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Selbst Gant hätte zugegeben, dass keiner seiner Partner einen Preis für seinen besonders hervorragenden Charakter errungen hätte, aber sie waren unglaublich raffinierte und skrupellose Männer, die es mit ihren multinationalen Konzernen zu unfassbarem Reichtum gebracht hatten. Und sie wurden seinen Bedürfnissen gerecht. Einstweilen.

»Ich habe Sie zu mir gebeten, damit ich Sie auf den neuesten Stand unseres Projekts bringen kann«, sagte Gant. »Alles läuft bestens.«

»Hört! Hört!«, riefen die anderen drei Männer im Chor.

»Wie Sie wissen, ist das Satellitengeschäft in den letzten dreißig Jahren rasend schnell gewachsen. Dutzende von Satelliten werden von zahlreichen Firmen betrieben, sei es für Fernsehen, Kommunikation, Militär, Wetterbeobachtung oder Telefonverkehr, und weitere Möglichkeiten zeichnen sich schon jetzt ab. Diese Satelliten sorgen für Milliardenprofite.« Er hielt inne. »Bald wird all das uns gehören.«

»Sind Sie sicher, dass nichts schiefgehen kann?«, fragte der alte Mann.

»Nichts geht schief. Der Polsprung wird eine vorübergehende Störung bewirken, aber die Satellitennetze werden elektronisch lahmgelegt sein.«

»Bis auf unsere«, sagte der hagere Mann.

Gant nickte. »Unsere durch Blei abgeschirmten Satelliten werden die einzigen sein, die noch ordnungsgemäß funktionieren. Unser Konsortium wird die weltweite Kommunikation unter Kontrolle haben. Diese Position werden wir festigen, indem wir andere Netze schlucken und weitere eigene Satelliten in Umlauf bringen.«

»Und auf diese Art und Weise weitere Milliarden verdienen«, sagte der alte Mann.

»Ja«, bestätigte Gant. »Und das Raffinierte daran ist, dass wir die anarchistischen Kräfte benutzen, um unser Ziel zu erreichen. Sie werden es sein, die bereitwillig die Verantwortung für das Auslösen des Polsprungs übernehmen. Und wenn der Zorn der Welt sich gegen sie richtet, werden Margrave und seine Leute vernichtet.«

»Alles schön und gut«, sagte der alte Mann. »Aber denken Sie daran, dass es uns nur um Geld geht.«

»Und davon wird es eine Menge geben«, sagte Gant, obgleich Geld für ihn am unwichtigsten war. Viel wichtiger war die politische Macht, über die er verfügen würde, wenn er die totale Kontrolle über die Kommunikationssysteme der Welt an sich gerissen hätte. Niemand würde irgendetwas tun können, ohne dass er darüber Bescheid wusste. Millionen von Gesprächen würden überwacht. Zugang zu sämtlichen Archiven und Datenbanken gäben ihm reichlich Hilfsmittel für politische Erpressung in die Hand. Keine Armee könnte ohne sein Wissen operieren. Seine Fernsehstationen würden die öffentliche Meinung nach Belieben steuern. Er hätte die Macht, Aufstände anzuzetteln und sie aufzulösen.

»Auf unseren englischen Freund«, sagte der Mann mit dem Bullengesicht. »Wir lautete sein verdammter Name noch mal?«

Gant sagte es ihm. Dann hob er sein Glas zu einem weiteren Toast.

34

Trout zog seine Angelschnur ein und untersuchte den leeren Haken. »Heute beißen die Fische nicht«, stellte er empört fest.

Gamay ließ das Fernglas sinken, mit dem sie Margraves Leuchtturminsel beobachtete. »Jemand, der in der Familie eines Fischers aufwuchs, sollte eigentlich wissen, dass Angelhaken viel besser funktionieren, wenn man einen Wurm draufschiebt.«

»Einen Fisch zu fangen würde dem Zweck dieser seetüchtigen Theaterproduktion völlig widersprechen, der darin besteht, ganz einfach nur den Anschein zu erwecken, als würde man angeln«, sagte Trout.

Gamay blickte auf ihre Uhr und sah dann hinauf zum rotweiß gestreiften Leuchtturm auf seinem Felsvorsprung. Er sah aus wie eine der Pfefferminzstangen, die sie als Kind immer so gerne gelutscht hatte. »Wir sind jetzt seit zwei Stunden hier. Die Leute, die uns von der Insel aus überwacht haben, müssten jetzt eigentlich von unserer Harmlosigkeit überzeugt sein. Meine kleine Bikinishow auf dem Bug vor einer Weile dürfte ihnen gezeigt haben, dass wir nichts anderes als harmlose Angler sind.«

»Und ich hätte geglaubt, sie mit meinem professionellen Outfit überzeugt zu haben.«

Gamay betrachtete die Mini-Budweiserdose auf der Krempe von Trouts zerknautschtem Hut und studierte dann das bunt bedruckte, billige Hawaiihemd, das über die roten Bermudashorts hing. »Wie sollte jemand nicht durch diese raffinierte Verkleidung getäuscht werden?«

»Ich nehme da einen unziemlichen Unterton von Sarkasmus wahr, den ich als perfekter Gentleman, der ich bin, lieber ignorieren werde«, sagte Trout. »Der eigentliche Test steht noch bevor.«

Er steckte die Angelrute zu einigen anderen in einer Halterung und versuchte dann mit übertriebenen, umständlichen Bewegungen, den Außenbordmotor zu starten. Die Tatsache, dass er ein Zündkabel gelöst hatte, hätte durchaus etwas damit zu tun haben können, dass es ihm nicht gelang, den Motor in Gang zu bringen. Erster Akt. Dann standen er und Gamay an Deck und gestikulierten wild mit den Armen, als sie einen heftigen Streit inszenierten. Zweiter Akt. Schließlich holten sie ein Paar Ruder hervor, legten sie in die Dollhaken des Bootes und begannen, in Richtung Insel zu rudern. Dritter Akt.

Das Motorboot war nicht dazu konstruiert, gerudert zu werden, und sie kamen nur langsam voran, aber schließlich befanden sie sich in dreißig Metern Entfernung von einem langen Pier, an dem ein großes Powerboot und ein noch größeres Segelboot vertäut waren. Der Pier war mit BETRETEN-VERBOTEN-Schildern gespickt. Entsprechenden Nachdruck verlieh der Warnung ein Wachmann in Tarnkleidung, der gemütlich zum Ende des Piers schlenderte.

Er schnippte die Zigarette, die er rauchte, ins Wasser und versuchte, die Trouts mit einigen Gesten zu vertreiben. Als das Boot beharrlich näher kam, legte er die Hände als Schalltrichter an den Mund und rief: »Privatgelände! Sie dürfen hier nicht anlegen!«

Trout stand im Bootsheck und rief zurück: »Wir haben keinen Sprit mehr!«

»Wir können Ihnen nicht helfen. Das hier ist Privatgelände!« Er deutete auf die BETRETEN-VERBOTEN-Schilder.

Gamay sagte: »Lass mich mal versuchen, Mr. Budweiser.«

»Wahrscheinlich trinkt er lieber Miller«, sagte Trout. Er trat zur Seite, um Gamay Platz zu machen. »Bitte bring jetzt nicht die Dämlicher-Ehemann-Nummer. Dann kriege ich nämlich einen Minderwertigkeitskomplex.«

»Okay, dann eben die Unglückliche-Ehefrau-Nummer.«

Gamay breitete die Arme aus, als würde sie den Wächter anbeten. »Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Unser Funkgerät funktioniert nicht.« Sie deutete auf die Zapfsäule auf dem Pier. »Wir bezahlen auch für das Benzin.«

Der Wächter betrachtete lüstern Gamays schlanken Körper, dann grinste er und winkte den Trouts, dass sie zum Pier kommen könnten.

Sie ruderten hektisch zum Pier, und als sie ankamen, konnten sie erkennen, dass der Wächter auf der einen Seite ein Pistolenhalfter an seinem Gürtel befestigt hatte und an der anderen Seite ein Sprechfunkgerät. Trout reichte dem Wächter, dessen Miene alles andere als freundlich war, einen leeren Benzinkanister. Er füllte ihn an der Zapfsäule, während die Trouts im Boot warteten. Als er ihn zurückbrachte, bedankte Gamay sich bei ihm und wollte wissen, was sie ihm schulde. Der Wächter grinste verschlagen und meinte: »Nichts.«

Sie reichte ihm einen dicken Umschlag. »Dann geben Sie das bitte Mr. Margrave als kleines Dankeschön für das Benzin.«

Der Wächter betrachtete den Umschlag und sagte: »Warten Sie.« Er ging ein Stück, bis er außer Hörweite war, und sprach in sein Funkgerät. Dann kam er zurück und sagte: »Kommen Sie mit.«

Er führte sie eine steile Holztreppe zum Fuß des Felsvorsprungs hinauf. Dann holte er eine kleine Fernbedienung aus der Tasche, drückte auf einen Knopf, und ein Teil der Felswand glitt zur Seite und gab den Blick auf einen Fahrstuhl frei. Er forderte sie auf einzusteigen und folgte ihnen in die Kabine. Mit einer Hand auf dem Pistolenhalfter beobachtete er sie während der mehrere Sekunden dauernden Fahrt. Die Fahrstuhltüren öffneten sich zu einem runden Raum. Ein kurzer Blick verriet den Trouts, dass sie sich im Leuchtturm befanden.