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»Demnach beeinflussen meine Warnungen Ihre Pläne kein bisschen.« Austins Frage klang eher wie eine Feststellung.

Der Hausdiener erschien mit einer Karaffe und zwei Gläsern.

»Eins würde ich gerne wissen, Mr. Austin, nämlich wie Sie darauf kommen, dass ich an einem derart bizarren Vorhaben beteiligt sein könnte?«

»Ich habe das aus Spiders Mund erfahren.«

»Wie bitte?«

»Ich rede von Spider Barrett, dem Mann, der die Technik für den Polsprung entwickelt hat.«

»Dieser Barrett hat Ihnen Geschichten erzählt, die mindestens genauso seltsam sind wie sein Name.«

»Das glaube ich nicht. Er und sein Partner, Margrave, sind Genies, die über das Geld und das Wissen verfügen, es zu beweisen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie Sie in dieses Bild hineinpassen.«

»Einer Tatsache können Sie sich zumindest sicher sein, Austin. Dass Sie herkamen, war ein großer Fehler.«

»Das dachte ich mir auch schon.« Austin nahm seine Mütze und legte sie auf seinen Schoß. »Sie haben offensichtlich an dem, was ich zu sagen habe, kein Interesse. Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Vielen Dank für das Wasser.«

Er stand auf und setzte sich die Mütze auf den Kopf. Gant erhob sich ebenfalls. »Ich lasse Ihnen Ihr Pferd holen.«

Angeheizt durch größere Mengen Alkohol wurde die Unterhaltung im Patio ständig lauter. Gant winkte einem Pferdeknecht und befahl ihm, Austins Araber zu holen. Wenig später schwang Austin sich in den Sattel. Doyle sah, wie er Anstalten machte aufzubrechen, und kam herüber. Er ergriff einen der Zügel, als wollte er ihm helfen.

»Ich finde schon selbst hinaus, Mr. Gant. Danke für Ihre Gastfreundschaft.«

»Sie müssen mal wieder herkommen, wenn Sie mehr Zeit zur Verfügung haben.«

»Das tue ich ganz bestimmt.«

Er trieb das Pferd mit dem Knie an, und es schob Doyle aus dem Weg. Doyle war ein typischer Stadtbewohner, und die einzigen Pferde, mit denen er in Berührung gekommen war, ehe er für Gant zu arbeiten begann, waren die Tiere der berittenen Polizei von Boston gewesen. Er ließ die Zügel los und wich zurück, um nicht von einem Pferdehuf getroffen zu werden. Austin bemerkte die Angst in Doyles Augen und grinste. Er schlug mit den Zügeln leicht auf den Hals des Tieres und entfernte sich im Galopp vom Haus.

Doyle schaute Austin nach. Sein Gesicht war hart wie Granit. »Soll ich mich um ihn kümmern?«

»Nicht hier. Und nicht jetzt. Jemand soll ihm folgen. Ich möchte nur zu gerne wissen, wie er überhaupt auf das Grundstück gelangt ist.«

»Ich kümmere mich darum.«

»Wenn du damit fertig bist, habe ich noch einen anderen Job für dich. Ich erwarte dich in einer Viertelstunde im Garten.«

Während Gant sich entfernte, um mit seinen Gästen zu plaudern, angelte Doyle ein tragbares Sprechfunkgerät aus der Tasche und übermittelte zwei Wächtern, die in einem Jeep an der Hauptstraße zum Haus saßen, einen barschen Befehl. Der Fahrer hatte kaum bestätigt, den Befehl verstanden zu haben, als eine Araberstute mit einem geduckten Reiter im Sattel an ihm vorbeigaloppierte. Der Fahrer ließ den Motor des Jeeps an, legte den ersten Gang ein und gab Gas.

Der Wagen war mit fast hundert Sachen unterwegs, als er an einer kleinen Gruppe Ulmen vorbeiraste, hinter der Austin sich versteckte. Er schaute dem Jeep nach, konsultierte ein tragbares GPS-Gerät und ritt dann über die Wiesen und Felder bis zu dem Wald, der die Grenze des Besitzes markierte. Ein Pferd mit Reiter tauchte zwischen den Bäumen auf und kam auf Austin zu.

»Ein schöner Tag für einen gemütlichen Ausritt, alter Junge«, sagte Zavala in einem lahmen Versuch, einen hochgestochenen englischen Akzent zu imitieren.

»Tallyho, gib ihm Saures, hoch die Tassen und lang lebe die Queen«, sagte Austin, ebenfalls einen Vertreter des englischen Landadels mimend.

Sie ließen sich Zeit, gestatteten ihren Pferden, in einen gemütlichen Trab zu fallen, und kamen schließlich auf der anderen Seite aus dem Wald heraus, wo die Bäume für eine Straße gefällt worden waren, die von den Sicherheitsleuten bei ihren Patrouillen benutzt wurde. Es gab keinen Zaun, sondern nur eine Reihe nach außen gerichteter Schilder mit der Aufschrift BETRETEN DES GRUNDSTÜCKS VERBOTEN. Jedes der Schilder war mit einer Kamera samt Bewegungsmelder versehen.

Zavala holte ein kleines schwarzes Kästchen aus der Tasche und drückte auf einen Knopf. Als ein grünes Licht aufleuchtete, ritten sie zwischen zwei Schildern über offenes Gelände und auf eine öffentliche Straße. Ein großer Pick-up-Truck mit einem Pferdeanhänger stand am Straßenrand.

Spider Barrett stieg aus dem Führerhaus des Lastwagens, als die beiden Männer den Wagen erreichten. Nachdem die Pferde in den Anhänger geführt worden waren und die Tür verriegelt war, reichte Zavala Barrett die schwarze Box. »Sie hat einwandfrei funktioniert«, sagte er.

»Es ist ein ziemlich simples Prinzip«, erklärte Barrett. »Dieses Gerät unterbricht die Übermittlung nicht, was sie sofort merken würden. Sie verzögert sie lediglich um zwei Stunden. Dann erhalten sie ein Zeitrafferbild von Ihnen beiden, aber natürlich viel zu spät, und sie werden dafür keine Erklärung finden. Aber ich will Ihnen noch etwas viel Aufregenderes zeigen.«

Er öffnete die Tür des Lastwagens und holte einen kleinen Fernseher heraus. Er war in den Zigarettenanzünder eingestöpselt. Er schaltete den Fernseher ein, und Gants Bild erschien auf dem kleinen Bildschirm und sagte: »Dies hier ist Privatgrund«, gefolgt von Austins lakonischem »Was Sie nicht sagen.«

»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Klugscheißer bist?«, fragte Zavala.

»Das höre ich ständig.«

Barrett ließ den Film vorlaufen bis zu einem Bild von Doyle. »Das ist der Hurensohn, der mich töten wollte«, sagte er.

Austin nahm die Baseballmütze ab und untersuchte die winzige Kamera, die in dem Harley-Davidson-Logo versteckt war. »Mr. Doyle wäre sicherlich sehr überrascht gewesen, wenn er gewusst hätte, dass Ihre glänzenden Augen ihn aus dem Grab anschauen.«

Barrett lachte. »Welchen Eindruck hatten Sie von Gant?«

»Brillant. Arrogant. Ein Psychopath. Ich habe ihn nach der Fuchsjagd beobachtet. Er betrachtete das Schlachtfeld, als ob es ein Altar wäre.«

»Gant hat mir schon immer Angst eingejagt. Ich konnte mir nie erklären, weshalb Tris sich mit ihm zusammengetan hat.«

»Wenn man etwas Böses im Schilde führt, findet man oft die seltsamsten Bettgefährten, nehme ich an. Ich hatte nicht erwartet, dass er mir meine Bitte, sich alles noch einmal zu überlegen, erfüllen würde, aber ich bekam dadurch eine Gelegenheit, ihn einzuschätzen und eine Wanze unter dem Gartentisch anzubringen, ehe ich mich aus dem Staub machte.«

»Sie funktioniert einwandfrei, hat allerdings bisher noch nichts von Bedeutung aufgenommen.«

»Meinen Sie, die Trouts haben bei Margrave mehr Glück?«, fragte Austin.

»Ich hoffe es, aber ich bin nicht besonders optimistisch.«

Austin dachte an sein Treffen mit Gant. »Ich auch nicht«, stimmte er zu.

»Ich trinke auf Arthur C. Clarke«, sagte Gant und hob sein Glas.

Er saß mit drei Fuchsjägern, die ihre roten Jacken trugen, in seinem Arbeitszimmer. Einer von ihnen, ein korpulenter Mann mit einem Gesicht wie ein Bulle, fragte: »Wer ist Clarke?«

Gants öliges Lächeln verschleierte seine Verachtung. »Er ist ein englischer Science-Fiction-Autor, der schon 1945 vorschlug, drei bemannte Satelliten in Vierundzwanzigstundenorbits über den großen Landmassen kreisen zu lassen, um Fernsehsignale zu übermitteln. Seine Vision war es, die uns heute hier zusammenführt.«

»Darauf trinke ich«, sagte der korpulente Mann mit einem englischen Akzent.

Er hob sein Glas, und Gant und die beiden anderen Männer im Arbeitszimmer folgten seinem Beispiel. Ein Mann war so hager, wie der Mann mit dem Bullengesicht dick war. Der vierte Mann im Raum war über achtzig. Er hatte versucht, die unvermeidbaren Spuren des Alterns und seines dekadenten Lebensstils durch plastische Chirurgie, Chemie und Transplantate zu beseitigen. Die Folge war ein hässliches Gesicht, das an die Leiche eines jungen Mannes erinnerte.