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»Es sind keine Köter.Es sind reinrassige Fuchshunde. Ich habe viel Geld dafür gezahlt, sie von England hierher bringen zu lassen.«

Der Fremde nickte und ergriff seine Zügel.

»Warten Sie«, sagte Gant. »Wer sind Sie?«

»Kurt Austin. Ich gehöre zur National Underwater and Marine Agency.«

Gant fiel vor Überraschung beinahe vom Pferd. Er erholte sich schnell und zauberte ein verlogenes Lächeln auf seine Lippen.

»Wenn ich an die NUMA denke, fallen mir höchstens Seepferdchen ein und keine Araber, Mr. Austin.«

»Es gibt vieles, was Sie von uns nicht wissen, Mr. Gant.«

Gant schaffte es nicht, den Ausdruck der Verärgerung zu unterdrücken, der für einen kurzen Moment über seine Miene huschte. »Sie kennen meinen Namen?«

»Natürlich. Ich bin hergekommen, um mit Ihnen zu reden.«

Gant lachte. »Es war nicht nötig, dieses Grundstück widerrechtlich zu betreten, um mich zu sprechen. Sie hätten nur in meinem Büro anrufen und um einen Termin bitten müssen.«

»Danke. Das werde ich tun. Und wenn Ihre Sekretärin fragt, weshalb ich Sie sprechen will, dann werde ich antworten, dass ich mich gerne mit Ihnen über Ihre Pläne unterhalten würde, einen Polsprung auszulösen.«

Eins musste Austin Gant lassen. Der Mann hielt sich unglaublich gut unter Kontrolle. Ein leichtes Zusammenkneifen der Lippen war die einzige Reaktion auf Austins mittlere Bombe.

»Ich fürchte, ich würde Ihnen dann erklären müssen, dass ich nicht weiß, wovon Sie reden.«

»Vielleicht frischt der Name Southern BelleIhre Erinnerung ein wenig auf.«

Gant schüttelte den Kopf. »Sicherlich ein Mississippidampfer, nehme ich an.«

»Die Bellewar ein riesiges Frachtschiff. Sie wurde während ihrer Reise nach Europa von zwei gigantischen Wellen versenkt.«

»Ich bin Direktor einer Stiftung, die gegen den globalen Einfluss multinationaler Konzerne kämpft. Mehr habe ich mit dem transozeanischen Handelsbetrieb nicht zu tun.«

»Dann tut es mir leid, Ihre Zeit vergeudet zu haben«, sagte Austin. »Vielleicht sollte ich mich lieber mit Tris Margrave über dieses Thema unterhalten.«

Er entfernte sich im Trab.

»Warten Sie.« Gant trieb sein Pferd an und holte den ungebetenen Besucher ein. »Wo wollen Sie hin?«

Der Araber hielt an, und Austin drehte sich im Sattel um.

»Ich dachte, Sie wollten, dass ich Ihr Land verlasse.«

»Ich bin doch ziemlich unhöflich. Ich würde Sie gerne auf einen Drink in mein Haus einladen.«

Austin ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. »Es ist ein wenig früh für einen Drink, aber mit einem Glas Wasser wäre ich durchaus einverstanden.«

»Wunderbar«, sagte Gant. »Folgen Sie mir.«

Er führte Austin von dem Hügel herunter, und sie ritten durch die Wiesen, auf denen Pferde grasten, bis sie zu einem mit Bäumen gesäumten Fahrweg gelangten, der zu Gants Haus führte. Austin hatte zwar mit einer Villa gerechnet, aber auf die im Tudorstil gehaltene architektonische Monstrosität, die die wunderschöne Landschaft Virginias verschandelte, war er absolut nicht vorbereitet.

»Eine beeindruckende Hütte«, sagte er. »Die Stiftung bezahlt Sie offensichtlich fürstlich, Mr. Gant.«

»Ich war ein international erfolgreicher Geschäftsmann, ehe ich meinen Irrweg erkannt und das Global Interest Network gegründet habe.«

»Es ist immer nett, wenn man ein Hobby hat.«

Gant reagierte mit einem Zahnpastalächeln. »Es ist kein Hobby, Mr. Austin. Ich nehme meine Arbeit sehr ernst.«

Sie saßen ab und reichten die Zügel dem Pferdeknecht, der die Pferde zu einem Platz brachte, an dem mehrere Pferdewagen abgestellt waren.

Gant beobachtete, wie Austin seiner Stute nachschaute.

»Sie werden Ihr Tier gut versorgen. Übrigens ein sehr schönes Pferd.«

»Danke. Ich habe die Stute für ein paar Stunden geliehen, um hierherzukommen.«

»Darüber habe ich schon nachgedacht«, sagte Gant. »Wie sind Sie durch meine Sicherheitszäune gekommen? Ich habe überall Kameras und Alarmanlagen installiert.«

»Wahrscheinlich hatte ich nur Glück«, erwiderte Austin mit unbewegtem Gesicht.

Gant vermutete, dass Austin sicherlich seinem Glück gelegentlich nachhalf, doch er verfolgte das Thema nicht weiter. Er würde später mit Doyle darüber sprechen. Sein Sicherheitschef kam auf sie zu. Er betrachtete Austin prüfend, da er der Einzige war, der keine Jagdkleidung trug. »Gibt es ein Problem, Mr. Gant?«

»Ganz und gar nicht. Dies ist Kurt Austin. Er ist mein Gast, Merk dir sein Gesicht, damit du ihn das nächste Mal, wenn du ihn wiedersiehst, gleich erkennst.«

Doyle lächelte, aber die Augen, mit denen er Austins Gesicht studierte, waren so kalt wie die einer Viper.

Gant geleitete Austin in einen geräumigen Innenhof, wo sich eine Gruppe von rotbejackten Gästen versammelt hatte. Die kühnen Jäger tranken Champagner aus schlanken Gläsern und lachten, während sie in ihren angeregten Gesprächen die morgendliche Jagd noch einmal Revue passieren ließen. Es war eine reine Männergesellschaft und außerdem hochkarätig besetzt. Austin verbrachte nicht viel Zeit in Washington, aber er erkannte die Gesichter einiger Politiker, Regierungsvertreter und Lobbyisten. Gant war offensichtlich eine große Nummer in den Wirtschaftskreisen der amerikanischen Hauptstadt.

Er führte ihn weiter über einen Kiesweg zu einem Tisch aus poliertem Marmor, der abseits in der Ecke eines englischen Gartens stand. Er befahl einem Hausangestellten, eine Karaffe mit Eiswasser zu bringen, und forderte Austin auf, Platz zu nehmen.

Austin setzte sich, legte seine Mütze auf den Tisch und schaute sich um. »Ich hatte keine Ahnung, dass in Virginia noch private Fuchsjagdgesellschaften existieren.«

»Es gibt keine Jagdclubs, zumindest nicht offiziell. Wir sind lediglich eine Gruppe alter Freunde, die versuchen, einen uralten englischen Brauch am Leben zu erhalten.«

»Das ist sehr lobenswert. Ich war schon immer traurig darüber, dass die alte englische Sitte des öffentlichen Ausweidens und Vierteilens bei lebendigem Leib ebenfalls über Bord gegangen ist.«

Gant lachte verhalten. »Wir sind beide sehr beschäftigte Männer, daher lassen Sie uns keine Zeit mit historischen Betrachtungen vergeuden. Was kann ich für Sie tun?«

»Ihre Pläne für eine Polverschiebung zu den Akten legen.«

»Ich komme Ihnen entgegen und will mal so tun, als wüsste ich, wovon Sie reden, Mr. Austin. Warum sollte ich diese sogenannte Verschiebung unterlassen?«

»Weil, wenn Sie es nicht tun, Sie die ganze Welt in große Gefahr bringen könnten.«

»Wie das?«

»Ich habe keine Ahnung, welches Interesse Sie daran haben könnten, die magnetischen Pole zu tauschen. Vielleicht finden Sie es zunehmend langweilig, unschuldige Tiere abzuschlachten. Aber was Sie offenbar nicht wissen, ist, dass eine magnetische Verschiebung gleichzeitig eine geologische Bewegung der Erdkruste bewirkt. Und deren Folgen sind katastrophal.«

Gant starrte Austin einen Moment lang an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus, bis seine Augen tränten.

»Das ist ja die tollste Science-Fiction, die ich je gehört habe, Mr. Austin. Ist das der Weltuntergang?«

»So etwas Ähnliches«, sagte Austin mit einer Stimme, die an seiner Ernsthaftigkeit keinen Zweifel ließ. »Die ozeanischen Störungen, die den Untergang der Southern Belleund eines Ihrer Transmitterschiffe zur Folge hatten, sind nur harmlose Vorboten der Vernichtung, mit der wir rechnen müssen. Ich hatte gehofft, Sie würden sich überzeugen lassen und Ihre Pläne auf Eis legen.«

Gants freundlicher Gesichtsausdruck verschwand und machte einem sardonischen Lächeln und einer spöttisch hochgezogenen Augenbraue Platz. Austin direkt in die Augen blickend, meinte er: »Ich sehe Folgendes, Mr. Austin, nämlich jemanden, der sich eine wilde Geschichte aus den Fingern gesogen hat, deren Sinn mir völlig entgeht.«