modern» begreifenden Kunst in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet. Blaise Cendrars ist ein wandernder Pariser, dem diese und viele andere Dialekte sehr vertraut sind. Er ist so etwas wie ein Medizinmann, der die Dinge heraufbeschwört, die unsere grausamen Rachegötter sind. Turbinen, Dreifach-Expansionsdampfmaschinen, Dynamit, Hochspannungsleitungen. Navigation, Tempo, Flucht, Vernichtung. Gegen sie kommt keine Medizin an. Die Kubisten haben Fetische und Amulette erfunden, die vielen nützlich erscheinen. Hier ist das Bekenntnis eines enfant du siècle, eines wandernden Parisers:

So durchquere ich, zu Fuß, jeden Abend Paris

Vom Batignolles zum Quartier Latin, als überquerte ich

   die Anden

Unter dem Aufflammen neuer Sterne, immer größerer, die

   mich immer mehr erschrecken.

Über seinem neuen Kontinent taucht das Kreuz des Südens

   mit jedem Schritt, mit dem man sich ihm nähert, wenn

   man die Alte Welt hinter sich lässt

Umso gewaltiger auf.

Ich bin der Mann, der keine Vergangenheit mehr hat. – Nur

   mein Stumpf tut mir weh. –