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Er beschleunigte seinen Schritt und folgte den Jungen. Er bog um eine Ecke, bog noch einmal ab, und richtig: Das »Ungesäuerte Brot«, ein hölzerner Pavillon im pseudo-klassischen Stil, stand in Flammen und sah aus wie ein purpurroter, in der Dunkelheit erblühter Strauch. Die Flammen loderten heftig, ihnen war kein Einhalt zu gebieten – offenbar sprangen überall Funken über, und der Koch hielt Maulaffen feil. Da war er, in weißer Mütze und weißer Schürze, und bei ihm zwei Küchenjungen. Sie sprangen um die Brandstätte herum und fuchtelten mit den Händen. Aber vergebens, das Gebäude war verloren, man konnte es nicht mehr löschen, stellte der Oberst mit erfahrenem Blick fest. Man musste aufpassen, dass das Feuer nicht auf das Nachbarhaus Übergriff. Ach, hier müsste eine Feuerspritze her.

Doch noch während er das dachte, erklangen hinter der Straßenbiegung Glockengeläut, Hufgetrappel und munteres Geklirr, und nacheinander kamen zwei Gespanne die vom Feuer erleuchtete Straße entlanggejagt.

Das erste war eine verwegene, mit Rappen bespannte Troika, in der ein hagerer Mönch mit violettem Käppchen und wertvollem Brustkreuz stand, zu voller Größe aufgerichtet (der Archimandrit selbst, wie Felix Stanislawowitsch sogleich anhand des Kreuzes erriet). Ihm folgte in höchster Eile ein sechsspänniges Fuhrwerk mit Falben, die eine hochmoderne Löschmaschine hinter sich herzogen, wie man sie in Sawolshsk noch nicht einmal von ferne gesehen hatte. Zu beiden Seiten des blitzenden, kupfernen Ungeheuers thronten sieben Mönche in blank geputzten Helmen, mit Brandhaken, Pickeln und Äxten in der Hand.

Der Hochehrwürdige sprang mit beiden Beinen auf den Boden und begann mit gellender Stimme Kommandos zu erteilen, die von den Feuerwehrleuten mit einer Exaktheit ausgeführt wurden, die den Oberst begeisterte.

Im Handumdrehen hatten sie den Feuerwehrschlauch aus Persenning entrollt und die Pumpe an ein Wasserfass angeschlossen, und nun besprengten sie zunächst reichlich das benachbarte Gebäude, das noch kein Feuer gefangen hatte, um danach die Bäckerei zu löschen.

Es war noch keine halbe Stunde vergangen, und die Gefahr war vollkommen gebannt. Mit Brandhaken zerrten die Mönche die verbrannten Balken heraus; das verkohlte, nasse Holz qualmte, und Vater Witali unterzog, einem siegreichen Heerführer auf einem von Leichen übersäten Schlachtfeld gleich, den niedergeschlagenen Koch einer gestrengen Befragung.

»Was für ein Pope!«, dachte Lagrange beifällig. »Schade, dass er keine militärische Laufbahn eingeschlagen hat, er wäre ein ausgezeichneter Regimentskommandeur geworden. Oder sogar ein Divisionsgeneral.«

Auch die Frage der Polizei klärte sich. Gott weiß woher – das Feuer brannte noch lichterloh – , erschien plötzlich eine Kolonne hoch gewachsener Mönche in kurzen Kutten, mit Stiefeln und weißen Armbinden angetan. Der Kommandant war ein kräftiger rotgesichtiger Hieromonach, der aussah, wie man sich den Leiter eines städtischen Polizeireviers vorstellte. Jeder Mönch trug einen imponierenden Gummiknüppel am Gürtel – eine äußerst humane, in jeder Hinsicht ausgezeichnete Erfindung der Neuen Welt: Wenn man einem Raufbold mit diesem Ding eins über die Rübe zog, schlug es ihm nicht das Hirn raus, sondern es ließ ihn nachdenklich werden.

Die Mönche hatten im Nu eine Kette um das Feuer gebildet und drängten die Menge zurück, wozu die Knüppel gar nicht notwendig waren, weil die Gaffer die Anordnungen der Ordnungshüter ergeben befolgten.

Und Felix Stanislawowitsch wurde klar, warum auf den Inseln Ordnung herrschte und es hier keine Verbrechen gab. Solche wackeren Burschen könnte ich auch gebrauchen, dachte er voller Neid.

Während er durch die ruhigen, sich schnell leerenden Straßen zu seinem Nachtlager zurückkehrte, überließ er sich einem Anfall von Inspiration. Unter dem Eindruck des Erlebten kam dem Oberst eine glänzende Idee zur allgemeinen Umgestaltung der Gendarmerie und der Polizei.

Man müsste einen mönchischen Ritterorden gründen, in der Art des Deutschen Ordens, um dem ganzen Gebäude der russischen Staatlichkeit ein solides Fundament zu geben, träumte Felix Stanislawowitsch. Man würde die besten, dem Thron am meisten ergebenen tapferen Kämpen aufnehmen, die Abstinenz, unbedingten Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, Uneigennützigkeit und Ehelosigkeit geloben müssten. Ein Keuschheitsgelübde wäre wohl nicht nötig, aber Ehelosigkeit wäre gut. Damit ließe sich vielen Problemen aus dem Weg gehen. Das heißt, einfache Polizisten und selbst Offiziere der niederen Ränge bräuchten keine Ordensmitglieder zu sein, aber nur diejenigen sollten hohe Ränge in der Hierarchie bekleiden können, die das Gelöbnis abgelegt hatten. Nun, eben wie beim geistlichen Stand, wo es die weltliche und die klösterliche Geistlichkeit gab. Dann würden ein wirkliches Königreich der Ordnung und das Diktat strikter Gesetzlichkeit anbrechen.

Der Oberst war so gefesselt von seinen großartigen Plänen, er klapperte mit seinen Absätzen so kräftig über die Eichenbohlen des Trottoirs, dass er beinahe an der »Zuflucht der Demütigen« vorbeimarschiert wäre (was im Dunkeln nicht schwierig war, denn das Aushängeschild für freie Zimmer wurde einzig vom Licht der Sterne beleuchtet).

Der fromme Diener riss sich von seinem Buch los, das von feuchten, klebrigen Händen beschmutzt und zweifellos religiösen Inhalts war, und blickte den Gast über den Rand seines eisernen Brillengestells hinweg missbilligend an. Er kaute eine Zeit lang auf den Lippen und sagte dann:

»Sie hatten Besuch von einer Person.«

»Was für eine Person?«, wunderte sich Lagrange.

»Weiblichen Geschlechts«, teilte der Fastenbruder noch unfreundlicher mit. »Mit einem großen Hut und einem kleinen Netz vor dem Gesicht. Keine Pilgerin.«

»Das war sie!«, erkannte Felix Stanislawowitsch, als er von dem »kleinen Netz« hörte. Sein tapferes Herz schlug schneller und heftiger.

Wie hatte sie erfahren, wo er ab gestiegen war?

Ach, gab der Polizeimeister sich gleich selbst die Antwort, die Stadt war klein, es gab nur wenige Hotels, und er war ein stattlicher Mann. Es dürfte nicht schwierig gewesen sein, ihn zu finden.

»Wer war die Dame, kennst du sie?«, fragte er und beugte sich vor. »Wie heißt sie?«

Er wollte sogar zehn oder auch fünfzehn Kopeken auf das Schreibpult legen, doch Stattdessen schlug er mit der Faust darauf.

»Nun!«

Der Diener warf einen respektvollen Blick auf die ausnehmend kräftige Faust, die Missbilligung in seinem Blick verschwand, und er schmückte seine Rede mit schönen Worten:

»Das ist uns nicht bekannt. Wir haben sie in der Stadt schon gesehen, aber uns hat sie das erste Mal beehrt.«

Das schien glaubwürdig – die wunderschöne, elegante Dame hatte in diesem Loch nichts verloren.

»Sie hat Ihnen eine Notiz hinterlassen. Hier, bitte!«

Der Oberst ergriff den schmalen verschlossenen Umschlag und roch daran. Er duftete nach einem würzigen, feinen Aroma, das Felix Stanislawowitschs Nasenflügel leicht erbeben ließ.

Nur zwei Worte: »Mitternacht. Sinai.«

Was hatte das zu bedeuten?

Sein honigsüßes Herz sagte dem Polizeimeister sogleich: Das waren Zeit und Ort für ein Treffen. Nun, die Zeit war klar – zwölf Uhr null null. Aber was war »Sinai«? Offensichtlich eine Allegorie.

Denk nach, befahl Lagrange sich selbst, nicht umsonst hat Seine Exzellenz der Gouverneur damals gesagt: »Ich bewundere die Schärfe Ihres Verstands, Oberst.« Vor allem war es nur noch eine Dreiviertelstunde bis Mitternacht!

»Sinai, Sinai, erfahre wohl . . .« Nachdenklich sang Felix Stanislawowitsch eine Zeile aus dem Liedchen »Ein Bukett voller Liebe« vor sich hin.

Der Diener, noch immer unter dem Eindruck der Faust des Polizeimeisters, fragte hilfsbereit: