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»Das dachte ich mir auch. Die Parallelen zu Kovacs’ Arbeit waren zu seltsam, um Zufall zu sein. Es ist, als ob Van Gogh Cézanne kopierte. Er schaffte es vielleicht, impressionistische Lichteffekte darzustellen, aber er konnte sich nicht bremsen, auch klare und kräftige Farben einzusetzen.«

»Was weißt du über Janos?«

»Nicht viel. Mit Geld kann man Anonymität kaufen. Angeblich ist er Rumäne.«

»Rumänisch war eine der sechs Sprachen, die Kovacs fließend beherrschte. Red weiter.«

»Sein Labor befand sich in Detroit, und er selbst wohnte in Grosse Point. Er musste stets sofort in Deckung gegangen sein, wenn er irgendwo eine Kamera sah, aber er konnte nicht die Tatsache verheimlichen, dass er ein großzügiger Philanthrop war. Seine Frau wurde des Öfteren in den örtlichen Gesellschaftsnachrichten erwähnt. Es gab eine Geburtsanzeige von ihrem Kind, einem Sohn, der zusammen mit seiner Frau bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.«

»Also eine Sackgasse.«

»Das dachte ich anfangs auch. Aber Janos hatte eine Enkelin. Ich gab ihren Namen ein und wurde fündig. Sie hat eine Diplomarbeit über Wollhaarmammuts geschrieben.«

»Über diese alten Elefanten? Was hat das mit Kovacs zu tun?«

»Hör mir einfach weiter zu. Sie behauptet, dass die Wollhaarmammuts von einer Naturkatastrophe ausgelöscht wurden, die eine vernichtendere Version dessen war, was wir versuchen wollen. Und jetzt kommt der interessante Teil. In ihrer Arbeit erklärt sie, dass, wenn heute etwas Derartiges geschähe, die Wissenschaft in der Lage wäre, die Katastrophe zu verhindern.«

»Das Gegenmittel?« Barrett schnaubte. »Jetzt machst du wirklich Witze.«

Margrave nahm eine Mappe vom Tisch und warf sie Barrett in den Schoß. »Ich glaube, nachdem du dies gelesen hast, wirst du deine Meinung über das Projekt ändern.«

»Was ist mit der Enkelin?«

»Sie ist Paläontologin und arbeitet für die Universität von Alaska. Gant und ich haben beschlossen, jemanden dorthin zu schicken, um mit ihr zu reden.«

»Warum legen wir bei dem Projekt nicht eine Pause ein, bis wir in Erfahrung gebracht haben, was sie weiß?«

»Ich werde warten, aber ich möchte, dass alles an seinem Platz ist, damit wir sofort loslegen können.« Margrave wandte sich an Doyle, der die Unterhaltung schweigend verfolgt hatte. »Was hältst du von all dem?«

»Verdammt, ich bin nur ein einfältiger Pilot aus dem Süden. Ich höre zu, warte ab und lasse mich überraschen.«

Margrave zwinkerte Barrett zu. »Spider und ich werden noch eine Weile beschäftigt sein.«

»Schon verstanden. Ich hole mir noch ein Bier und unternehme einen kleinen Spaziergang.«

Nachdem Doyle gegangen war, setzten die beiden Männer sich an einen Computer. Als sie dafür gesorgt hatten, dass ihr Plan so weit wie möglich gediehen war, kamen sie überein, sich später noch einmal zu treffen. Doyle ging gerade auf dem Pier auf und ab, als das Gespräch beendet wurde.

»Ich freue mich, dass du deine Meinung hinsichtlich deines Aussteigens aus dem Projekt geändert hast«, sagte Margrave abschließend zu Barrett. »Schließlich sind wir schon lange befreundet.«

»Dies hier geht über Freundschaft hinaus«, erwiderte Barrett.

Sie schüttelten sich die Hand, und wenige Minuten später raste das Flugzeug quer über die Bucht, um zu starten. Margrave schaute ihm nach, bis es nur noch ein winziger Punkt am Himmel war, dann kehrte er in den Leuchtturm zurück. Er blickte eine Zeit lang mit einem Lächeln auf seinem seltsamen Gesicht aus dem Fenster im ersten Stock. Barrett war ein Genie, aber er war unglaublich naiv, sobald es um Politik ging.

Trotz seiner Zusagen und Versicherungen hatte Margrave nicht die Absicht, das Projekt vorerst zurückzustellen. Wenn es jemals einen Zeitpunkt gegeben hatte, in dem der Zweck die Mittel heiligte, dann war es dieser.

12

»Unglaublich!« Barrett schüttelte den Kopf.

Er saß im Passagiersessel des Wasserflugzeugs und steckte die Nase in die Mappe, die Margrave ihm gegeben hatte.

Doyle drehte sich halb zu ihm um. »Ist das Material gut, das Tris dir gegeben hat?«

»Gut? Es ist fantastisch!«

Barrett hob den Kopf und löste den Blick von den Papieren, in die er vertieft gewesen war, dann sah er aus dem Fenster. Er hatte bisher kaum auf die Welt außerhalb des Cockpits geachtet und erwartete nun, dieselbe felsige Küste zu sehen, der sie auf ihrem Flug zur Leuchtturminsel gefolgt waren. Doch da draußen gab es keinen Gulf of Maine. Stattdessen erstreckten sich unter ihm Kiefernwälder, so weit sein Auge reichte.

»Hey, Mickey, hast du vielleicht auf der Insel ein Bier zu viel getrunken?«, fragte Barrett. »Wo ist das Wasser? Das ist wohl kaum der Weg, auf dem wir hergekommen sind. Wir haben uns verirrt.«

Doyle grinste, als wäre er bei einem Streich erwischt worden. »Das ist die landschaftlich schönste Route. Ich wollte dir mal zeigen, wo ich immer auf die Jagd gehe. Das verlängert den Flug nur um wenige Minuten. Es klingt ja so, als wäre es ziemlich gutes Zeug, das du durcharbeiten sollst.«

»Ja, das Material ist wirklich erstaunlich«, bestätigte Barrett. »Tris hat Recht. Das Thema ist ziemlich geheimnisvoll, und die Autorin verallgemeinert stellenweise sehr. Und es besteht ein Unterschied zwischen in der Natur vorkommenden Phänomenen und dem, was wir in Gang zu setzen versuchen. Aber sie schreibt sehr kundig und informiert über dieses sogenannte Gegenmittel. Sie klingt, als hätte sie mit Kovacs persönlich darüber gesprochen.«

»Guter Mann. Ich vermute, das heißt, dass du dem Projekt erhalten bleibst.«

»Nein.« Barrett schüttelte den Kopf. »Es gibt hier nichts, das mich dazu bringen könnte, meine Meinung zu ändern. Selbst wenn wir uns mit dieser Frau unterhalten würden, lässt sich nicht sagen, wie viel sie tatsächlich weiß oder wie viel reine Theorie ist. Dieser Wahnsinn kann nicht weitergehen. Die einzige Möglichkeit, ein Desaster zu vermeiden, ist, an die Öffentlichkeit zu gehen.«

»Was meinst du damit?«

»Ich habe einen Freund in der Wissenschaftsredaktion der Seattle Times. Den rufe ich an, sobald wir gelandet sind, und erzähle ihm die ganze Geschichte.«

»Hey, Spider, du kannst den Leuten die Einzelheiten dieser Geschichte nicht verraten«, sagte Doyle und schüttelte heftig den Kopf. »Bist du ganz sicher, dass du damit an die Öffentlichkeit gehen willst? Du könntest in größte Schwierigkeiten geraten.«

»Das Risiko muss ich eingehen.«

»Das wird Tris und dem ganzen Projekt den Todesstoß versetzen. Er ist immerhin dein Partner.«

»Darüber habe ich gründlich nachgedacht. Auf lange Sicht wird es für ihn das Beste sein.«

»Also ich weiß nicht so recht.«

»Ich aber. Am Ende wird er mir noch dafür danken, dass ich diesen verrückten Plan vereitelt habe.«

»Warum wartest du nicht? Er sagte, er würde sich zurückhalten, bis jemand mit Kovacs’ Enkelin gesprochen hat.«

»Ich arbeite schon lange mit Tris zusammen und kenne ihn. Er hat es nur gesagt, um mich zu beruhigen«, meinte Barrett lächelnd. »Die Welt muss erfahren, was wir ausbrüten, und unglücklicherweise bin ich derjenige, der alles ausplaudern wird.«

»Ach, Mist.«

»Was ist, Mickey? Du meintest doch, ich sei der Schwermütige in unserer Truppe.«

»Wie lange kennen wir uns schon, Spider?«

»Seit unserer Zeit am MIT. Du hast damals in der Cafeteria gearbeitet. Wie könnte ich das vergessen?«

»Ich hab’s nicht vergessen. Du warst der Einzige unter diesen neunmalklugen College-Kids, der mich nicht wie den letzten Dreck behandelt hat. Du warst mein Freund.«

»Du hast dich dafür bestens revanchiert. Du kanntest in Cambridge immer die Bars, wo man die besten Girls treffen konnte.«