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»Nur zwei?«

»Zweitausend, doch das sind die wichtigsten. Zum einen braucht mein fahrender Hof einen königlichen Seneschall, einen fähigen und erfahrenen Offizier. Vorzugsweise jemanden, der sich in der Gegend auskennt, um meine Reiseroute zu planen und meine persönliche Sicherheit zu gewährleisten.«

Ermutigend hob er die Brauen.

»Zum anderen wird Marschall dy Palliar einen erfahrenen Kundschafter benötigen, um ihn bei seinem Vorgehen in dieser Region zu beraten. Einen Offizier, der Jokona und die Jokoner besser als jeder andere kennt, der sowohl höfisches wie auch Gossenroknari sprechen und schreiben kann, und der möglichst kofferweise Karten, Skizzen und Grundrisspläne besitzt. Ich fürchte stark, dass diese beiden Posten einander ausschließen.«

Nachdenklich legte er einen Finger auf die Lippen. »Ich könnte anmerken, dass verschiedene militärische Befehlshaber unabhängig voneinander auf den Gedanken kamen, dass jede Armee, die im Augenblick nordwärts marschieren möchte, sehr glücklich sein könnte, wenn sie ein Mittel gegen Dämonen hätte. Für den Fall, dass der Feldzug noch mit weiteren feindlichen Zauberern konfrontiert wird. Den Schutz einer solchen zauberkräftigen Heiligen würde man sich durchaus etwas kosten lassen. Also könnte es sein, dass der Seneschall der Heiligen und der Kundschafter des Marschalls letztendlich gar nicht einmal so weit auseinander arbeiten werden.«

Ista runzelte die Stirn. »Ach? Möglicherweise … Aber es muss deutlich gemacht werden, dass die Heilige nicht Chalion dient, nicht einmal der Kirche, sondern einzig und allein dem Gott. Sie muss gehen, wohin der Gott sie führt. Für eine Weile mag sie ihr Lager neben dem des Marschalls aufschlagen, doch sie wird nicht in sein Lager einziehen. Nun gut, dy Cazaril dürfte das verstehen. Und er wird es auch dy Palliar einhämmern können. Wenn nicht er, wer dann?«

Nachdenklich blickte er auf die Straße im Tal. »Eine Woche, bis sie ankommen, meint Ihr?«

»Höchstens zehn Tage.«

»Hm.« Seine langen Finger klimperten mit den Schlüsseln am Gürtel. »In der Zwischenzeit … Eigentlich bin ich gekommen, um Euch einzuladen, wieder Räumlichkeiten in Burg Porifors zu beziehen, jetzt, wo wir ein wenig Ordnung geschaffen haben. Wenn Ihr es wünscht. Ein Wetterwechsel steht an, dem Wind nach zu urteilen. Morgen Nacht könnten wir Regen bekommen.«

»Ich hoffe, Ihr wollt mir nicht Umerues frühere Gemächer anbieten.«

»Nein, dort haben wir Fürst Sordso und seine Aufpasser untergebracht.«

»Auch nicht Cattilaras.«

»Dy Caribastos und sein Gefolge haben diese ganze Galerie in Beschlag genommen.« Er räusperte sich. »Ich dachte an die Gemächer, die ihr zuletzt bewohnt habt. Gegenüber den meinen. Allerdings … Ich fürchte, Ihr werdet dort nicht genug Platz haben, um all Eure Damen unterzubringen.«

Ista unterdrückte ein Grinsen. »Vielen Dank, Lord Illvin. Es wäre mir ein Vergnügen.«

Seine dunklen Augen funkelten. Seine Technik beim Handkuss verbesserte sich merklich mit zunehmender Übung.

Ista ließ ihre wieder herbeigeschaffte Garderobe aus Valenda in ihre neuen Gemächer bringen. Selbst abzüglich sämtlicher Kostüme in Witwengrün, die sie in den Zelten ihres Bruders zurückließ, blieb genug, dass sie von nun an nicht mehr auf geliehene Kleidung angewiesen sein würde. Ein wenig später geleitete dy Baocia sie von seinem Lager zur Burg. Foix schloss sich an und wandelte sich mühelos vom Wachposten zum Höfling.

Dy Baocias Wandlung verlief weniger glatt, doch alles in allem kam er bemerkenswert gut mit der neuen Ista zurecht. Er vermied es, über die beunruhigenden Aspekte des Herunterschluckens der Dämonen zu reden, und erwähnte selten ihren Gott. Doch er nahm Anteil an den praktischen Bedürfnissen ihrer neuen Berufung, mit erfreulicher Aufmerksamkeit für die Einzelheiten.

»Wir müssen noch den Umfang deiner Leibwache festlegen«, merkte er an, als sie Porifors’ Tore durchschritten. »Zu viele wären eine große Belastung für deine Kasse, doch zu wenige könnten sich als falsche Sparsamkeit erweisen.«

»Sehr richtig. Ich nehme an, dass meine Bedürfnisse sich mit dem Aufenthaltsort ändern. Setz es auf die Liste der Dinge, die ich noch mit meinem Seneschall besprechen muss. Er wird am besten wissen, wie viele Männer welche Region erfordert.«

»Wird dein Seneschall dir auch als Rittmeister dienen, wie seinem verstorbenen Bruder? Oder soll ich dir jemanden empfehlen?«

»Ser dy Arbanos Pflichten werden ihn zu sehr beanspruchen. Ich habe allerdings schon jemand anderen im Sinn, wenn ich auch nicht sicher bin, ob er das Amt annehmen wird. Wenn nicht, komme ich gern auf deine Empfehlung zurück.«

»Was denn? Es ist doch nicht dy Gura?«, fragte dy Baocia, und Foix bedachte ihn mit einer knappen, liebenswürdigen Verbeugung. »Oder sein wackerer Bruder?«

»Ferda wird bereits von seinem Vetter, dem Marschall dy Palliar, für den anstehenden Feldzug beansprucht. Er wird nicht mehr lange hier sein. Und selbst wenn Foix ein Offizier in meinen Diensten bleibt, so wird er doch sehr viel im Auftrag des Tempels unterwegs sein. Die Pflichten eines Rittmeisters erfordern allerdings dauernde Anwesenheit. Ich bin mir nicht sicher, welchen Titel ich Foix verleihen soll. Königlicher Zauberer? Meister der Dämonen?«

»Mir würde es völlig ausreichen, wenn ich Ritter bliebe, Majestät«, warf Foix hastig ein.

»Dann werde ich zuerst eine Aufgabe für Euch finden, und dann den Titel«, meinte Ista. »Doch Ihr werdet etwas brauchen, um damit prahlen zu können, wenn wir an anderen Höfen zu Gast sind. Ein gewisser … majestätischer Hochmut wird von Euch erwartet, und Ihr werdet ihn um meinetwillen pflegen müssen.«

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wie Ihr befehlt, Majestät.«

Sie bogen in den steinernen Innenhof ein und stiegen zur Galerie hinauf. Ista unterdrückte ein Schaudern, als sie über jene Stufen schritt, auf denen sie einem Gott gegenübergestanden hatte. Aus der geöffneten Tür ihres Doppelzimmers drang eine vertraute, aber unerwartete Stimme.

»Sie legt keinen Wert mehr auf deine Dienste«, verkündete Lady dy Hueltar würdevoll. »Sie hat keine Verwendung für dich. Ich bin jetzt hier, und ich kann dir versichern, ich bin sehr viel besser vertraut mit all ihren Bedürfnissen, als du es jemals sein wirst. Also lauf wieder zurück zu den Ställen, oder wo immer du herkommst. Fort, fort!«

»Aber das kann nicht sein«, erwiderte Liss überrascht.

Foix hob die Brauen, kniff sie dann finster zusammen. Ista bedeutete ihm, sich zurückzuhalten; dann schob sie sich ins Vorzimmer. Die Männer kamen hinterdrein.

»Was ist das für eine Streiterei?«, wollte Ista wissen.

Rote Flecken glühten auf Lady dy Hueltars Wangen. Sie zögerte und holte dann tief Luft. »Ich habe diesem ungehobelten Mädchen hier erklärt, dass Ihr mit Eurer überhasteten Pilgerfahrt nun fertig seid, liebe Ista, und dass Ihr wieder einer angemessenen Zofe bedürft, keiner Pferdepflegerin.«

»Ganz im Gegenteil. Ich brauche Liss dringend.«

»Aber sie ist nicht geeignet, um einer Königin aufzuwarten! Sie ist nicht mal eine Dame!«

Liss kratzte sich am Kopf. »Nun, das ist wahr. Ich verstehe nicht viel vom Warten. Ich eigne mich besser für schnelles Reiten.«

Ista lächelte. »Allerdings.« Ihr Lächeln wurde ein wenig angespannt, als sie an die Szene dachte, in die sie eben hineingeplatzt war. Hatte Lady dy Hueltar tatsächlich geglaubt, sie könnte Liss von ihrer Seite fortlocken oder vertreiben, sie wegschicken und sie glauben machen, sie wäre entlassen?