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Margrave legte Doyle eine Hand auf die Schulter. »Hey, Mickey, Spider und ich haben einiges zu bereden. In der Speisekammer steht eine Flasche Bombay Sapphire. Sei so nett und mix uns ein paar Drinks. Im Kühlschrank steht Bier für dich.«

»Aye-aye, Captain«, sagte der Pilot lächelnd und salutierte.

Die beiden anderen Männer stiegen über eine eiserne Wendeltreppe in den zweiten Stock hinauf. Diese Etage, in der sich früher die Zimmer für den Leuchtturmwärter und seine Familie befunden hatten, war völlig entkernt und zu einem einzigen großen Raum umgebaut worden.

Die klinisch minimalistische Einrichtung bildete einen krassen Gegensatz zu dem altertümlichen Interieur im Parterre. Ein Laptopcomputer stand auf einem Tisch aus schwarzem Teakholz auf einer Seite des Raums. Ein Ledersofa mit verchromtem Stahlgestell und zwei Sessel auf der anderen Seite waren die einzigen Möbel. Fenster in drei Wänden boten einen atemberaubenden Blick auf die Insel mit ihren dichten Kiefernwäldern und auf das funkelnde Wasser der Bucht. Die Fenster standen offen, so dass der salzige Meergeruch hereindringen konnte.

Margrave gab Barrett durch ein Zeichen zu verstehen, er solle auf dem Sofa Platz nehmen, und ließ sich selbst in einen Sessel sinken. Wenige Minuten später erschien Doyle und servierte die Drinks. Er öffnete für sich eine Dose Budweiser und setzte sich an den Tisch.

Margrave hob das Glas zu einem Toast. »Auf dich, Spider. New York City mit seinem Lichterglanz wird nicht mehr so sein wie früher. Zu schade, dass niemand erfahren wird, was für ein Genie du bist.«

»Genie hat nichts damit zu tun. Der Elektromagnetismus bestimmt fast jeden Bereich unseres Lebens. Man braucht nur ein wenig mit den Magnetfeldern herumzuspielen, und schon löst man das größte Chaos aus.«

»Das dürfte die Untertreibung des Jahrhunderts sein«, erwiderte Margrave und brach in brüllendes Gelächter aus.

»Du hättest das Gesicht des Cops sehen sollen, als sein Name auf jeder Schrifttafel am Times Square und auf dem Broadway erschien.«

»Ich wünschte, ich hätte dabei sein können, aber es war ganz einfach von meinem Haus aus zu bewerkstelligen. Der Locator in deinem Recorder hat das Ganze ermöglicht. Die entscheidende Frage ist nur, ob unsere Demonstration uns unserem Ziel auch nur einen Deut nähergebracht hat.«

Margraves Miene schien sich kurz zu verdüstern. »Ich habe die Berichte in den Medien verfolgt«, sagte er kopfschüttelnd. »Die Sensationsmaschine läuft auf vollen Touren. Die Eliten erklären, es sei ein reiner Zufall, dass die Störungen mit dem Weltwirtschaftstreffen zusammenfielen. Sie sind zwar besorgt, aber die Narren haben unsere Warnung nicht ernst genommen.«

»Zeit für einen weiteren Schuss vor den Bug?«

Margrave stand auf und ging zum Tisch. Er kam mit dem Laptopcomputer zurück, setzte sich wieder in den Sessel und drückte auf einige Tasten. Die einzige kahle Wand im Raum erwachte zum Leben, leuchtete auf und zeigte eine riesige elektronische Karte von den Ozeanen und den Kontinenten.

Das globale Bild setzte sich aus Daten zusammen, die von Satelliten, Meeresbojen und Dutzenden von Bodenstationen rund um den Erdball aufgesammelt und zusammengetragen worden waren. Kontinente erschienen als schwarze Silhouetten im Blaugrün der Meere. Zahlen von 1 bis 4 blinkten im Atlantik, zwei oberhalb des Äquators, zwei unterhalb. Ein ähnliches Muster zeigte sich im Pazifik.

»Die Zahlen zeigen an, wo wir den Meeresboden untersucht haben. Das von mir programmierte Computermodell sagt aus, dass wir den gewünschten Effekt auslösen, wenn wir all unsere Ressourcen in diesem Bereich des Südatlantiks konzentrieren. Die Zeit für Warnungen ist verstrichen. Die Eliten sind entweder zu dumm oder zu arrogant. In beiden Fällen sollten wir den dicken Hammer herausholen.«

»Und wann soll das geschehen?«

»Sobald wir alle Vorbereitungen abgeschlossen haben und zuschlagen können. Die einzige Sprache, die die Eliten verstehen, ist die Sprache des Geldes. Wir müssen ihnen tief in ihre Brieftaschen greifen.«

Barrett nahm seine Brille ab und blickte, offensichtlich tief in Gedanken versunken, ins Leere.

»Was ist los, Spider?«

»Ich denke, wir sollten die ganze Angelegenheit abblasen«, antwortete Barrett.

Margraves Gesicht machte eine erstaunliche Veränderung durch. Die V-förmigen Augenbrauen und sein Mund zeichneten sich noch schärfer ab. Der teuflisch schelmische Ausdruck war verschwunden. An seine Stelle trat nackte Bosheit. »Dir kommen offensichtlich Bedenken.«

»Wir reden hier nicht von irgendeinem Studentenulk, Tris. Du weißt genau, mit welchen Schäden zu rechnen ist, wenn das Ganze außer Kontrolle gerät. Es könnte Millionen Todesopfer geben. Es käme in der Wirtschaft und in der Natur zu gigantischen Störungen, von denen die Welt sich jahrzehntelang nicht erholen würde.«

»Wie sollte die Sache außer Kontrolle geraten? Du sagtest, du hättest alles im Griff.«

Barrett schien in sich zusammenzusinken.

»Ich hab mir selbst etwas vorgemacht. Nach dieser Geschichte mit dem Frachtschiff bei Punkt Eins habe ich mich wieder ans Zeichenbrett gesetzt. Danach habe ich eine Mini-Version unserer Anlage im Puget Sound getestet. Die Mörderwale haben verrückt gespielt. Sie haben eine ganze Schar Kinder angegriffen. Und einen Typen hätten sie sicherlich aufgefressen, wenn ich ihn nicht rechtzeitig aus dem Wasser gefischt hätte.«

»Hat jemand den Zapper gesehen?«

»Ja, ein Mann namens Kurt Austin. Ich habe seinen Namen schon mal in der Zeitung gelesen. Er arbeitet für die NUMA und führte ein Kajakrennen an, das gewaltsam beendet wurde. Er hat das Gerät nur ganz kurz gesehen. Er hat nicht die geringste Ahnung, wofür es da ist.«

Abermals schien eine düstere Wolke Margraves Gesicht zu verdunkeln. »Hoffentlich hast du Recht. Anderenfalls müssen wir Mr. Austin nämlich eliminieren.«

Barrett riss entsetzt die Augen auf. »Das soll wohl ein Scherz sein!«

Margrave lächelte. »Natürlich habe ich nur einen Scherz gemacht, alter Junge. Ich habe die Berichte von dem Angriff der Orcas gesehen. Was willst du mir erzählen, Spider, dass Orcas Raubtiere sind?«

»Nein, ich sage, dass mein Experiment ihre sensorischen Fähigkeiten beeinflusst hat, weil ich das elektromagnetische Feld nicht steuern konnte.«

»Na und?« Margrave zuckte die Achseln. »Niemand ist zu Schaden gekommen.«

»Hast du vergessen, dass wir eins unserer eigenen Schiffe verloren haben?«

»Es war von vornherein ein Todeskommando. Die Besatzung kannte die Gefahr. Sie wurden alle fürstlich für das Risiko bezahlt.«

»Was ist mit der Southern Belle? Diese Leute haben kein Geld gekriegt, um an unserem Experiment teilzunehmen.«

»Das ist doch längst Geschichte. Es war ein Unfall, mein Freund.«

»Verdammt noch mal, das weiß ich. Aber wir waren für ihren Tod verantwortlich.«

Margrave beugte sich in seinem Sessel vor. Seine Augen glühten fanatisch.

»Du weißt, warum mir dieses Unternehmen so sehr am Herzen liegt.«

»Es geht um Schuld. Du willst für die Margraves Sühne tun, weil sie ihr Vermögen mit dem Blut von Sklaven und dem Leben Opiumsüchtiger begründet haben.«

Margrave schüttelte den Kopf.

»Meine Vorfahren waren kleine Fische verglichen mit dem, was auf uns zukommt. Wir kämpfen gegen eine Konzentration von Macht, wie die Welt sie bisher noch nicht erlebt hat. Nichts kann den multinationalen Konzernen Paroli bieten, die die Herrschaft über die Welt mithilfe der WTO, der Weltbank und der IMF an sich reißen. Diese nicht gewählten, undemokratischen Einrichtungen ignorieren die Menschenrechte und tun, was sie wollen, ganz gleich, wie es sich auf jeden von uns auswirkt. Ich möchte den Menschen die Macht über die Erde, auf der sie leben, wieder zurückgeben.«