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»Richtig. Wir haben dieses Problem gelöst, indem wir den einzelnen Transmitter einsetzen, den Sie hier sehen, und mit einem deutlich höheren Energielevel arbeiten. Es bedeutete außerdem, dass wir kein neues Schiff bauen mussten, um das zu ersetzen, das im Zuge der anfänglichen Experimente zerstört wurde. Wir haben lediglich die Dynamos von den anderen drei Schiffen umgeladen und einen vierten hinzugefügt.«

»Sind Sie mit den Leuten, die ich Ihnen zur Verfügung gestellt habe, zufrieden?«

»Sie sehen zwar aus wie eine Bande von Halsabschneidern, aber sie können sich auf einem Schiff bewegen und wissen genau, was sie dort zu tun haben.«

»Das sollten sie auch. Sie haben schon genügend solcher Ein­sätze hinter sich. Ich habe meine alten Geschäftsverbindungen wiederbelebt, um sie zusammenzutrommeln. Sie sind ausnahmslos ehemalige Piraten, die für einen Schutzservice für Ozeanreisen unserer Sicherheitsfirma arbeiten.«

Die beiden Männer verließen den Transmitterraum und spazierten über den sorgfältig gebohnerten Holzboden des Promenadendecks zum Beobachtungsdeck unterhalb der Kommandobrücke. Fenster, die die gediegen möblierte Plattform umschlossen, boten einen ungehinderten Blick auf den schnittig geformten Bug, der zügig durch den Ozean glitt.

»Von hier aus beobachten die Passagiere normalerweise die Meeresfauna«, erklärte Margrave. »Wir werden die Polumkehr mit unseren elektronischen Augen verfolgen.«

Er drückte auf einen Schaltknopf in der Wand, und ein Bildschirm senkte sich von oben herab und zeigte ein Diagramm der östlichen und der westlichen Erdhalbkugel. »Ich habe schon immer ein Faible für Amateurfilme gehabt«, sagte Gant.

»Diese hier werden Ihnen ganz besonders gefallen«, erwiderte Margrave mit einem verhaltenen Lachen. »Wir beobachten die gesamte Region mit unseren mit Blei abgeschirmten Satelliten. Wir werden die Riesenwellen und die Strudel verfolgen können, die sich am Rand unseres Zielgebiets bilden. Es dürfte ein ziemlich beeindruckendes Schauspiel sein.«

»Ich hoffe, nicht zubeeindruckend.«

»Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie diesen lächerlichen Warnungen Austins und seiner Freunde Glauben schenken.«

»Ich bin Politiker und kein Wissenschaftler. Aber ich weiß, dass Austin versucht hat, dieses Projekt mit einer Einschüchterungstaktik zu torpedieren.« Gant lächelte. »Vielleicht würde ich genauso handeln, wenn ich an seiner Stelle wäre und hilflos mit ansehen müsste, wie etwas abläuft, das ich nicht aufhalten kann.«

»Wir haben die Kovacs-Theoreme nicht so einfach unbesehen übernommen. Wir haben Dutzende Male Computermodelle erstellt und überprüft. Die Wellen und Wirbel, die am Rand des Zielgebiets entstehen, entfernen sich von ihm weg. Wir gehen davon aus, dass in der Gegend nicht allzu viel Schiffsverkehr herrschen wird, aber bei großen Unternehmen sind Kollateralschäden nicht immer zu vermeiden.«

»Werden unsere Kompasse sich sofort verändern?«

»Davon gehen wir aus. Unsere Navigationsgeräte werden rekalibriert, kurz bevor wir den Polsprung in Gang setzen, und sich unserer abgeschirmten Satelliten bedienen.« Ein satanisches Grinsen spielte um Margraves Lippen. »Unser Schiff wird auf der ganzen Welt das einzige sein, das einwandfrei navigieren kann. Da draußen wird ein beträchtliches Durcheinander herrschen.«

»Erzählen Sie mir mehr über das Zielgebiet«, sagte Gant.

»Dies können Sie dort oben auf dem Schirm erkennen. Es ist unsere Freundin, die Südatlantische Anomalie. Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, ist sie im Grund eine Art Loch in der Magnetosphäre, wo ihre abschirmende Wirkung besonders gering ist.« Er deutete auf eine Stelle, wo sich Längen- und Breitengrade kreuzten. »Etwa fünfhundertfünfzig Kilometer vor der Küste Brasiliens befindet sich der Bereich der schwächsten Polarität, wo ein natürlicher Polsprung stattfinden würde.«

»Der neue Nordpol«, sagte Gant.

Margrave lachte. »Ich kann es kaum erwarten, die Gesichter der führenden Eliten dieser Welt zu sehen, wenn sie feststellen müssen, dass die Warnungen Lucifers kein leeres Gerede waren.«

Gant quittierte diese Feststellung mit einem zufriedenen Grinsen. Er konnte es kaum erwarten, Margraves Gesicht zu sehen, wenn er erfuhr, dass die ganze Arbeit und das Vermögen, die er in das Polsprung-Projekt investiert hatte, genau den Eliten nützte, die er verabscheute.

38

Barrett saß unter den dunklen Balken des altehrwürdigen Schankraums des Landgasthofs von Leesburg an einem Tisch in einer ruhigen Nische. Er beschrieb wie wild eine Serviette und hatte den Kopf tief über seine Arbeit gesenkt. Der Tisch selbst war längst mit Dutzenden zerknüllter Servietten bedeckt. Neben seinem rechten Ellenbogen stand außerdem ein unberührter Krug Bier. Er ignorierte die Blicke der anderen Gäste, mit denen sie die Spinne betrachteten, die seinen kahlen Schädel zierte.

Austin und Karla setzten sich zu ihm an den Tisch. Als er spürte, dass er Gesellschaft bekommen hatte, blickte Barrett mit einem geistesabwesenden Blick auf. Er grinste, als er ihre Gesichter erkannte.

»Sie ahnen gar nicht, wie froh ich bin, Sie zu sehen. Ich könnte jeden Moment explodieren.«

»Bitte tun Sie das noch nicht«, sagte Austin. Er fragte Karla, was sie trinken wolle, und bestellte zwei »Black and Tans«, eine Mischung aus Guinness und Lagerbier.

Ihre Fahrt im offenen Wagen durch die Landschaft Virginias hatte sie durstig gemacht. Als das Bier gebracht wurde, leerte Austin sein Glas gleich zur Hälfte, während Karla genussvoll ihre Nase in den Schaum tauchte.

Ehe er zu seinem Treffen mit Barrett aufgebrochen war, hatte Austin Pitt über den Stand der Polsprung-Affäre ins Bild gesetzt. Pitt hatte versprochen, Sandecker anzurufen, der am nächsten Tag von einer Auslandsreise zurückkehren würde, und eine Konferenz mit dem Präsidenten vorzubereiten, sobald dieser von einer Inspektionsreise in den Mittleren Westen zurückkäme, in deren Verlauf er sich über durch Tornados hervorgerufene Schäden in dieser Region hatte informieren wollen. In der Zwischenzeit solle Austin sich mit Vertretern des Pentagon zusammensetzen. Als zusätzliches Bonbon gab er Austin freie Hand, was den Einsatz der umfangreichen technischen Möglichkeiten der NUMA betraf.

»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte Austin und wischte sich den Mund ab, nachdem er das kalte Gebräu hatte durch seine Kehle rinnen lassen. »Wir sind so schnell gekommen, wie es ging. Als Sie anriefen, war ziemlich viel Lärm im Hintergrund, daher weiß ich nicht, ob ich Sie richtig verstanden habe«, sagte Austin. »Ich glaube, Sie erzählten irgendetwas von einem Kinderreim, aber den Rest habe ich nicht mitgekriegt.«

»Nachdem Sie nach Manassas gestartet sind, habe ich ein wenig mit Karlas Gute-Nacht-Gedicht herumgespielt. Der Titel ›Drunter-drüber‹ und einige Textzeilen entsprechen dem, was wir vom Polsprung wissen. Und das schien kein Zufall zu sein.«

»Ich habe immer wieder feststellen müssen, dass nur wenig auf Zufall beruht«, sagte Austin. »Ein Zufall ist jedoch, dass ich noch immer Durst habe und ein unberührtes Bier auf dem Tisch steht.«

»Ich bin viel zu aufgedreht, um zu trinken.« Barrett schob das Bier über den Tisch zu Austin hinüber, der erst Karla davon trinken ließ und dann selbst einen kräftigen Schluck nahm.

»Wir haben gerade über Zufälle gesprochen«, kam Austin aufs eigentliche Thema zurück.

Barrett nickte. »Kovacs war ein Hobbykryptograph. Ich fing mit der Annahme an, dass das Gedicht ein chiffrierter Text ist. Ich ging von der Vermutung aus, dass die Reimpaare im Grunde bedeutungslos waren — Buchstaben oder Worte, die in die Chiffrierung eingefügt wurden, um den Entschlüssler zu verwirren — daher überging ich sie und konzentrierte mich auf den eigentlichen Text. Eine Chiffrierung unterscheidet sich von einem Code, zu dessen Übersetzung meistens ein Codebuch notwendig ist. Um eine Chiffrierung zu knacken, braucht man einen Schlüssel, der in der Nachricht selbst versteckt ist. Und eine Zeile sprang mir regelrecht entgegen.«